Fortschritte in allen Bereichen

Fortschritte in allen Bereichen

Vorbericht zur Hannover Messe 2025

Prozesse zur Herstellung, zur Speicherung und zur Nutzung von Wasserstoff hochskalieren, Kosten senken und Wirkungsgrade steigern: Die Messe Hydrogen + Fuel Cells Europe in Hannover zeigt auch dieses Jahr wieder, welche Fortschritte die Wasserstoffwirtschaft vorweisen kann.

Ohne Wasserstoff keine Energiewende. In einer von fossilen Energien befreiten Welt ist H2 ein zentrales Energiespeichermedium, und sein Einsatz ist der Schlüssel zur Dekarbonisierung von industriellen Prozessen. Auf der Hydrogen + Fuel Cells Europe 2025 vom 31. März bis zum 4. April, die im Rahmen der Hannover Messe stattfindet, können Besucher erfahren, welche Lösungen und Technologien die Wasserstoffbranche heute bereits anbieten kann. Über 500 Aussteller aus allen Bereichen der Wasserstoffnutzung stellen ihre Dienstleistungen und Produkte vor ⎼ vom Start-up über große, international bekannte Unternehmen bis hin zu renommierten Forschungsinstituten.

Auch dieses Jahr bietet Organisator Tobias Renz den Besuchern wieder zwei Forenbereiche: Auf dem Technical Forum erhalten die Aussteller die Möglichkeit, in Kurzvorträgen ihre neuesten Entwicklungen und Produkte zu präsentieren. Dazu gehört an zwei Tagen auch ein „Elevator Pitch“ zum Thema Wasserstofferzeugung. Auf dem Public Forum diskutieren Aussteller und Gäste aus Industrie und Politik über neue Projekte und Entwicklungen. Hier stehen die Erzeugung von grünem Wasserstoff und seinen Derivaten aus erneuerbaren Energien, eine CO2-neutrale Industrieproduktion und Brennstoffzellenanwendungen im Fokus.

HZwei richtet in dieser Messevorschau den Blick auf eine Auswahl von Neuheiten, welche die Besucher dieses Jahr erwarten.

Wasserstofftransport
Hydac zeigt in Hannover ein neues sensorgestütztes Spannband für Wasserstofftanks. Bei dem „HY-ROS H2 Mount Smart“ soll es sich um die weltweit erste sensorgestützte Transportsicherung für diese Anwendung handeln. Das mit Sensoren ausgestattete Spannband soll die Sicherheit von H2-Fahrzeugen verbessern, denn es ermöglicht eine zuverlässige Echtzeitüberwachung der Tankbefestigung. Sowohl beim Betankungs- als auch dem Entleerungsprozess kann sich der Umfang von H2-Tanks um bis zu 2,5 Prozent ändern, was für die Befestigungssysteme eine Herausforderung darstellt.

Hydac vergleicht seinen präventiven Ansatz mit einem Reifendrucküberwachungssystem. Kontinuierlich werden damit Daten über den Zustand und die Integrität der Befestigung geliefert, wodurch eventuelle Abweichungen frühzeitig erkannt und entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden können.

Hydac, Halle 13, Stand C44

 

Komponenten für Brennstoffzellen- und Elektrolysesysteme
Das Schweizer Unternehmen Celeroton TurboCell hat sich auf die Entwicklung und Produktion von ultrahochdrehenden Turbokompressoren und Antriebssystemen für Brennstoffzellenanwendungen spezialisiert. Die Produkte werden in Anwendungen wie der Intralogistik, dem Schwerlastbereich, bei stationären Anlagen, für Drohnen und im Marinesektor eingesetzt. Das Unternehmen hat sein Portfolio aus Kompressoren der nächsten Generation ausgebaut und will die Stückzahlen steigern. Die Komplettlösungen bestehen aus der gasgelagerten Strömungsmaschine mit Elektromotor als Baueinheit sowie abgestimmter Elektronik.

Neu ist der CTi-1100-Kompressor, die zweite Generation des Turbokompressors mit integriertem Inverter des Unternehmens. Die neue Generation soll einen höheren Wirkungsgrad und eine verbesserte Aerodynamik aufweisen und gleichzeitig eine kompakte Größe bieten. Dank der Effizienz und einer langen Lebensdauer des Kompressorsystems sollen die Kunden niedrige Gesamtbetriebskosten erzielen können.

Ebenfalls neu ist der CTE-4000-Kompressor mit CC-4000-Inverter, der für die Luftversorgung von Brennstoffzellen mit 100 bis 200 kW Nettoleistung gedacht ist. Das neue System gibt es mit einem optionalen Turbinenexpander und in mehreren Aerodynamiken. Neben einem Portfolio aus Standardsystemen bietet Celeroton TurboCell auch maßgeschneiderte Lösungen für spezifische Kundenanforderungen an.


