Ein Wasserstoffkongress mit Tiefgang

Ein Wasserstoffkongress mit Tiefgang

Am 6. und 7. Juni 2023 hat das H2-Forum in Berlin stattgefunden – zwei Tage, die an Inhalt zum Themenkomplex Wasserstoff nichts an Argumenten und Sichtweisen vermissen lassen, was die Perspektiven des Supermoleküls in der Welt angeht. Es gab einerseits viel Kritik an der Umsetzung der ambitionierten Ziele in der Welt, an mancher Regulatorik und auch dem fehlenden Realitätssinn hinsichtlich der Zeitschiene der Umsetzung und Umsetzungsfähigkeit. Andererseits zeigte sich, dass die Perspektiven stimmen und besser nicht sein können.

CO2-Verringerung, die Dekarbonisierung, ist derzeit das oberste Ziel und viele technologische Wege führen dahin. Man kann auch sagen: der Weg ist das Ziel. Farbenspiele bezüglich der Produktionsart und der Energiequellen sollten demgegenüber – so die mehrheitliche Mehrheitsmeinung – in den Hintergrund treten.

Häufig wird der Inflation Reduction Act der Amerikaner angeführt, der unternehmerisch gedacht wird und die Unternehmen in die Lage versetzt, selbst zu entscheiden, welchen H2-Weg man geht und wie dies durch Förderprogramme genutzt werden kann. Auf die EU bezogen gibt es da einfach noch zu viel Dirigismus – sei es auf EU-Ebene wie auch auf nationaler. In meinen Worten: der große Wurf ist es noch nicht, was die EU in Sachen Wasserstoff auf den Weg bringt, wenn auch viele einzelne Maßnahmen zielführend sind. Man verliert sich leider noch in zu vielen Details. Der Kongress hat dazu interessante Aspekte geliefert.

Europa sei in vielerlei Hinsicht (technologisch) in führender Position – muss dies aber auch nach Möglichkeit bleiben, hieß es. Es gehe darum, wie die Nachfrage nach Wasserstoff definiert wird, aber auch in der Definition, wie Wasserstoff in verschiedenen Farben zum Einsatz kommen kann. Das grüne H2 ist das zielführende, aber halt lange – auf viele Jahre Sicht – nicht in den Mengen verfügbar, sodass der Übergang u.a. in blauem zu sehen ist.

Dazu kommt das notwendige Grundverständnis, wie und in welchen Märkten und Anwendungen Wasserstoff zum Einsatz kommen sollte. Die Politik – so mein Eindruck – sollte sich da heraushalten und es den Unternehmen selbst überlassen, wie und wo sie auf die Karte Wasserstoff setzen wollen, wobei Förderungen wie die in den USA mittels IRA (3 $ Zuschuss pro kg grünem H2) sinnvoll wären.

Das Grundverständnis für die Potentiale von Wasserstoff ist indes voll da und ausgeprägt, so sinngemäß ein Statement von Nils Aldag, dem CEO von Sunfire. Europa hat viel erreicht und man kann optimistisch sein. Lieferkettenprobleme müssten gelöst werden, bevor es in Sachen Wasserstoff richtig losgehen kann. Und Fachpersonal muss dringend ausgebildet werden – das Thema in die Universitäten bringen – denn das fehlt in ausreichender Zahl.

Ana Quelhas, zuständige Vorstandsfrau des portugisisch-spanischen Windparkkonzerns EDP (einer der größten der Welt) ist da nicht so optimistisch, da man auch viele Falschinformationen in Sachen Wasserstoff vernehmen könne und all die Erwartungen an diesen neuen Markt so nicht kompatibel seien, wenn man auf die Realitäten schaut. Da gibt es erst einmal viele Herausforderungen („a lot of challenges“), die es zu lösen gilt, u.a. was Zeitpläne und Abläufe für die Umsetzung angeht.

