von Sven Geitmann | Jan. 21, 2025 | 2025, Deutschland, Energiewirtschaft, Entwicklung, Europa, News, Wasserstoffwirtschaft
Was für Entwicklungen – wir leben in bewegten Zeiten. Zeitgleich finden derzeit mehrere transformative Prozesse statt: Nicht nur die Energie-, Verkehrs- und Wärmewende mit der Abkehr von fossilen Energieträgern oder gesellschaftlich der Trend zu verstärkt autokratischen Strukturen, sondern mit KI (künstlicher Intelligenz) auch die komplette Umgestaltung des Informations- und Kommunikationssektors.
Es stehen also nicht nur sämtliche Industrieunternehmen vor der Frage, wie ihre Energieversorgung bis 2045 CO2-frei erfolgen kann. Wir stehen nicht nur vor der Frage, wie wir Kriege beenden und demokratische Strukturen stärken können. Der Transformationsprozess betrifft die gesamte Gesellschaft – weltweit. Auch die Nachrichtenzentralen, Medienhäuser und Presseagenturen müssen sich neuen Herausforderungen stellen und beispielsweise einen Umgang mit computergenerierten Informationen und Fake News finden – ob sie wollen oder nicht.
Und natürlich spielt hier auch die voranschreitende Klimakrise eine entscheidende Rolle: Werden fortan weiterhin Journalisten live vor Ort recherchieren und von dort berichten? Wie viele Reisen sind in Zukunft aus Umweltschutzgesichtspunkten noch vertretbar? Wie entwickeln sich die Papierpreise und Portokosten? Braucht es zukünftig überhaupt noch Verlage? Will die Leserschaft auch morgen noch Printexemplare beziehen oder werden neben mehr digitalen Angeboten sowie Podcasts, Videos und Webinaren noch weitere Formate benötigt?
Mit all diesen Fragen hat sich auch der Hydrogeit Verlag beschäftigt – bereits vor Jahren. Ursprünglich als Ein-Mann-Verlag gestartet, hat sich das Betätigungsspektrum seit der Gründung im Jahr 2004 merklich verändert. Seit längerem gibt es mittlerweile ein Team, das sich um die Herausgabe von HZwei und H2-international kümmert – inzwischen rund zehn Personen, die in Teilzeit mitwirken.
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Trotz des emsigen und nachhaltigen Engagements all dieser Akteure stoßen wir immer wieder an Grenzen. Während der Wasserstoffsektor und das Interesse an H2– und BZ-Themen weiter wachsen, ist unser Angebot in den vergangenen Jahren weitestgehend gleich geblieben – qualitativ hochwertig, so melden uns das viele Lesende immer wieder zurück –, aber schwerpunktmäßig immer noch auf den Printsektor und die gedruckten HZwei-Hefte fokussiert. Und nicht wirklich tagesaktuell. Das darf sich gerne ändern.
Damit HZwei und H2-international auch zukünftig weiterhin als Leitmedien der Branche wahrgenommen werden, bedarf es jetzt Neuerungen. Um online eine aktuelle Berichterstattung zu ermöglichen und modernere Formate anbieten zu können, braucht es entsprechende Strukturen und auch mehr Power.
Aus diesem Grund haben wir uns bereits vor Monaten nach geeigneten Kooperationspartnern umgeschaut und mit dem Gentner Verlag einen Akteur gefunden, der thematisch und strukturell perfekt zu uns passt. Mit seinen Marken „Photovoltaik“ und „Erneuerbare Energien“ bringt das Stuttgarter Verlagshaus zwei wichtige Zeitschriften heraus, die hervorragend zu unserem Magazin über Wasserstoff und Brennstoffzellen passen.
Wir haben daher beschlossen, ab diesem Jahr zusammenzuarbeiten, um gemeinsam noch besser den Energiesektor bespielen zu können. Freuen Sie sich also darauf, dass ab sofort nicht nur aktueller und umfassender, sondern zukünftig auch mittels neuer Formate informiert wird.
Als erste Maßnahme haben wir die Erscheinungsweise erhöht. HZwei und H2-international kommen 2025 fünf Mal, ab 2026 sogar sechs Mal im Jahr heraus. Zudem werden wir mit einem eigenen Messestand auf der Hydrogen & Fuel Cells Europe in Hannover vertreten sein, um dort in Interaktion mit Ihnen, der Leserschaft, treten zu können. Weitere Maßnahmen folgen im Laufe des Jahres.
