von Sven Geitmann | März 21, 2025 | 2025, Deutschland, Netze, News, Wasserstoffwirtschaft
Risikofaktor Mensch – gibt es den beim Umgang mit Wasserstoff? Diesem Thema widmet sich eine Veranstaltung in Ostfildern, die gemeinsam von der Technischen Akademie Esslingen (TAE) sowie der DIU – Dresden International University ausgerichtet wird. Unter der Überschrift „Innovative Lösungen und Best Practices für den sicheren Umgang mit Wasserstofftechnologien“ werden dazu unter der Leitung von Dr. Johannes Töpler am 8. und 9. April 2025 in Präsenz und online Fachvorträge, Anwendungsbeispiele aus der Praxis sowie Fragerunden und Diskussionen durchgeführt.
In dem zweitägigen Seminar werden alle sicherheitsrelevanten Eigenschaften des Wasserstoffs ebenso behandelt wie technische Maßnahmen zur Vermeidung von Leckagen oder sonstigen Schadensursachen. Die gesetzlichen Regelwerke für H2-Versorgung und -Anwendung werden ausführlich erläutert. Eine besondere Aufmerksamkeit erhält auch der „Risikofaktor Mensch“, da bei den meisten Unfällen mit Wasserstoff menschliches Fehlverhalten eine wesentliche Ursache war.
„Wenn wir solche Unfälle in Bezug auf die menschlich bedingten Ursachen genau analysieren und bewusst machen, können wir die Sicherheit an den ‚Baustellen‘ verbessern, die durch Regeln und Vorschriften nicht zu erreichen sind“, so Dr. Johannes Töpler, Referent für dieses Thema.
- Siehe hier: https://www.tae.de/weiterbildung/sicherheit-arbeitsschutz/maschinen-anlagensicherheit/wasserstoff-sicherheit-in-der-praxis/
von Jens Peter Meyer | März 13, 2025 | 2025, Deutschland, Entwicklung, Europa, International, Kongresse, Markt, Meldungen, Messen
Vorbericht zur Hannover Messe 2025
Prozesse zur Herstellung, zur Speicherung und zur Nutzung von Wasserstoff hochskalieren, Kosten senken und Wirkungsgrade steigern: Die Messe Hydrogen + Fuel Cells Europe in Hannover zeigt auch dieses Jahr wieder, welche Fortschritte die Wasserstoffwirtschaft vorweisen kann.
Ohne Wasserstoff keine Energiewende. In einer von fossilen Energien befreiten Welt ist H2 ein zentrales Energiespeichermedium, und sein Einsatz ist der Schlüssel zur Dekarbonisierung von industriellen Prozessen. Auf der Hydrogen + Fuel Cells Europe 2025 vom 31. März bis zum 4. April, die im Rahmen der Hannover Messe stattfindet, können Besucher erfahren, welche Lösungen und Technologien die Wasserstoffbranche heute bereits anbieten kann. Über 500 Aussteller aus allen Bereichen der Wasserstoffnutzung stellen ihre Dienstleistungen und Produkte vor ⎼ vom Start-up über große, international bekannte Unternehmen bis hin zu renommierten Forschungsinstituten.
Auch dieses Jahr bietet Organisator Tobias Renz den Besuchern wieder zwei Forenbereiche: Auf dem Technical Forum erhalten die Aussteller die Möglichkeit, in Kurzvorträgen ihre neuesten Entwicklungen und Produkte zu präsentieren. Dazu gehört an zwei Tagen auch ein „Elevator Pitch“ zum Thema Wasserstofferzeugung. Auf dem Public Forum diskutieren Aussteller und Gäste aus Industrie und Politik über neue Projekte und Entwicklungen. Hier stehen die Erzeugung von grünem Wasserstoff und seinen Derivaten aus erneuerbaren Energien, eine CO2-neutrale Industrieproduktion und Brennstoffzellenanwendungen im Fokus.
HZwei richtet in dieser Messevorschau den Blick auf eine Auswahl von Neuheiten, welche die Besucher dieses Jahr erwarten.
Wasserstofftransport
Hydac zeigt in Hannover ein neues sensorgestütztes Spannband für Wasserstofftanks. Bei dem „HY-ROS H2 Mount Smart“ soll es sich um die weltweit erste sensorgestützte Transportsicherung für diese Anwendung handeln. Das mit Sensoren ausgestattete Spannband soll die Sicherheit von H2-Fahrzeugen verbessern, denn es ermöglicht eine zuverlässige Echtzeitüberwachung der Tankbefestigung. Sowohl beim Betankungs- als auch dem Entleerungsprozess kann sich der Umfang von H2-Tanks um bis zu 2,5 Prozent ändern, was für die Befestigungssysteme eine Herausforderung darstellt.
Hydac vergleicht seinen präventiven Ansatz mit einem Reifendrucküberwachungssystem. Kontinuierlich werden damit Daten über den Zustand und die Integrität der Befestigung geliefert, wodurch eventuelle Abweichungen frühzeitig erkannt und entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden können.
Hydac, Halle 13, Stand C44
Komponenten für Brennstoffzellen- und Elektrolysesysteme
Das Schweizer Unternehmen Celeroton TurboCell hat sich auf die Entwicklung und Produktion von ultrahochdrehenden Turbokompressoren und Antriebssystemen für Brennstoffzellenanwendungen spezialisiert. Die Produkte werden in Anwendungen wie der Intralogistik, dem Schwerlastbereich, bei stationären Anlagen, für Drohnen und im Marinesektor eingesetzt. Das Unternehmen hat sein Portfolio aus Kompressoren der nächsten Generation ausgebaut und will die Stückzahlen steigern. Die Komplettlösungen bestehen aus der gasgelagerten Strömungsmaschine mit Elektromotor als Baueinheit sowie abgestimmter Elektronik.
Neu ist der CTi-1100-Kompressor, die zweite Generation des Turbokompressors mit integriertem Inverter des Unternehmens. Die neue Generation soll einen höheren Wirkungsgrad und eine verbesserte Aerodynamik aufweisen und gleichzeitig eine kompakte Größe bieten. Dank der Effizienz und einer langen Lebensdauer des Kompressorsystems sollen die Kunden niedrige Gesamtbetriebskosten erzielen können.
Ebenfalls neu ist der CTE-4000-Kompressor mit CC-4000-Inverter, der für die Luftversorgung von Brennstoffzellen mit 100 bis 200 kW Nettoleistung gedacht ist. Das neue System gibt es mit einem optionalen Turbinenexpander und in mehreren Aerodynamiken. Neben einem Portfolio aus Standardsystemen bietet Celeroton TurboCell auch maßgeschneiderte Lösungen für spezifische Kundenanforderungen an.

Abb. 2: Der Kompressor CTE-4000 sorgt für die Luftversorgung von Brennstoffzellen, Foto: Celeroton TurboCell
Celeroton TurboCell, Halle 13, Stand D50
Das Automatisierungsunternehmen Pilz präsentiert Lösungen für die funktionale Sicherheit in der Wasserstoffindustrie. Es geht darum, Gaslecks zuverlässig und schnell zu erkennen, Druck, Füllstand, Spannung und Strom immer im Blick zu behalten und Verbrennungsprozesse sicher zu überwachen. Dabei kommen bewährte Sicherheitsprinzipien der Automatisierung zur Anwendung. Zudem zeigt Pilz, wie Wasserstoffanwendungen vor Manipulationen und fehlerhafter Bedienung geschützt werden können.
Sichere Automatisierung ist auch ein Thema auf dem begleitenden Vortragsprogramm der Messe: Auf dem Public Forum berichtet Albert Cot, Market Development Engineer bei Pilz, über die Herausforderungen „funktionale Sicherheit“ und „Industrial Security“ in Wasserstoffanwendungen. Auf dem Technical Forum geht Thomas Braasch, Sales Engineer bei Pilz, detaillierter auf die Wichtigkeit von funktionaler Sicherheit und Industrial Security bei Elektrolyseverfahren ein.

