Start der Serienfertigung von Containerlösungen
Eisen transportieren, um Wasserstoff zu nutzen: Die neue H2-Speichertechnologie der AMBARtec AG befördert Eisengranulat und gewinnt den Wasserstoff vor Ort durch Oxidation. Mitte Februar 2025 unterzeichnete AMBARtec gemeinsam mit Purem by Eberspächer eine Kooperationsvereinbarung (MoU) zur Vorbereitung einer seriellen Herstellung dieser Eisen-Nugget-Behälter sowie für deren Transport in standardmäßigen 20-Fuß-Containern.
Die Dresdner AMBARtec AG hat in den vergangenen Jahren an einem Speicher– und Transportverfahren für Wasserstoff gearbeitet, bei dem genau genommen gar kein Wasserstoff transportiert wird, sondern Eisen. Eisen, das in diesem Fall in Form kleiner Nuggets vorliegt, entzieht dem Wasser Sauerstoff, wenn diese beiden Medien zusammengeführt werden, das heißt, es rostet beziehungsweise oxidiert. Was übrig bleibt, ist Wasserstoff, der vor Ort genutzt werden kann. Das oxidierte Eisen wird anschließend zurücktransportiert, so dass die Eisen-Nuggets für den nächsten Transport wiederverwendet werden können, was mehr als 5000-mal funktioniert. Die erneute Speicherbeladung erfolgt durch Reduktion des Eisenoxids mit zugesetztem Wasserstoff.
Eisen-Nuggets lassen sich relativ einfach in drucklosen Behältern lagern. Mehrere dieser Behälter werden dann in Containern installiert, so dass sie einfach und in großen Mengen befördert werden können. Matthias Rudloff, CEO und einer der Mitbegründer der AMBARtec AG, erklärte gegenüber HZwei: „Bei uns greift weder das Bundes-Immissionsschutzgesetz noch irgendeine Störfallverordnung oder dergleichen. Wir liefern Wasserstoff an jedes Unternehmen – das ist nicht schwierig mit unserem Speicher.“ Seine Vision ist, dass die Eisen-Nuggets in naher Zukunft im interkontinentalen Transport „nur noch als Schüttgut hin- und hergefahren werden“.
Im Vergleich zu herkömmlichen 300-bar-Druckgasspeichern bietet diese Technologie den Vorteil einer deutlich größeren Speicherkapazität. Ein Volumen von 1.000 Litern kann 90 kg Wasserstoff freisetzen. Kürzlich hat das Unternehmen dafür Fördermittel der EU und des Landes Sachsen erhalten. Gemeinsam mit der TU Bergakademie Freiberg soll die Speichertechnologie zeitnah auf 800 kg Wasserstoff erweitert werden. Die Vorbereitung der Serienfertigung wird vom Freistaat Sachsen sowie der EU mit Mitteln aus der „FuE-Verbundprojektförderung 2021-2027“ mit mehr als 4 Mio. Euro gefördert. Ziel ist die Errichtung von Europas erstem H2-Speicherkraftwerk am Standort in Freiberg bis Anfang 2026.
Einsatz als stationäres H2-Speicherkraftwerk
Der Transport von freisetzbarem Wasserstoff in Form von Eisen-Nuggets ist nur ein Aspekt der AMBARtec-Technologie – sie kann auch als stationäres H2-Speicherkraftwerk dienen. Damit bietet sie eine Alternative zu großen Stromspeichern aus Lithium-Ionen-Batterien, deren Markt derzeit stark wächst. Besonders viel Potenzial soll die Kombination des Speichers mit einer reversiblen Hochtemperatur-Festoxid-Elektrolyseurzelle (SOEC) bieten. Bei hohem Stromangebot kann die Einheit als SOEC Wasserstoff bereitstellen, der zur Speicherbeladung dient. Dabei wird auch das für die SOEC benötigte Wasser gewonnen. Bei der Entladung mit Wasserdampf entsteht der Wasserstoff, der dann im SOFC-Betrieb (Festoxid-Brennstoffzelle) zur Stromerzeugung genutzt wird. Obwohl die reversible SOFC heute noch sehr teuer ist, ist sich AMBARtec-CEO Rudloff sicher, dass bei größeren Anlagen mit mehr als einer Megawattstunde Stromspeicherkapazität ein spürbarer Kostenvorteil gegenüber Batteriespeichern entsteht.
Rudloff setzt dabei vor allem auf das Kraftwerkssicherungsgesetz. Dieses verlangt, dass für Kraftwerke Langzeit-Energiespeicher bereitgestellt werden, so dass 1 MW mindestens über eine Dauer von 72 Stunden unter Volllast zur Verfügung steht. Mit der Containerlösung sei das jederzeit möglich, so der Firmenchef. „Wenn erste Ausschreibungen hoffentlich noch dieses Jahr kommen, können wir da was Spannendes anbieten.“
Die Sachsen gehen derzeit gezielt mit ihrer innovativen Technologie an die Öffentlichkeit, da das Speicherverfahren jetzt fertig für die Vermarktung sei: „Man kann jetzt schon bestellen. Ab Anfang nächsten Jahres können wir dann Wasserstoff in Containern zur Verfügung stellen“, so Rudloff. Ab 2028 will AMBARtec jährlich mehrere Hundert dieser 20-Fuß-Standard-Container verkaufen – jeder davon fasst zehn Behälter mit Eisen-Nuggets. Weiter berichtet der Vorstandsvorsitzende: „Purem by Eberspächer begleitet uns ab sofort dabei, für die spätere Serienfertigung wichtige Erkenntnisse zu gewinnen und das dabei gewonnene Wissen effektiv für die Produktoptimierung zu nutzen – mit dem Ziel, das endgültige Produkt so günstig wie möglich herzustellen.“
AMBARtec stellt seine Wasserstoffspeichertechnologie auf der Hydrogen + Fuel Cells Europe vor, die im Rahmen der Hannover Messe stattfindet (s. Messevorschau auf Seite 9).
Autoren: Sven Geitmann, Jens Peter Meyer
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