von Jörg Weber | Dez. 19, 2024 | 2024, Aktien, Deutschland, Entwicklung, Markt, Meldungen, News, Politik, Wasserstoffwirtschaft
Aktienanalyse von Jörg Weber, ECOreporter
Die große Euphorie den Wasserstoff betreffend scheint vorerst vorbei: Für die meisten H2-Aktien geht es seit längerem abwärts. Was paradox erscheint, denn der Klimawandel beschleunigt sich, die Zeit ihn zu bremsen verrinnt. Umso notwendiger wäre eine konsequente Energiewende, und dazu gehört nun einmal die Wasserstoffbranche. Doch derzeit läuft in der Energiepolitik vieles mit angezogener Handbremse, wenn es um erneuerbare Energien geht. Währenddessen sichern die Unternehmen, die ihr Geld mit fossilen Energien verdienen, ihre Pfründe.
Umweltfreundlich hergestellter Wasserstoff hat nach wie vor ein enormes Potenzial, wenn es darum geht, Industrieprozesse klimaneutral zu gestalten. Emissionsarmes Stahlkochen ist damit ebenso möglich wie die Herstellung von Düngemitteln oder die Dekarbonisierung des Verkehrs. Letzteres gilt zwar weniger für Pkw, aber dafür umso mehr für den Bereich Schwerlasttransport, also für Lkw, Züge und Schiffe. Doch überall hakt es. Auch beim Stahlproduzenten Thyssenkrupp, der groß wirbt: „Wir kochen auch nur mit Wasserstoff.“ Derzeit kocht im Ruhrgebiet aber immer weniger Stahl, Thyssenkrupp steht vor einer enormen Kündigungswelle. Das wird auch die Bemühungen um grünen, mithilfe von Wasserstoff hergestellten Stahl abbremsen.
Es bleibt spannend
Die politischen Wasserstoffziele sind – noch – engagiert, die entsprechenden Budgets groß: Die Bundesregierung will mit ihrer Nationalen Wasserstoffstrategie 9 Mrd. Euro investieren, Deutschland soll die weltweite Nummer eins in der Wasserstoffbranche werden. Auch die EU und die USA planen Milliardeninvestitionen in grünen Wasserstoff. Doch ob die Pläne realisiert werden, ist ungewiss, denn Regierungswechsel und Veränderungen in der gesamten politischen Landschaft können zum Umschwenken führen. Donald Trump plant riesige Steuererleichterungen für Unternehmen, in Deutschland wird seit Monaten über den Haushalt diskutiert – beides kann dazu führen, dass Anschubfinanzierungen für grüne Wasserstoffindustrien gekürzt werden.
Die Euphorie in Bezug auf den möglichen Energieträger der Zukunft hat sich in den letzten Jahren stark abgekühlt. Wachstumswerte, zu denen H2-Aktien gehören, haben es in turbulenten Zeiten wie diesen ohnehin schwer, weil sie schwieriger und zu schlechteren Konditionen an Kredite kommen – gerade Profi-Investoren suchen dann oft etablierte und vermeintlich sicherere Werte. Zumal die echte H2-Revolution auf sich warten lässt; die Nachfrage schwach bleibt und die meisten Unternehmen schwankende Zahlen präsentieren. Die Folge: Manche Aktien haben seit der großen Wasserstoffbegeisterung im Jahr 2021 mehr als 90 Prozent ihres Wertes verloren.
Anlegerinnen und Anleger denken oft, sie könnten bei einer Technologie, die so kurz vor dem Durchbruch zu stehen scheint, nur einen Fehler machen: nicht auf den Zug aufzuspringen. In der Vergangenheit hat sich aber häufig gezeigt, dass es gerade bei Zukunftstechnologien auf die Auswahl der richtigen Papiere ankommt. Seriös lässt sich für den Wasserstoffmarkt nicht prognostizieren, welche Unternehmen letztlich zu den Gewinnern zählen werden. Aktien von Unternehmen, die ausschließlich in der Wasserstoffwirtschaft aktiv sind, sind oft eher eine Wette als ein strategisches Investment. Eine Ausnahme in der Branche bilden Firmen, die zwar auch, aber nicht nur auf Wasserstoff setzen. Dafür gibt es etablierte und profitabel arbeitende Beispiele. Zwei davon sind hier als erste vorgestellt: Linde und Air Liquide.
Linde
Der weltgrößte Industriegasekonzern Linde hat auch 2024 gute Geschäfte gemacht. An der Börse geht es für den internationalen Konzern seit Jahren meist aufwärts. Im dritten Quartal 2024 steigerte Linde seinen Umsatz zum Vorjahr um zwei Prozent auf 8,4 Mrd. US-$. Der Nettogewinn blieb stabil bei knapp 1,6 Mrd. Dollar. Einen höheren Gewinn verhinderten die aktuellen Sparmaßnahmen des Konzerns, die im letzten Quartal zusammen mit anderen Sonderausgaben einmalige Kosten verursachten. „Wie erwartet hat sich die schwache wirtschaftliche Entwicklung im dritten Quartal fortgesetzt, vor allem in den industriellen Endmärkten“, sagte Linde-Chef Sanjiv Lamba. „Derzeit rechnen wir nicht mit einer kurzfristigen Verbesserung des wirtschaftlichen Umfelds. Wir haben jedoch Maßnahmen ergriffen, um den wirtschaftlichen Gegenwind abzumildern.“
Für das Gesamtjahr 2024 hat Linde seine Prognose leicht gesenkt: Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn je Aktie soll jetzt bei 15,40 bis 15,50 US-$ liegen und damit acht bis neun Prozent über dem Vorjahreswert. Die Linde-Aktie kann unverändert als attraktives Investment gelten. Der Konzern verfügt über eine hervorragende Marktposition, ist sehr gut finanziert und erzielt auch in Flautephasen robuste Gewinne. Das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis von 32 für 2024 ist allerdings weiterhin hoch, für 2025 fällt es mit 28 nur unwesentlich moderater aus. Anlegerinnen und Anleger, die aktuell einen Einstieg planen, werden möglicherweise einen langen Atem brauchen. Defensive Investoren sollten für einen Kauf auf Kursrücksetzer warten.
Linde ist eine ECOreporter-Favoriten-Aktie und den eigenen Angaben zufolge der weltweit größte Wasserstoffhersteller. Dieses Segment baut Linde kontinuierlich weiter aus. Der Konzern hat auf mehreren Kontinenten nachhaltige Wasserstoffprojekte initiiert. Anfang 2024 kündigte Linde etwa ein Projekt im niederländischen Eemshaven in Kooperation mit dem norwegischen Erdgaskonzern Equinor an. Die Quartalsdividende wird Linde um neun Prozent auf 1,39 US-$ (1,29 Euro) pro Aktie anheben. Die Ausschüttung steigt damit das 31. Jahr in Folge.
Air Liquide
Der französische Linde-Konkurrent Air Liquide ist ebenfalls an zahlreichen Projekten im Bereich grüner Wasserstoff beteiligt, etwa in seinem Heimatland oder im chinesischen Shanghai. Anfang 2024 kündigte Air Liquide ein Joint Venture mit dem Ölkonzern Total an, das in den nächsten zehn Jahren mehr als 100 Wasserstofftankstellen in Europa errichten soll. Bereits 2024 sollen rund 20 Stationen in Frankreich, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und Deutschland in Betrieb genommen werden.
Der Kurs der Air-Liquide-Aktie hat sich in den letzten fünf Jahren gut entwickelt. Ein Hoch erreichte die Aktie im Mai 2024 mit fast 180 Euro, bis Ende November sank sie auf unter 160 Euro. Das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2024 liegt bei 27. Air Liquide ist robust aufgestellt, ECOreporter schätzt die Nachhaltigkeitsziele von Linde allerdings als ambitionierter ein. Nach einer Bewertung der renommierten und unabhängigen Science Based Targets initiative (SBTi) sind die Nachhaltigkeitsziele sowohl von Linde als auch von Air Liquide mit dem Ziel einer Erderwärmung um maximal 1,5 Grad vereinbar.
Bloom Energy – Trotz Risiken interessant
Die Aktie des US-Konzerns Bloom Energy schoss von Oktober bis Ende November 2024 von unter 10 auf über 26 Euro hoch. Der Grund: Das Unternehmen konnte sich den bislang weltweit größten Auftrag für Festoxid-Brennstoffzellen sichern. Der Energieversorger American Electric Power (AEP) hat bis zu 1 Gigawatt (GW) an Brennstoffzellen bestellt. Sie sollen Rechenzentren für künstliche Intelligenz (KI) mit Strom versorgen. Im ersten Schritt umfasst die Vereinbarung laut Bloom Energy eine Bestellung von 100 Megawatt (MW), weitere Lieferungen sind ab 2025 geplant. Die Brennstoffzellen sollen direkt an den Standorten der Kunden installiert werden und Strom mit um ein Drittel geringeren CO2-Emissionen im Vergleich zur aktuellen Versorgung liefern.
Die Festoxid-Brennstoffzellen von Bloom Energy können laut dem Unternehmen zu 100 Prozent mit Wasserstoff oder einem beliebigen Gemisch aus Wasserstoff und Erdgas betrieben werden. Zu Kraftwerken zusammengeschaltet könne die Technologie ganze Gebäudekomplexe mit Strom versorgen. Festoxid-Brennstoffzellen sind also nicht zwingend eine saubere Lösung – das sind sie erst, wenn sie mit grünem Wasserstoff betankt werden. Bloom Energy selbst betont, dass die Klimabilanz schon beim Betrieb mit Erdgas deutlich besser sei als bei herkömmlichen fossilen Kraftwerken.
Analysten reagierten begeistert auf die Neuigkeit. Experten der US-Investmentbank Piper Sandler bezeichneten das Geschäft als „bahnbrechend“ für Bloom Energy. Der Auftrag könnte für den Konzern einen Umsatz von bis zu 3 Mrd. US-$ generieren und ihm gleichzeitig die Türen für weitere Kooperationen mit anderen Energieversorgern öffnen. Vor allem aber beweise der Auftrag, dass Bloom Energy tatsächlich fähig sei, mit seiner Technologie große Rechenzentren zu versorgen.