Politische Aspekte (Regulatorik) wie auch Fragen der Finanzierung dauern länger, als es viele Marktteilnehmer wünschen würden. Dazu kommt, so ein Vertreter von Nel Asa, dass man die Zulieferer gut einbeziehen muss (Lieferketten) und sich Fragen der Risikoübernahme in der Finanzierung bei Projekten stellt.

Daneben wurde darüber diskutiert, wie Wasserstoff über Ammoniak und Methanol auf der Langstrecke transportierbar gemacht wird und beide Chemikalien verstärkt in den Raffinerien zum Einsatz kommen werden. Die Lagerung von Wasserstoff in Salzkavernen und Porenspeichern in Kombination von Windparks und vor Ort einsetzbaren Elektrolyseuren als Kombinationsmodell zeigen einen guten Weg auf, so Dr. Wietfeld, CEO von Uniper Hydrogen. Da es sich seinen Worten zufolge um sehr komplexe Zusammenhänge handelt, müsse man erst einmal Erfahrungen sammeln und sich von einer gewissen Form der Naivität lösen, wie schnell das alles umgesetzt werden soll und kann. Da braucht man Abnahmeverträge und Power Purchasing Agreements (PPA). Klar sein aber: Things are moving in the right direction.

Auch der Handel von Wasserstoffderivaten wie Ammoniak muss neu entwickelt werden, wenn auch hier schon umfassende Erfahrung bei Ammoniak als Düngemittel vorhanden sind. Initiativen wie H2Global als Mechanismus für den subventionierten Einkauf von Wasserstoff aus der ganzen Welt (von außerhalb Europas) sind da eine gute Grundlage, so Wietfeld, der auch der CEO dieser Initiative ist.

Einerseits entwickelt sich die Art der Diskussionen rund um Wasserstoff positiv. Andererseits fehlen noch finale Investmententscheidungen für die Wasserstoffproduktion und den Handel. Leider warten noch viele/fast alle Player darauf, wer den Anfang macht, d.h. die Bereitschaft für den Wasserstoff auf Termin zu zahlen (PPA, offtaker u.a.) und sich für die Abnahme zu verpflichten. Uniper hat selbst einen solchen Offtaker mit der indischen Greenko abgeschlossen, wo der Kauf von Ammoniak preislich erst zu einem späteren Zeitpunkt bei Lieferfähigkeit dessen basierend auf allgemeinen Markt- und Benchmarkpreisen erfolgt.

Da Wasserstoff (grün bis gelb) noch keinen allgemeinen Marktpreis hat (wie Erdgas und Erdöl) und noch nicht als handelsbares Commodity gilt, ist dies sicherlich noch ein Hindernis, welches aber ausgeräumt wird, wenn sich hier der Weltmarkt entwickelt. Es verhält sich sogar exakt so, wie beim Hochlauf der erneuerbaren Energien wie Windkraft und Photovoltaik vor 20 Jahren – daraus sollte man Schlüsse ziehen, um den Kickstart zu beschleunigen.

Man sollte erst einmal mit vielen kleinen Projekten in der Welt starten, die dann nach oben skaliert werden können, als gleich immer auf Giga zu setzen. Auf jeden Fall ist viel mehr Pragmatismus von Nöten. Statt auf Klimawechsel „Climate Change“ und Untergangsszenarien als Grundlage für Wasserstoff zu setzen, sollte die Motivation mehr auf der Vermeidung von CO2 liegen – egal welche Farbe der Wasserstoff hat, wenn er nicht erdgasbasiert ist.

Kurzum: Alle Zutaten sind da, um Wasserstoff zum Höhenflug zu verhelfen – 63 % der Teilnehmer teilten diese Sicht.