Abb. 2: Der Kompressor CTE-4000 sorgt für die Luftversorgung von Brennstoffzellen, Foto: Celeroton TurboCell
Celeroton TurboCell, Halle 13, Stand D50

Das Automatisierungsunternehmen Pilz präsentiert Lösungen für die funktionale Sicherheit in der Wasserstoffindustrie. Es geht darum, Gaslecks zuverlässig und schnell zu erkennen, Druck, Füllstand, Spannung und Strom immer im Blick zu behalten und Verbrennungsprozesse sicher zu überwachen. Dabei kommen bewährte Sicherheitsprinzipien der Automatisierung zur Anwendung. Zudem zeigt Pilz, wie Wasserstoffanwendungen vor Manipulationen und fehlerhafter Bedienung geschützt werden können.

Sichere Automatisierung ist auch ein Thema auf dem begleitenden Vortragsprogramm der Messe: Auf dem Public Forum berichtet Albert Cot, Market Development Engineer bei Pilz, über die Herausforderungen „funktionale Sicherheit“ und „Industrial Security“ in Wasserstoffanwendungen. Auf dem Technical Forum geht Thomas Braasch, Sales Engineer bei Pilz, detaillierter auf die Wichtigkeit von funktionaler Sicherheit und Industrial Security bei Elektrolyseverfahren ein.


Abb. 3: Bei Wasserstoffanwendungen ist das schnelle Erkennen von Gaslecks besonders wichtig, Foto: Pilz

Pilz, Halle 13, Stand D34

 

Neo Hydrogen Sensors, Teil der Neoxid Group, bietet H2-Messtechnik und -Brenner an. Auf der diesjährigen Hannover Messe stellt das Unternehmen eine neue Generation intelligenter Wasserstoffsensoren vor. Herkömmliche H2-Gassensoren stoßen laut Unternehmen oft an ihre Grenzen, wenn höchste Anforderungen an die Konzentrationsauflösung und die Beständigkeit gegenüber Druck, Temperatur und Feuchte gefragt sind. Solche Anforderungen herrschen etwa in der Automobilindustrie oder auch der Luft- und Raumfahrttechnik. Die Sensoren von Neo Hydrogen Sensors GmbH sollen genau diesen Herausforderungen gerecht werden und eine präzise H₂-Messung, selbst unter extremsten Bedingungen, ermöglichen.

Ergänzend dazu präsentiert das Unternehmen katalytische Wasserstoffbrenner für eine emissionsfreie Verbrennung. Darunter Oxi-Kats zur effizienten Reinigung von Elektrolysegasen. Seit 2021 unterhält das Unternehmen eine Dependance in Kanada und kann somit auch den innovativen Markt des diesjährigen Partnerlands der Hannover Messe gezielt bedienen.

Neo Hydrogen Sensors, Halle 13, Stand E19/3 (NRW-Pavillion)

 

Das Ingenieurbüro Emcel hat sich auf die Beratung und das Engineering im Bereich Wasserstoff, Brennstoffzellen und E-Mobilität spezialisiert. Die Ingenieure entwickeln für Kunden Konzepte für die Energiewende und Sektorenkopplung und unterstützen bei der Entwicklung von Produkten. Das können Fahrzeuge, Wasserstofftankstellen oder auch Elektrolyseure sein.

Das Team um Geschäftsführer Marcel Coneille bietet seinen Kunden auch die Messung der Wasserstoffreinheit und -qualität an. Das H2-Qualitätssystem des Unternehmens ermöglicht eine kontinuierliche Echtzeit-Überwachung der Wasserstoffqualität vor Ort und an allen Punkten der Wertschöpfungskette. Messebesucher können live erleben, wie das Messgerät unterschiedliche Verunreinigungen detektiert. Denn am Stand will das Unternehmen demonstrieren, wie zuverlässig und einfach die Messtechnik zur Sicherstellung der Wasserstoffreinheit heute sein kann.


Abb. 4: Das Ingenieurbüro Emcel stellt ein Messgerät für Wasserstoffreinheit vor, Foto: Emcel

Emcel, Halle 13, Stand E15

 

Heraeus Precious Metals, ein Anbieter von Edelmetallen, kommt mit der neuen Marke Actydon auf das Messegelände. Zur neuen Produktfamilie gehört „Actydon | Platin“. Das sind Platinkatalysatoren, deren Einsatzgebiet vor allem bei Elektroden von PEM-Elektrolyseuren und PEM-Brennstoffzellen liegt, die aber auch in anderen Brennstoffzellen- und Elektrolyseurtechnologien Verwendung finden. „Actydon | Iridium“ umfasst die entsprechenden Iridiumlösungen. Darunter befinden sich auch innovative Katalysatorlösungen mit niedrigem Iridiumgehalt und Katalysatoren, die Iridium mit Ruthenium kombinieren.