Abb. 3: Bei Wasserstoffanwendungen ist das schnelle Erkennen von Gaslecks besonders wichtig, Foto: Pilz
Pilz, Halle 13, Stand D34
Neo Hydrogen Sensors, Teil der Neoxid Group, bietet H2-Messtechnik und -Brenner an. Auf der diesjährigen Hannover Messe stellt das Unternehmen eine neue Generation intelligenter Wasserstoffsensoren vor. Herkömmliche H2-Gassensoren stoßen laut Unternehmen oft an ihre Grenzen, wenn höchste Anforderungen an die Konzentrationsauflösung und die Beständigkeit gegenüber Druck, Temperatur und Feuchte gefragt sind. Solche Anforderungen herrschen etwa in der Automobilindustrie oder auch der Luft- und Raumfahrttechnik. Die Sensoren von Neo Hydrogen Sensors GmbH sollen genau diesen Herausforderungen gerecht werden und eine präzise H₂-Messung, selbst unter extremsten Bedingungen, ermöglichen.
Ergänzend dazu präsentiert das Unternehmen katalytische Wasserstoffbrenner für eine emissionsfreie Verbrennung. Darunter Oxi-Kats zur effizienten Reinigung von Elektrolysegasen. Seit 2021 unterhält das Unternehmen eine Dependance in Kanada und kann somit auch den innovativen Markt des diesjährigen Partnerlands der Hannover Messe gezielt bedienen.
Neo Hydrogen Sensors, Halle 13, Stand E19/3 (NRW-Pavillion)
Das Ingenieurbüro Emcel hat sich auf die Beratung und das Engineering im Bereich Wasserstoff, Brennstoffzellen und E-Mobilität spezialisiert. Die Ingenieure entwickeln für Kunden Konzepte für die Energiewende und Sektorenkopplung und unterstützen bei der Entwicklung von Produkten. Das können Fahrzeuge, Wasserstofftankstellen oder auch Elektrolyseure sein.
Das Team um Geschäftsführer Marcel Coneille bietet seinen Kunden auch die Messung der Wasserstoffreinheit und -qualität an. Das H2-Qualitätssystem des Unternehmens ermöglicht eine kontinuierliche Echtzeit-Überwachung der Wasserstoffqualität vor Ort und an allen Punkten der Wertschöpfungskette. Messebesucher können live erleben, wie das Messgerät unterschiedliche Verunreinigungen detektiert. Denn am Stand will das Unternehmen demonstrieren, wie zuverlässig und einfach die Messtechnik zur Sicherstellung der Wasserstoffreinheit heute sein kann.

Abb. 4: Das Ingenieurbüro Emcel stellt ein Messgerät für Wasserstoffreinheit vor, Foto: Emcel
Emcel, Halle 13, Stand E15
Heraeus Precious Metals, ein Anbieter von Edelmetallen, kommt mit der neuen Marke Actydon auf das Messegelände. Zur neuen Produktfamilie gehört „Actydon | Platin“. Das sind Platinkatalysatoren, deren Einsatzgebiet vor allem bei Elektroden von PEM-Elektrolyseuren und PEM-Brennstoffzellen liegt, die aber auch in anderen Brennstoffzellen- und Elektrolyseurtechnologien Verwendung finden. „Actydon | Iridium“ umfasst die entsprechenden Iridiumlösungen. Darunter befinden sich auch innovative Katalysatorlösungen mit niedrigem Iridiumgehalt und Katalysatoren, die Iridium mit Ruthenium kombinieren.
Heraeus Precious Metals bietet zudem ein Edelmetallrecycling für Wasserstoffanwendungen an, aber auch das Recycling ganzer Stacks. Das Unternehmen recycelt Altmaterialien sowie Produktionsreste und Produktionsabfälle, wie Farben und Pasten aus dem Brennstoffzellen- und Elektrolyseurbereich mit hohen Edelmetallrücklaufquoten. „Actydon | Loop“ bildet die Recyclingfamilie des Produktportfolios des Unternehmens ab. Das recycelte Edelmetall kann für die nächste Generation von Anwendungen in der Wasserstoffwirtschaft genutzt werden.

Abb. 5: Unter der Marke Actydon vertreibt Heraeus Edelmetallkatalysatoren für Wasserstoffanwendungen, Grafik: Heraeus
Heraeus Precious Metals, Halle 13, Stand C21
Forschung
Um die Material- und Herstellungskosten für PEM-Elektrolyseure zu senken, forscht das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE an skalierbaren Produktionsverfahren für katalysatorbeschichtete Membranen (CCM). Auf der diesjährigen Hannover Messe präsentiert das Institut mikroporöse Transportschichten (MPL), die die Forscher erstmals skalierbar mithilfe von industrieüblichen Siebdruckanlagen hergestellt haben. Die rund 20 µm feinen MPL sollen die Verwendung von Katalysatorschichten mit deutlich reduzierter Iridiumbeladung ermöglichen, indem sie die Anbindung an den Katalysator verbessern und damit dessen Ausnutzung steigern. Zudem sollen sie den Einsatz dünnerer Membranen vereinfachen, so dass ohmsche Verluste reduziert werden können.
Das Institut untersucht außerdem kundenspezifische Verfahren zur Herstellung von Membran-Elektroden-Einheiten (MEA) für Elektrolyseure und Brennstoffzellen. Am Messestand sind verschiedene MEA-Designs mit verringerter Edelmetall-Beladung zu sehen, hergestellt mit kommerziell erhältlichen Materialien.
Außerdem zeigt das Fraunhofer ISE das 3D-Exponat „Wasserstoff-Modellregion“ als eine typische lokale, in sich geschlossene Wasserstoffinfrastruktur mit regionaler Erzeugung, Verteilung und Speicherung, aber auch mit Anbindungspunkten an nationale und internationale Infrastrukturen. Das Exponat soll die Kompetenzen des Fraunhofer ISE über die gesamte Wasserstoff-Wertschöpfungskette darstellen.

Abb. 6: Das Fraunhofer ISE hat eine mikroporöse Titanschicht auf einem Titanfasersubstrat mit dem Siebdruckverfahren hergestellt, die als MPL dienen soll, Foto: Fraunhofer ISE / Joscha Feuerstein
Fraunhofer ISE, Halle 13, Stand C41
Auch das Institut für Technische Thermodynamik vom DLR beschäftigt sich mit Katalysatoren für Elektrolyse und Brennstoffzellen. Die Forscher nutzen dafür die Flammensprühpyrolyse. Diese Technik benötigt laut Institut wenig Ressourcen, um Materialien schnell und in großen Mengen herzustellen. Sie verändert weder die Hitze noch die chemische Zusammensetzung, wenn sie in größerem Maßstab eingesetzt wird. Das DLR hat mit dieser Technik stabile Katalysatoren für PEM-Brennstoffzellen und -Elektrolyseure entwickelt. Diese sollen eine außergewöhnliche Leistung und Haltbarkeit zeigen. Und das bei reduzierten Mengen an Edelmetallkatalysatoren.
Außerdem arbeiten die Forscher an der Nutzung von Druckwasserstoff für Wärmepumpen oder Klimaanlagen. Dabei wird ein Wärmetauschreaktor mit verschiedenen Metallhydridpulvern betrieben, der Wärme und Kälte zusätzlich produziert. Die Wärme und die Kälte können dann zum Beispiel in Zügen, Lastwagen, Bussen, in der Industrie oder für Quartierslösungen genutzt werden. Die wasserstoffbasierte Wärmepumpe kann in jede H2-Infrastruktur mit einem Druckunterschied zwischen Wasserstoffversorgung und -verbraucher integriert werden. Ziel ist es, die Gesamteffizienz des Systems zu steigern – einfach durch die Umwandlung der Energie im komprimierten Wasserstoff in einen Wärmepumpeneffekt.
Auf einem weiteren Messestand in Halle 2 präsentiert das DLR seine Forschung im Bereich Mobilität. Das Forschungszentrum hat zum Beispiel ein hybrides SOFC-Batteriesystem entwickelt, das in Kreuzfahrtschiffen zum Einsatz kommen soll. Es kombiniert die hocheffiziente Festoxid-Brennstoffzellen-Technologie (SOFC), die erhebliche Emissionsreduzierungen und Brennstoffflexibilität bietet, mit einem Lithium-Ionen-Batteriespeicher, um dem schwankenden Energiebedarf eines Schiffes gerecht zu werden.
DLR Thermodynamik, Halle 13, Stand B36
DLR, Halle 2, Stand A48
Auch das Fraunhofer IMM beschäftigt sich mit Wasserstoff als Antrieb für Schiffe. Auf dem Messestand der diesjährigen Hydrogen + Fuel Cells stellt das Institut das Gamma-Projekt vor. Im Rahmen des Projektes soll ein Massengutfrachter so umgebaut werden, dass er mit klimaneutralen Kraftstoffen und Ökostrom versorgt werden kann. Das Fraunhofer IMM bringt dabei seine Erfahrung in der Entwicklung von kompakten Reformersystemen ein, auf denen das innovative Kraftstoffsystem für das Schiff basiert.
Ammoniak und grünes Methanol werden an Bord geholt und dann mit Cracker- und Reformertechnologien in Wasserstoff umgewandelt. Nach der Reinigung wird der Wasserstoff in Brennstoffzellen in Elektrizität umgewandelt, wodurch das Schiff mit Strom versorgt wird und die mit fossilen Brennstoffen betriebenen Stromerzeuger ersetzt werden. Der technologische Ansatz des Fraunhofer IMM reduziert dabei die Größe der Reaktoren um bis zu 90 Prozent, was besonders für mobile und platzbeschränkte Anwendungen von Vorteil ist. Den Forschern gelang es jetzt, in einem kompakten Methanolreformer über 700 kg Methanol pro Tag in Wasserstoff umzuwandeln. Der Plan ist, diese Leistung noch weiter auszubauen.