Bloom Energy ist im H2-Sektor eines der interessanteren Unternehmen. Während Firmen wie Ballard Power, Plug Power oder Nel ihre vollmundigen Versprechen bislang nicht halten können, immer größere Verluste einfahren und bei Großaufträgen oft außen vor bleiben, wächst Bloom und kommt offenbar auch für große Projekte infrage. In diesem Jahr will der Konzern operativ schwarze Zahlen schreiben. 2025 soll erstmals ein Nettogewinn erzielt werden.
Vorsichtige Anlegerinnen und Anleger sollten jedoch abwarten, wie sich die weitere Geschäftsentwicklung bei Bloom gestaltet und ob tatsächlich in absehbarer Zeit schwarze Zahlen erreicht werden. Der Kursanstieg von Bloom Energy dürfte auch damit zusammenhängen, dass der Auftrag das Thema künstliche Intelligenz berührt.
Bloom Energy baut seit 2022 auch Wasserstoffgeneratoren (Elektrolyseure). Der Konzern machte 2022 erstmals einen Umsatz von mehr als 1 Mrd. US-$, 2023 waren es 1,3 Mrd. Dollar. Im Geschäftsjahr 2024 könnte Bloom erstmals die Gewinnzone erreichen.
Enapter – Riskant
Schlechter sieht es für das Hamburger Wasserstoffunternehmen Enapter aus: Es erwartet für 2024 weniger Umsatz als zunächst erhofft. Wesentliche Einnahmen sollen sich ins nächste Jahr verschieben. Allerdings gibt sich Enapter bei den mittelfristigen Aussichten optimistisch. Enapter ist klein: Für das laufende Geschäftsjahr dürfte der Umsatz bei 22 bis 24 Mio. Euro liegen. Zuvor hatte das Unternehmen mit 34 Mio. Euro gerechnet. Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) prognostiziert das Management unverändert ein Minus von 7 bis 8 Mio. Euro. Der Prognose liegt laut Enapter ein Auftragsbestand von derzeit rund 50 Mio. Euro zugrunde. Aufgrund von Verzögerungen in der Produktion von 1-MW-Elektrolyseuren sowie Verschiebungen von Kundenprojekten erwartet Enapter, dass „wesentliche Teile der Umsätze“ erst 2025 realisiert werden.

Die Halle in Saerbeck steht, wurde aber von Enapter nie bezogen (Foto von Nov. 2022), Quelle: Enapter
Enapter hat 2024 seine Strategie geändert. Ursprünglich wollte das Unternehmen eine Massenfertigung im nordrhein-westfälischen Saerbeck bei Münster aufbauen. Die Pläne für das Forschungs- und Produktionszentrum Enapter Campus wurden Anfang Juni 2024 aber aufgegeben. Der Konzern konzentriert sich künftig auf die Herstellung sogenannter Stacks, der Herzstücke eines Elektrolyseurs. Die vollständigen Elektrolyseure mit dem Markennamen Enapter werden nun im Rahmen eines Gemeinschaftsunternehmens von der Firma Wolong in China gebaut.
Außerdem will Enapter seine Stacks auch anderen Kunden anbieten. Ende Oktober 2024 erhielt das Unternehmen einen ersten Auftrag des niederländischen Energiekonzerns Adsensys, der Elektrolyseure mit Enapter-Technologie bauen will. Adsensys erwirbt auch eine Software-Lizenz von Enapter. Man sei „sehr zuversichtlich, dass in 2025 weitere Core-Partnerschaften abgeschlossen und umfangreiche Großaufträge in Asien, Europa und den USA realisiert werden können“, so Enapter-Chef Dr. Jürgen Laakmann, der Nachfolger von Firmengründer Sebastian-Justus Schmidt.
Die Aussichten der Enapter-Aktie sind kaum einzuschätzen. Die Aktie war immer schon eine Wette – nach Einschätzung von ECOreporter ist sie aber nach der Absage des Campus deutlich unattraktiver geworden. Enapter gibt zu, dass es derzeit nicht genug Nachfrage gibt, um eine Massenfertigung für seine Elektrolyseure aufzubauen. Zudem steckt das Unternehmen weiterhin tief in den roten Zahlen. Daher ist hier zunächst von einem Einstieg abzuraten.
SFC Energy – Klein und recht solide
Der Brennstoffzellenhersteller SFC Energy aus Brunnthal bei München hat in den ersten drei Quartalen 2024 Umsatz und Margen steigern können. Das Unternehmen sieht sich strategisch sehr gut aufgestellt und hebt seine Ergebnisprognose leicht an. SFC Energy erzielte von Januar bis September einen Umsatz von 105 Mio. Euro, im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von rund 20 Prozent. Dabei profitierte das Unternehmen nach eigenen Angaben besonders von der starken Nachfrage nach Brennstoffzellen für industrielle Anwendungen und einem deutlichen Ausbau des Projektgeschäfts.
Am stärksten legten die Geschäfte in Asien zu, wo der Umsatz um knapp 70 Prozent wuchs. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) kletterte im Jahresvergleich um 60 Prozent auf 7,2 Mio. Euro. Der Nettogewinn legte in den ersten drei Quartalen um fast 35 Prozent auf 8,7 Mio. Euro zu. Im dritten Quartal sank der Gewinn allerdings um 27 Prozent auf 2,3 Mio. Euro.
SFC Energy hat seine bislang größte Fabrik in Rumänien eröffnet sowie Geschäfte von Ballard Power erworben und damit entscheidende Weichen für weiteres Wachstum gestellt.
Dennoch: Die schlechte Ergebnisentwicklung im dritten Quartal stimmt bedenklich. Aber immerhin, SFC Energy hat mit seiner Technologie erfolgreich eine Nische besetzt. Die Brennstoffzellen werden vor allem zur stationären Stromversorgung genutzt – entweder wenn kein Zugang zum Stromnetz besteht oder als Ersatz für Diesel-Notstromaggregate. SFC gelingt damit, wovon etliche andere Wasserstoffunternehmen weit entfernt sind: Das Unternehmen erzielt Gewinne.
Das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis der SFC-Energy-Aktie ist mit 27 für 2024 weiterhin hoch, 2025 könnte es dank der Aussicht auf weiter steigende Gewinne bei moderaten 18 liegen. Und das wäre dann für eine Wachstumsbranche schon ein erstaunlich seriös-niedriger Wert. Trotz der geschäftlichen Erfolge hat allerdings auch die SFC-Energy-Aktie in den letzten drei Jahren unter der Korrektur am Wasserstoffmarkt gelitten, der Kurs schwankt seit 2021 stark. Die Aktie ist nur für Anlegerinnen und Anleger mit erhöhtem Risikobewusstsein eine Option. Für defensive Investoren eignet sie sich nicht.

In der neuen Zentrale des internationalen Anbieters von Elektrolysetechnologie Thyssenkrupp Nucera in Dortmund entstehen 560 neue Arbeitsplätze, Quelle: Thyssenkrupp Nucera
Thyssenkrupp Nucera im Sinkflug
Der Dortmunder Wasserstoffkonzern Thyssenkrupp Nucera ist im Vergleich zu SFC Energy ein Riese: Allein im dritten Quartal seines Geschäftsjahres 2023/2024 (April bis Juni) hat er über eine Viertelmilliarde Euro Umsatz erzielt – mehr als erwartet. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) sank im Vergleich zum Vorjahr hingegen von 7 auf nur noch 1 Mio. Euro. Insgesamt dürfte der Jahresumsatz bei 800 bis 900 Mio. Euro liegen. Davon sollen 500 bis 550 Mio. Euro mit der alkalischen Wasserelektrolyse (AWE) erwirtschaftet werden. Das EBIT wird laut Konzern voraussichtlich „im negativen mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich“ liegen.
Das Unternehmen leidet unter Verzögerungen neuer Projekte auf Kundenseite. Seit ihrem Börsenstart im Juli 2023 hat die Aktie deutlich an Wert verloren, der Kursverlauf zeigt im Schnitt kräftig nach unten. Nucera bleibt daher ein hochriskantes Investment. Nachhaltigen Anlegerinnen und Anlegern kann außerdem die Beteiligung des Konzerns am NEOM-Projekt in Saudi-Arabien Bauchschmerzen bereiten. Hierbei handelt es sich um eine futuristische Stadt, die in der Wüste im Nordwesten Saudi-Arabiens entsteht und international oft in der Kritik steht.
Fazit
H2-Aktien bleiben spekulative Investments. Verlässliche Einstiegschancen bieten vor allem die Gasekonzerne Linde und Air Liquide, deren Geschäft nicht von Wasserstoff abhängig ist. Bei den spekulativen Werten kommen Bloom Energy und SFC Energy geschäftlich deutlich voran – SFC schreibt bereits schwarze Zahlen, Bloom Energy könnte dies im aktuellen Geschäftsjahr schaffen. Die Risiken bleiben hier trotzdem hoch.
Die Aktien von Thyssenkrupp Nucera und Enapter sollte man im Auge behalten. Aktuell allerdings sind diese Papiere noch eher Wetten als Investments. Ehemalige Branchenlieblinge wie Plug Power, Ballard Power oder Nel haben die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen können, deutliche Kurseinbrüche waren die Folge. Hier scheint auch eine Wette aktuell wenig attraktiv.
Selbst sehr risikobereite Anlegerinnen und Anleger sollten, wenn sie eine Wette auf Wasserstoff eingehen wollen, eher einen Wasserstoff-Fonds oder -ETF ins Auge fassen, um ihr Investment zumindest etwas zu streuen. Und für alle H2-Werte außer Linde und Air Liquide gilt: Setzen Sie im H2-Markt grundsätzlich nur Geld ein, auf das Sie vollständig verzichten können. Unerwartetes kann jederzeit kommen – und Verluste muss man verkraften können, wenn man hier investiert.
Autor dieses Beitrags ist Jörg Weber, Gründer und Chefredakteur von ECOreporter.de. Die Internet-Publikation berichtet seit 25 Jahren ausschließlich über nachhaltige Geldanlagen. ECOreporter finanziert sich durch Abonnements der Lesenden und ist daher unabhängig von Werbeeinnahmen u. Ä. ECOreporter testet nachhaltige Fonds, ETFs, Banken, Anleihen, Genussrechte und anderes und analysiert nachhaltige Aktien. Konkrete Ratschläge und Warnungen zeigen den Lesenden, wo sie ihr Geld sinnvoll investieren können.