Heraeus Precious Metals bietet zudem ein Edelmetallrecycling für Wasserstoffanwendungen an, aber auch das Recycling ganzer Stacks. Das Unternehmen recycelt Altmaterialien sowie Produktionsreste und Produktionsabfälle, wie Farben und Pasten aus dem Brennstoffzellen- und Elektrolyseurbereich mit hohen Edelmetallrücklaufquoten. „Actydon | Loop“ bildet die Recyclingfamilie des Produktportfolios des Unternehmens ab. Das recycelte Edelmetall kann für die nächste Generation von Anwendungen in der Wasserstoffwirtschaft genutzt werden.


Abb. 5: Unter der Marke Actydon vertreibt Heraeus Edelmetallkatalysatoren für Wasserstoffanwendungen, Grafik: Heraeus

Heraeus Precious Metals, Halle 13, Stand C21

 

Forschung
Um die Material- und Herstellungskosten für PEM-Elektrolyseure zu senken, forscht das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE an skalierbaren Produktionsverfahren für katalysatorbeschichtete Membranen (CCM). Auf der diesjährigen Hannover Messe präsentiert das Institut mikroporöse Transportschichten (MPL), die die Forscher erstmals skalierbar mithilfe von industrieüblichen Siebdruckanlagen hergestellt haben. Die rund 20 µm feinen MPL sollen die Verwendung von Katalysatorschichten mit deutlich reduzierter Iridiumbeladung ermöglichen, indem sie die Anbindung an den Katalysator verbessern und damit dessen Ausnutzung steigern. Zudem sollen sie den Einsatz dünnerer Membranen vereinfachen, so dass ohmsche Verluste reduziert werden können.

Das Institut untersucht außerdem kundenspezifische Verfahren zur Herstellung von Membran-Elektroden-Einheiten (MEA) für Elektrolyseure und Brennstoffzellen. Am Messestand sind verschiedene MEA-Designs mit verringerter Edelmetall-Beladung zu sehen, hergestellt mit kommerziell erhältlichen Materialien.

Außerdem zeigt das Fraunhofer ISE das 3D-Exponat „Wasserstoff-Modellregion“ als eine typische lokale, in sich geschlossene Wasserstoffinfrastruktur mit regionaler Erzeugung, Verteilung und Speicherung, aber auch mit Anbindungspunkten an nationale und internationale Infrastrukturen. Das Exponat soll die Kompetenzen des Fraunhofer ISE über die gesamte Wasserstoff-Wertschöpfungskette darstellen.


Abb. 6: Das Fraunhofer ISE hat eine mikroporöse Titanschicht auf einem Titanfasersubstrat mit dem Siebdruckverfahren hergestellt, die als MPL dienen soll, Foto: Fraunhofer ISE / Joscha Feuerstein

Fraunhofer ISE, Halle 13, Stand C41

 

Auch das Institut für Technische Thermodynamik vom DLR beschäftigt sich mit Katalysatoren für Elektrolyse und Brennstoffzellen. Die Forscher nutzen dafür die Flammensprühpyrolyse. Diese Technik benötigt laut Institut wenig Ressourcen, um Materialien schnell und in großen Mengen herzustellen. Sie verändert weder die Hitze noch die chemische Zusammensetzung, wenn sie in größerem Maßstab eingesetzt wird. Das DLR hat mit dieser Technik stabile Katalysatoren für PEM-Brennstoffzellen und -Elektrolyseure entwickelt. Diese sollen eine außergewöhnliche Leistung und Haltbarkeit zeigen. Und das bei reduzierten Mengen an Edelmetallkatalysatoren.

Außerdem arbeiten die Forscher an der Nutzung von Druckwasserstoff für Wärmepumpen oder Klimaanlagen. Dabei wird ein Wärmetauschreaktor mit verschiedenen Metallhydridpulvern betrieben, der Wärme und Kälte zusätzlich produziert. Die Wärme und die Kälte können dann zum Beispiel in Zügen, Lastwagen, Bussen, in der Industrie oder für Quartierslösungen genutzt werden. Die wasserstoffbasierte Wärmepumpe kann in jede H2-Infrastruktur mit einem Druckunterschied zwischen Wasserstoffversorgung und -verbraucher integriert werden. Ziel ist es, die Gesamteffizienz des Systems zu steigern – einfach durch die Umwandlung der Energie im komprimierten Wasserstoff in einen Wärmepumpeneffekt.

