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Nikola Motors – Die Perspektiven stimmen – trotz Störfeuern

Nikola Motors – Die Perspektiven stimmen – trotz Störfeuern

Das ging schnell: von 0,60 US-$ bis auf über 3,70 US-$ in wenigen Wochen und dann der Rückschlag auf unter 1,50 US-$ – ausgelöst durch den abrupten Abgang von Michael Lohscheller als CEO und Präsident. Der Ausblick indes kann besser nicht sein, auch wenn es nicht alles gradlinig geht – schon gar nicht an der Börse und im Aktienkurs. Aber Nikola Motors ist ein Start-up und dies beinhaltet manches Risiko und manche Unwegsamkeit in der noch jungen Firmengeschichte. Im Einzelnen:

Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: CEO Lohscheller geht zurück nach Europa und beendet seine Tätigkeit bei Nikola – operativ sofort, aber im Übergang bleibt er als Berater noch bis Ende September. Lohscheller begründet seinen Abgang mit einem Krankheitsfall in seiner Familie. Er hat Großes in schwierigem Umfeld für Nikola geleistet und das Unternehmen in seinen Anfängen gut aufgestellt. Sein Nachfolger Steve Girsky ist indes kein Unbekannter. Schon länger – seit Beginn via IPO – ist er bei Nikola in Managementfunktion, zuletzt als Chairman. Er hat Lohscheller früher zu Opel und dann auch zu Nikola geholt. Bei GM war er im Vorstand und gilt als verantwortlich für deren damalige Sanierung. Girsky antwortete auf die Frage eines Analysten, ob er als CEO nur eine Übergangsrolle erfülle, sinngemäß: Er sei da, um zu bleiben.

Eine weitere Personalie belastet aber noch: Der für das Wasserstoffgeschäft der Tochter Hyla zuständige Vorstand hat das Unternehmen verlassen – Gründe unbekannt. Hier sollte aber auch schnell eine Lösung gefunden werden.

Vorausgegangen war die Abstimmung über die rechnerische Erhöhung des Aktienkapitals um 800 Mio. Aktien auf 1,6 Mrd. Aktien, die auf der Hauptversammlung am 4. August 2023 positiv entschieden worden ist. Eine einfache Mehrheit reichte endlich aus (Gesetzesänderung: Vorher war die Mehrheit aller ausstehenden Aktien erforderlich). Nun hat Nikola wieder Spielraum, über die Ausgabe von Aktien neues Eigenkapital zu generieren – über ATM-Transaktionen (At-the -Market), aber auch die Platzierung bei institutionellen oder gar strategischen Investoren oder Wandelanleihen (Convertible).

Ein bestehendes ATM-Programm im Wert von 600 Mio. US-$ wurde am 4. August 2023 mit der Citicorp verlängert. Nikola benötigt nach eigener Aussage noch gut 600 Mio. US-$, um das Unternehmen in den kommenden zwei Jahren so aufzustellen, dass es in die Gewinnzone kommt. Dies ist für das Jahr 2025 (Cash-Flow-positiv) prognostiziert.

Kostensenkungsprogramme greifen

Sehr positiv die Anmerkung aus dem Unternehmen, dass man auf gutem Wege sei, den Kapitalbedarf pro Quartal auf 100 Mio. US-$ bis Ende 2023 zu senken. Aktuell liegt der Liquiditätsabfluss (Cash Burn) bei circa 150 Mio. US-$ im Quartal. 2022 waren es noch über 240 Mio. US-$ im Quartal. All das zeigt, dass Nikola seine Hausaufgaben richtig macht und man sich gut aufstellt, bis das Unternehmen voll im Laufen ist. Ziel: Nachhaltiges Überschreiten der Gewinnschwelle bei hohem Umsatzwachstum.

Ein Absatz von 1.000 bis 2.000 wasserstoffbetriebenen Lkw sei für den Übergang in die Gewinnzone notwendig, so ein Take aus der Bilanzpressekonferenz (Transskript). Bislang hat man bereits 200 FCEV-Tre von 18 Kunden in den Büchern. Dass da viele Aufträge kommen, kann als sicher unterstellt werden, ist Nikola doch der erste Anbieter dieser Lkw in größerer Stückzahl. Man bedenke: Kalifornien gibt pro BZ-Lkw einen Zuschuss in Höhe von 288.000 US-$ plus 40.000 US-$ von der US-Regierung via IRA. Zudem wird der Wasserstoff bezuschusst, wenn er denn grün (regenerativ erzeugt) ist: 3 US-$ pro kg sowie bis zu 2 US-$ pro kg zusätzlich in Kalifornien.

Da ein wasserstoffbetriebener Lkw von Nikola 400.000 US-$ kostet (der BEV-Tre kostet 324.000 US-$ vor Zuschüssen), sollte dies viele Logistiker zum Kauf animieren, da gerade der Schwertransport auf der Langstrecke dekarbonisiert werden soll und es da viele Auflagen (Emissionsgesetze, Auflagen bis hin zum Dieselverbot bis 2035) gibt, die großen Druck auslösen, die LKW-Flotten umzustellen – batterieelektrisch und/oder wasserstoffbetrieben via Brennstoffzelle oder Wasserstoffmotor (gibt es aber noch nicht in Serie).

Man bedenke zudem, dass durch die Skalierung des FCEV-Tres die Produktionskosten pro Einheit erheblich fallen werden beziehungsweise die Gewinnmarge erhöht wird. Aktuell liegen allein die Kosten an Material pro Fahrzeug bei 275.000 US-$. Dies wird aber mit zunehmender Skalierung günstiger ausfallen. Nun wurden erst einmal zehn Gamma-Lkw (für Testläufe bei Kunden) produziert. Die ersten FCEV-Tre werden im September zur Auslieferung kommen. Bis zum Jahresende werden 100 FCEV-Tre angepeilt und auch von den bereits produzierten BEV-Tre könnten 100 bis 150 bis Ende des Jahres einen Käufer gefunden haben.