Jeder Anleger sollte sich bei der Investition in Aktien immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bewusst sein und auch an eine sinnvolle Risikostreuung denken. Diese Analyse stellt keine Kaufempfehlung dar.
Autor: Jörg Weber, ECOreporter
von Sven Geitmann | Okt. 30, 2024 | 2024, Aktien, Markt, Meldungen, Wasserstoffwirtschaft
Interview mit Carmen und Gerd Junker, Grünes Geld GmbH
Die derzeitige wirtschaftliche Unsicherheit hinterlässt auch im Wasserstoffsektor ihre Spuren. Der seit langem erhoffte Ramp-up bei der Fertigung von Elektrolyseuren oder Brennstoffzellen-Lkw lässt ebenso auf sich warten wie der Hochlauf der Produktion von grünem Wasserstoff. Entsprechend verhalten ist die Reaktion an den Börsen. Nach der Betrachtung der H2-Wirtschaft durch den Analysten Max Deml in der letzten HZwei-Ausgabe befragen wir heute Carmen und Gerd Junker, Gründer der Grünes Geld GmbH, zu ihrer Sichtweise auf den H2-Markt.
HZwei: Sehr geehrte Frau Junker, Sie betreuen inzwischen seit vier Jahren gemeinsam mit Ihrem Ehemann und Geschäftspartner einen eigenen Wasserstofffonds. Sie sind gelernte Betriebswirtschaftlerin und Wirtschaftspsychologin und haben mit 22 Jahren bereits eine eigene Sparkassen-Filiale geleitet. Wie sind Sie zum Thema Wasserstoff gekommen?
Carmen Junker: Im Jahr 2001 gründete ich mein unabhängiges Finanzberatungsunternehmen, das ich sechs Jahre später in die Grünes Geld GmbH wandelte. Seit 2007 widmen wir uns gemeinsam mit großer Leidenschaft dem Bereich der ethisch-ökologischen Finanzanlagen, wobei wir uns besonders auf den Cleantech-Sektor spezialisiert haben. Schon früh erkannten wir die zentrale Bedeutung von Wasserstoff als unverzichtbares Element für die Energiespeicherung.
In Gesprächen mit unseren Mandanten wurde immer wieder deutlich, dass eine essenzielle Lösung für die Speicherung erneuerbarer Energien über längere Zeiträume benötigt wird – insbesondere in Zeiten, in denen weder genügend Sonne noch Wind verfügbar sind. Während sich Batterietechnologien kontinuierlich weiterentwickelten, wurde uns spätestens Ende 2018 klar, dass Wasserstoff die einzig tragfähige Lösung für die Industrie und langfristige Energiespeicherung darstellt. Allerdings fehlten am Markt entsprechende Investitionsmöglichkeiten, weshalb wir unsere umfassende Expertise in der Vermögensverwaltung einsetzten, um ein eigenes risikogestreutes und rechtssicheres Anlageprodukt zu entwickeln. Der Weg zur Realisierung war zwar etwas länger als erwartet, doch letztlich konnten wir am 15. Dezember 2020 mit dem GG Wasserstoff den ersten Wasserstoffaktienfonds in Deutschland und Österreich auf den Markt bringen.
Sehr geehrter Herr Junker, Sie haben als Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen einen technischen Background und verfügen über jahrelange Führungserfahrung in einer mittelständischen Aktiengesellschaft. Was hat Sie dazu bewogen, die thematische Ausrichtung Ihrer 2007 gegründeten Gesellschaft stärker zum Wasserstoff zu verschieben?
Gerd Junker: Die Frage nach Speichertechnologien gibt es im Bereich der erneuerbaren Energien ja schon immer, schließlich sind neben den grundlastfähigen Energien Erdwärme, Bioenergie oder Wasserkraft die Windkraft und Photovoltaik intermittierend. Viele Jahre hat sich die Diskussion primär um Batteriespeicher gedreht, ab Ende der 2010er Jahre dann auch immer öfter um Wasserstoff. Die gravimetrische Energiedichte ist ja rund 100-mal höher, und genau das wird bei vielen Anwendungen benötigt. Unsere Mandanten fragten nach Geldanlagen in diesem Bereich, aber es gab praktisch nichts mit vernünftigem Risikokonzept. Da wir schon viele Jahre Erfahrung im Asset Management hatten, war die Auflage des GG Wasserstoff als erster und nach wie vor einziger deutscher Wasserstofffonds eine logische Konsequenz.
Frau Junker, können Sie bitte unserer Leserschaft kurz erklären, was genau Sie machen?
Carmen Junker: Der GG Wasserstoff ist ein voll regulierter Investmentfonds, der Kapital von Anlegern sammelt. Der Fonds (ISIN: A2QDR5) kann problemlos über ein Wertpapierdepot bei Sparkassen, Banken oder Online-Brokern erworben werden. Die Grünes Geld Vermögensmanagement GmbH, die den Fonds mit ihrer Expertise im Wasserstoffsektor berät, unterstützt den offiziellen Fondsmanager Hansainvest bei der Auswahl der 30 bis 40 vielversprechendsten Aktien von Wasserstoffunternehmen weltweit. Für die Sicherheit der Anleger ist entscheidend, dass die erfahrene Kapitalverwaltungsgesellschaft Hansainvest aus Hamburg die professionelle und rechtssichere Verwaltung des Fonds übernimmt. Unsere Aufgabe bei der Grünes Geld Vermögensmanagement GmbH besteht darin, die fundiertesten Investitionsmöglichkeiten entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Wasserstoffs zu identifizieren und zu empfehlen.
Sie kombinieren also die Anteile verschiedener börsennotierter Unternehmen, die im Wasserstoffsektor aktiv sind, zu einem Fonds – dem GG Wasserstoff Fonds. Sie unterscheiden dabei in Pure Player und Blended Player. Bitte erläutern Sie diese Unterscheidung.
Carmen Junker: Pure Player sind Unternehmen, die sich praktisch ausschließlich dem Wasserstoffthema verschrieben haben. Das können Elektrolyseurhersteller oder Brennstoffzellenproduzenten sein oder alles, was man im Umfeld der Nutzung von Wasserstoff oder dessen Derivaten benötigt. Meist sind das eher kleinere, jüngere Unternehmen mit höheren Kursschwankungen und langfristig hohem Wachstumspotenzial. Im Fußball wäre das der Sturm.
Blended Player hingegen beschäftigen sich neben dem Thema Wasserstoff auch mit anderen Geschäftsfeldern. Typisches Beispiel wäre das Unternehmen Linde, das Weltmarktführer beim Industriegas Wasserstoff ist, aber auch viele andere Gase liefert und andere Industrieanlagen baut. Diese Unternehmen sind meist größer und haben einen ruhigeren Kursverlauf, oder, um im Bild des Fußballs zu bleiben, hier handelt es sich um Mittelfeld und Abwehr.
Wie können sich potenzielle Interessenten an Ihrem Fonds beteiligen?
Carmen Junker: Sie können den Fonds GG Wasserstoff ganz einfach über Ihren Berater erwerben, indem Sie ihn darum bitten, den Fonds in Ihr Wertpapierdepot aufzunehmen. Wenn Sie einen Onlinebroker nutzen, können Sie den Fonds dort direkt kaufen, oft zu günstigen Konditionen über Börsen wie Hamburg, Stuttgart, Gettex oder Tradegate. Für unerfahrene Anleger bieten wir auf der Website www.wasserstofffonds.de ausführliche Informationen zum Kaufprozess sowie unsere Kontaktdaten an. Falls Sie noch kein Depot besitzen, kann der Fonds auch über die Grünes Geld GmbH als Vermittler erworben werden. Der Kauf des Fonds ist in der Regel ab einem Betrag von 500 Euro möglich oder über einen monatlichen Sparplan, beispielsweise ab 100 Euro. Ein monatlicher Sparplan nutzt den Cost-Average-Effekt und ermöglicht es, langfristig günstig einzukaufen – daher empfehlen wir diese Option besonders.
Herr Junker, Ihr Fonds hat seit 2021 eine Performance von -48 Prozent. Können Sie erläutern, wie diese Entwicklung zustande gekommen ist?
Gerd Junker: Wer die Kolumne zu den Wasserstoffaktien im HZwei-Magazin verfolgt, hat ja gesehen, dass die Wasserstoffaktien genau im Jahr 2021 ihren Höhepunkt erreichten – aus heutiger Sicht eine absolute Übertreibung. In den kleinen Sektor der Wasserstoffaktien ist damals unglaublich viel Geld geflossen, was zu übertriebenen Kursen führte. Seitdem sind die Pure Player meist um 90 bis 95 Prozent gefallen, so dass zwar erhebliche Kursrückgänge auftraten, das Sicherheitskonzept mit den Blended Playern jedoch gut funktioniert hat.
Gründe für die niedrigeren Kurse sind neben der erheblichen Übertreibung im Jahre 2021 auch der wesentlich verzögerte Hochlauf der Wasserstoffindustrie, der jetzt erst so langsam in die Gänge kommt – unter anderem, weil staatliche Förderzusagen wie IPCEI ja erst mit drei Jahren Verzögerung dieses Jahr gekommen sind oder der amerikanische IRA wohl erst nach den Wahlen konkret ausformuliert wird. Wir schließen uns dem Chef des größten deutschen Pure Players, ThyssenKrupp Nucera, an, der betont, dass der Wasserstoffhochlauf verzögert ist, aber weiterhin genauso erwartet wird wie geplant.
Der dritte große Hemmschuh waren die in nie dagewesener Schnelligkeit gestiegenen Zinsen um das Jahr 2022. Hohe Zinsen machen kapitalintensive Investitionen, wie sie beim Aufbau der Wasserstoffindustrie notwendig sind, einfach sehr teuer. Aber im Sommer hat die Europäische Zentralbank bereits einmal die Zinsen gesenkt, dem werden sicherlich noch weitere Zinsschritte folgen.
Wie haben Sie die vergangenen Jahre wahrgenommen, in denen ja immer wieder vom baldigen Markteintritt der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik gesprochen wurde, der dann aber ausblieb?