Die französische Lyhfe wies darauf hin, dass gerade der auf dem Meer (offshore) erzeugte Wasserstoff mittels Windenergie und Meerwasser via Entsalzung das beste Potential besitzt – auch gegenüber onshore erzeugtem Windstrom. Der Vertreter von Air Liquide sieht allerdings viele Hürden beim Hochlauf. Technologieoffenheit sei extrem wichtig und da geben die USA ein gutes Beispiel ab, da sie es den Unternehmen selbst überlassen, wie sie die Förderprogramme in Sachen Wasserstoff für sich zu nutzen wissen.

In Europa verhält es sich leider noch so, dass die Politik dem Nutzer/Unternehmen Vorgaben macht, was man denn als richtig ansieht. Ein pragmatisches Beispiel: Aurubis, vertreten durch den Vorstand Gehrkens, ist die Nr. 1 in der Welt für das Recyclen von Kupfer. Hier sind die Kosten für Energie der entscheidende Standortfaktor. Kupfer hat seinen Weltmarktpreis, wo eben diese Energiekosten erheblich zu Buche schlagen und die Nutzung von CO2-freier Energie wie durch Wasserstoff sich rechnen müssen. Man investiert massiv darin und setzt auf technologische Verbesserungen, aber es geht immer auch um Märkte und Kosten. Da muss es sich rechnen, so Gehrkens, zumal der Strompreis in Deutschland zu den höchsten in der Welt zählt. Wasserstoff wird eine wichtige Rolle spielen, aber zu welchem Preis? Blauer Wasserstoff via Erdgasreformierung ist sehr wichtig und den Kohlenstoff kann man auch wieder industriell verwerten.

Man bedenke: In batterieelektrischen Kfz ist viermal so viel Kupfer wie in Verbrennern. In einem Windrad offshore finden 50 Tonnen Kupfer ihren Einsatz. Die Kosten der Verfügbarkeit von Energie (Wasserstoff) sind ein elementarer Anteil für das Unternehmen. Aktuell werden 20 Mio. Tonnen Kupfer pro Jahr in der Welt produziert – es sollen 57 Mio. Tonnen im Jahr 2035 werden. Auf die Weltmärkte bezogen wird es einen Wettbewerb um Wasserstoff geben, sodass Förderungen für den Bau der Infrastruktur wie im Fall der LNG-Terminals in Deutschland (diese H2-ready machen) unerlässlich sind. Wasserstoff wird sich wie LNG durchsetzen und LNG ersetzen.

Klar ist, dass die Gasnetze H2-ready gemacht werden müssen – neben dem Bau neuer Pipelines, in denen dann sogar 100 % Wasserstoff transportiert werden. Von 560.000 km in Deutschland gelten 500.000 als nutzbar – mit Innenbeschichtungen (Coating) aus einem Kunststoff, der keine Diffusion zulässt. Die Kosten des Transportes des Wasserstoffs müssen noch definiert werden. Vorschlag: Indien als Vorbild nehmen. Dort übernimmt der Staat die Transportgebühren via Pipeline. Und es geht auch um ein pan-European-Hydrogen-grid/backbone. Das Fitting müsste modernisiert werden wie auch manches Ventil und neue Kompressoren. Zudem stellt sich die Frage, an welchen Standorten sich die Etablierung von Elektrolyseuren am besten eignet.

Lkw & Schiene

Beim Einsatz von Wasserstoff im Nutzlastverkehr geht es vor allem um die Langstrecke. 600 bis 700 H2-Tankstellen gelten als ideale Basis für Europa. Dabei geht es um den Preis von Wasserstoff, die Verfügbarkeit, das Netz (Standorte) und die Regulatorik – u.a. CO2-Abgaben bei Diesel-Lkw bzw. Förderungen für batterieelektrische und wasserstoffbetriebene Lkw. Wichtig für die Logistik ist der Radius des Lkw, Tankzeit, Kosten. Wasserstoff dezentral zu produzieren (Wind- oder Solarpark mit angeschlossener Elektrolyse) und an H2-Tankstellen anzudocken (Trailer, Pipeline, mobile Tankstelle) sei ebenfalls eine interessante Option. Bei Zügen würden 150 bis 200 H2-Tankstellen reichen.