Im dritten Quartal sollten es 60 bis 90 werden und 18 bis 28 Mio. US-$ Netto-Umsatz bringen (nach Abzug des Händlerrabatts). Aktuell stehen 139 auf dem Firmengelände und 92 bei den Händlern. Nikola produziert diese erst wieder ab Anfang 2024 und auch dann nur jeweils nach Auftragseingang – produce to order.

Anheuser-Busch als Trumpfkarte?

Mit dem Biergiganten Anheuser-Busch verbindet Nikola bereits seit 2018 eine lange Kooperation. Anheuser hat sich via LoI (Absichtserklärung) eingelassen, 800 FCEV-Tre zu kaufen. Bislang fahren bereits einige FCEV-Tre bei Biagi Brothers, die im Auftrag von Anheuser handeln und ohne Probleme über 12.000 Meilen zurücklegen. Wird daraus nun ein fester Auftrag? Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, da Anheuser bislang keine Anstalten machte, Nikola den Rücken zu kehren. Mit einem solchen Auftrag wären dann sofort 1.000 BZ-Trucks in den Büchern. Batterieelektrische Lkw werden von BYD (50 Stück) kommen und irgendwann auch 40 Semi von Tesla.

Fest steht: Der Fokus liegt eindeutig auf den wasserstoffbetriebenen Lkw, da hiermit Geld verdient wird – vor allem beim Wasserstoff: 60.000 bis 80.000 US-$ gelten als durchschnittliche Wasserstoffmenge pro Fahrzeug und Jahr in US-$ gerechnet. Und da ist Nikola der First Mover, während es von batterieelektrischen Modellen bereits eine Reihe von Wettbewerbern auf dem Markt gibt.

Michael Lohscheller sagte dazu: „Nikola ist das wahre Geschäft. […] Wir glauben, dass wir am besten positioniert sind, um den kommerziellen Übergang zur emissionsfreien Wirtschaft anzuführen und die Wasserstoffwirtschaft zu beschleunigen.“ Nikola wird verschiedene Preismodelle für die FCEV-Tre anbieten, da mancher Kunde lieber den Lkw basierend auf einem Leasingmodell kaufen und den Wasserstoff gleich via Kilometerpauschale included sehen möchte. Alles möglich.

Meldungen der vergangenen Wochen

Gleich zwei Programme zur Förderung der H2-Infrastruktur in Kalifornien konnten für Nikola gewonnen werden. Für acht H2-Tankstellen gibt es dazu Zuschüsse von über 58 Mio. US-$. Das ist sehr positiv zu werten, da Nikola mit Voltera (Tochter von EQT, einem Fonds) bereits ein Abkommen für den Bau von 60 Stationen über die kommenden Jahre abgeschlossen hat und durch die Förderung weitere Unterstützung erfährt.

Einen Auftrag über 13 E-Lkw (10 batterieelektrische und 3 wasserstoffbetriebene) konnte von J.B. Hunt eingenommen werden. Dieses Unternehmen betreibt einen eigenen umfassenden Fuhrpark, liefert aber zudem Dienstleistungen rund um den Waren-/Gütertransport für über 1 Million Lkw in den USA. Das sieht wie eine Steilvorlage für viel mehr aus.

Batterielieferant Proterra unter Konkursschutz

Ein fälliger Kredit von über 170 Mio. US-$ hat den Batteriezulieferer Proterra dazu veranlasst, sich unter den Konkursschutzparagrafen 11 zu begeben. Man will dadurch Zeit gewinnen, um die noch vorhandene Liquidität in Höhe von über 60 Mio. US-$ nutzen zu können, da der besagte Kredit via Chapter 11 eingefroren werden könnte, wenn das Gericht dem zustimmt. Die Batterieproduktion geht aber weiter, so dass Nikola (aber auch Daimler Truck) damit rechnen können, weiter beliefert zu werden, obgleich Nikola wohl auch LG als weiteren Zulieferer nutzen könnte. Bei Proterra haben nun aber die Aktionäre das Nachsehen, sollte es zu einer Rekapitalisierung kommen. Die Halter der Anleihen könnten zu Aktionären werden, wenn aus Verbindlichkeiten Eigenkapital (Aktien) wird.

Probleme bei batterieelektrischen Lkw

Bei zwei batterieelektrischen Fahrzeugen kam es vor Wochen auf dem Firmengelände zu einem Brand, dessen Ursache wohl auf einem Defekt beim Kühlmittel beruht. Nikola hat dies adressiert und eine Rückrufaktion für die circa 209 BEV-Tre angekündigt. Zudem wurde die Empfehlung ausgesprochen, die Lkw jederzeit via Fernabfrage überwachen zu können und diese nicht in Hallen zu parken. Das Problem ist erkannt und wird behoben, so der Eindruck zu den Untersuchungen. Hierzu kommt die Meldung, dass Nikola das Absatzziel von 350 bis 500 BEV-Tre in 2023 nicht erreichen wird. Wichtiger indes sind die FCEV-Tre, deren Absatz erst losgeht.

Liquiditätssituation entspannt sich merklich

Addiert man alle nur möglichen Formen der Finanzierung bzw. Liquiditätsbeschaffung, so verfügt Nikola rechnerisch per Anfang Juli über 743 Mio. US-$ an Potenzial. Hierin enthalten ist u. a. auch die Finanzierungszusage von Tummin, die noch über 200 Mio. US-$ beträgt und von Nikola nach freiem Ermessen (Ausgabe von Aktien als Gegenwert) genutzt werden kann. 295,4 Mio. US-$ betrug der Liquiditätsbestand am Ende des zweiten Quartals (s. o.). Darin enthalten ist der Erlös aus dem Abschluss mit Iveco in Höhe von 26,5 Mio. US-$ und der Landverkauf (Sale & Lease Back) über 49 Mio. US-$ des Firmengeländes in Coolidge.