Wir freuen uns auf einen intensiveren Austausch sowie konstruktive Rückmeldungen.
Es sind bewegte Zeiten, und wir wollen sie nicht nur informativ begleiten, sondern aktiv dazu beitragen, sie nachhaltig mitgestalten zu können.
von David Sauss/ Markus Hartwig | Jan. 21, 2025 | 2025, Energiespeicherung, Energiewirtschaft, Wasserstoffwirtschaft
Grüner Wasserstoff für die Forschung
Am Research Airport in Braunschweig entsteht eine Forschungsumgebung entlang der H2-Wertschöpfungskette. Dort werden sowohl die grüne Wasserstofferzeugung als auch die Speicherung, der Transport sowie der Einsatz von Wasserstoff in der Schwerlastmobilität erforscht. Auf dem etwa 5.000 m2 großen Gelände entstand nach den Entwürfen des Büros jahn architektur eine einzigartige H2-Forschungslandschaft im Reallabormaßstab und damit ein Demonstrator einer zukünftigen Energiezentrale im Megawattbereich.
Der Transport und die Speicherung erneuerbarer Energien gehören zu den größten Herausforderungen der Energiewende. Ein Lösungsweg zeichnet sich in Verbindung mit Technologien rund um den Energieträger Wasserstoff ab. Durch den Bau des Hydrogen-Terminals Braunschweig wird ein Ort zur Kompetenzbündelung der Forschung entlang der H2-Wertschöpfungskette im Megawattbereich geschaffen. Das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit einem Gesamtfördervolumen von über 20 Mio. Euro geförderte Projekt wird als Verbundvorhaben unter der Leitung des Steinbeis-Innovationszentrums energieplus (SIZ energieplus), der Technischen Universität Braunschweig und der Universität Hamburg gemeinsam mit den Projektpartnern BS Energy und dem Fraunhofer-Zentrum für Angewandte Nanotechnologie (CAN) umgesetzt.
Motivation für das Vorhaben
Das Herzstück des Projekts ist derzeit der AEM-Multicore-Elektrolyseur der Firma Enapter mit einer Leistungsklasse von 1 Megawatt, welcher als weltweit erster Prototyp die AEM-Technologie (Anion Exchange Membrane, AEM) nach Braunschweig bringt. Zusätzlich soll auf dem Gelände in den kommenden Monaten die neuartige Zink-Zwischenschritt-Elektrolyse von STOFF2 zur Wasserstoffproduktion eingesetzt werden. Ergänzend zu den außerhalb des Gebäudes platzierten Elektrolyseuren wurden im Forschungsgebäude Elektrolyseprüfstände eingerichtet, welche die alkalische Elektrolyse und die PEM-Elektrolyse (Proton Exchange Membrane, PEM) beforschen.
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Mit den verschiedenen Elektrolysetechnologien ist die essenzielle Bandbreite der bestehenden Erzeugungsansätze für grünen Wasserstoff zum direkten Vergleich innerhalb des Hydrogen-Terminals vertreten. Im Rahmen des Projekts wird für alle Technologien an der Erhöhung des jeweiligen Wirkungsgrads geforscht. Zusätzlich wird im Rahmen des Forschungsprojekts die Erzeugung von Wasserstoff durch (Co-)Pyrolyse von kohlenwasserstoffhaltigen Ausgangsstoffen erprobt und weiterentwickelt.
Status quo in der Umsetzung
Der mit regenerativem Strom erzeugte grüne Wasserstoff aus den Elektrolyseuren wird verschiedenen Nutzungsformen zugeführt. Zum einen wird er in internen Prüfständen verwendet, um Alterungsversuche an Brennstoffzellen- und Elektrolysemembranen durchzuführen. Zum anderen werden weitere externe (Brennstoffzellen-)Prüfstände am Fraunhofer-Zentrum für Energiespeicher und Systeme (Fraunhofer ZESS) und am rund einen Kilometer entfernten Niedersächsischen Forschungszentrum für Fahrzeugtechnik (NFF) per Pipeline mit dem grünen Wasserstoff versorgt.