Auf einem weiteren Messestand in Halle 2 präsentiert das DLR seine Forschung im Bereich Mobilität. Das Forschungszentrum hat zum Beispiel ein hybrides SOFC-Batteriesystem entwickelt, das in Kreuzfahrtschiffen zum Einsatz kommen soll. Es kombiniert die hocheffiziente Festoxid-Brennstoffzellen-Technologie (SOFC), die erhebliche Emissionsreduzierungen und Brennstoffflexibilität bietet, mit einem Lithium-Ionen-Batteriespeicher, um dem schwankenden Energiebedarf eines Schiffes gerecht zu werden.

DLR Thermodynamik, Halle 13, Stand B36

DLR, Halle 2, Stand A48

 

Auch das Fraunhofer IMM beschäftigt sich mit Wasserstoff als Antrieb für Schiffe. Auf dem Messestand der diesjährigen Hydrogen + Fuel Cells stellt das Institut das Gamma-Projekt vor. Im Rahmen des Projektes soll ein Massengutfrachter so umgebaut werden, dass er mit klimaneutralen Kraftstoffen und Ökostrom versorgt werden kann. Das Fraunhofer IMM bringt dabei seine Erfahrung in der Entwicklung von kompakten Reformersystemen ein, auf denen das innovative Kraftstoffsystem für das Schiff basiert.

Ammoniak und grünes Methanol werden an Bord geholt und dann mit Cracker- und Reformertechnologien in Wasserstoff umgewandelt. Nach der Reinigung wird der Wasserstoff in Brennstoffzellen in Elektrizität umgewandelt, wodurch das Schiff mit Strom versorgt wird und die mit fossilen Brennstoffen betriebenen Stromerzeuger ersetzt werden. Der technologische Ansatz des Fraunhofer IMM reduziert dabei die Größe der Reaktoren um bis zu 90 Prozent, was besonders für mobile und platzbeschränkte Anwendungen von Vorteil ist. Den Forschern gelang es jetzt, in einem kompakten Methanolreformer über 700 kg Methanol pro Tag in Wasserstoff umzuwandeln. Der Plan ist, diese Leistung noch weiter auszubauen.


Abb. 7: Der Methanolreformer des Fraunhofer IMM, Foto: Fraunhofer IMM

Fraunhofer IMM, Halle 13, Stand C47/1

 

Wasserstoffhandel
Der Gasanbieter Air Liquide geht davon aus, dass der rein batterieelektrische Antrieb, insbesondere für Schwerlastfahrzeuge, aufgrund von hohen Kosten für die notwendige Ladeinfrastruktur oftmals nicht wirtschaftlich sein kann. Die Nutzung von erneuerbarem Wasserstoff in der Mobilität bietet zudem kurze Betankungszeiten und eine hohe Reichweite der Fahrzeuge. Daher rechnet der Gasanbieter mit stetig steigenden Mengen an Wasserstoff im Sektor Mobilität. Das Unternehmen erzeugt Wasserstoff im 20-MW-PEM-Elektrolyseur „Trailblazer“. Dabei soll es sich um den derzeit größten an eine Pipeline angeschlossenen Elektrolyseur in Deutschland handeln.

Air Liquide, Halle 13, Stand E27/1

 

Die Westfalen-Gruppe, ein Tankstellenbetreiber und Anbieter von Gasen, präsentiert seine Dienstleistungen für die H2-Versorgung bis zur letzten Meile – ob durch Elektrolyse vor Ort, Trailer-Versorgung oder Flaschen- und Bündellieferungen. Das Unternehmen ist in zahlreichen Wasserstoffprojekten aktiv. Dazu gehört der Bau eines Elektrolyseurs in Frankreich zur Versorgung des Stahlproduzenten ArcelorMittal. In den Niederlanden kooperiert Westfalen mit dem Energieversorger Alliander in einem Pilotprojekt, bei dem Wasserstoff in ein Erdgasnetz eingespeist wird. Daimler Truck nutzt mobile Trailer-Lösungen von Westfalen für die Versorgung seiner Brennstoffzellenprüfstände.

Zu den langfristigen H2-Projekten gehört das Joint Venture two4H2, das Westfalen zusammen mit RWE im vergangenen Jahr gegründet hat. Ziel ist es, eine H2-Tankstelleninfrastruktur speziell für den Schwerlastverkehr aufzubauen. Zudem arbeiten beide Unternehmen noch an einem H2-Filling-Hub in Lingen, der über eine öffentliche Wasserstofftankstelle sowie eine nicht öffentlich zugängliche Abfüllstation für Tankfahrzeuge verfügt.