Abb. 7: Der Methanolreformer des Fraunhofer IMM, Foto: Fraunhofer IMM
Fraunhofer IMM, Halle 13, Stand C47/1
Wasserstoffhandel
Der Gasanbieter Air Liquide geht davon aus, dass der rein batterieelektrische Antrieb, insbesondere für Schwerlastfahrzeuge, aufgrund von hohen Kosten für die notwendige Ladeinfrastruktur oftmals nicht wirtschaftlich sein kann. Die Nutzung von erneuerbarem Wasserstoff in der Mobilität bietet zudem kurze Betankungszeiten und eine hohe Reichweite der Fahrzeuge. Daher rechnet der Gasanbieter mit stetig steigenden Mengen an Wasserstoff im Sektor Mobilität. Das Unternehmen erzeugt Wasserstoff im 20-MW-PEM-Elektrolyseur „Trailblazer“. Dabei soll es sich um den derzeit größten an eine Pipeline angeschlossenen Elektrolyseur in Deutschland handeln.
Air Liquide, Halle 13, Stand E27/1
Die Westfalen-Gruppe, ein Tankstellenbetreiber und Anbieter von Gasen, präsentiert seine Dienstleistungen für die H2-Versorgung bis zur letzten Meile – ob durch Elektrolyse vor Ort, Trailer-Versorgung oder Flaschen- und Bündellieferungen. Das Unternehmen ist in zahlreichen Wasserstoffprojekten aktiv. Dazu gehört der Bau eines Elektrolyseurs in Frankreich zur Versorgung des Stahlproduzenten ArcelorMittal. In den Niederlanden kooperiert Westfalen mit dem Energieversorger Alliander in einem Pilotprojekt, bei dem Wasserstoff in ein Erdgasnetz eingespeist wird. Daimler Truck nutzt mobile Trailer-Lösungen von Westfalen für die Versorgung seiner Brennstoffzellenprüfstände.
Zu den langfristigen H2-Projekten gehört das Joint Venture two4H2, das Westfalen zusammen mit RWE im vergangenen Jahr gegründet hat. Ziel ist es, eine H2-Tankstelleninfrastruktur speziell für den Schwerlastverkehr aufzubauen. Zudem arbeiten beide Unternehmen noch an einem H2-Filling-Hub in Lingen, der über eine öffentliche Wasserstofftankstelle sowie eine nicht öffentlich zugängliche Abfüllstation für Tankfahrzeuge verfügt.

Abb. 8: Westfalen liefert Wasserstoff per Trailer an, Foto: Westfalen
Westfalen, Halle 13, Stand E21/1
Systemintegratoren
Siemens stellt sich auf der Industrieschau als Partner entlang der gesamten H2-Wertschöpfungskette für OEM, EPC, Betreiber, Endkunden, Regierungen und Kommunen vor. Das Unternehmen will die Kunden dabei unterstützen, Wasserstoff zu einem zukunftssicheren, profitablen und skalierbaren Geschäft zu machen. Dafür bietet Siemens seine Expertise in Digitalisierung, Automatisierung und Elektrifizierung an.
Die Lösungen von Siemens reichen von ersten Pilotprojekten bis hin zu skalierbaren und standardisierten Blaupausen. Das umfasst auch die Erzeugung von grünem Strom, den Netzanschluss sowie die H2-Produktion. Auch für die Speicherung, den Transport und die Nutzung stellt Siemens Konzepte bereit, die auf die Anforderungen von Wasserstoff zugeschnitten sind.

Abb. 8: Siemens stellt Kunden seine Expertise in Erzeugung, Speicherung, Transport und Nutzung von Wasserstoff vor, Grafik: Siemens
Siemens, Halle 13, Stand C48
Gemeinschaftsstände
Baden-Württemberg bietet Unternehmen aus dem süddeutschen Bundesland die Möglichkeit, ihre Produkte und Leistungen auf einem Gemeinschaftsstand zu präsentieren. Der The-Länd-Gemeinschaftsstand (s. Abb. 9) wird von den Landesagenturen e-mobil BW und Baden-Württemberg International sowie der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart organisiert und betreut. Alle drei Institutionen informieren über verschiedene Angebote zu Wissenstransfer, Vernetzung und Unterstützung für Wirtschaft und Wissenschaft in Baden-Württemberg.
Industrielle Energielösungen auf Basis von Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologien stehen dieses Jahr im Fokus des Messeauftritts. Rund 40 Unternehmen, Start-ups, KMU, Wirtschaftsverbünde und Netzwerke, präsentieren aktuelle Trends und Entwicklungen beim Einsatz von Brennstoffzellen und Elektrolyseuren in der Industrie. Highlights sind zum Beispiel eine PFAS-arme Membranfertigung, hocheffiziente Brennstoffzellen-Stacks und innovative Elektrolysetechnologien.
Neben H2– und BZ-Technologien werden auf dem Messestand aktuelle Entwicklungen, bewährtes Know-how und Kompetenzen zu Batterietechnik, Elektromobilität, Forschung, IT sowie Maschinen-, Werkzeug- und Anlagenbau vorgestellt.