Parallel zur Versorgung mit Wasserstoff wird das Fraunhofer ZESS mit der Elektrolyseabwärme beliefert. Hierzu wird das Temperaturniveau der Abwärme aus den Elektrolyseprozessen mithilfe einer Hochtemperaturwärmepumpe angehoben und über ein Nahwärmenetz zur Verfügung gestellt. Ergänzend zur Verwendung des Wasserstoffs in den Prüfständen wird dieser genutzt, um die Wasserstoffspeicherung im derzeit weltgrößten Metallhydridspeicher der Firma GKN Hydrogen zu erproben.
Auf dem Gelände des Hydrogen-Terminals wird der produzierte Wasserstoff, neben der Anwendung in Prüfständen, zum Betrieb einer Wasserstofftankstelle des Herstellers Maximator verwendet. An dieser Tankstelle können Schwerlastfahrzeuge bei einer Druckstufe von 350 bar mit grünem Wasserstoff betankt werden.
Weiterhin wird untersucht, wie mit den Elektrolyseuren und den Brennstoffzellen in Verbindung mit einem großen Batteriespeicher (Speicherkapazität: 1,1 MWh) und der Solaranlage das Netz stabilisiert werden kann, wenn konventionelle, fossile Kraftwerke nicht mehr zur Verfügung stehen.
Nachdem im Spätsommer die feierliche Eröffnung stattgefunden hatte, wurden anschließend die zeitintensiven Inbetriebnahmen durchgeführt. Die gemeinsam mit dem TGA-Planer EGS-plan aus Stuttgart ausgelegte Hochtemperaturwärmepumpe von Combitherm ist bereits in Betrieb, ebenso wie die redundanten Propan-Wärmepumpen von Viessmann. Aktuell werden die Lüftungsanlage von Trox und der Elektrolyseur von Enapter in Betrieb genommen. Hierbei wird der zertifizierte Anlagenbauer H2 Core Systems aus Heide auch auf diesem System geschult und ist zukünftig in der Lage, den Bau und die Inbetriebnahme des Nexus1000 selbständig durchzuführen.
Bis Ende des Jahres wird die Batterieanlage durch SMA in Betrieb genommen. Hier arbeiten wir mit dem Vermarkter Next Kraftwerke und dem elenia Institut für Hochspannungstechnik und Energiesysteme zusammen, um die netzbildenden Eigenschaften zur Spannungs- und Frequenzstabilisierung des Wechselrichters zu untersuchen.
Abb. 2: Markus Hartwig (r.) und David Sauss (l.) mit Sebastian Sipp, dem Geschäftsführer von STOFF2, auf dem Gelände des Hydrogen-Terminals in Braunschweig
Abb. 2: Markus Hartwig (r.) und David Sauss (l.) mit Sebastian Sipp, dem Geschäftsführer von STOFF2, auf dem Gelände des Hydrogen-Terminals in Braunschweig
Grüner Wasserstoff mit PV vor Ort
Neben der mittlerweile vorgeschriebenen Solarisierung der Dachflächen wurde zur Demonstration auf der verbliebenen Ausgleichsfläche eine Agri-PV-Anlage realisiert. Bei dieser wurde vollständig auf Betonfundamente verzichtet und auf Schraubanker zurückgegriffen. Damit ist die Freiflächen-Photovoltaik vollständig rückbaubar und auch für temporär nutzbare Flächen geeignet. Die erzeugte Strommenge ist nicht ausreichend, um den Strombedarf der Anlagen zu decken; deshalb wird aktuell für die Inbetriebnahmen herkunftszertifizierter Grünstrom am Spotmarkt eingekauft.
Perspektivisch wird auf dem Nachbargrundstück eine 3 MWpeak-Freiflächen-Photovoltaik-Anlage gebaut. Hierfür sind sowohl Leerrohre verlegt als auch ein Einspeisefeld in unserer Mittelspannungs-Kundenanlage vorgesehen. Langfristig werden die direkten, lokalen Erneuerbaren für eine Zertifizierung des grünen Wasserstoffs nicht ausreichen. Hierzu werden wir weitere Direktlieferverträge (PPA) abschließen, um die notwendigen Volllaststunden bzw. Produktionsmengen zu erreichen.