Abb. 8: Westfalen liefert Wasserstoff per Trailer an, Foto: Westfalen

Westfalen, Halle 13, Stand E21/1

 

Systemintegratoren
Siemens stellt sich auf der Industrieschau als Partner entlang der gesamten H2-Wertschöpfungskette für OEM, EPC, Betreiber, Endkunden, Regierungen und Kommunen vor. Das Unternehmen will die Kunden dabei unterstützen, Wasserstoff zu einem zukunftssicheren, profitablen und skalierbaren Geschäft zu machen. Dafür bietet Siemens seine Expertise in Digitalisierung, Automatisierung und Elektrifizierung an.

Die Lösungen von Siemens reichen von ersten Pilotprojekten bis hin zu skalierbaren und standardisierten Blaupausen. Das umfasst auch die Erzeugung von grünem Strom, den Netzanschluss sowie die H2-Produktion. Auch für die Speicherung, den Transport und die Nutzung stellt Siemens Konzepte bereit, die auf die Anforderungen von Wasserstoff zugeschnitten sind.

Abb. 8: Siemens stellt Kunden seine Expertise in Erzeugung, Speicherung, Transport und Nutzung von Wasserstoff vor, Grafik: Siemens

Siemens, Halle 13, Stand C48

 

Gemeinschaftsstände
Baden-Württemberg bietet Unternehmen aus dem süddeutschen Bundesland die Möglichkeit, ihre Produkte und Leistungen auf einem Gemeinschaftsstand zu präsentieren. Der The-Länd-Gemeinschaftsstand (s. Abb. 9) wird von den Landesagenturen e-mobil BW und Baden-Württemberg International sowie der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart organisiert und betreut. Alle drei Institutionen informieren über verschiedene Angebote zu Wissenstransfer, Vernetzung und Unterstützung für Wirtschaft und Wissenschaft in Baden-Württemberg.

Industrielle Energielösungen auf Basis von Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologien stehen dieses Jahr im Fokus des Messeauftritts. Rund 40 Unternehmen, Start-ups, KMU, Wirtschaftsverbünde und Netzwerke, präsentieren aktuelle Trends und Entwicklungen beim Einsatz von Brennstoffzellen und Elektrolyseuren in der Industrie. Highlights sind zum Beispiel eine PFAS-arme Membranfertigung, hocheffiziente Brennstoffzellen-Stacks und innovative Elektrolysetechnologien.

Neben H2– und BZ-Technologien werden auf dem Messestand aktuelle Entwicklungen, bewährtes Know-how und Kompetenzen zu Batterietechnik, Elektromobilität, Forschung, IT sowie Maschinen-, Werkzeug- und Anlagenbau vorgestellt.


Abb. 9: Rund 40 Aussteller sind dieses Jahr auf dem Baden-Württemberg-Stand vertreten, Foto: e-mobil BW

Baden-Württemberg-Gemeinschaftsstand, Halle 13, C78

Autor: Jens Peter Meyer

 

Wasserstoff speichern und sicher transportieren

Wasserstoff speichern und sicher transportieren

Start der Serienfertigung von Containerlösungen

Eisen transportieren, um Wasserstoff zu nutzen: Die neue H2-Speichertechnologie der AMBARtec AG befördert Eisengranulat und gewinnt den Wasserstoff vor Ort durch Oxidation. Mitte Februar 2025 unterzeichnete AMBARtec gemeinsam mit Purem by Eberspächer eine Kooperationsvereinbarung (MoU) zur Vorbereitung einer seriellen Herstellung dieser Eisen-Nugget-Behälter sowie für deren Transport in standardmäßigen 20-Fuß-Containern.

Die Dresdner AMBARtec AG hat in den vergangenen Jahren an einem Speicher– und Transportverfahren für Wasserstoff gearbeitet, bei dem genau genommen gar kein Wasserstoff transportiert wird, sondern Eisen. Eisen, das in diesem Fall in Form kleiner Nuggets vorliegt, entzieht dem Wasser Sauerstoff, wenn diese beiden Medien zusammengeführt werden, das heißt, es rostet beziehungsweise oxidiert. Was übrig bleibt, ist Wasserstoff, der vor Ort genutzt werden kann. Das oxidierte Eisen wird anschließend zurücktransportiert, so dass die Eisen-Nuggets für den nächsten Transport wiederverwendet werden können, was mehr als 5000-mal funktioniert. Die erneute Speicherbeladung erfolgt durch Reduktion des Eisenoxids mit zugesetztem Wasserstoff.

Eisen-Nuggets lassen sich relativ einfach in drucklosen Behältern lagern. Mehrere dieser Behälter werden dann in Containern installiert, so dass sie einfach und in großen Mengen befördert werden können. Matthias Rudloff, CEO und einer der Mitbegründer der AMBARtec AG, erklärte gegenüber HZwei: „Bei uns greift weder das Bundes-Immissionsschutzgesetz noch irgendeine Störfallverordnung oder dergleichen. Wir liefern Wasserstoff an jedes Unternehmen – das ist nicht schwierig mit unserem Speicher.“ Seine Vision ist, dass die Eisen-Nuggets in naher Zukunft im interkontinentalen Transport „nur noch als Schüttgut hin- und hergefahren werden“.