Abb. 9: Rund 40 Aussteller sind dieses Jahr auf dem Baden-Württemberg-Stand vertreten, Foto: e-mobil BW
Baden-Württemberg-Gemeinschaftsstand, Halle 13, C78
Autor: Jens Peter Meyer
von Sven Geitmann | März 6, 2025 | 2025, Deutschland, Energiewirtschaft, Kongresse, Messen, Wasserstoffwirtschaft
Start der Serienfertigung von Containerlösungen
Eisen transportieren, um Wasserstoff zu nutzen: Die neue H2-Speichertechnologie der AMBARtec AG befördert Eisengranulat und gewinnt den Wasserstoff vor Ort durch Oxidation. Mitte Februar 2025 unterzeichnete AMBARtec gemeinsam mit Purem by Eberspächer eine Kooperationsvereinbarung (MoU) zur Vorbereitung einer seriellen Herstellung dieser Eisen-Nugget-Behälter sowie für deren Transport in standardmäßigen 20-Fuß-Containern.
Die Dresdner AMBARtec AG hat in den vergangenen Jahren an einem Speicher– und Transportverfahren für Wasserstoff gearbeitet, bei dem genau genommen gar kein Wasserstoff transportiert wird, sondern Eisen. Eisen, das in diesem Fall in Form kleiner Nuggets vorliegt, entzieht dem Wasser Sauerstoff, wenn diese beiden Medien zusammengeführt werden, das heißt, es rostet beziehungsweise oxidiert. Was übrig bleibt, ist Wasserstoff, der vor Ort genutzt werden kann. Das oxidierte Eisen wird anschließend zurücktransportiert, so dass die Eisen-Nuggets für den nächsten Transport wiederverwendet werden können, was mehr als 5000-mal funktioniert. Die erneute Speicherbeladung erfolgt durch Reduktion des Eisenoxids mit zugesetztem Wasserstoff.
Eisen-Nuggets lassen sich relativ einfach in drucklosen Behältern lagern. Mehrere dieser Behälter werden dann in Containern installiert, so dass sie einfach und in großen Mengen befördert werden können. Matthias Rudloff, CEO und einer der Mitbegründer der AMBARtec AG, erklärte gegenüber HZwei: „Bei uns greift weder das Bundes-Immissionsschutzgesetz noch irgendeine Störfallverordnung oder dergleichen. Wir liefern Wasserstoff an jedes Unternehmen – das ist nicht schwierig mit unserem Speicher.“ Seine Vision ist, dass die Eisen-Nuggets in naher Zukunft im interkontinentalen Transport „nur noch als Schüttgut hin- und hergefahren werden“.
Im Vergleich zu herkömmlichen 300-bar-Druckgasspeichern bietet diese Technologie den Vorteil einer deutlich größeren Speicherkapazität. Ein Volumen von 1.000 Litern kann 90 kg Wasserstoff freisetzen. Kürzlich hat das Unternehmen dafür Fördermittel der EU und des Landes Sachsen erhalten. Gemeinsam mit der TU Bergakademie Freiberg soll die Speichertechnologie zeitnah auf 800 kg Wasserstoff erweitert werden. Die Vorbereitung der Serienfertigung wird vom Freistaat Sachsen sowie der EU mit Mitteln aus der „FuE-Verbundprojektförderung 2021-2027“ mit mehr als 4 Mio. Euro gefördert. Ziel ist die Errichtung von Europas erstem H2-Speicherkraftwerk am Standort in Freiberg bis Anfang 2026.
Einsatz als stationäres H2-Speicherkraftwerk
Der Transport von freisetzbarem Wasserstoff in Form von Eisen-Nuggets ist nur ein Aspekt der AMBARtec-Technologie – sie kann auch als stationäres H2-Speicherkraftwerk dienen. Damit bietet sie eine Alternative zu großen Stromspeichern aus Lithium-Ionen-Batterien, deren Markt derzeit stark wächst. Besonders viel Potenzial soll die Kombination des Speichers mit einer reversiblen Hochtemperatur-Festoxid-Elektrolyseurzelle (SOEC) bieten. Bei hohem Stromangebot kann die Einheit als SOEC Wasserstoff bereitstellen, der zur Speicherbeladung dient. Dabei wird auch das für die SOEC benötigte Wasser gewonnen. Bei der Entladung mit Wasserdampf entsteht der Wasserstoff, der dann im SOFC-Betrieb (Festoxid-Brennstoffzelle) zur Stromerzeugung genutzt wird. Obwohl die reversible SOFC heute noch sehr teuer ist, ist sich AMBARtec-CEO Rudloff sicher, dass bei größeren Anlagen mit mehr als einer Megawattstunde Stromspeicherkapazität ein spürbarer Kostenvorteil gegenüber Batteriespeichern entsteht.
Rudloff setzt dabei vor allem auf das Kraftwerkssicherungsgesetz. Dieses verlangt, dass für Kraftwerke Langzeit-Energiespeicher bereitgestellt werden, so dass 1 MW mindestens über eine Dauer von 72 Stunden unter Volllast zur Verfügung steht. Mit der Containerlösung sei das jederzeit möglich, so der Firmenchef. „Wenn erste Ausschreibungen hoffentlich noch dieses Jahr kommen, können wir da was Spannendes anbieten.“
Die Sachsen gehen derzeit gezielt mit ihrer innovativen Technologie an die Öffentlichkeit, da das Speicherverfahren jetzt fertig für die Vermarktung sei: „Man kann jetzt schon bestellen. Ab Anfang nächsten Jahres können wir dann Wasserstoff in Containern zur Verfügung stellen“, so Rudloff. Ab 2028 will AMBARtec jährlich mehrere Hundert dieser 20-Fuß-Standard-Container verkaufen – jeder davon fasst zehn Behälter mit Eisen-Nuggets. Weiter berichtet der Vorstandsvorsitzende: „Purem by Eberspächer begleitet uns ab sofort dabei, für die spätere Serienfertigung wichtige Erkenntnisse zu gewinnen und das dabei gewonnene Wissen effektiv für die Produktoptimierung zu nutzen – mit dem Ziel, das endgültige Produkt so günstig wie möglich herzustellen.“
AMBARtec stellt seine Wasserstoffspeichertechnologie auf der Hydrogen + Fuel Cells Europe vor, die im Rahmen der Hannover Messe stattfindet (s. Messevorschau auf Seite 9).
Autoren: Sven Geitmann, Jens Peter Meyer
von Friederike Lassen | März 6, 2025 | 2025, Deutschland, Energiewirtschaft, Markt, Netze, Wasserstoffwirtschaft
Gastbeitrag von Friederike Lassen, Vorständin des DWV
Deutschland steht am Scheideweg: Wird Wasserstoff die tragende Säule unserer klimaneutralen Energieversorgung oder bleibt er ein großes, teures Versprechen? Die politischen Weichenstellungen der kommenden Monate entscheiden darüber, ob wir einen global wettbewerbsfähigen Wasserstoffmarkt schaffen – oder ob Deutschland den Anschluss an die internationale Entwicklung verliert. Das treibt uns gemeinsam mit unseren Mitgliedern beim Deutschen Wasserstoff-Verband um. Wir haben daher zur Bundestagswahl unter dem Titel „H2Five: Fünf vor 2030“ Empfehlungen für die anstehende Wahlperiode formuliert und veröffentlicht.
Die Bundesregierung hat sich ambitionierte Ziele gesetzt: Bis 2030 sollen 10 GW Elektrolysekapazität im Inland aufgebaut werden. Die Realität sieht düster aus: Ende 2024 lagen finale Investitionsentscheidungen für gerade einmal 1 GW vor. Das sind nur zehn Prozent des angestrebten Ziels – ein eklatanter Rückstand, der auf eine Vielzahl von Problemen zurückzuführen ist: überbordende Bürokratie, unklare regulatorische Vorgaben und hohe Kosten. Kapitalgeber und Industrieakteure zögern, langfristige Liefer- und Abnahmeverträge abzuschließen. Ihnen fehlt die Sicherheit, dass sich Wasserstoffprojekte wirtschaftlich rechnen. Ohne Skaleneffekte bleiben die Produktionskosten hoch und die Wettbewerbsfähigkeit gering.
Die neue Bundesregierung muss jetzt handeln und Investoren klare Signale senden. Neben der Senkung der Stromkosten – einer der größten Kostenfaktoren für Wasserstoff – muss die Aufschiebung der EU-Vorgaben zur Zusätzlichkeit, Lokalität und zeitlichen Korrelation erwirkt werden, um den Hochlauf nicht unnötig zu verzögern. Die Europäische Kommission hat strenge Vorgaben für die Klassifizierung von grünem Wasserstoff festgelegt, doch in der Praxis bremsen diese die Entwicklung, statt sie zu fördern. Nur wenn Wasserstoff bezahlbar wird, kann er fossile Alternativen verdrängen. Zusätzlich braucht es die Möglichkeit, Netzstrom auf Basis stündlicher Emissionswerte für die Produktion von kohlenstoffarmem Wasserstoff zu nutzen, der die Anforderungen an grünen Wasserstoff nicht erfüllt.
Bürokratische Hürden blockieren den Hochlauf
Klar ist aber: Die regulatorischen Rahmenbedingungen für den Wasserstoffmarkt sind derzeit eine der größten Hürden für Investitionen. Neben einer Anpassung der EU-Kriterien braucht es dringend eine Umsetzung der europäischen Herkunftsnachweissysteme für Wasserstoff in Deutschland, im Sinne eines Book-&-Claim-Systems. Nur so kann Wasserstoff – ähnlich wie Strom – bilanziell gehandelt und grenzüberschreitend genutzt werden.
Genehmigungsverfahren müssen zudem massiv beschleunigt werden. Derzeit gibt es keinen einheitlichen gesetzlichen Rahmen für Elektrolyseure, Pipelines und Wasserstoffinfrastrukturen. Während Wind- und Solarparks bereits regulatorische Privilegien genießen, gelten für Elektrolyseure nach wie vor komplizierte Genehmigungsauflagen. Die kommende Bundesregierung muss aus unserer Sicht die Arbeiten am Wasserstoffbeschleunigungsgesetz wieder aufnehmen und verbindliche Verwaltungsfristen für Genehmigungsverfahren einführen.
Industrie und Mobilität brauchen verlässliche Abnahmemärkte
Ohne eine stabile Nachfrage wird der Wasserstoffmarkt nicht in Gang kommen. Die Industrie ist einer der größten potenziellen Abnehmer, doch bisher fehlt es an konkreten Anreizen. Die Umsetzung der RED-III-Industriequote muss mit Augenmaß erfolgen, um eine verlässliche Nachfrage zu sichern. Das Aussitzen der schlechten wirtschaftlichen Lage ist keine Option, denn in China und den USA schläft die Konkurrenz nicht.
Auch im Mobilitätssektor bleibt Wasserstoff essenziell. Die Einführung einer verbindlichen Unterquote für erneuerbaren Wasserstoff im Verkehr bis 2030 muss aus unserer Sicht eine stabile Mindestnachfrage schaffen. Gleichzeitig braucht es finanzielle Anreize, um die Wirtschaftlichkeit wasserstoffbetriebener Fahrzeuge zu verbessern – etwa durch die Beibehaltung der Mautbefreiung für emissionsfreie Nutzfahrzeuge oder eine Anpassung der Besteuerung von Wasserstoff im Vergleich zu Diesel. Die Errichtung und der Ausbau von Wasserstofftankstellen entlang des TEN-T-Netzes müssen ambitionierter vorangetrieben werden, um eine flächendeckende Versorgung sicherzustellen.
Ohne Speicher und Infrastruktur bleibt Wasserstoff ineffizient
Der Ausbau von Speicherkapazitäten ist essenziell, um eine sichere Wasserstoffversorgung zu gewährleisten. Bestehende Erdgasspeicher können zwar umgerüstet werden, doch das reicht nicht aus, um den steigenden Bedarf zu decken. Es braucht eine klare und verbindliche Speicherstrategie, die den Übergang von der Erdgas- zur Wasserstoffwirtschaft definiert. Parallel dazu müssen Genehmigungsverfahren für Neubauten und Umrüstungen drastisch beschleunigt werden.
Auch der Ausbau der H2-Infrastruktur darf nicht ins Stocken geraten. Mit dem genehmigten H2-Kernnetz sind erste Erfolge erzielt worden, doch es fehlt eine Strategie zur Anbindung von Industrie und Gewerbe. Viele Unternehmen stehen vor der Frage, ob sie in Wasserstofftechnologien investieren sollen – ohne Klarheit über die Infrastruktur bleiben diese Investitionen aus. Besonders für dezentrale Produktionsanlagen, die nicht an das Kernnetz angeschlossen werden, müssen alternative Transportlösungen erarbeitet werden.
Deutschland muss seine Importstrategie neu aufstellen
Deutschland wird seinen Wasserstoffbedarf nicht allein durch heimische Produktion decken können. Der Import über Pipelines und Schiffstransporte wird essenziell sein. Doch die deutsche Hafeninfrastruktur ist unzureichend auf Wasserstoffimporte vorbereitet. Die Bundesregierung muss daher finanzielle Unterstützung für den Ausbau von H2-Importterminals und Hafeninfrastrukturen bereitstellen.
Gleichzeitig sollten bestehende Erdgaspipelines für den Transport wachsender Mengen erneuerbaren Wasserstoffs ertüchtigt werden. Innerhalb Europas ist eine enge Synchronisation des Netzausbaus mit dem europäischen Wasserstoffnetz notwendig, um eine zuverlässige Versorgung sicherzustellen.
Finanzierungsinstrumente verbessern, Investitionen erleichtern
Ein funktionierender Wasserstoffmarkt braucht stabile Finanzierungsinstrumente. Die Praxis zeigt, dass viele fortgeschrittene Projekte derzeit nicht bis zur finalen Investitionsentscheidung kommen. Baukostensteigerungen, Fachkräftemangel und regulatorische Unsicherheiten hemmen den Fortschritt. Eine verstärkte Nutzung der European Hydrogen Bank sowie eine bessere Verzahnung mit bestehenden Förderprogrammen könnten strukturelle Nachteile für deutsche Unternehmen beseitigen.
Der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft ist entscheidend für die Zukunft des Industriestandorts Deutschland. Doch bislang fehlt es an entschlossener Umsetzung. An vielen Stellen ist die Politik zögerlich, übervorsichtig und zu langsam. Die Richtung ist klar: Kosten müssen gesenkt, Bürokratie abgebaut, Speicher und Infrastruktur ausgebaut und eine stabile Nachfrage gesichert werden. Nur dann kann Wasserstoff zu einer echten Alternative zu fossilen Energieträgern werden – und Deutschland eine führende Rolle in der globalen Wasserstoffwirtschaft übernehmen.
Eine starke Stimme für die Wasserstoffwirtschaft
Der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft erfordert eine starke und geeinte Stimme, die die Interessen der Branche wirkungsvoll in die politische Debatte einbringt. Der Deutsche Wasserstoff-Verband e. V. (DWV) übernimmt genau diese Aufgabe: Als Vertreter der gesamten Wertschöpfungskette – von der Erzeugung über den Transport bis zur Nutzung – setzt er sich dafür ein, dass die richtigen Weichen für eine erfolgreiche Wasserstoffzukunft gestellt werden. Der DWV sorgt dafür, dass die Forderungen der Branche in der Politik gehört werden, und bringt Unternehmen, Forschungseinrichtungen und politische Entscheider an einen Tisch. Nur mit einer klaren Strategie, abgestimmten Maßnahmen und einer gemeinsamen Stimme kann Deutschland im globalen Wettbewerb um die Wasserstoffmärkte der Zukunft bestehen – wir beim DWV haben uns dazu verpflichtet, auf dieses Ziel hinzuwirken.
Friederike Lassen hat am 30. Oktober 2024 die Nachfolge von Werner Diwald angetreten, der den DWV seit 2014 geführt und nachhaltig geprägt hat. Diwald entwickelte den Verband von einem Verein idealistischer H2-Freunde zu einem Industrielobby-Verband, der sowohl auf deutscher als auch auf europäischer Ebene gehört wird. Jetzt befindet sich der DWV in einer Phase der Umstrukturierung und Neufindung.
Autorin: Friederike Lassen, Deutscher Wasserstoff-Verband, Berlin
von Max Deml | März 5, 2025 | 2025, Aktien, Börse, Markt, Meldungen, Politik, Stock Market, Wasserstoffwirtschaft
Bis zur Profitabilität kann es noch viele Jahre dauern
Die Politik hat große Pläne, und um schädliche Treibhausgase zu reduzieren, steckt sie Milliardensummen in den Ausbau von Produktion und Leitungsnetzen für „grünen“ Wasserstoff. 2050, so eines der ambitionierten Ziele, soll dessen Anteil am gesamten Energieverbrauch in der EU möglichst auf über 20 Prozent steigen. Allein in Deutschland will man rund 19 Mrd. Euro in das geplante H2-Kernnetz investieren, das bis 2032 auf eine Länge von über 9.000 Kilometer in allen Bundesländern anwachsen soll. Durch diese Pipelines soll dann Wasserstoff von den norddeutschen Häfen zu den Speichern bzw. Kraftwerken fließen. Im Endausbau – rund 60 Prozent des Netzes sind ehemalige Erdgasleitungen – soll die Einspeisekapazität laut Bundesnetzagentur über 100 Gigawatt betragen.
Um den für das Jahr 2030 prognostizierten Bedarf von 130 TWh grünem Wasserstoff decken zu können, müssen schätzungsweise rund 70 Prozent davon importiert werden. Es ist jedoch längst nicht sichergestellt, dass die anderen 30 Prozent – trotz Förderungen – auch zu wirtschaftlich sinnvollen Preisen im Inland erzeugt werden können.
Laut einer Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung wurden in inzwischen über 60 Ländern H2-Programme implementiert. Von der für 2023 angekündigten Produktionskapazität in weltweit über 1.200 Projekten war bis Ende 2023 aber nur ein kleiner Bruchteil von sieben Prozent aufgebaut. Ein Grund dafür ist auch, dass es noch ungewiss ist, wie sich die Energiepreise, die CO2-Steuern und die staatlichen Förderungen in den nächsten Jahren entwickeln werden, denn das für die Ausbaupläne nötige Förderbudget von weltweit fast einer Billion Euro innerhalb der nächsten sechs Jahre (bis 2030) ist längst noch nicht zugesagt – und wird in Zeiten zunehmender Staatsverschuldung wohl immer schwerer aufzubringen sein.
Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg hat im Forschungsprojekt HYPAT, das einen „Globalen Wasserstoff-Potenzialatlas“ entwickelt, für verschiedene Standorte in potenziellen Lieferländern – von Brasilien bis zu den Vereinigten Arabischen Emiraten – die jeweiligen Kosten abgeschätzt. Je nach untersuchtem „Power-to-X“-Produkt (insgesamt fünf, neben Flüssigwasserstoff z. B. Ammoniak oder Methanol) und Speicher- bzw. Transportmöglichkeit (Pipeline oder Schiff) sind im Jahr 2030 Wasserstoff-Kilopreise von 3,50 bis 6,50 Euro zu erwarten, die bis 2050 auf 2,00 bis 4,50 Euro sinken könnten.
Einer der Einflussfaktoren ist dabei der Wasserverbrauch, denn pro Kilo Wasserstoff benötigt man für die Elektrolyse (inkl. Kühlung der Anlagen) bis zu 20 Liter Wasser, das in manchen Regionen nur durch aufwendige Verfahren, wie z. B. Meerwasserentsalzung, gewonnen werden kann.
Börsennotierte Unternehmen im H2-Sektor
Mit Ausnahme von großen Konzernen wie dem französischen Industriegase-Produzenten Air Liquide SA oder der Linde plc, bei denen nur ein Bruchteil des Umsatzes auf Wasserstoff entfällt, schreiben die meisten börsennotierten Unternehmen, die mit der Forschung, Produktion oder Infrastruktur im Bereich Wasserstoff zu tun haben, seit Jahren Verluste. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Aktien – siehe Kennzahlen-Tabelle zu 21 Unternehmen – in den zwölf Monaten von Februar 2024 bis Januar 2025 oft um mehr als 50 Prozent gesunken sind, zwei sogar um 96 Prozent. Bezogen auf die Höchstkurse von vor drei bis vier Jahren liegen die Kurse nicht selten sogar um über 90 Prozent tiefer.
Viele Erwartungen haben sich nicht erfüllt bzw. Projekte haben sich stark verzögert. Aber trotz ansteigender Bilanzverluste liegen die Börsenwerte meist noch erheblich über den jeweils letzten Jahresumsatzzahlen.

