Lübesse Energie will Vorreiter werden

Lübesse Energie will Vorreiter werden

Projektrealisierung trotz Exytron-Pleite

Ursprünglich Ende 2023 sollte ein „emissionsfreies Taxonomie-Gaskraftwerk“ in Lübesse, einer Gemeinde in Mecklenburg-Vorpommern, in Betrieb gehen, aber wie bei so vielen Projekten gibt es Verzögerungen: Ein Projektpartner ging pleite, und nicht zuletzt die Preissteigerungen der letzten Jahre erforderten Umplanungen. Aber die Verantwortlichen blieben trotz aller Widrigkeiten dran und peilen jetzt 2025/2026 für den Produktionsstart an.

Der offizielle Baustart für die Energiewandlungsanlage südlich von Schwerin erfolgte nach vier Jahren Vorbereitungszeit im März 2022. Gemeinsam mit Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Reinhard Meyer wurde damals hoffnungsfroh das Startsignal, ein symbolisches „Anbaggern“, für dieses Sektorkopplungsprojekt gegeben, im Rahmen dessen klimaneutrale synthetische Kraftstoffe (e-Fuels) hergestellt werden sollen.

Entgegen früheren Planungen wird jetzt allerdings kein Gaskraftwerk (BHKW) mehr errichtet. Das erzeugte Methan soll zur Produktion von regenerativem LNG (rLNG – liquefied natural gas – Flüssigerdgas) für den Mobilitätssektor genutzt werden. Alternativ ist auch eine Einspeisung in das vorhandene Erdgasnetz denkbar. Außerdem ist jetzt die Versorgung der Wohnbebauung von Lübesse einschließlich des Gewerbegebietes mit Nahwärme Schwerpunkt dieses Vorhabens.

Damals war noch die Exytron GmbH mit im Boot. Das Technologieunternehmen aus Rostock musste allerdings Ende August 2022 Insolvenz anmelden. Der Exytron-Geschäftsführer Klaus Schirmer versuchte zwar noch zu retten, was zu retten war, aber im Herbst 2022 kristallisierte sich heraus, dass eine Abwicklung unvermeidlich war, so dass mehrere Mitarbeiter dann anderweitige Arbeit annahmen.

Infolge der Insolvenz verzögerte sich das Projekt um rund ein Jahr, nachdem es zuvor schon bei den Verhandlungen mit Baufirmen, Lieferanten und Banken durch Preissteigerungen und Lieferengpässe zu terminlichen Problemen gekommen war. Inzwischen konnte aber nach einer öffentlichen Ausschreibung im Herbst 2023 ein international aktiver Anlagenbauer gewonnen werden. Heiko Teichmann, Geschäftsführer der Lübesse Energie GmbH, zeigte sich gegenüber HZwei entsprechend zuversichtlich: „Die Energiewandlungsanlage wird im Zeitraum 2024/2025 hergestellt, montiert und in Betrieb gesetzt werden, so dass ab Ende 2025/Anfang 2026 die Inbetriebnahme und danach eine kontinuierliche Belieferung potenzieller Inverkehrbringer mit rLNG und eine Einspeisung von Wärme in das noch zu errichtende Nahwärmenetz möglich sein wird.“

Power-to-X-Anlage im Gewerbegebiet

Konkret ist geplant, auf einer etwa 20.000 Quadratmeter großen Fläche im Gewerbegebiet von Lübesse eine Wasserstoff- und Methanerzeugungsanlage aufzubauen, die im ersten Ausbauschritt über eine Elektrolyseleistung von bis zu 8 MW verfügen soll. Sie soll teilweise zur Speicherung und Nutzung des grünen Stroms aus lokalen Windkraftanlagen, für die die 20-jährige EEG-Vergütung ausgelaufen ist, für die saubere und günstige Energieversorgung des Dorfes sowie eines angrenzenden Gewerbegebietes dienen. Weiterer Grünstrom wird aus regionalen und überregionalen Windenergieerzeugungs- und Photovoltaik-Anlagen kommen. Das Wirtschaftsministerium von Mecklenburg-Vorpommern hat zugesichert, das Vorhaben mit 15 Mio. Euro zu unterstützen. Der Windparkentwickler Naturwind aus Schwerin sowie die VR-Bank Nord eG aus Flensburg sind weiterhin mit dabei.