Im Vergleich zu herkömmlichen 300-bar-Druckgasspeichern bietet diese Technologie den Vorteil einer deutlich größeren Speicherkapazität. Ein Volumen von 1.000 Litern kann 90 kg Wasserstoff freisetzen. Kürzlich hat das Unternehmen dafür Fördermittel der EU und des Landes Sachsen erhalten. Gemeinsam mit der TU Bergakademie Freiberg soll die Speichertechnologie zeitnah auf 800 kg Wasserstoff erweitert werden. Die Vorbereitung der Serienfertigung wird vom Freistaat Sachsen sowie der EU mit Mitteln aus der „FuE-Verbundprojektförderung 2021-2027“ mit mehr als 4 Mio. Euro gefördert. Ziel ist die Errichtung von Europas erstem H2-Speicherkraftwerk am Standort in Freiberg bis Anfang 2026.

Einsatz als stationäres H2-Speicherkraftwerk
Der Transport von freisetzbarem Wasserstoff in Form von Eisen-Nuggets ist nur ein Aspekt der AMBARtec-Technologie – sie kann auch als stationäres H2-Speicherkraftwerk dienen. Damit bietet sie eine Alternative zu großen Stromspeichern aus Lithium-Ionen-Batterien, deren Markt derzeit stark wächst. Besonders viel Potenzial soll die Kombination des Speichers mit einer reversiblen Hochtemperatur-Festoxid-Elektrolyseurzelle (SOEC) bieten. Bei hohem Stromangebot kann die Einheit als SOEC Wasserstoff bereitstellen, der zur Speicherbeladung dient. Dabei wird auch das für die SOEC benötigte Wasser gewonnen. Bei der Entladung mit Wasserdampf entsteht der Wasserstoff, der dann im SOFC-Betrieb (Festoxid-Brennstoffzelle) zur Stromerzeugung genutzt wird. Obwohl die reversible SOFC heute noch sehr teuer ist, ist sich AMBARtec-CEO Rudloff sicher, dass bei größeren Anlagen mit mehr als einer Megawattstunde Stromspeicherkapazität ein spürbarer Kostenvorteil gegenüber Batteriespeichern entsteht.

Rudloff setzt dabei vor allem auf das Kraftwerkssicherungsgesetz. Dieses verlangt, dass für Kraftwerke Langzeit-Energiespeicher bereitgestellt werden, so dass 1 MW mindestens über eine Dauer von 72 Stunden unter Volllast zur Verfügung steht. Mit der Containerlösung sei das jederzeit möglich, so der Firmenchef. „Wenn erste Ausschreibungen hoffentlich noch dieses Jahr kommen, können wir da was Spannendes anbieten.“

Die Sachsen gehen derzeit gezielt mit ihrer innovativen Technologie an die Öffentlichkeit, da das Speicherverfahren jetzt fertig für die Vermarktung sei: „Man kann jetzt schon bestellen. Ab Anfang nächsten Jahres können wir dann Wasserstoff in Containern zur Verfügung stellen“, so Rudloff. Ab 2028 will AMBARtec jährlich mehrere Hundert dieser 20-Fuß-Standard-Container verkaufen – jeder davon fasst zehn Behälter mit Eisen-Nuggets. Weiter berichtet der Vorstandsvorsitzende: „Purem by Eberspächer begleitet uns ab sofort dabei, für die spätere Serienfertigung wichtige Erkenntnisse zu gewinnen und das dabei gewonnene Wissen effektiv für die Produktoptimierung zu nutzen – mit dem Ziel, das endgültige Produkt so günstig wie möglich herzustellen.“

AMBARtec stellt seine Wasserstoffspeichertechnologie auf der Hydrogen + Fuel Cells Europe vor, die im Rahmen der Hannover Messe stattfindet (s. Messevorschau auf Seite 9).

Autoren: Sven Geitmann, Jens Peter Meyer

Hydrogen Technology Expo erstmals in Hamburg

Hydrogen Technology Expo erstmals in Hamburg

Die Wasserstoff-Konferenz und -Messe Hydrogen Technology Expo hat im Oktober 2024 erstmals in Hamburg stattgefunden. Dort gibt es noch einiges Wachstumspotenzial. Das liegt nicht nur daran, dass die Hamburger Messe größer ist als die in Bremen – wo diese Veranstaltung in den vergangenen drei Jahren abgehalten wurde –, sondern auch daran, dass sich Hamburg zu einem Wasserstoff-Hub in Norddeutschland entwickelt.