Air Liquide SA
Einige kleinere Unternehmen mussten schon vor Jahren Insolvenz anmelden, so z. B. der kanadische Druckbehälterhersteller Dynetek Industries, die Berliner Heliocentris Fuel Cells AG, die Syngas International oder der norwegische Brennstoffzellen-Hersteller Teco 2030, der eine „Gigafactory“ für Lkw- und Schiffsantriebe geplant hatte. Auch die nicht börsennotierte Hydrogen eMobility AG (mit Sitz im Wiener Schloss Schönbrunn) wurde 2023 liquidiert. Die Börsenwerte einiger Small Caps wie der schwedischen Cell impact AB oder des US-amerikanischen Hydrogen Engine Center sind auf wenige Mio. Euro oder sogar unter 1 Mio. Euro gesunken.
Andere Unternehmen, wie z. B. das seit Oktober 2020 börsennotierte dänische Nel-Spin-off Everfuel A/S, dessen Aktien letztmals Ende 2024 gehandelt wurden, wurden übernommen. Everfuel hat 2023 mit rund 75 Beschäftigten den Umsatz um 128 Prozent auf rund 5,7 Mio. Euro gesteigert, allerdings stieg auch der Verlust von knapp 16 Mio. Euro auf rund 28 Mio. Euro. Der Kurs an der Heimatbörse Oslo sank von über NOK 183 (Anfang 2021) bis Mai 2024 auf unter NOK 11 (was einem Börsenwert von immer noch fast 80 Mio. Euro entsprach).
Zu diesem Zeitpunkt war eine Wasserstoff-Pipeline zwischen Dänemark und Deutschland geplant, für die Everfuel ab 2028 jährlich rund 10.000 Tonnen grünen Wasserstoff (RFNBO, also nicht-biologischen Ursprungs) liefern sollte (was eine Elektrolyseurkapazität von mindestens 100 MW erfordert hätte). Nun wanderten die freien Everfuel-Aktien – zwangsweise – zum Kurs von NOK 13 über die Faro BidCo ApS an Infrastruktur-Investmentfonds, die von der Swiss Life Asset Management AG beraten werden.
Wieder andere Aktien, wie z. B. die der kanadischen PowerTap Hydrogen Capital Corp. (www.powertapcapital.com), vormals ein Cannabis-Start-up, werden kaum mehr gehandelt, nachdem man den Plan, ein H2-Tankstellennetz in USA und Kanada aufzubauen, nicht realisieren konnte. Der Kurs sank von rund USD 50 (2021) auf unter USD 0,01.