Bernd Jeske, Geschäftsführer der Lübesse Energie GmbH, sagte: „Der dezentrale Ansatz führt dazu, dass Energie dort verbraucht wird, wo sie erzeugt wird. Zudem verbindet das Projekt die Stromwende mit der Verkehrs- und Wärmewende und zeigt auf, wie Sektorenkopplung vorangetrieben werden kann.“

Zur weiteren Planung erklärte Teichmann: „Die im Zusammenhang mit den exothermen Verfahren der Elektrolyse und der Methanisierung entstehende, unvermeidbare Abwärme wird einem neu zu errichtenden Nahwärmenetz zugeführt, das sowohl die Wohnbebauung als auch das Gewerbegebiet in Lübesse mit Heizenergie versorgen soll.“

Autor: Sven Geitmann

Gruppenrotation wird Wasserstoff voranbringen

Gruppenrotation wird Wasserstoff voranbringen

Aktien aus dem Krypto-Universum und von vielen Hightech-Unternehmen erreichen derzeit neue Höchstkurse. Auch Rüstung boomt an der Börse angesichts der vielen, teils kriegerischen weltpolitischen Konflikte. Nur der Themenkomplex Wasserstoff und Brennstoffzelle führt noch ein Schattendasein mit Kursen auf Crash-Niveau, die aber die Perspektiven von nachhaltig erzeugter Energie und vor allem von Wasserstoff völlig ausblenden – noch.

Die Börse funktioniert auch immer nach dem Prinzip der Gruppenrotation, wonach immer genau die Branchen in den Fokus und ins Zentrum des Anlegerinteresses rücken, die bisher völlig vernachlässigt wurden, aber über hervorragende Perspektiven verfügen. Genau daher rührt meine Erwartung, dass nach fast drei Jahren fallender Aktienkurse nun allmählich die Trendwende einsetzt und ein nachhaltiger, langfristiger Aufwärtstrend an der Börse beginnt, der seine Basis in einem sehr hohen Unternehmenswachstum hat. Vielen Marktteilnehmern ist derzeit noch unklar, wie Wasserstoff in großen Mengen verfügbar werden könnte, dabei steht heute schon fest, dass die Produktionsmengen enorm steigen und die Preise fallen werden. Das alles geht aber nicht über Nacht: Riesige Kapazitäten an Elektrolyseurtechnologie – PEM, AFC, AEM, SOFC – müssen entstehen, um ausreichend Wasserstoff produzieren zu können.

Hydrogen economy is on its way and will come!

„Die H2-Wirtschaft ist auf dem Weg und wird kommen“, so das Fazit des H2-Forums in Berlin (19. und 20. Febr. 2024, s. S. 20). Ein Referent führte aus, dass wir jetzt, nach den übertriebenen Erwartungen, „aus dem Tal des Todes“ heraus- und auf dem Boden der Tatsachen angekommen seien. Jetzt gehe es darum, die Risiken abzuschätzen und in konkrete Projekte einzusteigen, die sich in Investitionen in den gesamten Themenkomplex Wasserstoff niederschlagen würden. Vom Reden zum Handeln.

Blicken wir visionär in die Jahre 2030, 2035 und 2040, so ist klar, was heute technologisch alles auf den Weg gebracht werden muss. Grüner und vorübergehend blauer Wasserstoff (erzeugt durch Erdgasreformierung – 70 Prozent weniger CO2) werden dominieren und den grauen Wasserstoff aus Erdgas CO2-frei ablösen. Regenerativ erzeugter Wasserstoff wird zum Rohstoff, der als Commodity an der Börse einen Marktpreis erhält. Diejenigen Produzenten, die über große Mengen an kostengünstiger regenerativer Energie (Sonne, Wind und Wasserkraft) verfügen und den notwendigen Zugang zu Wasser (vor allem Meerwasser) haben, erhalten ein handelbares Gut, das sie mit hohen Gewinnmargen auf dem Weltmarkt verkaufen oder selbst nutzen können.