Erweiterung um Zink-Zwischenschritt-Elektrolyse
Aktuell untersuchen STOFF2 und SIZ energieplus die Einbindung einer sogenannten Zink-Zwischenschritt-Elektrolyse vor Ort. Dabei handelt es sich um eine neue und innovative Elektrolyse-Technologie. Sie nimmt über vier Stunden Ökostrom auf, speichert die Energie sicher in Form von Zink im Elektrolyseur und entlädt dann über 12 bis 24 Stunden grünen Wasserstoff. Lade- und Entladeprozess können flexibel gesteuert werden. Damit ist sichergestellt, dass zum einen Strom aus erneuerbaren Energien dann geladen wird, wenn er günstig zur Verfügung steht, und zum anderen Wasserstoff genau dann bereitgestellt wird, wenn die Kunden ihn benötigen.
Am Standort des Hydrogen-Terminals in Braunschweig soll die Zink-Zwischenschritt-Elektrolyse die H2-Versorgungssicherheit im Zusammenspiel mit den anderen Komponenten weiter verbessern. Gleichzeitig soll mit dieser Technologie der Grad der Eigennutzung von PV-Strom erhöht werden.
Mit dem Hydrogen-Terminal Braunschweig wurde eine innovative Lern-, Ausbildungs- und Forschungsumgebung für Wasserstoff geschaffen, an der nun weitere Projekte andocken können.
Autoren: David Sauss, siz energieplus, Braunschweig, david.sauss@siz-energieplus.de
Markus Hartwig, STOFF2, Berlin, markus.hartwig@stoff2.com
von Lowie D'Hooghe | Jan. 21, 2025 | 2025, Entwicklung
Das Problem mit der Iridiumabhängigkeit
Die Forderung nach einer nachhaltigeren Wasserstofferzeugung war noch nie so nachdrücklich wie heute, da die Industrie eine Dekarbonisierung anstrebt. Die Erzeugung von grünem Wasserstoff durch Wasserelektrolyse ist zwar ein vielversprechender Weg zur Dekarbonisierung, hat aber mit einer harten Realität zu kämpfen: der fast vollständigen Abhängigkeit von einer teuren und umweltbelastenden Ressource. Aber was hat es mit dem Iridium auf sich? Und kann Wasserstoff seinem Ruf als Schlüsselinstrument für die industrielle Dekarbonisierung gerecht werden?
Hohe Leitfähigkeit und ein hoher Schmelzpunkt sind nur einige der einzigartigen Eigenschaften von Iridium. Vor allem dient Iridium als hervorragender Katalysator für die Wasserelektrolyse mit Protonenaustauschmembranen (PEM). Dies geht so weit, dass praktisch alle heute verwendeten PEM-Elektrolyseure Iridium als Katalysator für die Sauerstoffentwicklungsreaktion (OER) auf der Anodenseite ihrer Zellen verwenden. Dieser Ansatz hat jedoch auch einige Nachteile.
Iridium ist außerdem eines der seltensten Elemente auf der Erde. Es ist über 50-mal seltener als Gold. Und da jährlich nur etwa 7 bis 9 Tonnen gefördert werden, trägt seine arbeitsintensive Förderung zu einer bereits angespannten Umweltbelastung bei. Der Grund dafür ist, dass die Gewinnung und Raffination von Iridium sehr CO2-intensiv sind, was seine Verwendung in alternativen Energien weiter erschwert.
Die Kosten für Iridium machen seine Verwendung für die Wasserstofferzeugung noch komplizierter. Als eines der seltensten und teuersten Edelmetalle schwanken die Preise zwischen 4.000 und 6.000 US-$ pro Unze. Damit stellt das begrenzte Angebot an Iridium eine besondere Herausforderung für die Skalierung der erneuerbaren Wasserstoffproduktion dar. Seine Knappheit in Verbindung mit der hohen Nachfrage nach PEM-Elektrolyseuren treibt die Kosten weiter in die Höhe. Und da die Ir-Beladung der Anodenseite dieser Systeme 1 bis 2 mg/cm2 erfordert, macht diese Abhängigkeit die Ir-Reduzierung nicht nur zu einer technischen Priorität, sondern zu einem entscheidenden Schritt, um Wasserstoff zu einer wirtschaftlich tragfähigen Energielösung zu machen.