Fazit

Ein Kongress, der an Pragmatismus in Sachen Wasserstoff nichts vermissen lässt und klar aufzeigt, was wie besser gemacht werden könnte bzw. was noch schlecht läuft im Hochlauf. Die Politik sollte sich mit den Ergebnissen konstruktiv auseinandersetzen und diese am besten auch umsetzen. Der Worte sind genug gewechselt – die Welt schläft nicht.

www.h2-forum.eu

Autor: Sven Jösting

H2Expo wird verschoben

H2Expo wird verschoben

Die negative Meldung – für die einen Akteure – ist, dass die diesjährige H2Expo nicht wie ursprünglich geplant am 28. und 29. Juni 2023 stattfinden wird. Die positive Nachricht – für die anderen Akteure – ist, dass die Hydrogen Technology Expo Europe nach Hamburg ziehen und vom 22. bis 24. Oktober 2024 gemeinsam mit der nächsten H2Expo abgehalten werden wird.

Wirklich überraschend kam diese Meldung nicht (s. HZwei-Heft Jan. 2023), hatte sich doch abgezeichnet, dass es sowohl räumliche als auch zeitliche Kollisionen zwischen der Bremer sowie der Hamburger Wasserstoff-Messe gab. Obwohl die H2Expo eine sehr viel längere Geschichte hat (Start: 2001), ist die Hydrogen Technology Expo innerhalb von zwei Jahren an der Weser durchgestartet. Als Einzelveranstaltung ohne die WindEnergy hätte die Hamburger Messe dagegen keinerlei Chance gehabt.

Deswegen taten sich Hamburg Messe und Congress (HMC) und Trans-Global Events zusammen und verkündeten im Mai 2023, dass die nach Aussage der Briten „weltweit größte Wasserstoffmesse“ Hydrogen Technology Expo Europe 2024 an die Alster umziehen wird. Mike Robinson, CEO von Trans-Global Events, erklärte: „Hamburg ist international als führend im Bereich der erneuerbaren Energien anerkannt und beherbergt viele wichtige Wasserstoffprojekte. Das Fachwissen und die erstklassigen Einrichtungen der Hamburg Messe und Congress werden uns zudem helfen, eine noch wirkungsvollere Veranstaltung für unsere Ausstellenden zu bieten und noch mehr internationale Besuchende anzuziehen.“

Bernd Aufderheide, Vorsitzender der HMC-Geschäftsführung, sagte. „Die Kooperation ist für uns und die Wasserstoffmetropole Hamburg ein Meilenstein, um neue H2-Technologien und -Verfahren für die energiewirtschaftlichen Herausforderungen unserer Zukunft auf den Weg zu bringen.“ Weiter hieß es, die H2Expo & Conference werde künftig in die Hydrogen Technology Expo Europe integriert, weshalb die HMC auf die Veranstaltung im Juni 2023 verzichte.

Parallel wird jährlich zudem die Carbon Capture Technology Expo stattfinden, wo CCUS, CO2-Reduzierung und blauer Wasserstoff thematisiert werden.

Deutscher Maschinenbau kann Elektrolyse

Deutscher Maschinenbau kann Elektrolyse

So groß war die Hydrogen + Fuel Cells Europe noch nie – auch nicht in den besten Zeiten der Hannover Messe. Mehr als 270 Aussteller präsentierten in der Energy-Halle 13 am Eingang West ihre Produkte, und zahlreiche Besucher tummelten sich an den Ständen, auf den Gängen sowie auf den Foren. Auf dem gesamten Messegelände zeigten mehr als 500 Aussteller H2– und BZ-Technologie, allerdings war es in den anderen Hallen weitaus leerer als auf dem orangefarbigen Teppich von Organisator Tobias Renz. Wasserstoff zählte laut der Deutschen Messe AG neben künstlicher Intelligenz und Energiemanagement in diesem Jahr „zu den Kernthemen der Hannover Messe“ und trug damit wesentlich dazu bei, dass 130.000 in die niedersächsische Metropole kamen.