Für letzteren Fall ist zu beobachten, dass Länder mit idealen Rahmenbedingungen zunehmend darüber nachdenken, den erzeugten Wasserstoff durch den Aufbau entsprechender Industrien selbst vor Ort zu nutzen, statt ihn an Länder wie Deutschland zu verkaufen, da Energie ein sehr wichtiger Standortfaktor ist.

Wasserstoff und Börse

In Ländern wie China und einzelnen Regionen wie dem US-Bundesstaat Kalifornien entwickeln sich Wasserstoffstrategien, die Vorbildcharakter haben und auch als Blaupause für die Welt dienen. In China sollen bis 2025 über 1.200 H2-Tankstellen in Betrieb sein. Derzeit sind es etwa 400. Südkorea will langfristig mehr als 1.600 H2-Tankstellen im Land etablieren. Hier in Deutschland sind nach wie vor rund 100 in Betrieb.

Firmen mit Kapazitäten für Brennstoffzellen-Stacks sowie -Module für Nutzfahrzeuge stehen in den Startlöchern (Bosch, Cummins, Ballard, Hyzon, Toyota, Hyundai u. v. a.), denn diese Märkte werden riesig sein. Man kann von mehreren Millionen Lkw und Bussen ausgehen, die in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren auf Batterie und Brennstoffzelle (auch in Kombination) umgestellt werden. Auch Wasserstoffmotoren bekommen viel Aufmerksamkeit, verschiedene Prototypen wurden bereits entwickelt (Bosch, Cummins, Toyota).

Die Frage nach den richtigen H2-Aktien lässt sich insofern gut beantworten, als vor allem solche Unternehmen gewinnen werden, die über eine ausgereifte Technologie verfügen, robuste Geschäftsmodelle betreiben, lieferfähig sind und möglicherweise selbst von Consumable Hydrogen profitieren, wenn sie diesen kostengünstig selbst herstellen oder als Handelsgut vertreiben und nutzen können.

Hier winkt perspektivisch eine gute Gewinnmarge mit hohem Steigerungspotenzial. An der Börse gibt es allerdings gerade in Sachen Wasserstoff noch eine Phase der Enttäuschung, da erstens alles nicht so schnell geht und zweitens auch Rückschläge zu verkraften sind. Neben Fragen der Umsetzungsgeschwindigkeit geht es oft auch um regulatorische Fragen auf der Zeitschiene. Dass die Börse das Potenzial der Unternehmen mit deren Aktienkursen und Börsenbewertungen noch nicht erkannt hat, ist an den aktuellen Kursen unschwer abzulesen. Dass es aber zu einer völligen Neubewertung kommen wird, steht außer Frage, auch wenn es länger dauern wird. Haben Sie Geduld. Wir stehen erst am Anfang dieses neuen Mega-Trends – auch an der Börse. Warten wir auf die Gruppenrotation, dann geht alles ganz schnell.

Risikohinweis
Jeder Anleger sollte sich bei der Investition in Aktien immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bewusst sein und auch an eine sinnvolle Risikostreuung denken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien stammen aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, das heißt, es handelt sich nicht um Standardwerte, und auch die Volatilität ist deutlich höher. Diese Analyse stellt keine Kaufempfehlung dar. Alle Informationen basieren auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen hinsichtlich der Bewertung ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, wobei der Fokus auf einer mittel- bis langfristigen Bewertung und nicht auf kurzfristigen Gewinnen liegt. Die hier vorgestellten Aktien können im Besitz des Autors sein. Es handelt sich nicht um eine Anlage- oder Kaufempfehlung, sondern lediglich um eine unverbindliche persönliche Einschätzung – ohne Obligo.