Gerd Junker: Das eine sind die Zukunftsvisionen und die guten Aussichten – auch die großen Versprechungen der Politik. Für uns als Fondsmanager sind allerdings die regelmäßig berichteten Geschäftszahlen die wichtigere, weil verlässlichere Quelle. Das ist die ungeschönte Wahrheit. Hier hätten wir ein schnelleres und regelmäßigeres Ansteigen erwartet, aktuell wachsen besonders die Pure Player zu langsam. Im Fonds sind wir deshalb bei den Blended Playern übergewichtet.
In einem Ihrer letzten Webinare sprachen Sie über SAF, also Sustainable Aviation Fuels, sogenanntes grünes Kerosin. Wie schnell sehen Sie die Entwicklung in diesem Segment?
Gerd Junker: Lassen Sie mich hier beispielhaft die H2Global-Auktion im Juli für nachhaltiges Kerosin aufführen. Hier scheiterte leider die Auktion, während die Ausschreibung für grünes Ammoniak ja sehr erfolgreich war. Zwar wurde ein ähnlich großes Volumen ausgeschrieben, doch es gab überhaupt keine Bieter. Geld oder Wille waren an der Stelle nicht das Problem. Dass keine Gebote eingingen, lag an dem strengen Regulierungskorsett, das die Europäische Union vorgibt. Die Bürokratie und das Mikromanagement sind der größte Hemmschuh für den Ausbau der Wasserstoffwirtschaft und der SAF. Leider sehen wir in der Europäischen Union auch keine wirkliche Beschleunigung und setzen für dieses Segment eher auf Investitionen in anderen Wirtschaftsräumen.
Seit Januar 2024 hat der Fonds 15 Prozent verloren, allein 5 Prozent im August. Was war jetzt im August der Auslöser für diese Verluste?
Carmen Junker: Jetzt, zum Zeitpunkt dieses Interviews, ist der August erst zur Hälfte vorbei, die Augustperformance steht also noch nicht fest. Aber der starke Rücksetzer im August hat nur wenig mit den Wasserstoffwerten zu tun, sondern mit den allgemeinen Börsenturbulenzen, die durch die Auflösung des Carry-Trades mit in Japan günstig geliehenem Geld, das dann im starken Dollarraum in Aktien investiert wurde, zu tun. In solchen Situationen fallen alle Aktien, die kleineren wie im Wasserstoffbereich besonders stark. Die Jahresperformance bisher ist in den weiter oben genannten Gründen zu suchen. Wenn die Zinsen weiter fallen und die Wasserstoffprojekte endlich umgesetzt werden, sollte das recht schnell zu steigenden Kursen führen.
Was hören Sie aktuell aus der Wirtschaft? Überwiegt derzeit immer noch eine gewisse Verunsicherung und Investitionshemmung, oder gibt es bereits eine Entspannung?
Gerd Junker: Die Investitionshemmung ist bestimmt vorhanden, aber die Stimmung ist entspannter, als man denken könnte. Vor kurzem haben wir auf dem Wasserstoff-Gipfel des Handelsblatts einen Manager gehört, der sagt: Bei größeren Industrieprojekten hat man eine typische Umsetzungszeit von fünf bis zehn Jahren und meist irgendwelche Verzögerungen. Das ist bei Wasserstoffprojekten nicht anders. Wir kommen einfach in der Realität an.
Sie schreiben auf Ihrer Homepage, die historische Performance lasse „keine Rückschlüsse auf die zukünftige Performance“ zu. Welche Entwicklung erwarten Sie für die nächsten Monate?
Carmen Junker: Für die nächsten Monate kann man an der Börse kaum eine seriöse Auskunft geben. Ganz langfristig bringen Aktienmärkte weltweit zwischen sechs und neun Prozent Rendite. Sollte die Aufholjagd der Wasserstoffaktien beginnen, kann man mit dieser Rendite plus noch mal ein bisschen was obendraufrechnen.
Bitte picken Sie mal drei Aktien heraus, die Sie derzeit als besonders interessant erachten.
Gerd Junker: Mit „derzeit als besonders interessant“ meinen wir Unternehmen, denen wir über die nächsten Jahre gute Aussichten attestieren – möglicherweise entwickeln sich deren Aktien dann auch positiv. Aber das soll absolut keine Anlageempfehlung sein. Jeder, der an der Börse ist, muss sich selbst ein Bild machen.
Bei den Pure Playern wäre eine SFC Energy aus Brunnthal bei München interessant. Die bieten Stromversorgungslösungen auf Basis von Brennstoffzellen an. Dort wurde im Jahre 2022 bereits die Gewinnzone erreicht, das Management ist erfahren und vertrauenswürdig und die Bewertung ist aktuell relativ niedrig.
Die englische Ceres Power entwickelt Solid-Oxid-Brennstoffzellen und Elektrolyselösungen, die sie über Lizenzmodelle an große Player in aller Welt vergibt. Ohne eigene Produktion kann man das Modell schneller skalieren. Nach vielen Jahren des Geschäftsaufbaus werden jetzt auch die Geschäftszahlen besser, die Bewertung an den Börsen ist ohnehin attraktiv.
Bei den Blended Playern gefällt uns eine Gaztransport & Technigaz SA aus Frankreich gut. Deren Abteilung Elogen baut PEM-Elektrolyseure. Diese könnten in fertigen Containern geliefert werden, die dann einfach an jeden Ort der Welt gebracht und betrieben werden können. Gaztransport & Technigaz SA entwickelt darüber hinaus Lösungen für den Wasserstofftransport auf Schiffen. Die Geschäftszahlen sind exzellent und die Bewertung an den Börsen aus unserer Sicht günstig.
Letzte Frage: Was unterscheidet Ihren Fonds von anderen Finanzprodukten und Indizes?
Carmen Junker: Zunächst ist hervorzuheben, dass der GG Wasserstoff der einzige deutsche Investmentfonds ist, der sich exklusiv auf das Segment Wasserstoff konzentriert. Im Vergleich dazu sind andere Anlageformen, wie beispielsweise Zertifikate, für viele Anleger aufgrund des Kontrahentenrisikos weniger geeignet. Passive Produkte stellen in einem dynamischen Wachstumssektor, in dem die Finanzmärkte noch ineffizient bepreisen, ebenfalls keine optimale Lösung dar. Unsere besondere Stärke liegt in der einzigartigen Kombination unseres Fondsmanagements: Auf der einen Seite eine erfahrene Bankerin und Börsenexpertin, auf der anderen Seite ein Ingenieur. Diese Expertise ist für einen Technikfonds von unschätzbarem Wert.
Interviewer: Sven Geitmann
von Sven Geitmann | Juli 1, 2024 | 2024, Aktien, Börse, Markt, Stock Market, Wasserstoffwirtschaft
Aktienanalyse von Max Deml
Früher wurde Wasserstoff meist noch aus fossilen Brennstoffen wie Erdgas mittels Dampfreformierung isoliert und gespeichert. Ökologisch sinnvoller ist die Wasserstofferzeugung durch die Elektrolyse von Wasser mithilfe grünen Stroms, zum Beispiel zwecks späterer Verstromung in Brennstoffzellen – aber damit sinken im Vergleich zu anderen Speichermedien die Wirkungsgrade und es leidet die Wirtschaftlichkeit. Wasserstoff – selbst ja kein Primärenergieträger – dient vor allem als Sekundärenergieträger, also als Speichermedium, und kann ein idealer Puffer sein, um Überkapazitäten bei der Stromgewinnung (z. B. aus Wind und Sonne) aufzufangen und dann bereitzustellen, wenn sie benötigt werden.
Obwohl die meisten börsennotierten Unternehmen, die mit der Forschung, Produktion oder Infrastruktur im Bereich Wasserstoff zu tun haben, seit Jahren nur Verluste schreiben, hat die Nachfrage der Investoren, nicht zuletzt auch vieler nachhaltig orientierter Investmentfonds, die Aktienkurse in lichte Höhen getrieben. Inzwischen sind die Höhenflüge der gehypten Aktien vorbei. Investor*innen, die vor drei Jahren zu damaligen Höchstkursen gekauft haben, müssen ernüchtert feststellen, dass die Kurse nun nicht selten 90 Prozent oder noch tiefer stehen. Denn die Umsatzentwicklungen sind weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Trotzdem können diese Aktien noch weiter sinken: die Marktkapitalisierungen liegen auch beim jetzigen Kursniveau meist noch bei einem Vielfachen des letzten Jahresumsatzes – und die meisten dieser Unternehmen schreiben weiterhin hohe Verluste.

Abb. 1: 5-Jahres-Kursverlauf Linde plc
https://www.comdirect.de/inf/aktien/detail/chart.html?timeSpan=5Y&ID_NOTATION=233986641
Quelle: www.comdirect.de
Ausnahmen sind Großunternehmen wie die Linde plc (der 1879 gegründete ehemalige DAX-Konzern hat nach der Fusion mit Praxair seinen Sitz in Irland), die zuletzt mit 66.000 Beschäftigten bei knapp US-$ 33 Mrd. Umsatz einen Gewinn von US-$ 6,2 Mrd. gemacht hat – aber nur ein Bruchteil des Umsatzes entfällt auf Wasserstoff. Auch hier liegt der Börsenwert mit rund US-$ 207 Mrd. weit über dem Jahresumsatz.
Ähnlich ist die Lage beim zweiten großen Industriegase-Produzenten Air Liquide SA aus Frankreich, der 2023 mit fast 68.000 Beschäftigten und rund 27,6 Mrd. Euro Umsatz einen Gewinn von 3,1 Mrd. Euro gemacht hat. Beim Kurs von rund 180 Euro liegt der Börsenwert mit rund 94 Mrd. Euro weit höher als der Umsatz.

Abb. 2: 5-Jahres-Kursverlauf Ballard Power Systems
https://www.comdirect.de/inf/aktien/detail/chart.html?timeSpan=5Y&ID_NOTATION=26810831
Quelle: www.comdirect.de
Die seit über drei Jahrzehnten im Bereich Brennstoffzellen tätige kanadische Ballard Power Systems macht auch heute noch Verluste und hat nur überlebt, weil diese immer wieder durch milliardenschwere Kapitalerhöhungen finanziert werden konnten. 2023 fiel bei einem Umsatz von CAD 138 Mio. ein Verlust von CAD 240 Mio. an. Der BZ-Pionier mit knapp 1.200 Beschäftigten ist trotzdem noch mit rund dem neunfachen Jahresumsatz bewertet – und die Kursentwicklung der letzten fünf Jahre (samt dem über 90-Prozent-Verlust seit dem Hoch Anfang 2021) ist typisch für viele kleinere H2-Aktien.