Die Stimmung war gut und das Interesse groß – sowohl bei den Ausstellern als auch bei den Besuchern. Die Standgrößen der Hydrogen + Fuel Cells Europe reichten zwar bei weitem nicht an die Quadratmeterzahlen auf dem World Hydrogen Summit in Rotterdam oder an frühere Jahre, wo Energieversorger und Windkrafthersteller riesige doppelstöckige Messebauten präsentierten, heran. Aber insgesamt buchten relativ viele bislang unbekannte Unternehmen vom 17. bis zum 21. April eine Präsenz bei Tobias Renz und belegten auch vergleichsweise große Flächen.

Prominente Besucher

Mehr als 100 politische Delegationen aus mehr als 50 Ländern fanden in diesem Jahr den Weg an die Leine. Neben Bundeskanzler Olaf Scholz, der mit dem indonesischen Präsidenten Joko Widodo die Messe eröffnete, kamen zahlreiche Delegationen aus ganz Europa, Argentinien, Mexiko, Kanada, Japan, China, den USA und Indien. Speziell Europa-Politiker aus Brüssel waren so stark vertreten wie nie zuvor.

Beeindruckend war, dass viele dieser ranghohen politischen Vertreter auch auf den rund 10.000 m2 (Bruttofläche) der H2– und BZ-Messe erschienen. Bemerkenswert war beispielsweise der Besuch zahlreicher VertreterInnen des SPD-Präsidiums. Neben dem Bundesvorsitzenden Lars Klingbeil und der Parteivorsitzenden Saskia Esken waren auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, die Europa-Abgeordnete Katarina Barley, Generalsekretär Kevin Kühnert, Serpil Midyatli sowie aus der SPD-Fraktion der H2-Verantwortliche Andreas Rimkus vor Ort. Klingbeil betonte gegenüber HZwei, Wasserstoff sei ein „großes Thema einer aktiven Industriepolitik“.

Bundeskanzler Olaf Scholz kam zwar nur bis in die Halle 12, aber über NOW-Chef Kurt-Christoph von Knobelsdorff ließ er ausrichten: „Wir werden uns noch wundern, wie schnell die Skalierung dann geht, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.“ Seitens des Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verbands e. V. hieß es dazu: „Die Hersteller sind bereit, die Technologien sind vorhanden. Was jetzt fehlt, sind die regulatorischen Rahmenbedingungen, die einen investitionssicheren Hochlauf garantieren – so wie beispielsweise das EEG.“

H2Eco Award geht an TH2ECO

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck erschien am zweiten Tag auf dem Messegelände und überreichte unter anderem den H2Eco Award, der zum zweiten Mal gemeinsam vom Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband (DWV) e.V. und der Deutsche Messe AG ausgeschrieben worden war. Auf dem Public Forum der Hydrogen + Fuel Cells Europe händigte Habeck den mit 5.000 Euro dotierten Preis an Kilian Fromm von der Green Wind Innovation GmbH & Co. KG aus, und zwar für deren TH2ECO-Projekt, das ab Seite 14 ausführlich vorgestellt wird.