Autor: Sven Jösting, verfasst am 15. März 2024

Gasehersteller sind die Gewinner des H2-Hochlaufs

Gasehersteller sind die Gewinner des H2-Hochlaufs

Die großen internationalen Gasekonzerne wie Linde, Air Liquide und Air Products sind seit jeher im Bereich Wasserstoff aktiv, bisher allerdings mit dem industriell nachgefragten „grauen“ Wasserstoff auf Erdgasbasis. Darüber hinaus ist das Wasserstoffmolekül für viele Derivate und chemische Verbindungen essentiell. Nun geht es zunehmend in Richtung grünen, also regenerativ erzeugten Wasserstoff. Und auch und gerade hier positionieren sich die drei genannten Unternehmen, indem sie weltweit sehr große Elektrolyse-Produktionskapazitäten aufbauen und strategische Allianzen in solchen Ländern eingehen, die dafür geradezu ideal sind, weil dort die Rahmenbedingungen (hohe Sonneneinstrahlung, Wind- und Wasserkraft und Wasser, vor allem Meerwasser) perfekter nicht sein könnten.

Dort wird vor allem auch auf den blauen Wasserstoff gesetzt, der über Erdgasreformierung kostengünstig hergestellt werden kann und der durch Speicherung (CCS & CCUS), aber auch durch industrielle Nutzung des Kohlenstoffs einen geringeren CO2-Fußabdruck hat. Hinzu kommt das sehr gewichtige Argument, dass man zusätzlich von diversen Förderprogrammen profitiert, sei es in der EU oder auch in den USA mit dem Inflation Reduction Act.

An der Börse sind diese glänzenden Aussichten zum Teil schon in die Kursentwicklung und Bewertung eingeflossen, aber es gibt doch Unterschiede, die es zu nutzen gilt, denn Air Products & Chemicals hat den Run im Gegensatz zu Air Liquide und Linde noch nicht richtig mitgemacht. Daher die Empfehlung, auf den Nachzügler zu setzen:

Unternehmen         Börsenbewertung                      Umsatz                 KGV 24        Dividendenrendite
Linde                         185 Mrd. US-$                         36 Mrd. US-$            37                    0,9 Prozent
Air Liquide                  99 Mrd. US-$                         33 Mrd. US-$            33                   1,8 Prozent
Air Products               52 Mrd. US-$                         12,7 Mrd. US-$         24                   3,0 Prozent

Air Products & Chemicals

Das Unternehmen setzt stark auf Wasserstoff und Ammoniak, um mit Letzterem den Langstreckenverkehr zu bedienen. In Hamburg hat man sich mit dem weltweit aktiven Mineralöl- und Chemiehandelsunternehmen Mabanaft (Tochter der Marquardt & Bahls-Gruppe, die weltweit Lagerhaltung für Mineralölprodukte aller Art, darunter Kerosin für Flugzeuge, und ein eigenes Tankstellennetz betreibt) zusammengetan und plant mit einer Investition von über einer Milliarde Euro eine Ammoniakverarbeitungsanlage (Cracking) im Hamburger Hafen. Doch zunächst geht es um den blauen Wasserstoff, der seinen Weg nach Europa finden soll, und zwar aus Ländern wie Saudi-Arabien, wo man gemeinsam am Projekt Neom Green Hydrogen arbeitet und wo Air Products & Chemicals ein Auftragsvolumen von 6,7 Mrd. US-$ an Land ziehen konnte.

Ein Blick auf die Charts zeigt, dass Air Products & Chemicals nicht weit von den Tiefstständen des letzten Jahres entfernt ist, während Linde und Air Liquide neue Höchststände erreicht haben. Als Gruppe werden diese Aktien ihren Weg fortsetzen, aber als Nachzügler erscheint die Aktie von Air Products & Chemicals am günstigsten bewertet. Zuletzt wurde die Quartalsdividende auf 1,77 US-$/Aktie erhöht. Erstes Kursziel: 300 US-$.

Risikohinweis

Jeder Anleger sollte sich bei der Investition in Aktien immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bewusst sein und auch an eine sinnvolle Risikostreuung denken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien stammen aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, das heißt, es handelt sich nicht um Standardwerte, und auch die Volatilität ist deutlich höher. Diese Analyse stellt keine Kaufempfehlung dar. Alle Informationen basieren auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen hinsichtlich der Bewertung ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, wobei der Fokus auf einer mittel- bis langfristigen Bewertung und nicht auf kurzfristigen Gewinnen liegt. Die hier vorgestellten Aktien können im Besitz des Autors sein. Es handelt sich nicht um eine Anlage- oder Kaufempfehlung, sondern lediglich um eine unverbindliche persönliche Einschätzung – ohne Obligo.