Der Verkaufserlös der geplanten Wasserstoffproduktion in Buckeye an Fortescue Future Industries in Höhe von 20,7 Mio. US-$ ist in der Gesamtliquidität im Juli enthalten, nicht jedoch in der Zahl per 30. Juni 2023, so dass Nikola damit über 316,1 Mio. US-$ an Cash verfügt. Dies dürfte vorerst ausreichen, wobei via ATM (at the market) jederzeit weitere Aktien ausgegeben werden können, da Nikola nun rechnerisch weitere 800 Mio. Aktien an Spielraum hat.

Aus der Pressekonferenz heraus ist jedoch zu vernehmen, dass man diese Möglichkeit nun mit weniger Druck und Bedingungen nutzen wird. Sinngemäß heißt es, die Platzierung von neuen Aktien erfolgt nicht um jeden Preis – aber das wird wohl der Bank überlassen, wie sie dieses ATM-Programm umsetzt. Auf jeden Fall wird es ein sehr wichtiger Event sein, wenn Nikola durch das ATM-Programm Zuflüsse von 100 bis 300 Mio. US-$ erhält und damit durchfinanziert ist. Die Börse wird dies – in case – sehr positiv bewerten.

Wandelanleihe über 325 Mio.US-$

Nikola gibt eine Wandelanleihe (Convertible) im Nominalwert von 325 Mio.US-$ und einem Coupon in Höhe von fünf Prozent aus. Gerade Großanleger investieren gerne in solchen Titel, zumal diese im Fall Nikola auch als „Green Bonds“ gelten. Da die Anleihen in Aktien gewandelt werden können, erhält der Halter neben der laufenden Rendite ein zusätzliches Potential auch auf Kursgewinne, während er das Ursprungskapital am Ende der Laufzeit zurückerhält, wenn es nicht zu der Wandlung kommt. Für Nikola ergibt sich daraus die Chance, solche Schulden eventuell durch Aktien (Eigenkapital) tilgen zu können, wenn sich der Aktienkurs gut entwickelt.

Fazit

Die Aktie von Nikola wird sehr volatil bleiben, zumal Shortseller ein großes Interesse daran haben, den Kurs zu drücken und jede noch so negativ erscheinende Nachricht für sich zu nutzen. Per Ende Juli waren 138,5 Mio. Aktien leer verkauft – über 23 Prozent des Free Float. Gleichzeitig wird das Unternehmen immer mehr an Attraktion gewinnen, je mehr der beiden Lkw-Varianten Käufer finden und die Infrastruktur (Stromladestationen und H2-Tankstellen – mobil oder mit festem Standort) entwickelt wie auch der notwendige Wasserstoff generiert wird (Zukauf und Eigenproduktion).

Nikola ist ein Frontrunner in seinem Markt und hat meines Erachtens das Potenzial, eine Art Tesla für Lkw zu werden. Die kontinuierliche Aufstockung von Aktienbeständen durch institutionelle Anleger untermauert das Vertrauen in das Unternehmen. Man muss Zeit mitbringen, da das richtige Wachstum erst in den kommenden zwei bis drei Jahren richtig an Fahrt gewinnt. Gleichermaßen ist Börse ein Antizipationsmechanismus, der zukünftige Entwicklungen (Erwartungen) lange vor dem konkreten Eintritt in die Kursentwicklung einfließen lässt.

Im weiteren Jahresverlauf 2023 erwarte ich eine Kursrange zwischen 1,50 und 4 US-$, aber in 2024 bereits 5 bis 10 und in 2025 von 15 bis 20 US-$. Vor allem die Auftragseingänge für den FCEV-Tre werden den Kurs der Aktie bereits kurzfristig treiben, da darauf aufbauend das Umsatz- und Ertragspotenzial abgeleitet werden kann.

Risikohinweis

Jeder Anleger muss sich immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bei der Anlage in Aktien bewusst sein und auch eine sinnvolle Risikostreuung bedenken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien sind aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, d. h., es handelt sich nicht um Standardwerte, und ihre Volatilität ist auch wesentlich höher. Es handelt sich bei diesem Bericht nicht um Kaufempfehlungen – ohne Obligo. Alle Angaben beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen, was die Einschätzung angeht, ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, der seinen Fokus auf eine mittel- und langfristige Bewertung und nicht auf einen kurzfristigen Gewinn legt. Der Autor kann im Besitz der hier vorgestellten Aktien sein.

 

Nikola Motors

Nikola Motors

Nikola – Den Gewitterwolken folgt der Sonnenschein

Die Aktie von Nikola Motors ist unter Druck geraten. Die Gründe dafür liegen – gefühlt – beim Abgang von Michael Lohscheller als CEO (Krankheitsfall in der Familie) sowie bei der Ankündigung, dass die Absatzziele für den batteriegetriebenen BEV-Tre (es sollten 350 bis 500 in 2023 werden) nicht erreicht werden. Außerdem wurde eine 5-Prozent-Wandelanleihe über nominal 325 Mio. US-$ angekündigt, und der Bereichsvorstand für den Wasserstoffbereich der Tochter HYLA hat das Unternehmen verlassen. Daneben geht es um die Untersuchung von zwei Ereignissen: Es gab einen Brand wegen zwei defekten Zellen (von insgesamt 3.100) in batterieelektrischen Lkw und ausgelaufenes Kühlwasser. Daraufhin gab es einen Rückruf der ausgelieferten Fahrzeuge zwecks Prüfung. Zudem ging Batteriezulieferer Proterra unter Konkursschutz (Chapter 11 – Betrieb geht weiter). Soweit die negativen News.

Was ist von alledem zu halten?

Für Shortseller eine Steilvorlage, was sich im jüngsten Kurseinbruch widerspiegelt, haben diese doch über 158 Mio. (Stand per 15.8.) Aktien leer verkauft, um an fallenden Aktienkursen zu partizipieren. Aber die Story hat auch eine andere Seite – eine für mich relevantere:

CEO Lohscheller wurde durch Steve Girsky ersetzt. Der Mann ist seit IPO-Beginn bei Nikola dabei. Er hat Lohscheller zu Opel und dann auch zu Nikola geholt. Bei General Motors war er im Vorstand und gilt als verantwortlich für deren damalige Sanierung (Staatskredit/Bürgschaft der Regierung Obama).