PowerTap Hydrogen Capital Corp.
Stark gesunken, von NOK 25 auf unter NOK 1, ist auch der Kurs der 2017 gegründeten und seit 2021 börsennotierten Havila Kystruten AS, die vier mit Wasserstoff-Batterien betriebene Passagierschiffe (vor allem für Touristen) entlang der norwegischen Küste von Bergen bis Kirkenes betreibt und seit dem Start jedes Jahr mehr Verluste (2023 z. B. über NOK 900 Mio.) als Umsatz (ca. NOK 764 Mio.) gemacht hat.

Havila Kystruten AS
Es folgen – in alphabetischer Reihenfolge – Details zu mehr oder weniger wichtigen H2-Aktien:
Ballard Power Systems
Das 1979 (anfangs mit dem Ziel der Erforschung und Entwicklung von Lithium-Batterien) gegründete und seit 1993 börsennotierte Unternehmen hat im Bereich Brennstoffzellen mehr als 30 Jahre lang Verluste in Milliardenhöhe immer wieder durch Kapitalerhöhungen finanziert. Die Automotive Fuel Cell Cooperation (AFCC), die Sparte für Automobilantriebe, wurde 2008 zu rund 80 Prozent an Daimler und Ford verkauft und 2018 wieder aufgelöst, wobei der Großteil des Maschinenparks wieder zurück an Ballard Power ging. 2018 beteiligte sich Weichai Power mit rund 20 Prozent an Ballard Power, um dessen Technologie auch für Lkw und Busse in China einzusetzen. Ende 2024 erhielt der Brennstoffzellenpionier vom Eisenbahnbetreiber Canadian Pacific Kansas City einen weiteren Lieferauftrag für 98 Wasserstoffmotoren, die die Dieselmotoren der Lokomotiven ersetzen sollen – zum „Auftanken“ gibt es an der Strecke bereits die ersten Wasserstofftankstellen.

(Ballard Power Systems, in Euro)
Bloom Energy
Zu den wenigen Kursgewinnern im Jahr 2024 zählt Bloom Energy aus dem kalifornischen San Jose. Das 2002 von vier ehemaligen NASA-Mitarbeitern gegründete Unternehmen hat sich auf die Herstellung von Brennstoffzellen für die stationäre Stromversorgung spezialisiert. Trotz eines geringeren Umsatzes von $ 330 Mio. (-18 %) konnte im 3. Quartal 2024 der Verlust von $ 169 Mio. im Vorjahreszeitraum auf unter $ 15 Mio. gesenkt werden.