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abb. 2 MEA-Stack
Da die weltweite Nachfrage nach Elektrolyseuren steigt, stellt die Abhängigkeit von Iridium eine wachsende Herausforderung dar. Iridium ist ein Nebenprodukt der Platinraffination, so dass beide Märkte miteinander verflochten sind. Die zunehmende Einführung von Technologien, die auf Iridium angewiesen sind, führt zu dessen Verknappung, so dass eine Verringerung der Abhängigkeit im Interesse der Skalierbarkeit und Nachhaltigkeit der Wasserstofferzeugung von entscheidender Bedeutung ist.
Wenn der Markt für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren langfristig schrumpft, könnte auch das Angebot an Platin (und folglich auch an Iridium) zurückgehen, da der Hauptmarkt für Platin heute maßgeblich Katalysatoren für Verbrenner-Pkw und -Lkw sind. Die Bemühungen um eine Optimierung der Ir-Nutzung sind jedoch bereits weit fortgeschritten, so dass die H2-Industrie in der Lage sein wird, die künftige Nachfrage zu decken, ohne auf seltene Ressourcen zurückgreifen zu müssen.
Mit weltweit steigender Nachfrage nach Ir-basierten Wasserstofftechnologien wird die Verknappung des Elements mitunter weiter zunehmen. Dies unterstreicht die entscheidenden Bemühungen zur Reduzierung des Ir-Bedarfs, sodass Erschwinglichkeit, Skalierbarkeit und Nachhaltigkeit gewährleistet werden können. Um dem Bedarf gerecht zu werden, sind daher gemeinsame Anstrengungen zur Verringerung der Abhängigkeit von einem so schwer zu bekommenden Metall bereits in vollem Gange.
PEM-Elektrolyseur-Technologie
PEM-Elektrolyseure werden zur Herstellung von Wasserstoff durch Wasserelektrolyse verwendet, einen Prozess, bei dem Wasser mithilfe von Elektrizität in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten wird. Diese Elektrolyseure werden für die Produktion von grünem Wasserstoff eingesetzt und unterstützen eine breite Palette von Anwendungen wie der Stahlherstellung, dem Transport und der chemischen Produktion. Der Elektrolyseur besteht aus mehreren Komponenten, darunter die Anode, die Membran und die Kathode, um nur einige zu nennen. Die Anode stellt jedoch den Flaschenhals in diesem Prozess dar.
Trotz ihrer entscheidenden Rolle bei der Erleichterung der Sauerstoffentwicklungsreaktion bleibt die Abhängigkeit der Anode von hohen Iridium-Beladungen eine ständige Herausforderung. Aufgrund seiner ausgezeichneten Korrosionsbeständigkeit, seiner leitfähigen Eigenschaften und seiner hohen Aktivität für die OER wird Iridium von PEM-Elektrolyseuren als entscheidendes Element des Anodenkatalysators eingesetzt.
Die Membranelektrodenanordnung (MEA) ist das Herzstück eines PEM-Elektrolyseurs. An diesem Punkt des Prozesses wird Wasser durch Elektrolyse in Wasserstoff- und Sauerstoffionen aufgespalten. Das Design der MEA ist ausschlaggebend für die Effizienz, da es einen effektiven Protonentransfer, minimale Energieverluste und eine lange Lebensdauer unter rauen Bedingungen gewährleistet. Durch die Optimierung des Katalysatoreinsatzes und die Verbesserung der Materialleistung ebnen moderne MEA-Technologien den Weg für eine skalierbare H2-Produktion. Sie machen erneuerbaren Wasserstoff zu einer zunehmend praktikablen Lösung für die Dekarbonisierung.
Die Komponenten des PEM-Elektrolyseurs sind in ihrer Funktionalität voneinander abhängig, um Wasserstoff effizient produzieren zu können. Angesichts der Abhängigkeit von einem so wertvollen Element ist die Verwendung von Iridium zu optimieren, um den PEM-Wasserstofferzeugungsprozess kostengültig gestalten zu können. Die zunehmende Dringlichkeit, die Abhängigkeit von Iridium aus finanziellen und ökologischen Gründen zu verringern, hat zu Innovationen in der H2-Branche geführt. Für PEM-Elektrolyseure bedeutete dies die Entwicklung neuer Komponententechnologien, um die Auswirkungen knapper Materialien zu minimieren und gleichzeitig die Leistung beizubehalten.