In einem – dem ersten – Interview mit der Fachzeitung Freightwaves vom 17. August 2023 – äußerte sich der neue CEO. Darin beschreibt er den Weg, den Nikola in turbulenten Zeiten gegangen ist. O-Ton: „ Meine oberste Priorität ist es, den Schwung nicht zu rauszunehmen.“ Nikola habe so viel schon erreicht und werde seinen Weg gehen, so das Resümee des Interviews.

Kapitalsituation

Bedingt durch die Genehmigung für die Erhöhung der auszugebenden Aktien von 800 Mio. auf 1,6 Mrd. Aktien auf der Hauptversammlung Anfang August hat Nikola nunmehr die Möglichkeit, mehr Aktien auszugeben, um damit Eigenkapital zu generieren. Dazu wurde ein bestehendes ATM-Programm (at the market – Verkauf über die Börse) im Wert von 600 Mio. US-$ am 4. August 2023 mit der Citicorp verlängert.

Hinweis: Nikola benötigt nach eigener Aussage insgesamt 600 Mio. US-$, um das Unternehmen in den kommenden zwei Jahren so aufzustellen, dass es in die Gewinnzone kommt. Dies ist für das Jahr 2025 (Cash-Flow-positiv) prognostiziert.

Nun wird ergänzend eine Wandelanleihe (Convertible) mit fünf Prozent Coupon im Nominalwert von 325 Mio. US-$ an den Markt gebracht. Das Gute daran ist, dass institutionelle Anleger solche Anlagen (eventuell ein Green Bond – hängt mit der Verwendung der Mittel zusammen) sehr gerne erwerben und mehr Sicherheit erhalten, als wenn sie Aktien beziehen. Da eine Wandelanleihe optional in Aktien getauscht werden kann, kann hieraus eventuell Eigenkapital werden, wenn die Aktie stark steigt und dem Halter dieses Wertpapiers einen Sondergewinn (Kursgewinn) bringt. Dann wird aus Fremdkapital Eigenkapital.

Ausreichend Liquidität vorhanden

Addiert man alle nur möglichen Formen der Finanzierung bzw. Liquiditätsbeschaffung, so verfügt Nikola rechnerisch per Anfang Juli über 743 Mio. US-$ an Potential. 295,4 Mio. US-$ betrug der Liquiditätsbestand am Ende des zweiten Quartals – siehe oben. Darin enthalten ist der Erlös aus dem Abschluss mit Iveco in Höhe von 26,5 Mio. US-$ und der Landverkauf (Sale + Lease Back) über 49 Mio. US-$ des Firmengeländes in Coolidge. Der Verkaufserlös der geplanten Wasserstoffproduktion in Buckeye an Fortescue Future Industries in Höhe von 20,7 Mio. US-$ ist in der Gesamtliquidität im Juli enthalten, nicht jedoch in der Zahl per 30. Juni 2023, so dass Nikola damit über 316,1 Mio. US-$ an Cash verfügt.

Was ist von all den Kapitalmaßnahmen zu halten?

Nikola hätte meines Erachtens warten sollen, Kapital über die Börse (ATM) und Wandelanleihe zu beschaffen. Gute Nachrichten wie Absatzerfolge beim FCEV-Tre wären hierfür die Vorlage – steigende Aktienkurse. Auf der anderen Seite will Nikola über die kommenden zweiJahre voll durchfinanziert sein. Liegen erst einmal 600 Mio. US-$ auf der Bank, dann wird da Ruhe reinkommen und Nikola kann sich auf den Absatz vor allem der FCEV-Tre konzentrieren. Dann haben auch Shortseller Argumentationsprobleme, wenn Nikola keinen Kapitalbedarf mehr hat, der extern gedeckt werden müsste.

Absatz der BEV-Tre

Dass es hier zu weniger Auslieferungen der batterieelektrischen Fahrzeuge im weiteren Jahresverkauf kommen wird, liegt an vielen Gründen. Die jüngste Rückrufaktion mag da belastend wirken. Indes sieht Nikola seine Zukunft eher beim wasserstoffbetriebenen Lkw und nicht so sehr dem batterieelektrischen, und der FCEV-Tre wird erst seit Ende Juli überhaupt erst in Serie produziert. 200 Vorbestellungen liegen dafür vor. Immerhin gibt es Förderprogramme, die gut 320.000 US-$ pro Lkw ausmachen – kostet wohl 400.000 US-$. Hier wird es spannend, wenn größere Aufträge kommen – die Wahrscheinlichkeit dafür ist sehr groß.

Kapitalbedarf sinkt beträchtlich

Benötigte Nikola noch vor 2 Jahren über 200 Mio. US-$ pro Quartal (darin enthalten der Bau der Hallen und Infrastruktur), so soll der Kapitalbedarf pro Quartal auf 100 Mio. US-$ bis Ende 2023 sinken. Noch liegt der Liquiditätsabfluss (Cash Burn) bei circa 150 Mio. US-$ im Quartal. In 2022 waren es noch über 240 Mio. US-$ im Quartal. Dies zeigt, dass Nikola sich gut aufstellt, bis das Unternehmen voll im Laufen ist.

LoI mit Anheuser Busch in Vergessenheit geraten

Der große Brauereikonzern Anheuser Busch (BUD) hält Nikola die Stange. Gemeinsam haben beide vor Jahren eine Absichtserklärung (LoI) abgeschlossen, wonach 800 FCEV-Tre geordert werden könnten. Mehrere fahren bereits im Testbetrieb des Subunternehmers Biagi Brothers ohne Probleme und wohl schon über 12.000 Meilen. Was wohl an der Börse passiert, wenn BUD aus dem LoI einen Auftrag macht und den Auftragsbestand damit allein schon auf 1.000 FCEV-Tre hoch katapultiert?