Bloom Energy
Ceres Power Holdings plc
Das 2004 gegründete britische Unternehmen entwickelt Elektrolyse-Technologien für grünen Wasserstoff sowie Brennstoffzellen zur Stromproduktion in den Geschäftsbereichen SOFC (solid oxide fuel cell) und SOEC (solid oxide electrolysis cell). Es gehört zu rund 37 Prozent den beiden Hauptaktionären Weichai Power und Robert Bosch GmbH.

Ceres Power Holdings plc
Enapter AG
Das Unternehmen mit Hauptsitz in Deutschland und einem Forschungs- und Produktionsstandort in Italien hat Elektrolyseure in Einkern- und Mehrkernsystemen (Singlecore und Multicore) entwickelt und inzwischen an über 350 Kunden in über 50 Ländern verkauft, von Energie- und Transport- bis zu Heizungs- und Telekommunikationsunternehmen. Nachdem sich Projekte verzögert haben, hat das Management im November die Umsatzprognose für 2024 von 34 Mio. Euro auf 22 bis 24 Mio. Euro gesenkt – der Jahresverlust könnte die 10-Mio.-Euro-Marke erreichen. Ein Teil des Auftragsbestands von rund 50 Mio. Euro kommt von der US-Tochter Clean H2 Inc. (www.cleanh2.energy), die vom Inflation Reduction Act profitiert, der auch die Förderung von Wasserstoff-Anwendungen umfasst.

Enapter AG
FuelCell Energy
Das Unternehmen mit Sitz in Danbury, USA, das primär im Bereich der industriellen Produktion tätig ist, wurde im Jahr 1969 gegründet und beschäftigte zum Ende des letzten Geschäftsjahres 591 Mitarbeiter. Den Vorsitz in der Geschäftsführung hat Jason B. Few inne. Die größten Anteilseigner sind The Vanguard Group, Inc., BlackRock Fund Advisors und Legal & General Investment Management Ltd.

FuelCell Energy
H2 Core AG
Die H2 Core Systems GmbH, ein Spin-off der TC-Hydraulik Gruppe, wurde als Sacheinlage mit 36 Mio. Euro bewertet und gegen 10 Mio. Aktien (an die Gesellschafter TC Holding GmbH, World Wide Green Holding GmbH, Blugreen Company Ltd. und Enapter AG) in die MARNA Beteiligungen AG eingebracht, die den bisherigen Geschäftsbereich (Schiff-Finanzierung) verlassen hat und in H2 Core AG umfirmiert worden ist. Zusammen mit dem vorherigen Grundkapital von rund 1,5 Mio. Aktien und einer Kapitalerhöhung Mitte 2024 (324.826 neue Aktien wurden zu 2,20 Euro je Aktie ausgegeben) gab es Ende 2024 also über 11,8 Mio. Aktien. Im ersten Halbjahr 2024 stiegen die Umsätze des Systemintegrators (mit Kunden in Europa, Asien, Südamerika und den USA) um 48 Prozent auf rund 3,13 Mio. Euro, der Verlust auf 2,5 Mio. Euro. Hauptlieferant der für die wasserstoffbasierten Plug-and-Play-Energieversorgungslösungen von H2 Core nötigen Elektrolyseblöcke (Stackmodule) ist die Enapter AG.

H2 Core AG
HydrogenPro ASA
Das Hauptprodukt des auf Wasserstoff und erneuerbare Energien spezialisierten Unternehmens ist ein alkalischer Hochdruckelektrolyseur. Mit der übernommenen dänischen Advanced Surface Plating ApS wurden innovative Beschichtungen entwickelt. Die Anlagen können je nach Kundenwunsch angepasst werden. Hauptaktionäre sind der österreichische Anlagenbauer Andritz AG (23 %) und die japanische Mitsubishi Heavy Industries (17 %).

HydrogenPro ASA
Industrie De Nora S.p.A
Das schon 1923 (von Oronzio De Nora) gegründete und seit 2022 börsennotierte Mailänder Unternehmen zählt zu den Weltmarktführern im Bereich der Elektrochemie. Zur Produktpalette gehören neben Elektroden und Beschichtungen für diverse Branchen (z. B. Chlorchemie), Elektronik-Komponenten, Wasserfiltern und Desinfektionstechnologien auch Komponenten für die Wasserstoff-Elektrolyse. De Nora ist in zehn Ländern präsent – in Italien, Japan und USA gibt es auch Forschungszentren – und nach dem Thyssenkrupp-Konzern mit knapp 25 Prozent der zweitgrößte Aktionär der thyssenkrupp nucera AG & Co. KGaA. 2023 stieg der Umsatz nur minimal, auf gut 856 Mio. Euro, der Gewinn aber um 158 Prozent auf 231 Mio. Euro. 2022 und 2023 wurden Dividenden (jeweils 0,12 Euro je Aktie) ausgeschüttet. Die Eigenkapitalquote ist mit zuletzt 68 Prozent relativ hoch, aber der Gewinn dürfte 2024 erheblich (schätzungsweise auf unter 80 Mio. Euro) zurückgegangen sein – wie auch der Aktienkurs, der von über 20 Euro (Mitte 2023) auf unter 7 Euro im Februar 2025 gesunken ist.

Industrie De Nora S.p.A.
ITM Power PLC
Das 2001 gegründete britische Unternehmen (www.itm-power.com) ist eines der etabliertesten Unternehmen der Elektrolyse-Branche in Europa, wenn auch hier die Umsätze im Vergleich zum Börsenwert noch sehr gering sind. ITM Power, zu dessen drei Großaktionären auch Linde gehört, hat u. a. ein Joint Venture (50/50) mit Linde gegründet: Die ITM Linde Electrolysis GmbH (ILE GmbH) will in Leuna die weltgrößte Elektrolyseur-Anlage realisieren. ITM Power bietet mehrere Elektrolyseur-Modelle an, von Trident (2 MW) und Neptune bis Poseidon (20 MW) für Großprojekte. Der Aktienkurs sank von 7,17 Pfund (Anfang 2021) um über 95 Prozent auf unter 0,35 (Februar 2025), was einem Börsenwert von immer noch fast 220 Mio. Pfund entspricht, fast dem zehnfachen Umsatz der letzten vier Quartale.

ITM Power PLC
McPhy Energy S.A.
Das Unternehmen mit Hauptsitz in Grenoble und mehreren Tochtergesellschaften wie der McPhy Energy Deutschland GmbH sieht sich als “Entwickler und Hersteller von Anlagen zur Produktion und Distribution von kohlenstofffreiem Wasserstoff“. Die Standorte in Frankreich, Deutschland und Italien bieten neben Elektrolyseuren auch Speicherbehälter sowie Systeme, u. a. für den Energie- und Transportbereich, an. Die Umsatzprognose für das Geschäftsjahr 1.2.24 bis 31.1.25 wurde im Herbst 2024 von 18 bis 22 Mio. Euro auf 11 Mio. Euro reduziert.

McPhy Energy S.A.
Nel ASA
Die schon 1927 gegründete norwegische Firma hat sich nach der Elektrolyse auch auf die Infrastruktur (Bau von Wasserstofftankstellen und -zapfsystemen, hauptsächlich für den Verkehr) spezialisiert und 2017 mit Hexagon Composites und PowerCell Sweden das Joint Venture Hyon für den Bereich von Wasserfahrzeugen mit Brennstoffzellenantrieb gegründet. Im Rahmen des PosHYdon-Konsortiums ist auch eine Offshore-Wasserstoffproduktionsanlage (auf der Öl- und Gasplattform Q13a-A der Neptune Energy) geplant. Nachdem Nel-Chef Håkon Volldal 2024 nur „begrenzte Synergien zwischen den Geschäftsbereichen Betankung und Elektrolyseure“ sah, wurde die Betankungssparte unter dem Namen Cavendish Hydrogen ausgegliedert und separat in Oslo an die Börse gebracht. Cavendish hat 2023 mit NOK 330 Mio. Umsatz (+ 59%) einen ebenso hohen Verlust erwirtschaftet und angekündigt, noch im 1. Quartal 2025 rund 45 Prozent der Beschäftigten zu entlassen.