Einige der Unternehmen, die schon früh auf das Thema Wasserstoff gesetzt haben, gibt es nicht mehr, zum Beispiel den kanadischen Druckbehälterhersteller Dynetek Industries, die Berliner Heliocentris Fuel Cells AG oder die Syngas International. Auch die nicht börsennotierte Hydrogen eMobility AG (mit Sitz im Wiener Schloss Schönbrunn) wurde Mitte 2023 liquidiert. Als Aufsichtsratsvorsitzender fungierte hier der Finanzökonom Wolfgang Meilinger, der Kurzzeit-Ehemann (2018 bis 2020) der österreichischen Ex-Außenministerin Dr. Karin Kneissl, die bei ihrer Hochzeit mit Wladimir Putin getanzt hat und jetzt – als hoch bezahlte Aufsichtsrätin des Moskauer Ölkonzerns Rosneft – in Russland ihre neue Heimat gefunden hat.
Energieexperten wie Dr. Fritz Binder-Krieglstein (www.renewable.at) aus Österreich sind nicht nur hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit skeptisch und zitierten schon vor Jahren Studien, nach denen der „Preis von grünem Wasserstoff unkalkulierbar“ ist, weil zum Beispiel „Produktions- und Transportkosten keinen Marktpreis ergeben“. Außerdem werde Wasserstoff „aktuell primär von fossil-atomaren Großkonzernen medial und politisch intensiv vorangetrieben. Und denen waren Endkonsumentenpreise immer schon herzlich egal, siehe Atomkraft und fossile Klimazerstörung“.
PowerTap Hydrogen Capital Corp.
„Pure Player“-Aktien gibt es im Bereich treibhausgasneutraler Wasserstoffproduzenten relativ wenige. Es ist daher nicht verwunderlich, dass aufgrund der hohen Nachfrage nach „Wasserstoff-Aktien“ – es war vor Jahren eines der am meisten bei Börsianern, aber auch in der Wissenschaft, Politik und vielen Medien diskutierten Themen – viele Titel in kurzer Zeit um mehr als 1.000 Prozent gestiegen sind, wie beispielsweise die Aktie der PowerTap Hydrogen Capital Corp.
Das kanadische Unternehmen (www.powertapcapital.com) hieß bis November 2020 noch Organice Flower und hat sich damals als Cannabis-Start-up präsentiert. Danach wurde es in Clean Power Capital und nach der mehrheitlichen Übernahme der PowerTap Hydrogen Fueling Corp. erneut in PowerTap Hydrogen Capital Corp. umbenannt. Seither will man innerhalb weniger Jahre ein H2-Tankstellennetz in den USA und Kanada aufbauen. Doch die letzten beiden Jahre (2022/23) brachten noch keine Umsätze, wohl aber Verluste von über CAD 240 Mio. sowie ein negatives Eigenkapital. Der Kurs sank von über US-$ 50 (2021) auf nur mehr US$ 0,15, der Börsenwert entsprechend auf unter US-$ 4 Mio.
Ähnliche Umbenennungen (HyperSolar heißt jetzt SunHydrogen) und schnelle Börsengänge noch umsatzloser Unternehmen gab es 2020 öfters. Und auch einige Warnungen gab es zu dieser Zeit, wie beispielswiese beim Wiener Börsenbrief Öko-Invest oder beim Dortmunder ecoreporter-Magazin im Artikel „Deutsches Wasserstoff-Start-up: Enapter und die 100.000 Elektrolyseure“: hier sollte man „Vorsicht walten lassen“, denn „noch immer sind viele Wasserstoffaktien mehr Wette als Investment“.
Enapter AG
Die Enapter AG mit Hauptsitz in Deutschland und einem Forschungs- und Produktionsstandort in Italien hat Elektrolyseure in Einkern- und Mehrkernsystemen (Singlecore bzw. Multicore) entwickelt und inzwischen an über 340 Kunden in über 50 Ländern verkauft, von Energie- und Transport- bis zu Heizungs- und Telekommunikationsunternehmen. 2023 konnte man mit rund 200 Beschäftigten den Umsatz um 115 Prozent auf über 31,6 Mio. Euro steigern, musste aber weiterhin einen Verlust von 7,2 Mio. Euro verbuchen (Vorjahr: 13,0 Mio. Euro), so dass die Eigenkapitalquote von über 80 Prozent auf unter 57 Prozent gefallen ist. Der Kurs sank von knapp 50 Euro (Ende 2020) um über 90 Prozent auf unter 4,50 Euro (Mai 2024), was einem Börsenwert von rund 121 Mio. Euro entspricht.

Abb. 3: 5-Jahres-Kursverlauf Enapter AG
https://www.comdirect.de/inf/aktien/detail/chart.html?timeSpan=5Y&ID_NOTATION=310462784
Quelle: www.comdirect.de
Auch für 2024 erwartet man – bei einem Umsatz von 34 Mio. Euro – weitere Verluste von mindestens 8 Mio. Euro. Im März 2024 erhielt Enapter seinen bisher größten Auftrag in Europa: das Logistikunternehmen CFFT SpA hat drei Elektrolyseure mit je 1 MW Leistung bestellt, die in einem Hafen in der Nähe von Rom für H2-Betankungsanlagen eingesetzt werden sollen.
Über die Enapter-Tochter Clean H2 Inc. (www.cleanh2.energy) in den USA, die Elektrolyseure bereitstellt, und den exklusiven Vertriebspartner Solar Invest International SE sind bis Ende Mai 2024 Aufträge im Volumen von US-$ 5,4 Mio. eingegangen, vor allem aus dem Bereich Lkw- und Luftverkehr. Enapter verspricht sich am US-Markt Vorteile, unter anderem aufgrund des Inflation Reduction Act, der auch die Förderung von Wasserstoffanwendungen umfasst, und aufgrund der Anionenaustauschmembran-Technologie (AEM, Anion Exchange Membrane), die ohne das seltene Element Iridium auskommt.
thyssenkrupp nucera AG & Co. KGaA
Der vom Konzern abgespaltene Elektrolyse-Geschäftsbereich konnte 2022/23 den Umsatz um 70 Prozent auf 653 Mio. Euro erhöhen und beim Ergebnis nach Steuern mit 22,5 Mio. Euro – nach nur 6,0 Mio. Euro im Jahr 2022 – wieder an die Jahre vorher (21,3 Mio. bzw. 21,7 Mio. Euro 2020 und 2021) anschließen. Die Eigenkapitalquote stieg 2023 durch den Börsengang von 33,2 auf 64,5 Prozent.
Im ersten Quartal 2024 (entspricht Q2 im lfd. Geschäftsjahr) fiel der Auftragseingang um 42 Prozent auf 75,3 Mio. Euro, was Bereichsleiter Dr. Christoph Noeres auf Projektverzögerungen bei den Kunden, schleppende Förderzusagen und andere „Investitionshemmnisse“ im Wasserstoffgeschäft zurückführte. Beim Quartalsumsatz von 168 Mio. Euro (+11 Prozent) fiel das Ergebnis von +3,6 Mio. Euro (in Q1/2023) auf -7,2 Mio. Euro.
Seit März 2024 ist das Fraunhofer IKTS ein strategischer Partner bei der „hochinnovativen Hochtemperaturelektrolyse-Technologie“ (SOEC) – und das US-Energieministerium hat thyssenkrupp nucera „ausgewählt, um die Massenproduktion von Wasserelektrolyse-Zellen und den Aufbau einer automatisierten Montagelinie dieser Zellen voranzubringen“.
Die thyssenkrupp nucera AG & Co. KGaA (mit inzwischen über 850 Mitarbeitenden) rechnet im Geschäftsjahr 2023/24 (per 30.9.24) mit einem Umsatz von 820 bis 900 Mio. Euro (davon 500 bis 550 Mio. Euro im Bereich der alkalischen Wasserelektrolyse), aber unter anderem aufgrund von „Anlaufkosten für die Umsetzung der Wachstumsstrategie“ einem Verlust im zweistelligen Millionenbereich. Erst 2024/25 will man der Gewinnschwelle „nahekommen“.
Beim Kurs von rund 11,50 Euro (Ende Mai 2024) entspricht der Börsenwert von 1,45 Mrd. Euro ungefähr dem doppelten Umsatz der letzten vier Quartale.
Plug Power
Das US-Unternehmen (www.plugpower.com) zählt zu den weltweit größten Käufern von flüssigem Wasserstoff, auch wenn man seit der Übernahme (2021) von United Hydrogen diesen auch selbst produzieren kann. Mitte Mai 2024 gab das US-Energieministeriums (DOE) über das Loan Programs Office (LPO) – laut CEO Andy Marsh nach einem intensiven Due-Diligence-Prozess – eine „bedingte Zusage für eine Kreditgarantie in Höhe von bis zu 1,66 Mrd. US-$ zur Finanzierung der Entwicklung, des Baus und des Besitzes von bis zu sechs Anlagen zur Produktion von grünem Wasserstoff“, die der „Justice 40“-Initiative der Biden-Administration entspricht.

Abb. 4: 5-Jahres-Kursverlauf Plug Power
https://www.comdirect.de/inf/aktien/detail/chart.html?timeSpan=5Y&ID_NOTATION=94174931
Quelle: www.comdirect.de
Plug Power hat Anfang 2024 in Woodbine/Georgia die erste kommerzielle Anlage dieser Art in Betrieb genommen und damit die Tages-Produktionskapazität für flüssigen Wasserstoff auf rund 25 Tonnen erhöht. 2023 konnte man mit über 3.800 Beschäftigten den Umsatz zwar um 27 Prozent auf über US-$ 891 Mrd. steigern, aber auch der Verlust erhöhte sich um 89 Prozent auf über US-$ 1.368 Mio. bzw. US-$ 2,30 je Aktie. Die Eigenkapitalquote sank leicht von 70,4 auf 59,1 Prozent. Beim Kurs von rund US-$ 3,20 Euro (Ende Mai 2024) entspricht der Börsenwert von rund US-$ 2,4 Mrd. ungefähr dem dreifachen Umsatz der letzten vier Quartale.