Mit gut 800 Ausstellern, rund 15.000 Messegästen und 1.500 Konferenzbesuchern gehört die noch junge Veranstaltung bereits zu den größeren Branchentreffs. Die Aussteller zeigten sich zufrieden mit den auf der Messe geknüpften Kontakten. Laut Veranstalter sind bereits über 80 Prozent der Flächen für das kommende Jahr gebucht. Mit sechs parallelen Vortragsreihen war auch das Konferenzprogramm abwechslungsreich. Das reichte von übergreifenden Themen wie dem internationalen Handel mit Wasserstoff im „Strategic Forum“ bis zu technischen Details über Testverfahren von Brennstoffzellen.

Eine reine H2-Veranstaltung ist die Hydrogen Technology Expo allerdings nicht. In den Aussteller- und Besucherzahlen sind auch diejenigen enthalten, die sich mit dem zweiten Schwerpunkt der Kongressmesse befassen – Carbon Capture and Storage (CCS), also dem Auffangen und Lagern von Kohlendioxid. Sponsor des Strategic Forum ist zudem der Ölriese Exxon Mobil.

Diese thematische Verknüpfung rief auch Umweltaktivisten von Greenpeace auf den Plan, die auf dem Messegelände gegen CCS protestierten. Für 2025 wird die „Carbon Capture Technology Expo“ mit einer eigenen Webseite beworben. Auf dem Internetauftritt der Hydrogen Technology Expo ist das Thema CCS kaum zu finden. Mit einigen weiteren Klicks sieht man jedoch schnell, dass Ausstellungsfläche und Konferenzprogramm identisch sind.

Wohin steuert die europäische H2-Branche?

Wohin steuert die europäische H2-Branche?

Vier Tage energiepolitisches Miteinander in Brüssel – zum dritten Mal fand 2024 vom 18. bis zum 21. November die European Hydrogen Week in Belgien statt. Organisiert von Hydrogen Europe, dem europäischen Wasserstoffverband, präsentierten sich insgesamt 220 Aussteller und, während der Konferenz, zahlreiche Akteure mit ihren Vorhaben und Anliegen in den zwei Messehallen.

Anders als bei anderen H2-Events in Hamburg, Rotterdam oder Hannover geht es in der europäischen Hauptstadt insbesondere um energiepolitische Fragen. So gab es auf der Messe relativ wenige Ausstellungsobjekte zu sehen, kaum Komponenten oder Produkte, dafür aber einige vergleichsweise große Stände – zumindest für H2-Branchenverhältnisse –, auf denen ausreichend Platz zum Networken sowie für konzeptionelle Gespräche war.

Auf der Konferenz, die mit in der Ausstellungshalle integriert war, ging es unter anderem um politische Forderungen, regionale Vorzeigevorhaben und internationale Kooperationen. Die mehr als 200 Rednerinnen und Redner präsentierten Vorschläge und debattierten in 25 Panelsessions über erforderliche H2-Untergrundspeicher, über eine bessere Verknüpfung des H2-Sektors mit dem Energiesektor, über die erforderliche Deregulierung sowie bessere Rahmenbedingungen zum Fällen finaler Investitionsentscheidungen.

Hydrogen Europe unterzeichnete unter anderem Zusammenarbeitsvereinbarungen sowohl mit H2 Chile als auch mit Green Hydrogen Association (GH2) aus Indien, um den branchenübergreifenden und öffentlich-privaten Austausch zwischen der Europäischen Union und diesen beiden Ländern zu erleichtern.

2025 findet diese Veranstaltung bereits vom 29. September bis zum 3. Oktober statt.

Anlaufstelle für Süddeutschland

Anlaufstelle für Süddeutschland

hy-fcell 2024 mit vielen Ausstellern aus der Region

Eine schöne Regionalmesse in Süddeutschland – insbesondere für die Zulieferfirmen in und um Stuttgart. Was sich bereits 2023 bei der hy-fcell abzeichnete, wurde am 8. und 9. Oktober 2024 bestätigt: Die ursprünglich als internationales Symposium mit begleitender Ausstellung konzipierte Veranstaltung büßt im europaweiten Event-Wettbewerb an Bedeutung ein, intensiviert aber den Kontakt nach Afrika.

Nach Angaben der Landesmesse Stuttgart sind die Ausstellerzahlen gegenüber den Vorjahren um zehn Prozent auf 189 gestiegen. Und es waren auch durchaus einige asiatische Unternehmen in der Mahle-Halle vertreten. Dem eigenen Anspruch, eine bedeutende internationale Messe zu sein, wurde die hy-fcell dennoch nicht gerecht.