Autor: Sven Jösting, verfasst am 15. März 2024

Cummins Engine – Abgasskandal durch Zahlung beendet

Cummins Engine – Abgasskandal durch Zahlung beendet

Die Aktie von Cummins Engine macht Freude: Der Kurs stieg auf ein neues Jahreshoch, nachdem das Unternehmen einen langjährigen Rechtsstreit – es ging um nicht eingehaltene Abgasnormen bei Motoren – mit einer Strafzahlung in Höhe von 1,6 Mrd. US-$ beilegen konnte und dieses Kapitel damit abgeschlossen ist. Insgesamt kostete dieser Vergleich 2,04 Mrd. US-$. Bezogen auf den Wert pro Aktie hätte Cummins im Jahr 2023 gut 19 US-$ verdient, wenn man die oben genannten Kosten einbezieht. So waren es ca. 6 US-$/Aktie.

Die Dividende bleibt auf hohem Niveau – zuletzt 1,68 US-$ pro Aktie im Quartal. Der Umsatz stieg um zehn Prozent auf 34,1 Mrd. US-$ im Jahr 2023 und soll auch in Zukunft weiter wachsen. Die Tochtergesellschaft Accelera, die sich auf das Geschäft rund um saubere Energie (Motoren, Batterien, Brennstoffzellen, Elektrolyse etc.) konzentriert, konnte den Umsatz auf 354 Mio. US-$ steigern und soll im laufenden Geschäftsjahr auf 450 bis 500 Mio. US-$ wachsen. Dieser Bereich zählt über das Programm Destination Zero zu den Zukunftsfeldern des Konzerns und erfordert erhebliche Investitionen. Daher wird dieser Bereich in diesem Jahr einen Verlust von 400 Mio. US-$ ausweisen, der aber seine logische Grundlage in den hohen Anfangsinvestitionen hat. Immerhin konnte Accelera allein für Elektrolyseure bereits einen Auftragsbestand von 500 Mio. US-$ aufbauen. Auch die Abspaltung der Tochter Atmus Filtration Technologies an die Aktionäre (Tauschangebot) steht kurz vor dem Abschluss. Cummins hält hier über 80 Prozent. Das Unternehmen wird mit 1,9 Mrd. US-$ bewertet.

Neue Motorenentwicklung HELMTM

Kurstreibend kann indes die Entwicklung einer neuen Generation von Motoren gewertet werden. Diese Aggregate, basierend auf der X15-Motorenplattform, können mit Erdgas genauso betrieben werden wie mit Wasserstoff (ab 2028) und E-Fuels. HELMTM steht für High Efficiency, Low Emission, Multiple Fuels. Sie sollen dazu beitragen, den heutigen Dieselbedarf der Kunden deutlich zu verringern. Testläufe sind mit Walmart und UPS im Gange wie auch mit Paccar für dessen Class 8 Kenworth T680-Lkw. Cummins investiert vorerst 1 Mrd.US-$ in dieses Projekt.

Auf dem aktuellen Kursniveau – das Unternehmen hat eine Marktkapitalisierung von ca. 39 Mrd. US-$ – erscheint mir die aktuelle Bewertung ausreichend, wobei Cummins als Standardwert mit hoher Dividendenrendite gilt. Ich würde jetzt realisieren und eher auf den vergleichbaren Konkurrenten aus China, Weichai Power, setzen, da dieses Unternehmen nur halb so hoch bewertet ist wie Cummins und zudem besondere Fantasie in Sachen Wasserstoff und Brennstoffzelle besitzt. Cummins wird aber seinen eigenen Weg in Sachen Wasserstoff gehen. Die dafür zuständige Tochter Accelera hat ein sehr hohes Wachstumspotenzial, was sich in einigen Jahren positiv auf den Gesamtkonzern auswirken wird.