Eine auf Fortschritt aufgebaute Partnerschaft
Die anspruchsvollen Betriebsbedingungen des PEM-Elektrolyseurs stellen einzigartige Herausforderungen dar, insbesondere im Hinblick auf den Materialverschleiß im Laufe der Zeit. Da die Langlebigkeit ein so kritischer Faktor ist, hat die inhärente Widerstandsfähigkeit von Iridium es lange Zeit zu einer Schlüsselkomponente gemacht. Mit zunehmender Skalierung der H2-Produktion wird eine Verringerung des Iridiumverbrauchs unerlässlich. Lösungen für diese Art von Herausforderungen erfordern jedoch Innovation und Zusammenarbeit.
Im Jahr 2017 begann Toshiba mit der Entwicklung einer innovativen MEA-Technologie zur Reduzierung von Iridium, mithilfe derer die Kosten des Katalysators sinken und gleichzeitig die katalytische Oberfläche vergrößert wird, was die Iridiumbeladung um bis zu 90 Prozent reduziert. Der Wechsel von beschichteten Katalysatormembranen (CCM) hin zur Direktbeschichtung auf eine poröse Transportschicht (PTL) führt zu einer erheblichen Verringerung des Iridiumverbrauchs bei der H2-Erzeugung.
Im Jahre 2022 ging Toshiba eine Partnerschaft mit Bekaert ein, um die Verfügbarkeit der MEA-Technologie von Toshiba zu verbessern. 2024 schlossen die Unternehmen eine offizielle Lizenzvereinbarung ab, die es Bekaert ermöglicht, die Toshiba-Innovation zu industrialisieren, so dass eine kostensenkende Technologie in den Markt eingeführt werden kann.
Innovationen für nachhaltige Komponenten
Nachhaltigkeit ist in jeder Phase der innovativen Prozesskette von Bekaert fest verankert. So wird sichergestellt, dass jede Lösung so entwickelt wird, dass sie die Bedürfnisse der Kunden erfüllt oder übertrifft und gleichzeitig zu einer nachhaltigeren Zukunft beiträgt. Die Reduzierung des Iridiumverbrauchs in Zusammenarbeit mit Toshiba ist ein Beispiel für das Engagement von Bekaert für Nachhaltigkeit. Dabei geht es nicht nur um die Umweltauswirkungen der Förderung seltener Metalle, sondern auch um den wirtschaftlichen Druck, der mit der Verknappung von Iridium einhergeht.
Die Zukunft des Wasserstoffs gestalten
Im Zuge der Umstellung des Energiesektors auf sauberere Alternativen sind Innovationen wie die iridiumreduzierende PEM-MEA-Technologie von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass PEM-Elektrolyseure sowohl praktisch als auch skalierbar sind. Durch den Einsatz fortschrittlicher Technik und kooperative Durchbrüche setzt Bekaert einen neuen Standard für Nachhaltigkeit, ohne dabei Kompromisse bei Haltbarkeit oder Effizienz einzugehen. Dieser Ansatz positioniert die Wasserstofftechnologie nicht nur als Lösung für den heutigen Energiebedarf, sondern auch als Eckpfeiler für eine sauberere und widerstandsfähigere Zukunft.
von Eva Augsten | Jan. 2, 2025 | 2024, Deutschland, Markt, Meldungen, Messen, News, Wasserstoffwirtschaft
Die Wasserstoff-Konferenz und -Messe Hydrogen Technology Expo hat im Oktober 2024 erstmals in Hamburg stattgefunden. Dort gibt es noch einiges Wachstumspotenzial. Das liegt nicht nur daran, dass die Hamburger Messe größer ist als die in Bremen – wo diese Veranstaltung in den vergangenen drei Jahren abgehalten wurde –, sondern auch daran, dass sich Hamburg zu einem Wasserstoff-Hub in Norddeutschland entwickelt.
Mit gut 800 Ausstellern, rund 15.000 Messegästen und 1.500 Konferenzbesuchern gehört die noch junge Veranstaltung bereits zu den größeren Branchentreffs. Die Aussteller zeigten sich zufrieden mit den auf der Messe geknüpften Kontakten. Laut Veranstalter sind bereits über 80 Prozent der Flächen für das kommende Jahr gebucht. Mit sechs parallelen Vortragsreihen war auch das Konferenzprogramm abwechslungsreich. Das reichte von übergreifenden Themen wie dem internationalen Handel mit Wasserstoff im „Strategic Forum“ bis zu technischen Details über Testverfahren von Brennstoffzellen.