Unter den insgesamt 3.000 Teilnehmenden sowohl der Konferenz als auch der Messe waren Gäste aus 35 Ländern. Roland Bleinroth, Geschäftsführer der Messe Stuttgart, resümierte: „Die Zusammenarbeit mit der Delegation aus Afrika – unter anderem aus den Ländern Nigeria, Ruanda und Uganda – war ein wichtiger Aspekt auf der hy-fcell, der die Beziehungen zwischen den beiden Regionen vertieft hat. Das Netzwerktreffen sowie die Side Events hierzu waren sehr gut besucht.“ Im Rahmen der hy-fcell fand in diesem Jahr erstmals das Global Partnership for African Development Forum statt.

Die Konferenz wirkte zwar kleiner als in früheren Jahren, da sie in die Messehalle integriert war, verzeichnete aber nach Veranstalterangaben „deutlich mehr Zulauf“. Von Expertenseite hieß es, die Qualität sei – nicht zuletzt dank der fachlich-wissenschaftlichen Betreuung – gut gewesen. Beherrschendes Thema, insbesondere in der Eröffnungssession, war die weitere Entwicklung im Energiesektor. Die fehlende Planungssicherheit liegt wie eine Dämmmatte über allen Entscheidungen und verhindert potentielle Investitionen.

Neue NOW-Chefin stellt sich vor

Mit großem Interesse wurde die erste offizielle Rede von Dagmar Fehler verfolgt. Die neue Geschäftsführerin und Sprecherin der Nationalen Organisation Wasserstoff und Brennstoffzellentechnologie NOW GmbH, die nach dem Ausscheiden ihres Vorgängers Kurt-Christoph von Knobelsdorff seit September 2024 im Amt ist, nahm sich ausreichend Zeit dafür, die aktuelle Lage bei der NOW zu beschreiben – siehe dazu das Interview auf Seite 18. Sie bezeichnete die finanzielle Situation als kritisch, beteuerte aber, dass der Aufbau der H2-Infrastruktur gemäß den AFIR-Vorgaben vorangetrieben werde.

Die diesjährigen, jeweils mit 10.000 Euro dotierten hy-fcell awards gingen an die H2Fly GmbH mit ihrem Wasserstoffflugzeug HY4 sowie an die WS Reformer GmbH (bereits Preisträger des f-cell awards 2001) für ihren Ammoniak-Cracker zur dezentralen Wasserstofferzeugung. Der Start-up-Preis ging an die CellForm Hydrogen GmbH & Co. KG mit ihren High-Performance-Bipolarplatten.

Autor: Sven Geitmann

hy-fcell 2024 – Abbildung der Wertschöpfungskette

hy-fcell 2024 – Abbildung der Wertschöpfungskette

Gibt es eine Schnittmenge zwischen Quantentechnologie und Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik? Diese Frage dürfen sich alle Besucherinnen und Besucher der diesjährigen hy-fcell stellen, da zeitgleich mit der International Hydrogen and Fuel Cell Expo and Conference auch die Quantum Effects, die Fachmesse und Konferenz für Quantentechnologien (s. Foto), stattfindet. Für die Messegesellschaft werden auf beiden Veranstaltungen Zukunftstechnologien thematisiert, die mit ihrer Innovationskraft grundlegende Weiterentwicklungen hervorbringen können. Ob es auch für das Fachpublikum Schnittstellen gibt (z. B. bei Quantensensorik), wird sich zeigen. Parallel finden zudem noch Messen für Instandhaltung, Klebtechnologie, Produktions- und Montageautomatisierung sowie Bildverarbeitung statt.

Für den Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), der unterstützend an der hy-fcell mitwirkt, liegt die Besonderheit dieses süddeutschen Branchentreffens in der Darstellung der Wertschöpfungskette der Brennstoffzellentechnologie. Gerd Krieger, Geschäftsführer der VDMA-Arbeitsgemeinschaft Brennstoffzellen, erklärte gegenüber HZwei, die hy-fcell sei „die Messe, um das Thema Industrialisierung der Produktion nach vorne zu bringen“, da den VDMA „die Handhabung der Brennstoffzellentechnik“ vorantreibe.

Auf der Wasserstoffseite ist in diesem Jahr das Angebot der Investmentkapitalgesellschaft Senco Hydrogen Capital erwähnenswert, die bei der Beschaffung von Wachstumskapital für den H2-Mittelstand behilflich ist. In Stuttgart will der Dienstleister zeigen, welche Technologien zukünftig im Fokus stehen könnten und welchen Mehrwert Kapitalpartnerschaften bieten können, wenn mittelständische Unternehmen zusätzliches Kapital, beispielsweise zum Aufbau neuer Fertigungsstraßen, benötigen.

Autor: Sven Geitmann

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