Risikohinweis
Jeder Anleger sollte sich bei der Investition in Aktien immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bewusst sein und auch an eine sinnvolle Risikostreuung denken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien stammen aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, das heißt, es handelt sich nicht um Standardwerte, und auch die Volatilität ist deutlich höher. Diese Analyse stellt keine Kaufempfehlung dar. Alle Informationen basieren auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen hinsichtlich der Bewertung ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, wobei der Fokus auf einer mittel- bis langfristigen Bewertung und nicht auf kurzfristigen Gewinnen liegt. Die hier vorgestellten Aktien können im Besitz des Autors sein. Es handelt sich nicht um eine Anlage- oder Kaufempfehlung, sondern lediglich um eine unverbindliche persönliche Einschätzung – ohne Obligo.

Autor: Sven Jösting, verfasst am 15. März 2024

Bloom Energy überzeugt auf der Langstrecke

Bloom Energy überzeugt auf der Langstrecke

Bloom Energy plant eine Kooperation mit Shell zur Nutzung seiner SOEC-Technik für die großtechnische Produktion von Wasserstoff. Bloom verweist darauf, dass man bereits sehr erfolgreiche Testreihen mit dem Ames Research Center der NASA in Mountain View durchgeführt habe: 2,4 t H2 pro Tag konnten dort produziert werden – Bestleistung bezogen auf den Energieeinsatz in Relation zum Wasserstoffoutput und PEM- und alkalischer Elektrolyse damit weit überlegen.

Bloom Energy meldet für das vierte Quartal 2023 einen Umsatz von 357 Mio. US-$, erwartet hatte man 450 bis 500 Mio. US-$. Jetzt sind es 1,33 Mrd. US-$ für das Gesamtjahr 2023, 1,4 bis 1,5 Mrd. US-$ hätten es werden sollen. Die Non-GAAP-Gewinnmarge soll 2024 bei 28 Prozent liegen. Indes: 160 Mio. US-$ fehlender Umsatz gehen auf das Konto eines milliardenschweren Rahmenvertrags mit der südkoreanischen SK Group, die zugleich größter Einzelaktionär von Bloom ist. Hier wurden jährliche Ziele für Projekte und damit verbundene Umsätze (Aufträge) definiert, die im Jahr 2023 um 160 Mio. US-$ geringer ausgefallen sind als erwartet.

Diese Umsätze kommen nun erst mit Verzögerung, nämlich ab 2024. Nun gibt es einen neuen Vertrag, der auf Quartalsbasis läuft und damit – so die Aussage des Finanzvorstandes – viel kalkulierbarer ist, da Mindestumsätze pro Quartal festgelegt wurden. Dass die Börse von der Entwicklung in 2023 enttäuscht ist, liegt auf der Hand. Zudem wird das Wachstum im ersten Halbjahr 2024 geringer ausfallen als erwartet, bis es im zweiten Halbjahr wieder richtig losgeht. Für 2024 wird nun ein Umsatzziel von 1,4 bis 1,6 Mrd. US-$ ausgegeben – es sollten ursprünglich über 1,8 Mrd. US-$ werden. Aber – und das ist positiv – der Non-GAAP-Gewinn soll in diesem Jahr zwischen 75 und 100 Mio. US-$ liegen. Negativ ist, dass CFO Greg Cameron das Unternehmen aus persönlichen Gründen verlassen wird. Das ist wahrlich ein Cocktail aus „kurzfristigen“ Negativnachrichten, die aber angesichts der Aussichten bald vergessen sein dürften.

„Wir gehen davon aus, dass Bloom das Jahr 2024 mit einer Reihe von kommerziellen Impulsen beschließen wird, sowohl bei der Gewinnung von Aufträgen als auch bei der Auslieferung von Systemen.“
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Der scheidende CFO Greg Cameron

Es gibt einen Auftragsbestand von 12 Mrd. US-$ (Backlog: 3 Mrd. US-$ in Hardware und 9 Mrd. US-$ in langfristigen Serviceverträgen). Das Unternehmen ist mit seinen Energieservern sehr gut positioniert und hat eine führende Position bei Hochtemperatur-Elektrolyseuren, die 2025 auf den Markt kommen werden – zunächst mit einer Leistung von 2 GW pro Jahr und einem starken Umsatzwachstum, ebenfalls ab 2025.