Die Meldungen der vergangenen Wochen

Gleich zwei Programme zur Förderung der Wasserstoffinfrastruktur in Kalifornien konnten für Nikola gewonnen werden. Für acht Wasserstofftankstellen gibt es dazu Zuschüsse von über 58 Mio. US-$. Das ist sehr positiv zu bewerten, da Nikola mit Volterra (Tochter von EQT, einem Fonds) bereits ein Abkommen für den Bau von 50 H2-Tankstellen (bis zu 1 Mrd. US-$ Invest?) über die kommenden Jahre abgeschlossen hat und durch die Förderung weitere Unterstützung erfährt.

Einen Auftrag über 13 E-Lkw (10 batterieelektrische und 3 wasserstoffbetriebene) konnte von J.B. Hunt eingenommen werden. Dieses Unternehmen betreibt einen eigenen umfassenden Fuhrpark, liefert aber zudem Dienstleistungen rund um den Waren-/Gütertransport für über 1 Million Lkw in den USA. Das sieht wie eine Steilvorlage für viel mehr aus.

Fazit

Nikola ist ein Start-Up in einem neuen Wachstumsmarkt und auch First Mover. Start-Ups haben meist (immer) Startschwierigkeiten – aber die vergehen und können gelöst werden. Problem erkannt – Problem gebannt. Nikola macht sehr gute Krisen-PR – geht mit allen Problemen umgehend an die Öffentlichkeit. Sind alle Kapitalmaßnahmen erfolgreich abgeschlossen, ist Nikola gut durchfinanziert und kann sich voll auf den Auf- und Ausbau des Unternehmens konzentrieren. Aktuelle Unsicherheiten lassen auf die Börsenregel verweisen: Buy on bad news. Im Aktienkurs sind alle negativen Nachrichten enthalten, nicht aber die möglichen positiven (z.B. Aufträge). Den Gewitterwolken folgt der Sonnenschein.

Risikohinweis

Jeder Anleger muss sich immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bei der Anlage in Aktien bewusst sein und auch eine sinnvolle Risikostreuung bedenken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien sind aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, d. h., es handelt sich nicht um Standardwerte, und ihre Volatilität ist auch wesentlich höher. Es handelt sich bei diesem Bericht nicht um Kaufempfehlungen – ohne Obligo. Alle Angaben beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen, was die Einschätzung angeht, ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, der seinen Fokus auf eine mittel- und langfristige Bewertung und nicht auf einen kurzfristigen Gewinn legt. Der Autor kann im Besitz der hier vorgestellten Aktien sein.

verfasst von Sven Jösting am 22. August 2023

Nikola Motors

Nikola Motors – CEO Lohscheller verlässt das Unternehmen

Die Wachstumsstory Nikola Motors steht gerade erst am Anfang!
Die Meldung schlug am vergangenen Freitag ein wie eine Bombe: Vorstandchef Michael Lohscheller geht aus persönlichen Gründen – ein Krankheitsfall in der Familie lässt ihn nach Europa zurückkehren – und auf den Posten des CEO folgt Chairman und AR-Chef Steven Girsky. Welche Auswirkungen hat dies auf Nikola Motors? Meine Antwort: keine.

Lohscheller hat sehr viel für Nikola getan, dem Start-Up ein neues, positives Image gegeben nach all den Querelen mit dem Unternehmensgründer Trevor Milton. In den vergangenen Wochen wurde Nikola neu aufgestellt. Um die Liquiditätsposition zu stärken, wurden nicht erforderliche Assets wie das Firmengrundstück in Coolidge via Verkauf und Sale-Leaseback abgegeben, die geplante Wasserstoffproduktion in Buckeye an die australische Fortescue Future veräußert (Nikola bezieht von dort aber den Wasserstoff via Offtaker) u.v.a. Die Beendigung des Joint-Ventures in Europa mit Iveco fand sein Ende. Beide konzentrieren sich jetzt auf ihre eigenen Märkte. Die Batterieentwicklung des übernommenen Herstellers Romeo Power wurde liquidiert und 20 Prozent der Belegschaft abgebaut, da sich dies so angeboten hat. Die dort produzierten batterieelektrischen Lkw müssen erst einmal abverkauft werden, bevor neue (2024) gebaut werden, so dass die ehemals für das Iveco-JV eingestellten Kräfte im Unternehmen keine Beschäftigung mehr hatten.

Kurzum: Da wurde massives Cost-Cutting durchgeführt, um die Liquidität zu schonen und das Unternehmen richtig zu positionieren. Hierzu Zahlen: Lag der Cash-Burn (Liquiditätsbedarf) 2022 noch bei 240 Mio. US-$ im Quartal, so liegt dieser nun bei 150 Mio. US-$ und soll Ende dieses Jahres bei 100 Mio. US-$/Quartal liegen – wie auch 2024. Die Liquidität betrug Ende des zweiten Quartals noch circa 295 Mio. US-$ plus circa 20 Mio. US-$ aus dem Verkauf der H2-Produktionsstätte (Buckeye) an Fortescue. Insgesamt steht Nikola damit ein Kapital in Höhe von über 743 Mio. US-$ zur Verfügung. Darin enthaltene sind ungenutzte Kreditlinien (Nutzung via Aktienausgabe) von geschätzt noch über 200 Mio. US-$ des VCs Tummin.
Der neue CEO ist seit Anfang an dabei. Er war in Vorstandsposition bei General Motors (GM) und hat den Autokonzern, den es ohne Bürgschaften der US-Regierung Obama nicht mehr gäbe, damals aus der Krise geführt.