Nel ASA
Nikola
Ein Trauerspiel ist die Aktie des nach Nikola Tesla benannten US-Unternehmens mit Sitz in Phoenix, Arizona. Schon bei der Präsentation des ersten „wasserstoffbetriebenen“ Lkw stellte sich heraus, dass das Werbevideo ein Fake war (man zeigte einen fahrenden Nikola-Lkw, der nicht mit Wasserstoff betrieben wurde). Es gibt Kooperationen mit deutschen Unternehmen und mit der norwegischen Nel (für ein Wasserstofftankstellen-Netz in den USA). Nach einem Hype mit Kursen von über $ 80 (split-bereinigt wären das rund $ 2.000 gewesen) und gerichtlichen Verurteilungen des ersten CEO ist die Aktie nun ein Pennystock. Der Börsenwert ist von seinerzeit zig Milliarden Dollar auf rund 50 Mio. geschrumpft, was nicht verwunderlich ist: 2023 verbuchte man bei nicht einmal $ 36 Mio. Umsatz einen Rekordverlust von über $ 864 Mio.

Nikola
Plug Power
Das US-Unternehmen zählt zu den weltweit größten Käufern von flüssigem Wasserstoff, stellt nach der Übernahme von United Hydrogen (2021) diesen aber auch selbst her. Anfang 2025 gab es vom US-Energieministerium (DOE) über das Loan Programs Office (LPO) und im Sinne der Justice40-Initiative der Biden-Administration grünes Licht für die beantragte Kreditgarantie von 1,66 Mrd. US-Dollar. Damit sollen die Entwicklung, der Bau und der Besitz von bis zu sechs Anlagen zur Produktion von grünem Wasserstoff finanziert werden. Ein Hoffnungszeichen, nachdem man Ende 2024 die Umsatzprognose für 2025 von $ 1,5 Mrd. auf 850 bis 950 Mio. gesenkt hat.

Plug Power
PowerCell Sweden AB
Das 2008 gegründete Unternehmen stellt Brennstoffzellensysteme her, die fossile wie auch erneuerbare Energieträger in Wasserstoff umwandeln können. Es hat bisher durchweg Verluste produziert, mit einer Ausnahme im Jahr 2019: Da wurde durch den Verkauf einer exklusiven Produktions- und Vertriebslizenz für den S3 fuel cell stack an die Robert Bosch GmbH ein Erlös von rund 50 Mio. Euro erzielt. In den ersten drei Quartalen 2024 stieg der Umsatz um vier Prozent auf über SEK 190 Mio., allerdings fiel, wie schon im Vorjahreszeitrum mit SEK 53 t, ein Verlust von rund SEK 50 Mio. an.

PowerCell Sweden AB
Proton Motor Power Systems plc
Das britische Brennstoffzellen-Unternehmen mit der deutschen Tochter Proton Motor Fuel Cell GmbH, das auch Produkte im Bereich Wasserstoff entwickelt, kam in den letzten sieben Jahren kaum über Jahresumsätze von über 2 Mio. Pfund hinaus, 2018 und 2019 waren es nur jeweils rund 0,8 Mio. Pfund – bei jeweils meist viel höheren, oft zweistelligen Millionenverlusten. Die Eigenkapitalquote ist schon seit vielen Jahren negativ. Der Kurs sank von über 50 Pence (Anfang 2021) um mehr als 99 Prozent auf rund 0,1 Pence (Februar 2025). Um Kosten zu sparen, hat das Management Ende 2024 überlegt, die Aktie bald von der Börse zu nehmen.

Proton Motor Power Systems plc
SFC Energy AG
Das Unternehmen (vormals SFC Smart Fuel Cell AG) bietet Systeme und Komponenten mit kleinen Brennstoffzellen (10 bis 250 Watt Leistung) an, mit denen netzunabhängig und geräuschlos Strom produziert werden kann, zum Beispiel auf Campingplätzen, aber auch für militärische Anwendungen.
In den ersten drei Quartalen 2024 stieg der Konzernumsatz um 20 Prozent auf über 105 Mio. Euro, der Gewinn um 35 Prozent auf 8,7 Mio. Euro.

SFC Energy AG
Snam S.p.A.
Das 2001 vom Energiekonzern Eni ausgegründete Unternehmen betreibt ein Erdgastransportnetz von rund 38.000 km in und auch außerhalb Italiens sowie Gasspeicher in einer Größenordnung von 15 Prozent der Erdgasreserven in Europa. Im Wasserstoffbereich besteht ein Joint Venture mit der Industrie De Nora S.p.A., und beim großen SouthH2 Corridor-Projekt ist Snam Partner der Gas Connect Austria GmbH, der bayernets GmbH und der TAG GmbH.

Snam S.p.A.
thyssenkrupp nucera AG & Co. KGaA
2024 hat das vom Konzern Thyssenkrupp abgespaltene Elektrolyse-Unternehmen (die Thyssenkrupp AG blieb mit gut 50 Prozent Hauptaktionär) das Fraunhofer IKTS als strategischen Partner für die „hochinnovative Hochtemperatur-Elektrolyse“ (SOEC-Technologie) gewonnen – und das US-Energieministerium hat thyssenkrupp nucera „ausgewählt, um die Massenproduktion von Wasserelektrolyse-Zellen und den Aufbau einer automatisierten Montagelinie dieser Zellen voranzubringen“. Im Geschäftsjahr 2023/2024 (per 30.9.24) wurde bei einem um 32 Prozent gestiegenen Umsatz von 862 Mio. Euro (davon über 500 Mio. Euro im Bereich der alkalischen Wasserelektrolyse) ein operativer Verlust von 22 Mio. Euro erwirtschaftet.

thyssenkrupp nucera AG & Co. KGaA
Weichai Power
Dieser 1953 gegründete Fahrzeugtechnik-Konzern hieß bis 1992 Weichai Diesel Engine Factory und produziert auch heute noch Dieselmotoren in China. Mit Beteiligungen wie der an Ballard Power und Ceres Power hat man nun auch mit der Herstellung von Brennstoffzellenprodukten bzw. Wasserstoffanwendungen zu tun. Die Kurse der auch an deutschen Börsen gelisteten H2-Aktien pendelten in den letzten Jahren zwischen 0,93 und 2,78 Euro, zuletzt bei rund 1,70 Euro.

Weichai Power
Der Autor Max Deml (Jahrgang 1957) ist seit 1991 Chefredakteur des Börsenbriefs Öko-Invest (www.oeko-invest.net) und Autor des Handbuchs „Grünes Geld“ (8. Auflage seit 1990). Er hat 1997 den internationalen Natur-Aktienindex nx-25 entwickelt (mit 25 Mitgliedern) und 2001 den Solar-Aktienindex PPVX, der die 30 weltweit größten börsennotierten PV-Produktions-, Zuliefer- und Betreiberunternehmen enthält.
von Sven Geitmann | März 4, 2025 | 2025, Deutschland, Energiewirtschaft, Entwicklung, Markt, Meldungen, News
Im Elektrolyseursektor musste nicht nur Enapter vergangenes Jahr seine Produktionspläne in Saerbeck begraben (s. HZwei-Heft Jan. 2025). Auch Quest One hat gerade zu kämpfen und gab im Februar 2025 die Entlassung von 120 Mitarbeitenden bekannt. Quest One hatte gerade erst im vergangenen Herbst die Fertigungshalle im Norden Hamburgs prominent eingeweiht (s. HZwei-Heft Jan. 2025), leitete nun aber für den Norden ein „Programm zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens“ ein.
Kurz zuvor hatte die MAN-Tochter eine neue Geschäftsführung vorgestellt. Mit Wirkung zum 1. Februar 2025 wurde Michael Meister zum neuen CEO bestellt. Er soll die strategische Führung des Unternehmens übergangsweise übernehmen und folgt auf Robin von Plettenberg, der das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlässt. Gerade mal vier Tage später wurde dann der Bau eines PEM-Elektrolyseurs in Augsburg bekanntgegeben. Der neue Demo-Elektrolyseur soll in einen Prüfstand auf dem Werksgelände von MAN Energy Solutions für Anschauungszwecke integriert werden.