Testreihen, unter anderem im Idaho National Lab, seien äußerst positiv verlaufen, hieß es auf der Bilanzpressekonferenz. Fast 750 Mio. US-$ Cash auf dem Konto sind ein gesundes Eigenfinanzierungspolster. Erst im August 2025 müssen 250 Mio. US-$ Schulden beglichen werden. Bei höheren Aktienkursen sollte es kein Problem sein, dann neue Aktien auszugeben und Fremdkapital durch Eigenkapital zu ersetzen. Wichtiger ist der Blick auf den Unternehmensgewinn: Der fällt mit einem Plus von 27,4 Mio. US-$ als Non-GAAP-Gewinn im vierten Quartal 2023 sehr gut aus.

Das Ziel ist klar definiert: 2024 soll die Gewinnmarge durch Kostenmanagement, höhere Margen im Servicebereich und Preisdisziplin gesteigert werden. Die Materialkosten sollen zur Vermeidung von Supply-Chain-Problemen in diesem Jahr deutlich sinken. Die Produktionsstätte in Fremont hat eine Kapazität von 700 MW p. a., die leicht auf das Doppelte erhöht werden kann. Darüber hinaus werden neue Geschäftsmodelle (Energy on Demand 24/7 und Heat & Power) sowie viele Innovationen das neue Geschäftsjahr prägen. Klar ist, dass KI sowie die zunehmende Elektrifizierung den Energiebedarf nicht wie bisher um 0,5 Prozent pro Jahr steigen lassen werden, sondern um das Zehnfache, so CEO KR Sridhar. Der fehlende Netzausbau wird daher Insellösungen, wie Bloom sie anbietet, begünstigen.

Allein in den USA müssten 90.000 Meilen Hochspannungsleitungen gebaut werden, um die benötigte Energie zu transportieren. Im Jahr 2022 waren es in den USA gerade einmal 700 Meilen. Das Risiko von Stromausfällen und mangelnder Energieverfügbarkeit steigt damit erheblich. Dies gilt nicht nur für die USA, sondern für viele Industrienationen. Ging es bisher oft um den Preis der Energie, so geht es jetzt um die Verfügbarkeit und die Sicherheit der Versorgung, denn ein Stromausfall kann enorme Schäden verursachen.

All das spielt Bloom Energy in die Hände, sagt Sridhar. Die Nachfrage nach Insellösungen, beispielsweise bei Rechenzentren, ist enorm. Man spreche mit allen wichtigen und führenden Unternehmen der Branche. Hier geht es jetzt immer um Gigawatt und nicht mehr um Megawatt. So manches KI-Unternehmen hat schon von seinem Energie- oder Stromlieferanten die Nachricht erhalten, dass die gewünschte Energiemenge nicht darstellbar ist. Zu diesen sogenannten Greenfield-Data-Centern, die quasi auf der grünen Wiese entstehen, kommen neu geplante Mikrochip-Produktionsstätten, Ladestationen für Nutzfahrzeuge und Logistikzentren hinzu.

Bloom setzt da auf seine schnelle Projektumsetzung („Rapid Deployment Capability“) und Flexibilität. Hier werden bis 2024 zahlreiche Aufträge erwartet. Darüber hinaus wird Abwärme aus Rechenzentren über Net-Zero-Stream und Net-Zero-Cooling als CO2-freies Abfallprodukt für Prozesswärme genutzt. Mit diesen Lösungen kann Bloom Energieversorger unterstützen, indem Energie flexibel, sauber (50 Prozent CO2-Reduktion), 50 Prozent günstiger und fünfmal schneller als beim Hochfahren von Gasturbinen bereitgestellt werden kann. Damit wird Bloom auch zum Partner der Energieversorger.

Als neuer Chief Technical Officer (CTO) konnte Dr. Ravi Prasher gewonnen werden. Dieser ist u. a. Mitglied im prestigeträchtigen Verband National Academy of Engineering. Er soll Geschäftsopportunitäten in konkrete Aufträge verwandeln. Er kommt, wie so viele Vorstände bei Bloom, von General Electric (GE), wo er 20 Jahre lang tätig war. Er sieht die Hochtemperaturbrennstoffzellen von Bloom als Gamechanger, mit denen bei der Verbrennung von Wasserstoff keine SOX-, keine NOX– und keine CO2-Emissionen entstehen. Bloom könne, so Prasher, all die Probleme lösen, die viele Industrien mit ihrer Energienutzung haben. Zudem sei die Elektrolysetechnologie von Bloom die effizienteste am Markt.