Genehmigung der Erhöhung der auszugebenden Aktien ist Game-changer
Im dritten Anlauf hat es nun geklappt: Eine einfache Mehrheit auf der Hauptversammlung hat gereicht, nachdem bei zwei Anläufen jeweils alle ausgegebenen Aktien für eine Mehrheitsabstimmung notwendig waren. Eine Gesetzänderung war hierfür die Grundlage. Folge: Nikola kann nun weitere 800 Mio. Aktien ausgeben. Allerdings hat das Unternehmen nun Zeit und keine Eile und auch keinen Druck mehr, dies zu tun, so die Finanzchefin Stasy Pasterick. Das klingt entspannt.
Zukunft liegt im wasserstoffbetriebenen FCEV Tre-Lkw
Der H2-Truck kostet 400.000 US-$. Immerhin sind darin Materialien im Wert von 275.000 US-$ verbaut. Bei der geplanten Skalierung wird sich das positiv ändern. Die Anreize sind erheblich: 288.000 US-$ pro Truck an Förderung in Kalifornien plus 40.000 US-$ von der US-Regierung im Rahmen des IRA. 200 Lkw sind in den Büchern – bis Jahresende werden wohl 100 gebaut und ausgeliefert. 10 Gamma-Lkw sind im Markt bei Kunden zum Testen. Das richtige Geschäft entsteht jedoch erst, wenn der Wasserstoff selbst produziert und verkauft wird.
60.000 bis 80.000 US-$ wird ein Lkw pro Jahr an Wasserstoff ausgedrückt in US-$ verbrauchen. Das Spannende: Die US-Regierung bezuschusst grünen Wasserstoff mit 3 US-$ pro Kilogramm und in Kalifornien kommen gleich noch mal 2 US-$/kg hinzu. Da ist Nikola First Mover, während es von batterieelektrischen bereits einige Wettbewerber gibt. Von den BEVTre sind noch 139 im Bestand und über 90 bei Händlern. Im laufenden dritten Quartal sollen davon 60 bis 90 verkauft sein und bis zu 28 Mio. US-$ Umsatz bringen. Nikola produziert ab 2024 neue, dann aber nur auf Bestellung.

H2-und Strominfrastruktur wird aufgebaut
Nikola löst das Henne-Ei-Problem selbst: Das Unternehmen plant über 50 H2-Tankstellen zusammen mit Volterra (Tochter EQT) plus weitere acht, die kürzlich Zuschüsse verschiedener Behörden in Kalifornien in Höhe von über 55 Mio. US-$ für Nikola gewinnen ließen. Parallel werden mobile Stromladestationen und mobile H2-Tankstellen konzipiert. Man kann dabei an Tesla denken, denn ohne deren Supercharger hätte wohl kaum jemand ein batterieelektrisches Auto gekauft.

Auftrag von J.B. Hunt
Einen Auftrag über zehn batterieelektrische und drei wasserstoffbetriebene Lkw hat Nikola von J.B. Hunt erhalten. Das Besondere an diesem Logistikkonzern ist, dass er u.a. Koordinierungsaufgaben für über 1 Million Lkw liefert. Das könnte mal was ganz Großes für Nikola werden, so meine Vision – ohne Obligo. Nikola arbeitet zudem an diversen Sicherheitspaketen für den Betrieb der BZ-Lkw und will hier Industriestandard setzen – sieht sich selbst in einer führenden Position.
Am besten brachte es Ex-CEO Lohscheller auf den Punkt: „Nikola ist das einzig Wahre. Wir glauben, dass wir das am besten positionierte Unternehmen sind, um den kommerziellen Übergang zur Emissionsfreiheit anzuführen und die Wasserstoffwirtschaft zu beschleunigen.“
Fazit: Die Shortseller werden versuchen, den Kurs zu drücken, da sie per 30.06.23 über 129 Mio. Aktien leer verkauft haben. Es ging ja auch rasant von 0,50 US-$ bis auf 3,70 US-$ mit sehr hohem Volumen gehandelter Aktien. Für die Kursentwicklung ist es sehr wichtig, dass Nikola Aufträge für die wasserstoffbetriebenen Trucks erhält. Vielleicht stehen da 1.000 oder mehr Lkw bis Jahresende in den Büchern? Es gibt genug Großkonzerne wie Amazon (haben 100.000 eines batterieelektrischen Kleinlasters geordert), die allein schon gut für über 1.000 H2-Lkw sein können. Und die Nähe des neuen CEO zu GM könnte auch mal eine Spekulation auslösen, denn alle unabhängigen US-Lkw-Hersteller wie Navistar (mittlerweile bei VW) wurden übernommen. Vielleicht beteiligt sich auch einer der Großen an Nikola, so wie es Toyota und Daimler in den Anfängen bei Tesla getan haben? Die Nikola-Story beginnt gerade erst. 5 bis 10 US-$ 2024?
Autor: verfasst von Sven Jösting am 6. August 2023

Siemens Energy – Viele neue Technologieansätze

Siemens Energy – Viele neue Technologieansätze

Aus dem Hause Siemens Energy lesen wir über diverse Projekte, die unseres Erachtens viele neue Märkte in Sachen Wasserstoff adressieren. Da geht es zum Beispiel um den Bau einer Elektrolyseanlage, wo die entstehende Abwärme für eine Wärmepumpe genutzt werden kann und mithilfe derer sich neben der Produktion von Wasserstoff ein Gesamtwirkungsgrad von 98 Prozent erzielen lässt. Mit Evonik plant Siemens Energy zudem, eine innovative H2-Technologie im industriellen Umfeld zu erforschen, wozu ein neuartiger Elektrolyseur im Rahmen eines Pilotprojektes entwickelt werden soll. Dabei geht es um die Herstellung von grünem Wasserstoff als Ausgangsprodukt für die Herstellung von Isophorondiamin (IPDA), welches als Rohstoff für die Produktion von Rotorblättern von Windkraftanlagen dient. Ein PEM-Elektrolyseur mit einer Leistung von 8 MW auf der Zeche Hannibal (H2annibal) soll 45 Prozent des benötigten grünen Wasserstoffs liefern und zudem 100 Prozent des benötigten Bedarfs an Sauerstoff. 12.000 Tonnen CO2 sollen durch dieses Projekt vermieden werden.

Hoher Auftragseingang – gesundes Umsatzwachstum

Die Zahl allein ist schon beachtlich: 102 Mrd. Euro Auftragsbestand mit einem satten Plus von über 12,3 Mrd. Euro im letzten Quartal. Immerhin ein Umsatz von 8 Mrd. Euro nach 6,5 Mrd. Euro im Vorjahr. Ergibt ein deutliches Plus von 24 Prozent. 189 Mio. Euro Verlust als Ergebnis des zweiten Quartals inklusive eines Verlustausweises der Windtochter in Höhe von 374 Mio. Euro.