Nel ASA
Die schon 1927 gegründete norwegische Firma mit inzwischen fast 700 Beschäftigten zählt zu den Pionieren im Bereich der Elektrolyse zur Erzeugung von Wasserstoff (nelhydrogen.com). Der zweite Bereich („Hydrogen Fueling“) befasst sich mit der Infrastruktur (Bau von Wasserstofftankstellen und Zapfsystemen, hauptsächlich für den Verkehr). Schon 2017 hat Nel mit Hexagon Composite und PowerCell Sweden das Joint Venture Hyon für den Bereich von Wasserfahrzeugen mit Brennstoffzellenantrieb gegründet. Nel Hydrogen ist auch Teil des PosHYdon-Konsortiums (und soll den Elektrolyseur liefern), das noch 2024 die Installation einer Offshore-Wasserstoffproduktionsanlage auf der Öl- und Gasplattform Q13a-A der Neptune Energy plant.

Abb. 4: 5-Jahres-Kursverlauf Nel ASA
https://www.comdirect.de/inf/aktien/detail/chart.html?timeSpan=5Y&ID_NOTATION=204941498
Quelle: www.comdirect.de
2023 stieg der Nel-Umsatz um 84 Prozent auf über NOK 1,68 Mrd. Der Verlust konnte dabei von NOK 1,17 Mrd. auf unter NOK 0,86 Mrd. gesenkt werden. Die Eigenkapitalquote fiel von über 78 Prozent (2022) auf 72 Prozent. Beim Kurs von rund 0,62 Euro (Ende Mai 2024) ergibt sich ein Börsenwert von rund 1,0 Mrd. Euro, was immer noch ein Vielfaches des Jahresumsatzes ausmacht.
Nel-Chef Håkon Volldal stellte Anfang 2024 fest, dass es nur „begrenzte Synergien zwischen den Geschäftsbereichen Betankung und Elektrolyseure“ gibt und ist der Meinung, dass „beide Bereiche besser positioniert sind, um in ihren jeweiligen Bereichen Marktführer zu werden, wenn sie unabhängig voneinander operieren“. Die Betankungssparte soll daher unter dem Namen Cavendish Hydrogen – benannt nach dem britischen Wissenschaftler Henry Cavendish (1731 bis 1810), der das Element Wasserstoff 1766 als „brennbare Luft“ entdeckt hat – ausgegliedert werden. NEL-Aktionäre erhalten bei dem in Oslo geplanten Börsengang dann Aktien der Cavendish Hydrogen.
Everfuel A/S
Das dänische Nel-Spin-off (www.everfuel.com) ist seit Oktober 2020 börsennotiert und hat zum Beispiel einen Vertrag mit dem Offshore-Windparkbetreiber Orsted geschlossen. Dessen geplante 2-MW-Anlage soll täglich bis zu 1.000 kg Wasserstoff liefern, wobei Everfuel auch für den Betrieb der Kompressions- und Befüllungsanlage zuständig sein soll. Im Mai 2024 gab CEO Jacob Krogsgaard eine Absichtserklärung eines deutschen Industrieunternehmens bekannt, das, wenn eine Wasserstoff-Pipeline zwischen Dänemark und Deutschland realisiert wird, ab 2028 jährlich rund 10.000 Tonnen „grünen Wasserstoff“ (RFNBO, also „nicht-biologischen Ursprungs“) von Everfuel beziehen will (wozu eine Elektrolyseurkapazität von mindestens 100 MW nötig wäre).
2023 konnte Everfuel mit rund 75 Beschäftigten den Umsatz um 128 Prozent auf rund 5,7 Mio. Euro steigern, allerdings stieg auch der Verlust von knapp 16 Mio. Euro auf rund 28 Mio. Euro, so dass die Eigenkapitalquote von 57,7 auf unter 51,5 Prozent gefallen ist. Der Kurs an der Heimatbörse Oslo sank von über NOK 183 (Anfang 2021) um 94 Prozent auf unter NOK 11 (Mai 2024), was einem Börsenwert von immer noch fast 80 Mio. Euro – also rund dem 14-fachen Jahresumsatz – entspricht.
McPhy Energy SA
Das Unternehmen (www.mcphy.com) mit Haupsitz in Grenoble und mehreren Tochtergesellschaften wie der McPhy Energy Deutschland GmbH sieht sich als „Entwickler und Hersteller von Anlagen zur Produktion und Distribution von kohlenstofffreiem Wasserstoff“. Die fünf Kompetenzzentren in Frankreich, Deutschland und Italien bieten neben Elektrolyseuren auch Speicherbehälter sowie Systeme unter anderem für den Energie-, und Transportbereich an. Unter dem Motto „Driving clean energy forward“ will CEO Jean-Baptiste Lucas mit McPhy Energy „kohlenstofffreie Wasserstoffanwendungen entwickeln und zum Kampf gegen den Klimawandel beitragen”.

Abb. 5: 5-Jahres-Kursverlauf McPhy Energy ASA
https://www.comdirect.de/inf/aktien/detail/chart.html?timeSpan=5Y&ID_NOTATION=278390182
Quelle: www.comdirect.de
2023 konnte man mit über 260 Beschäftigten den Umsatz um 17 Prozent auf rund 18,8 Mio. Euro steigern, der Verlust wuchs jedoch um 24 Prozent auf 47,4 Mio. Euro bzw. 1,70 Euro je Aktie. Die Eigenkapitalquote sank von 64,6 auf 53,7 Prozent. Beim Kurs von rund 3,10 Euro (Ende Mai 2024) entspricht der Börsenwert von rund 92 Mio. Euro fast dem fünffachen Jahresumsatz.
PowerCell Sweden AB
Das 2008 gegründete Unternehmen (www.powercellgroup.com) stellt Brennstoffzellensysteme her, die fossile wie auch erneuerbare Energieträger in Wasserstoff umwandeln können. Es hat bisher durchwegs Verluste produziert, mit einer Ausnahme im Jahr 2019: Da wurde durch den Verkauf einer exklusiven Produktions- und Vertriebslizenz für den „PowerCell S3 fuel cell stack“ an die Robert Bosch GmbH ein Erlös von rund 50 Mio. Euro verbucht.
2023 konnte man mit rund 150 Beschäftigten den Umsatz um 27 Prozent auf über SEK 310 Mio. steigern, allerdings erhöhte sich auch der Verlust um acht Prozent auf rund SEK 63 Mio., so dass die Eigenkapitalquote von über 70 auf unter 65 Prozent gefallen ist. Der Kurs sank von über SEK 400 (Anfang 2021) um über 90 Prozent auf rund SEK 36 (Mai 2024), was einem Börsenwert von immer noch rund SEK 1,9 Mrd. – also rund dem sechsfachen Jahresumsatz – entspricht.
ITM Power plc
Das 2001 gegründete und von CEO Dennis Schulz geführte britische Unternehmen (www.itm-power.com) ist eines der etabliertesten Unternehmen der Elektrolysebranche in Europa, wenn auch hier die Umsätze im Vergleich zum Börsenwert noch sehr gering sind. ITM Power, zu dessen drei Großaktionären auch Linde gehört, hat unter anderem ein Joint Venture (50/50) mit Linde gegründet: Die ITM Linde Electrolysis GmbH (ILE GmbH) will in Leuna die weltgrößte Elektrolyseuranlage realisieren – mit Unterstützung der deutschen Regierung, die im Rahmen ihrer Wasserstoffstrategie bis 2030 dabei helfen will, eine Produktionskapazität von 5.000 MW aufzubauen, und dafür einige Mrd. Euro an Förderungen eingeplant hat. ITM Power bietet mehrere Elektrolyseurmodelle an, von Trident (2 MW) und Neptune bis Poseidon (20 MW) für Großprojekte.

Abb. 6: 5-Jahres-Kursverlauf ITM Power PLC
https://www.comdirect.de/inf/aktien/detail/chart.html?timeSpan=5Y&ID_NOTATION=24456315
Quelle: www.comdirect.de
Im Geschäftsjahr 2022/23 (per 30.4.23) ging der Umsatz um sieben Prozent auf 5,2 Mio. Pfund zurück, der Verlust hat sich auf über 101 Mio. Pfund mehr als verdoppelt. Die Eigenkapitalquote sank dabei von über 86 Prozent auf unter 74 Prozent. Der Kurs sank von 7,17 Pfund (Anfang 2021) um 92 Prozent auf unter 0,58 (Mai 2024), was einem Börsenwert von immer noch über 350 Mio. Pfund – also rund dem 30-fachen Umsatz der letzten vier Quartale entspricht.
Weichai Power
Dieser 1953 gegründete Fahrzeugtechnik-Konzern (www.weichaipower.com) baute seinerzeit eine der ersten Dieselmotorenfabriken in China und hieß bis 1992 noch Weichai Diesel Engine Factory. Das Unternehmen ist zwar alles andere als ein „Pure Player“, hat aber mit einigen Geschäftsbereichen und Beteiligungen wie der an Ballard Power und Ceres Power auch mit der Herstellung von Brennstoffzellenprodukten bzw. Wasserstoffanwendungen zu tun. Minderheitsbeteiligungen ging man auch bei Linde Hydraulics und dem deutschen Gabelstaplerkonzern Kion ein. 2020 rückte Weichai Power in die weltweite Top-10-Liste der Automobilzulieferer vor, bei den Lkw-Dieselmotoren hält man den Spitzenplatz in Sachen Wirkungsgrad.

Abb. 7: 5-Jahres-Kursverlauf Weichai-Power-H-Aktie
https://www.comdirect.de/inf/aktien/detail/chart.html?timeSpan=5Y&ID_NOTATION=207870485
Quelle: www.comdirect.de
2023 konnte man mit über 47.600 Beschäftigten den Umsatz um 16 Prozent auf über CNY 214 Mrd. (rund 27 Mrd. Euro) steigern – und den Gewinn, der 2022 um 49 Prozent zurückging, um fast 75 Prozent wieder auf über CNY 9,0 Mrd. erhöhen. Die Eigenkapitalquote sank leicht von 24,9 Prozent auf 23,7 Prozent.
Die Kurse der auch an deutschen Börsen gelisteten Weichai-Power-H-Aktien pendelten in den letzten Jahren zwischen 0,93 und 2,78 Euro. Beim Kurs von rund 1,70 Euro (Ende Mai 2024) entspricht der Börsenwert rund dem 0,6-fachen Jahresumsatz von Weichai Power. Die Dividendenrendite betrug zuletzt knapp 4,4 Prozent.