Eine reine H2-Veranstaltung ist die Hydrogen Technology Expo allerdings nicht. In den Aussteller- und Besucherzahlen sind auch diejenigen enthalten, die sich mit dem zweiten Schwerpunkt der Kongressmesse befassen – Carbon Capture and Storage (CCS), also dem Auffangen und Lagern von Kohlendioxid. Sponsor des Strategic Forum ist zudem der Ölriese Exxon Mobil.
Diese thematische Verknüpfung rief auch Umweltaktivisten von Greenpeace auf den Plan, die auf dem Messegelände gegen CCS protestierten. Für 2025 wird die „Carbon Capture Technology Expo“ mit einer eigenen Webseite beworben. Auf dem Internetauftritt der Hydrogen Technology Expo ist das Thema CCS kaum zu finden. Mit einigen weiteren Klicks sieht man jedoch schnell, dass Ausstellungsfläche und Konferenzprogramm identisch sind.
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von Sven Geitmann | Dez. 20, 2024 | 2024, Deutschland
Große Pläne und professionelles Marketing – das Auftreten der Firma HH2E war regelrecht beeindruckend, doch am 8. November 2024 beantragte das Hamburger Start-up Insolvenz in Eigenregie. Anlass dafür dürfte gewesen sein, dass der britische Mehrheitseigner Foresight Group das geplante H2-Großprojekt in Mecklenburg-Vorpommern doch nicht finanzieren wollte.
Geplant war unter anderem, sowohl bei Leipzig als auch in Lubmin Elektrolyseure zu errichten. An der Ostsee war die Rede vom Bau einer 100-MW-Anlage (bis 2030 1.000 MW) auf dem Gelände des ehemaligen Kernkraftwerks und von Investitionen über 45 Mio. Euro. Die Planung dafür gehe zwar zunächst weiter, aber es fehle ein Investor, heißt es aktuell.
Gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung sagte HH2E-Firmenchef Alexander Voigt: „Wir bleiben dem Ziel verpflichtet, Kontinuität und Stabilität in unseren Abläufen aufrechtzuerhalten, während wir an einer langfristigen Lösung arbeiten. Ich bin überzeugt, dass wir bald einen strategischen Partner finden werden, der unsere Leidenschaft für grüne Energie teilt und die Vision der HH2E AG unterstützen kann.“ Voigt gründete 1996 das Solarunternehmen Solon und gilt als Pionier der erneuerbaren Energien.
Das in Sachsen geplante HH2E-Projekt Thierbach bei Borna mit einem weiteren 100-MW-Elektrolyseur auf dem Areal des abgerissenen Braunkohlekraftwerks ist zunächst nur indirekt betroffen, da die HH2E-Thierbach-GmbH zwar eine hundertprozentige Tochter der 2021 gegründeten Hamburger Gesellschaft ist, selbst aber weiterhin zahlungsfähig ist. Im Rahmen dieses Projekts Net Zero LEJ sollte der Airport Leipzig/Halle zusammen mit DHL mit grünem Treibstoff versorgt werden.
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Götz Ahmelmann, Leiter des Flughafens Leipzig/Halle, erklärte: „Als Unternehmen sind wir überzeugt von der umwelt- und wirtschaftspolitischen Bedeutung einer industriellen Produktion von Sustainable Aviation Fuel (SAF).“ Seiner Meinung nach bleiben die Voraussetzungen für die Herstellung nachhaltiger Flugkraftstoffe im industriellen Maßstab aber „weiterhin hervorragend“. „Mit starken Partnern und ausgedehnten Flächen, unterstützt durch einen wichtigen Kunden wie DHL, der sich dem klimaneutralen Fliegen verpflichtet hat, sind wir bestens aufgestellt.“
Bei einem Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung kann die Firmenleitung die Geschäfte fortführen, wenn berechtigte Hoffnungen bestehen, das Unternehmen sanieren zu können. Ein vom Gericht ernannter Sachwalter überwacht dabei begleitend den Prozess. Berechtigte Hoffnung besteht, dass durch die Insolvenz bisherige Zwänge abgelegt und über neue Kooperationen mehr Handlungsspielraum gewonnen werden kann.