Dass da noch keine schwarzen Zahlen geschrieben werden, liegt an der voll zu integrierenden Gamesa, die noch Vergangenheitsbewältigung betreiben muss, da Kostenerhöhungen bei Stahl und Komponenten für Bestands- bzw. Altaufträge nicht an Kunden weitergereicht werden können und konnten. Zudem fallen Kosten für die Reorganisation (u. a. Personalabbau, Lieferkettenthemen) an. Aber das wird sich bei Neuaufträgen ändern, die anders kalkuliert werden und dem hohen Wachstum der Windbranche weltweit Rechnung tragen. Der Übergang in die Gewinnzone ist in den kommenden zwei Jahren absehbar. Die Börse sieht dies genauso.

Siemens Energy ist ein klarer Gewinner dessen, was weltweit an Projekten rund um Wasserstoff auf den Weg gebracht wird. Auch da könnte die Windkraft offshore mittels Elektrolyse günstigen Wasserstoff produzieren und Siemens Gamesa damit weiteres Zukunftspotential schaffen, da Siemens Energy auch ein starkes Standbein in der Elektrolyse besitzt. Man bedenke: Ohne Siemens Gamesa ist Siemens Energy ja profitabel, so dass der Turnaround bei der Windtochter bzw. diesem Unternehmensteilbereich einen großen Ertragshebel darstellt, sobald diese Unit nachhaltig in die Gewinnzone kommt. Dass dies so kommen wird, ergibt sich aus dem Windanlagenmarkt, der sehr wachstumsstark ist. Siemens Gamesa malt sich da gute Chancen auf manchen Großauftrag aus.

„Der Erfolg des Windgeschäfts bleibt die Grundvoraussetzung dafür, dass wir ein profitabler Marktführer im Bereich der Energiewende werden. […] Da kommt ein Markt, der eine Welle wird.“

Siemens-Energy-Vorstandschef Christian Bruch

Für mich ist klar, dass sich der Kreis, den das Unternehmen als One-Stop-Shopping Unternehmen nach der Devise „alles aus einer Hand“ dem Kunden in Sachen Energie und Wasserstoff und deren verschiedenen Nutzungspotentialen liefern kann, schließt. Letztendlich sind es Unternehmen wie Siemens Energy, die in den Portfolios großer Kapitalsammelstellen wie Blackrock verstärkt zugekauft werden, da man hier hohes Wachstum sieht und das Ganze mit dem Begriff Nachhaltigkeit verbinden kann.

Mein Kursziel von 30 Euro könnte schneller eintreten, als erwartet. Langfristig sehen wir da viel höhere Kurse. Und vielleicht ist die Kursentwicklung von Siemens Energy (von 10 Euro auf 24 Euro) die Blaupause für die anderen hier besprochenen Unternehmen.

Risikohinweis

Jeder Anleger muss sich immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bei der Anlage in Aktien bewusst sein und auch eine sinnvolle Risikostreuung bedenken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien sind aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, d. h., es handelt sich nicht um Standardwerte, und ihre Volatilität ist auch wesentlich höher. Es handelt sich bei diesem Bericht nicht um Kaufempfehlungen – ohne Obligo. Alle Angaben beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen, was die Einschätzung angeht, ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, der seinen Fokus auf eine mittel- und langfristige Bewertung und nicht auf einen kurzfristigen Gewinn legt. Der Autor kann im Besitz der hier vorgestellten Aktien sein.

Autor: Sven Jösting, verfasst am 9.6.2023

Weichai – Gute Kursentwicklung

Weichai – Gute Kursentwicklung

Zu Weichai kann ich leider keine neuen Kennzahlen vorlegen, aber der gestiegene Kurs deutet darauf hin, dass es erstens gut läuft bei Chinas größtem Dieselmotorenhersteller mit Wasserstoffstrategie und zweitens Chinas erwartetes H2-Förderprogramm hier positive Einschätzungen zulässt. Freude bereitet die Tochter Kion, deren Börsenwert gut 50 Prozent zugelegt hat. Man bedenke, dass Weichai weiterhin nur 30 bis 35 Prozent des Wertes ausmacht, mit dem der US-Konkurrent Cummins Engine an der Börse bewertet wird. Beide Unternehmen sind sehr gut vergleichbar, wenn auch der chinesische Staat an Weichai über deren Großaktionär beteiligt ist.

Weichai unterhält über das JV mit Ballard Power (51:49) bislang noch die größte Stackproduktion für Lkw und Busse in China, zumal Weichai selbst Tochtergesellschaften besitzt, die Nfz neben schwerem Gerät (Kräne, Minentrucks, Motoren für Schiffe, Züge usw.) produzieren. Im Fall eines großen H2-Förderprogramms hat man dann alles im Haus – von der Stack-Produktion bis hin zum Einsatz. Weichai Power ist mein Schlüsselinvestment in China in Sachen Wasserstoff und Brennstoffzelle.

Risikohinweis

Jeder Anleger muss sich immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bei der Anlage in Aktien bewusst sein und auch eine sinnvolle Risikostreuung bedenken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien sind aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, d. h., es handelt sich nicht um Standardwerte, und ihre Volatilität ist auch wesentlich höher. Es handelt sich bei diesem Bericht nicht um Kaufempfehlungen – ohne Obligo. Alle Angaben beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen, was die Einschätzung angeht, ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, der seinen Fokus auf eine mittel- und langfristige Bewertung und nicht auf einen kurzfristigen Gewinn legt. Der Autor kann im Besitz der hier vorgestellten Aktien sein.
Autor: Sven Jösting, verfasst am 9.6.2023

Plug – Prognosen werden wieder einkassiert

Plug – Prognosen werden wieder einkassiert

Plug Power sieht sich selbst als Generalist: von der H2-Produktion über Verflüssigungstechnologien, eigene Elektrolyseurproduktion und den Bau von H2-Trailern und -Tankstellen bis hin zur Herstellung von BZ-Stacks für Kfz und Gabelstapler. Das ist die eine Seite der Medaille. Auf der anderen stehen diverse Gigafactories, die mit erheblichem Invest aufgebaut werden und Zeit benötigen, bis Umsatz und Gewinn generiert werden. In der Übergangszeit werden hohe Verluste ausgewiesen, die sich zum Teil mit dem Auf- und Ausbau des Unternehmens erklären lassen. Allein der Blick auf die Liquidität zeigt, dass Plug eventuell noch dieses Jahr weitere Aktien wird ausgeben müssen, um die ehrgeizigen Unternehmensziele zu finanzieren, da neben dem Kapitaleinsatz in Fabriken auch eine Vielzahl von strategischen Akquisitionen Geld kostet.