Proton Motor Power Systems plc
Das britische BZ-Unternehmen (www.proton-motor.com) mit der deutschen Tochter Proton Motor Fuel Cell GmbH, das auch Produkte im Bereich Wasserstoff entwickelt, kam in den letzten sieben Jahren kaum über Jahresumsätze von über 2 Mio. Pfund hinaus, 2018 und 2019 waren es nur jeweils rund 0,8 Mio. Pfund – bei jeweils meist viel höheren, oft zweistelligen Millionenverlusten. Die Eigenkapitalquote ist schon seit vielen Jahren negativ.
Der Kurs sank von über 50 Pence (Anfang 2021) um über 95 Prozent auf rund 2 Pence (Ende Mai 2024), so dass der Börsenwert von rund 33 Mio. Pfund ungefähr dem 17-fachen letzten Jahresumsatz entspricht.
Verbund AG
Seit der Teilprivatisierung 1989 sind die Aktien des Wasserkraftkonzerns – der Ausgabepreis lag split-bereinigt bei rund 2,65 Euro – börsennotiert (die Republik Österreich hält noch 51 Prozent). Rund 98 Prozent der eigenen Stromerzeugung stammen aus erneuerbaren Energien, neben Wasserkraftwerken auch zunehmend aus Wind- und Solar-Parks, auch im Ausland. Die 2001 gegründete 100-Prozent-Tochter Austrian Power Grid AG hält Beteiligungen unter anderem an der OeMAG Abwicklungsstelle für Ökostrom.

Abb. 8: 5-Jahres-Kursverlauf Verbund AG
https://www.comdirect.de/inf/aktien/detail/chart.html?timeSpan=5Y&ID_NOTATION=38113422
Quelle: www.comdirect.de
Mit der Verbund Green Hydrogen GmbH ist man auch in der Wasserstoffproduktionen tätig, unter anderem bei Industrieprojekten zusammen mit österreichischen Konzernen – oder als Lieferant für den Kraftstoffhändler Westfalen AG aus Münster, der ab 2026 grünen Wasserstoff von diesem Verbund-Unternehmen beziehen will. Ende Mai 2024 haben Tunesien und die TE H2 – ein 80/20-Joint Venture der TotalEnergies und der EREN Groupe – sowie die Verbund AG eine Absichtserklärung unterzeichnet, „um die Durchführung eines Großprojekts im Bereich grüner Wasserstoff namens H2 Notos für den Export über Pipelines nach Mitteleuropa zu prüfen“. Dabei sollen Elektrolyseure anfangs jährlich rund 200.000, später bis zu 1 Mio. Tonnen grünen Wasserstoff erzeugen, mittels Strom aus tunesischen Wind- und Solarparks sowie entsalztem Wasser.
Über die bis 2030 geplante Wasserstoffpipeline „SoutH2 Corridor“ soll dann Nordafrika mit Italien, Österreich und Deutschland verbunden werden, und die Verbund AG soll den H2-Transport nach Mitteleuropa koordinieren. Laut TE H2-Chef David Corchia hat H2 Notos „das Potenzial, ein bedeutender Lieferant von grünem Wasserstoff für Europa zu werden und gleichzeitig die umfangreiche Schaffung von Arbeitsplätzen in Tunesien zu fördern“. Und Verbund-CEO Michael Strugl ist „hocherfreut, mit einem starken Konsortium zusammenzuarbeiten, das in der Lage ist, Projekte im GW-Bereich umzusetzen“.
2022 stieg der Umsatz des Stromversorgers (mit rund 3.800 Beschäftigten) um fast 117 Prozent auf 10,35 Mrd. Euro, 2023 weiter auf 10,45 Mrd. Euro. Der Gewinn stieg 2023 um 32 Prozent auf 2.266 Mio. Euro bzw. 6,52 Euro je Aktie. Die Eigenkapitalquote stieg von 37 Prozent (2022) auf über 50 Prozent (2023).
Bei rund 347 Mio. Aktien und einem Kurs von rund 75 Euro ergibt sich für die Verbund AG ein Börsenwert von über 25 Mrd. Euro, der dem 2,5-fachen Jahresumsatz und einer Dividendenrendite von rund 5,6 Prozent entspricht. Die Aktie ist eines der 25 Mitglieder im Natur-Aktien-Index nx-25 (dieser Index hat in den ersten 27 Jahren seit dem Start 1997 rund 2.273 Prozent zugelegt, weit mehr als der Benchmark-Index MSCI World mit +322 Prozent) und wurde auch (beim Kurs von 10 Euro) in das Musterdepot des Börsenbriefs Öko-Invest aufgenommen.
Risikohinweis
Jeder Anleger sollte sich bei der Investition in Aktien immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bewusst sein und auch an eine sinnvolle Risikostreuung denken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien stammen aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, das heißt, es handelt sich nicht um Standardwerte, und auch die Volatilität ist deutlich höher. Diese Analyse stellt keine Kaufempfehlung dar. Alle Informationen basieren auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen hinsichtlich der Bewertung ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, wobei der Fokus auf einer mittel- bis langfristigen Bewertung und nicht auf kurzfristigen Gewinnen liegt. Die hier vorgestellten Aktien können im Besitz des Autors sein. Es handelt sich nicht um eine Anlage- oder Kaufempfehlung, sondern lediglich um eine unverbindliche persönliche Einschätzung – ohne Obligo.
Der Autor Max Deml (Jahrgang 1957) ist seit 1991 Chefredakteur des Börsenbriefs Öko-Invest (www.oeko-invest.net) und Autor des Handbuchs Grünes Geld (8. Auflage seit 1990). Er hat 1997 den internationalen Natur-Aktienindex nx-25 (mit 25 Mitgliedern) entwickelt und 2001 den Solar-Aktienindex PPVX, der die 30 weltweit größten börsennotierten PV-Produktions-, -Zuliefer- und -Betreiberunternehmen enthält.
Autor: Max Deml
von Sven Geitmann | Juni 24, 2024 | 2024, Aktien, Allgemein, Elektromobilität, Energiespeicherung, Meldungen, News, Wasserstoffwirtschaft
Liebe Wasserstoff-Enthusiasten,
es ist wieder soweit! Die neueste Ausgabe unseres HZwei-Magazins ist erschienen und wir freuen uns, Ihnen brandaktuelle Einblicke und spannende Entwicklungen aus der Welt des Wasserstoffs und der Brennstoffzellen präsentieren zu können. Seit mehr als 20 Jahren ist der Hydrogeit Verlag Ihr verlässlicher Partner für fundierte Informationen rund um Wasserstoff, Brennstoffzellen, Elektromobilität, Energiespeicherung, erneuerbare Energien und alternative Kraftstoffe.
Ein besonderer Fokus auf Wasserstoffaktien und die Börse
In dieser Ausgabe legen wir einen besonderen Schwerpunkt auf Wasserstoffaktien und deren Performance am Aktienmarkt. Die Wasserstoffbranche erlebt derzeit einen beeindruckenden Aufschwung, und viele Unternehmen in diesem Sektor verzeichnen signifikante Entwicklungen und Chancen. Hier sind einige interessante Firmen, die an der Börse aktiv sind und in unserem aktuellen Magazin detailliert vorgestellt werden:
- Powertap Hydrogen Capital Corp.
- Enapter AG
- thyssenkrupp nucera AG
- Plug Power Inc.
- Nel ASA
- Everfuel A/S
- McPhy Energy SA
- PowerCell Sweden AB
- ITM Power PLC
- Weichai Power Co.
- Proton Motor Power Systems PLC
- Verbund AG
Chancen und Veränderungen am Aktienmarkt
Die Wasserstoffwirtschaft befindet sich im Umbruch. Regierungen weltweit investieren Milliarden in grüne Technologien, und Wasserstoff spielt eine zentrale Rolle in der Energiewende. Diese Entwicklungen spiegeln sich auch am Aktienmarkt wider. Wasserstoffaktien bieten Anlegern spannende Chancen, profitieren jedoch auch von Schwankungen und neuen Regulierungen.
Aktuelle Entwicklungen und Trends
In der neuesten Ausgabe unseres HZwei-Magazins beleuchten wir die aktuellen Trends und Entwicklungen in der Wasserstoffbranche. Von technologischen Innovationen über neue Partnerschaften bis hin zu regulatorischen Veränderungen – wir halten Sie auf dem Laufenden. Unsere Expertenanalysen und fundierten Berichte bieten Ihnen wertvolle Einblicke, die Ihnen helfen, informierte Entscheidungen zu treffen.
Ihr Zugang zu umfassendem Wissen
Unser HZwei-Magazin erscheint sowohl in einer digitalen als auch in einer Print-Version. Die digitale Ausgabe ist immer etwa eine Woche vor der Printausgabe verfügbar, sodass Sie frühzeitig Zugriff auf alle Inhalte haben. Zusätzlich bieten wir eine englische digitale Version, das H2-international e-journal, an, das Ihnen ebenfalls umfassende Informationen und Analysen bietet.
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Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und eine spannende Lektüre!
Ihr Hydrogeit-Team
von Sven Jösting | Apr. 5, 2024 | 2024, Aktien, Allgemein, Börse, International, Markt, Meldungen, News, Stock Market, Wasserstoffwirtschaft
Aktien aus dem Krypto-Universum und von vielen Hightech-Unternehmen erreichen derzeit neue Höchstkurse. Auch Rüstung boomt an der Börse angesichts der vielen, teils kriegerischen weltpolitischen Konflikte. Nur der Themenkomplex Wasserstoff und Brennstoffzelle führt noch ein Schattendasein mit Kursen auf Crash-Niveau, die aber die Perspektiven von nachhaltig erzeugter Energie und vor allem von Wasserstoff völlig ausblenden – noch.