Allgemeine Anmerkungen

Gegenüber verschiedenen Fachanalysten namhafter Banken hat Bloom darauf hingewiesen, dass sich einige Projekte verzögern, da potentielle Kunden oft mehr Zeit als geplant benötigen, um Flächen für Rechenzentren zu entwickeln (Genehmigungsverfahren) oder Finanzierungsfragen zu klären. Dies habe nicht direkt etwas mit Bloom zu tun, müsse aber im Zeitplan berücksichtigt werden. Außerdem werde man verstärkt auf das Zahlungsmanagement der Kunden achten. Das zweite Halbjahr werde dementsprechend deutlich robuster ausfallen als das erste, hieß es: 60 zu 40 Prozent im zweiten Halbjahr.

Fantasie noch nicht eingepreist

Ab 2025 wird der neue Markt für Hochtemperatur-Elektrolyseure weiteres Wachstumspotenzial generieren. Unter anderem wird bei vier der sieben geplanten Energy Hubs der Biden-Administration diese Technik zum Einsatz kommen. Da die Aussichten gut sind und Bloom die richtigen Technologien für sichere, saubere und verfügbare dezentrale Energielösungen anbietet, wird die Börse nicht umhinkommen, all dies im Aktienkurs zu antizipieren. So wird es auch in diesem Jahr zu einigen Großaufträgen kommen, die dann aber aufgrund der zeitlichen Abläufe erst ab 2025 über die Umsetzung in die Bilanz einfließen werden. Für Analysten ist das dann die Basis dafür, die Aktie hochzustufen – von „hold“ auf „buy“ bzw. „strong buy“. Die aktuelle Kursschwäche geht schnell wieder vorbei und ist vergessen, wenn Bloom – und das wird erwartet – in diesem Jahr entsprechende Aufträge verbuchen kann. Die Fantasie aus der Elektrolyseursparte kommt on top.

Stark gedrückte Kurse sind klare Kaufkurse

Mit einer Börsenbewertung von nur 2 Mrd. US-$ ist eine Unterbewertung erreicht, die Bloom sogar zu einem Übernahmekandidaten machen könnte. GE oder Siemens Energy sollten das Unternehmen genau unter die Lupe nehmen, so wie es die SK Group getan hat: Beteiligung und gemeinsame Projektentwicklung. Es wäre besser, wenn die Börse die Perspektiven richtig einschätzt und die aktuelle Unterbewertung schnell vergessen lässt. 2024 wird ein wachstumsschwächeres Übergangsjahr sein, dem aber viele Jahre mit sehr starkem Wachstum folgen werden, was sich aus vielen Aussagen der Bilanzpressekonferenz zum vierten Quartal 2023 und zum Gesamtjahr ableiten lässt. Wichtig ist vor allem, dass Bloom auf dem besten Weg ist, profitabel zu werden. Für 2024 peilte der bisherige CFO einen Non-GAAP-Gewinn von 75 bis 100 Mio. US-$ an.

Risikohinweis

Jeder Anleger sollte sich bei der Investition in Aktien immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bewusst sein und auch an eine sinnvolle Risikostreuung denken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien stammen aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, das heißt, es handelt sich nicht um Standardwerte, und auch die Volatilität ist deutlich höher. Diese Analyse stellt keine Kaufempfehlung dar. Alle Informationen basieren auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen hinsichtlich der Bewertung ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, wobei der Fokus auf einer mittel- bis langfristigen Bewertung und nicht auf kurzfristigen Gewinnen liegt. Die hier vorgestellten Aktien können im Besitz des Autors sein. Es handelt sich nicht um eine Anlage- oder Kaufempfehlung, sondern lediglich um eine unverbindliche persönliche Einschätzung – ohne Obligo.

Autor: Sven Jösting, verfasst am 15. März 2024

 

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