Ein stark steigender Anteil an der Liquidität – fast 900 Mio. US-$ – ist nicht frei verfügbar, sondern als „restricted“ eingestuft und damit als Sicherheitsleistung eingefroren. Auf der anderen Seite hat Plug sicherlich andere Möglichkeiten, an neue Liquidität zu gelangen. Ich denke dabei an Sale-Leaseback-Vereinbarungen, aber auch an staatliche Förderprogramme und Kredite im Rahmen des Inflation Reduction Act. Auch die Ausgabe eines Green-Bonds als Wandelanleihe ist gut denkbar.

Zahlen für das erste Quartal

Plug Power hat Quartalszahlen vorgelegt, die im Widerspruch zu den oftmals sehr vollmundigen Aussagen des Vorstandes stehen. 210 Mio. US-$ Umsatz im ersten Quartal klingen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gut. Parallel erhöhte sich aber der Verlust auf über 200 Mio. US-$ bzw. entsprach pro Aktie einem Minus von 0,35 US-$ (GAAP). Das Wording der Veröffentlichungen erzeugt bei mir das Gefühl, dass man Anlegern in kleinen Dosierungen beibringen will, dass bei den kurzfristigen Zielen Abstriche gemacht werden müssen.

Nichtsdestotrotz wird Plug seinen Weg in Sachen Wasserstoff gehen und hier ein großes Potential entwickeln, da man an diversen Produktionsstätten für Stacks, Elektrolyseure und auch Wasserstoff arbeitet. Meine Kritik bezieht sich darauf, dass man seitens Plug an zu vielen Baustellen gleichzeitig arbeitet, damit den Kapitalbedarf überbeansprucht und deshalb weitere Kapitalerhöhungen bzw. -beschaffungsmaßnahmen wahrscheinlich macht.

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Eine Reihe von Prognosen mussten bereits einkassiert werden, wie auch mancher Auftrag storniert wurde und einige Aufträge noch nicht abschließend vereinnahmt werden konnten. Auch die jüngst vereinnahmten Aufträge für drei Elektrolyseure in Europa (u. a. für ein Stahlwerk in Bremen mit Apex Energy) ändert nichts am Gesamtbild. Bei diversen strategischen Übernahmen bedarf es einer gewissen Zeit der Integration, bis hier ein positiver Deckungsbeitrag erzielt werden kann.

Zudem ist Plug durch die Abhängigkeit von Unternehmen wie Walmart und Amazon, für die es Gabelstapler umrüstet, noch zu einseitig ausgerichtet, was für mich ein temporäres Negativum darstellt, da Plug hier den flüssigen Wasserstoff liefert und wohl noch zukauft, bis man diesen selbst produziert und daran richtig Geld verdient. Ich denke – ohne Obligo –, dass es die beiden Großkunden Amazon und Walmart sind, die ihre sehr hohen Buchgewinne durch die Ausübung von über 100 Mio. Optionsscheinen durch den Leerverkauf von Aktien abgesichert haben könnten, denn bei Plug liegt der Short Interest bei über 100 Mio. Aktien. Diese Kombination aus Kundenbeziehung und gleichzeitiger Vermischung mit Anreizen durch Optionsscheine zum Bezug von Plug-Aktien wirft manche Frage auf, auch die der steuerlichen Behandlung, da Plug Kursdifferenzen der Warrants bilanziell permanent in Quartalsabschlüssen erfasst.

Fazit

Immer noch kein Kauf. Alternativ bieten sich Unternehmen bzw. die Aktien von Unternehmen wie Bloom Energy an, da deren Ausblick sichtbarer ist und kalkulierbarer umgesetzt wird. Bis Plug den Erwartungen entsprechende Zahlen liefert, kann es noch dauern. Viele wieder einkassierte Prognosen bestätigen meine kritische Haltung. Meine Prognose, dass der Börsenwert von Plug dem von Bloom entsprechen könnte, wird immer sichtbarer: Plug wurde mit über 15 Mrd. US-$ bewertet und nun mit circa 5 Mrd. US-$, während Bloom von über 4 Mrd. US-$ nun zwar auch tiefer auf 2,7 Mrd. US-$ Wert gerutscht ist, aber angesichts der erwarteten Zahlen die Chance hat, bezogen auf das Umsatz-Multiple, basierend auf prognostiziertem Umsatz von 1,5 Mrd. US-$ in 2023, höher als Plug bewertet zu werden. Plug erwartet 2023 einen Umsatz von 1,2 bis 1,4 Mrd. US-$. Die Wette gilt.

Risikohinweis

Jeder Anleger muss sich immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bei der Anlage in Aktien bewusst sein und auch eine sinnvolle Risikostreuung bedenken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien sind aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, d. h., es handelt sich nicht um Standardwerte, und ihre Volatilität ist auch wesentlich höher. Es handelt sich bei diesem Bericht nicht um Kaufempfehlungen – ohne Obligo. Alle Angaben beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen, was die Einschätzung angeht, ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, der seinen Fokus auf eine mittel- und langfristige Bewertung und nicht auf einen kurzfristigen Gewinn legt. Der Autor kann im Besitz der hier vorgestellten Aktien sein.

Autor: Sven Jösting, verfasst am 9.6.2023

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