„Als systemischer Bestandteil ist Wasserstoff bei der Sektorenkopplung nicht wegzudenken. […] Insgesamt nimmt das System wieder Fahrt auf. […] Nutzen Sie diese Dynamik. Tut euch zusammen und macht was Cooles daraus. […] Bei Elektrolyseuren sind wir ganz vorne mit dabei. Der deutsche Maschinenbau kann Elektrolyse.“

Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck

Bemerkenswerte Aussagen

Im Laufe der fünf Messetage fielen während der zahlreichen Gespräche, Präsentationen und Podiumsdiskussionen etliche erwähnenswerte Äußerungen. So erklärte Dr. Gerald Linke vom DVGW öffentlich, dass nach seiner Kenntnis die Gasnetze zeitnah H2-ready seien, aber auf der Verbraucherseite noch etliches zu tun sei. Bislang hieß es, dass in zahlreichen Abschnitten nur 2 Vol.-% Wasserstoff im Gasnetz möglich seien – maximal 10 Vol.-%. Einschränkende Faktoren seien sowohl Anwender wie Industrie und Erdgastankstellen, aber auch alte Stahlrohre, so die bisherige Sprechweise. Dass die Gasinfrastruktur als „H2-fähig“ bezeichnet wird, ist neu und bedarf daher noch einer gewissen Konkretisierung.

Eine ähnlich weitreichende Bemerkung machte Kurt-Christoph von Knobelsdorff, indem er durchblicken ließ, dass nicht krampfhaft an einer Energieimportquote von 70 Prozent festgehalten werden müsse. Bislang werden mehr als zwei Drittel des deutschen Energiebedarfs mittels fossiler Energieträger aus dem Ausland herantransportiert. Bislang hieß es, dass auch in einer zukünftigen Wasserstoffwirtschaft weiterhin ähnlich viel Energie importiert werden solle. Wenn sich allerdings der heimische Markt besser als erwartet entwickeln sollte, könnte diese Quote auch niedriger liegen, so der NOW-Geschäftsführer in Hannover.

Direkt davor hatte Dr. Tobias Bischof-Niemz vorgerechnet, dass zwei Drittel des deutschen Primärenergiebedarfs aus erneuerbaren Energien gedeckt werden könnten – die eine Hälfte davon per Elektrizität, die andere per Wasserstoff. Somit müsste nach Aussage des Enertrag-Bereichsleiters nur etwa ein Drittel des Gesamtbedarfs in Form von Wasserstoff importiert werden, was jedoch Dr. Linke – erwartungsgemäß – so nicht stehen lassen wollte.

Bischof-Niemz erläuterte weiterhin, dass es eine „merkliche Diversifizierung“ geben werde und Enertrag „Verbundkraftwerke auflegen“ wird. Etwa 40 bis 60 dieser Verbundkraftwerke könnten bundesweit aufgebaut und über ein Einsammelnetz, in das große Solar- und Windparks einspeisen, miteinander verbunden werden. Betreiber dieser Kraftwerke werden voraussichtlich Projektierer wie Enertrag oder GP Joule sein, aber eventuell auch Energieversorger oder Elektrolyseurhersteller.

Interessante Informationen drangen auch aus den auf EU-Ebene geführten Clean-Room-Gesprächen der Nfz-Industrie nach außen. Demnach wird erwartet, dass 2030 bereits 25 Prozent der Neufahrzeuge Zero-Emission-Vehicles sein werden – ein Viertel davon Fuel-Cell-Electric-Vehicles.

Ein voller Erfolg

Entsprechend positiv fiel das Resümee von Dr. Jochen Köckler, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Messe AG, auf der Abschlusspressekonferenz aus: „In den Messehallen war die industrielle Transformation live erlebbar.“ Thilo Brodtmann, Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), konkretisierte: „Klimaschutz und Nachhaltigkeit stehen in der ganzen Welt inzwischen ganz oben auf der Agenda der Industrie. Um die angestrebte Klimaneutralität zu erreichen, braucht es neue, intelligente Technologien und Lösungen für eine ressourcenschonende und effiziente Produktion quer durch alle Lebensbereiche. Gerade hier auf der Hannover Messe haben wir das große Interesse der Kunden an den Lösungen gespürt, die der Maschinen- und Anlagenbau dafür bereitstellt. Deshalb war die Messe für unsere Branche in diesem Jahr ein voller Erfolg.“

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