Die Börse funktioniert auch immer nach dem Prinzip der Gruppenrotation, wonach immer genau die Branchen in den Fokus und ins Zentrum des Anlegerinteresses rücken, die bisher völlig vernachlässigt wurden, aber über hervorragende Perspektiven verfügen. Genau daher rührt meine Erwartung, dass nach fast drei Jahren fallender Aktienkurse nun allmählich die Trendwende einsetzt und ein nachhaltiger, langfristiger Aufwärtstrend an der Börse beginnt, der seine Basis in einem sehr hohen Unternehmenswachstum hat. Vielen Marktteilnehmern ist derzeit noch unklar, wie Wasserstoff in großen Mengen verfügbar werden könnte, dabei steht heute schon fest, dass die Produktionsmengen enorm steigen und die Preise fallen werden. Das alles geht aber nicht über Nacht: Riesige Kapazitäten an Elektrolyseurtechnologie – PEM, AFC, AEM, SOFC – müssen entstehen, um ausreichend Wasserstoff produzieren zu können.
Hydrogen economy is on its way and will come!
„Die H2-Wirtschaft ist auf dem Weg und wird kommen“, so das Fazit des H2-Forums in Berlin (19. und 20. Febr. 2024, s. S. 20). Ein Referent führte aus, dass wir jetzt, nach den übertriebenen Erwartungen, „aus dem Tal des Todes“ heraus- und auf dem Boden der Tatsachen angekommen seien. Jetzt gehe es darum, die Risiken abzuschätzen und in konkrete Projekte einzusteigen, die sich in Investitionen in den gesamten Themenkomplex Wasserstoff niederschlagen würden. Vom Reden zum Handeln.
Blicken wir visionär in die Jahre 2030, 2035 und 2040, so ist klar, was heute technologisch alles auf den Weg gebracht werden muss. Grüner und vorübergehend blauer Wasserstoff (erzeugt durch Erdgasreformierung – 70 Prozent weniger CO2) werden dominieren und den grauen Wasserstoff aus Erdgas CO2-frei ablösen. Regenerativ erzeugter Wasserstoff wird zum Rohstoff, der als Commodity an der Börse einen Marktpreis erhält. Diejenigen Produzenten, die über große Mengen an kostengünstiger regenerativer Energie (Sonne, Wind und Wasserkraft) verfügen und den notwendigen Zugang zu Wasser (vor allem Meerwasser) haben, erhalten ein handelbares Gut, das sie mit hohen Gewinnmargen auf dem Weltmarkt verkaufen oder selbst nutzen können.
Für letzteren Fall ist zu beobachten, dass Länder mit idealen Rahmenbedingungen zunehmend darüber nachdenken, den erzeugten Wasserstoff durch den Aufbau entsprechender Industrien selbst vor Ort zu nutzen, statt ihn an Länder wie Deutschland zu verkaufen, da Energie ein sehr wichtiger Standortfaktor ist.
Wasserstoff und Börse
In Ländern wie China und einzelnen Regionen wie dem US-Bundesstaat Kalifornien entwickeln sich Wasserstoffstrategien, die Vorbildcharakter haben und auch als Blaupause für die Welt dienen. In China sollen bis 2025 über 1.200 H2-Tankstellen in Betrieb sein. Derzeit sind es etwa 400. Südkorea will langfristig mehr als 1.600 H2-Tankstellen im Land etablieren. Hier in Deutschland sind nach wie vor rund 100 in Betrieb.
Firmen mit Kapazitäten für Brennstoffzellen-Stacks sowie -Module für Nutzfahrzeuge stehen in den Startlöchern (Bosch, Cummins, Ballard, Hyzon, Toyota, Hyundai u. v. a.), denn diese Märkte werden riesig sein. Man kann von mehreren Millionen Lkw und Bussen ausgehen, die in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren auf Batterie und Brennstoffzelle (auch in Kombination) umgestellt werden. Auch Wasserstoffmotoren bekommen viel Aufmerksamkeit, verschiedene Prototypen wurden bereits entwickelt (Bosch, Cummins, Toyota).
Die Frage nach den richtigen H2-Aktien lässt sich insofern gut beantworten, als vor allem solche Unternehmen gewinnen werden, die über eine ausgereifte Technologie verfügen, robuste Geschäftsmodelle betreiben, lieferfähig sind und möglicherweise selbst von Consumable Hydrogen profitieren, wenn sie diesen kostengünstig selbst herstellen oder als Handelsgut vertreiben und nutzen können.
Hier winkt perspektivisch eine gute Gewinnmarge mit hohem Steigerungspotenzial. An der Börse gibt es allerdings gerade in Sachen Wasserstoff noch eine Phase der Enttäuschung, da erstens alles nicht so schnell geht und zweitens auch Rückschläge zu verkraften sind. Neben Fragen der Umsetzungsgeschwindigkeit geht es oft auch um regulatorische Fragen auf der Zeitschiene. Dass die Börse das Potenzial der Unternehmen mit deren Aktienkursen und Börsenbewertungen noch nicht erkannt hat, ist an den aktuellen Kursen unschwer abzulesen. Dass es aber zu einer völligen Neubewertung kommen wird, steht außer Frage, auch wenn es länger dauern wird. Haben Sie Geduld. Wir stehen erst am Anfang dieses neuen Mega-Trends – auch an der Börse. Warten wir auf die Gruppenrotation, dann geht alles ganz schnell.
Risikohinweis
Jeder Anleger sollte sich bei der Investition in Aktien immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bewusst sein und auch an eine sinnvolle Risikostreuung denken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien stammen aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, das heißt, es handelt sich nicht um Standardwerte, und auch die Volatilität ist deutlich höher. Diese Analyse stellt keine Kaufempfehlung dar. Alle Informationen basieren auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen hinsichtlich der Bewertung ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, wobei der Fokus auf einer mittel- bis langfristigen Bewertung und nicht auf kurzfristigen Gewinnen liegt. Die hier vorgestellten Aktien können im Besitz des Autors sein. Es handelt sich nicht um eine Anlage- oder Kaufempfehlung, sondern lediglich um eine unverbindliche persönliche Einschätzung – ohne Obligo.
Autor: Sven Jösting, verfasst am 15. März 2024
von Sven Jösting | Apr. 5, 2024 | 2024, Aktien, Allgemein, Börse, Entwicklung, News, Stock Market
FuelCell Energy hat mit SOFC-Brennstoffzellenkraftwerken eigene Kapazitäten für saubere Energie im Umfang von 62,8 MW (Vorjahr: 43,7 MW) aufgebaut. Die eigene Hochtemperatur-Brennstoffzelle dient als Basis für den Einsatz in der Elektrolyse, wo das Unternehmen großes Potenzial für sich erkannt hat. Dazu kommen diverse Forschungsprojekte, unter anderem in Kanada, und man setzt auf die eigens entwickelte Carbon-Capture-Technologie, die Emissionen vermeiden und gleichzeitig emissionsfreie Energie erzeugen soll. So weit, so gut. Unweigerlich denkt man an Konkurrenten wie Bloom Energy, Sunfire und Ceres Power (indirekt auch Weichai Power und Bosch), die ähnliche Visionen und Technologieansätze wie FuelCell Energy verfolgen.
Was das alles an Auftrags- und Umsetzungspotential hat, erschließt sich mir leider noch nicht. Die Zahlen sind bisher ernüchternd: Das erste Quartal (Fiskaljahr 31.01.24) brachte einen Verlust von 44,4 Mio. US-$. Der Umsatz sank in dem Quartal auf 16,7 Mio. US-$. An Liquidität mangelt es dem Unternehmen nicht: 348,4 Mio. US-$ waren am 31. Januar 2024 auf dem Konto. Allerdings ist seit Jahren ein permanenter Kapitalabfluss zu verzeichnen, der durch ständige Aktienplatzierungen an der Börse über ein ATM-Programm gestützt wird. Projekte wie mit Exxon in Holland klingen vielversprechend, lassen aber keine Rückschlüsse auf das Potenzial zu. In Südkorea hat der ehemalige Partner Posco über seine Tochter Korea Fuel Cells die Option auf weitere Aufträge in Ergänzung zu einem früheren Projekt verfallen lassen. Kein gutes Zeichen.
Gemeinschaftsunternehmen mit ExxonMobil
Auf den ersten Blick klingt es vielversprechend: FuelCell Energy und ExxonMobil haben vereinbart, in Rotterdam eine Produktionsanlage für Carbon Capture zu bauen. Dabei geht es darum, CO2-Emissionen zu vermeiden bzw. CO2 zu speichern und nutzbar zu machen, ohne dass ein CO2-Fußabdruck entsteht. CCS steht für „Carbon Capture and Storage“. Nach erfolgreichem Einsatz direkt in der Nachbarschaft wichtiger Industrien könne das Projekt, das auf der Technologie von FuelCell Energy aufbaut, an allen Produktionsstandorten von ExxonMobil eingesetzt werden, an denen CO2-Emissionen anfallen. Der Prozess soll als Nebenprodukt Wärme erzeugen und die Produktion von grünem Wasserstoff ermöglichen.
Leider gibt es keinen Hinweis auf das genaue Investitionsvolumen (Invest seitens FuelCell Energy) und darauf, welches Auftragsvolumen sich daraus ableiten lässt. Jedenfalls wird das Projekt von der EU über den Emissions Trading System Innovation Fund finanziell unterstützt. ExxonMobil und FuelCell Energy arbeiten bereits seit einiger Zeit an den begleitenden Technologien, so dass dieses konkrete Projekt einen weiteren wichtigen Meilenstein darstellt.
Das Cash-Polster sichert den Aktienkurs gut ab. Die Börse wird FuelCell Energy wiederentdecken, wenn gezeigt werden kann, wie mit Technologien wie Carbon Capture und SOEC Aufträge generiert und Geld verdient werden kann. Das wird noch dauern. Zum Trading ist die Aktie immer geeignet, da gute Nachrichten hier schnell zu größeren Kursausschlägen führen.
Risikohinweis
Jeder Anleger sollte sich bei der Investition in Aktien immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bewusst sein und auch an eine sinnvolle Risikostreuung denken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien stammen aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, das heißt, es handelt sich nicht um Standardwerte, und auch die Volatilität ist deutlich höher. Diese Analyse stellt keine Kaufempfehlung dar. Alle Informationen basieren auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen hinsichtlich der Bewertung ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, wobei der Fokus auf einer mittel- bis langfristigen Bewertung und nicht auf kurzfristigen Gewinnen liegt. Die hier vorgestellten Aktien können im Besitz des Autors sein. Es handelt sich nicht um eine Anlage- oder Kaufempfehlung, sondern lediglich um eine unverbindliche persönliche Einschätzung – ohne Obligo.
Autor: Sven Jösting, verfasst am 15. März 2024