HH2E macht Insolvenz in Eigenregie

HH2E macht Insolvenz in Eigenregie

Große Pläne und professionelles Marketing – das Auftreten der Firma HH2E war regelrecht beeindruckend, doch am 8. November 2024 beantragte das Hamburger Start-up Insolvenz in Eigenregie. Anlass dafür dürfte sein, dass der britische Mehrheitseigner Foresight Group das geplante H2-Projekt in Mecklenburg-Vorpommern doch nicht finanzieren wollte.

Geplant war unter anderem, sowohl bei Leipzig als auch in Lubmin Elektrolyseure zu errichten. An der Ostsee war die Rede vom Bau einer 100-MW-Anlage (bis 2030 1.000 MW) auf dem Gelände des ehemaligen Kernkraftwerks und Investitionen über 45 Mio. Euro. Die Planung dafür gehe zwar zunächst weiter, aber es fehlt ein Investor, heißt es aktuell.

Gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung sagte HH2E-Firmenchef Alexander Voigt: „Wir bleiben dem Ziel verpflichtet, Kontinuität und Stabilität in unseren Abläufen aufrechtzuerhalten, während wir an einer langfristigen Lösung arbeiten. Ich bin überzeugt, dass wir bald einen strategischen Partner finden werden, der unsere Leidenschaft für grüne Energie teilt und die Vision der HH2E AG unterstützen kann.“ Voigt gründete 1996 das Solarunternehmen Solon und gilt als Pionier der erneuerbaren Energien.

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Das in Sachsen geplante HH2E-Projekt Thierbach in Borna mit einem weiteren 100-MW-Elektrolyseur auf dem Areal des abgerissenen Braunkohlekraftwerks ist zunächst nur indirekt betroffen, da die HH2E-Thierbach-GmbH zwar eine hundertprozentige Tochter der 2021 gegründeten Hamburger Gesellschaft ist, selbst aber weiterhin zahlungsfähig ist. Im Rahmen dieses Projekts Net-Zero-LEJ sollte der Airport Leipzig/Halle zusammen mit DHL mit grünem Treibstoff versorgt werden.

Götz Ahmelmann, der Leiter des Flughafen Leipzig/Halle, erklärte: „Als Unternehmen sind wir überzeugt von der umwelt- und wirtschaftspolitischen Bedeutung einer industriellen Produktion von Sustainable Aviation Fuel (SAF).“ Seiner Meinung nach bleiben die Voraussetzungen für die Herstellung nachhaltiger Flugkraftstoffe im industriellen Maßstab aber „weiterhin hervorragend“. „Mit starken Partnern und ausgedehnten Flächen, unterstützt durch einen wichtigen Kunden wie DHL, der sich dem klimaneutralen Fliegen verpflichtet hat, sind wir bestens aufgestellt.“

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Bei einem Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung kann die Firmenleitung die Geschäfte fortführen, wenn berechtigte Hoffnungen bestehen, das Unternehmen sanieren zu können. Ein vom Gericht ernannter Sachwalter überwacht dabei begleitend den Prozess.

Werner Diwald ist nicht mehr DWV-Vorstand

Werner Diwald ist nicht mehr DWV-Vorstand

Der Deutsche Wasserstoff-Verband e.V. (DWV) hat seit dem 1. November 2024 eine neue Führung. Werner Diwald leitet nicht länger die Geschicke des Verbandes. Wie am 30. Oktober bekannt wurde, ernannte das Präsidium Friederike Lassen zur neuen Vorständin des Bundesverbandes.

Werner Diwald, der die Vereinsführung im Jahr 2014 übernommen hatte, wurde außerplanmäßig vom DWV-Präsidium seines Amtes enthoben, früher als ursprünglich anvisiert. Sein Vertrag wäre eigentlich noch etwa ein Jahr weitergelaufen. Mit ihm zieht sich auch Dr. Oliver Weinmann zurück, der bisherige Präsident (seit 2020). Weinmann, der als enger Vertrauter Diwalds gilt, lässt nach offizieller Meldung aus persönlichen Gründen sein Amt ruhen. Seine Aufgaben übernimmt – wie schon mehrfach zuvor – zunächst die Vize-Präsidentin Silke Frank gemeinsam mit ihren beiden Kolleg*innen Manuela Heise und Tim Heisterkamp. Ein neues Präsidium wird erst durch einen demokratischen Entscheid während der Mitgliederversammlung am 27. Februar 2025 in Berlin gewählt.

Die neue Vorständin Friederike Lassen war bislang im DWV als Leiterin für Politik und Regulierung zuständig. Wie das Präsidium mitteilte, soll ihr noch jemand zur Seite stehen, so dass der Vorstand zukünftig von einer Doppelspitze geführt wird. Dazu hieß es gegenüber HZwei, es sollen Redundanzen geschaffen werden, da eine Person allein die wachsenden Aufgaben nicht mehr abdecken könne. Der Auswahlprozess zur Besetzung der vakanten Position läuft.

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Mit diesem personellen Wechsel wird unweigerlich eine Neuausrichtung des Verbandes einhergehen, nicht nur weil in den vergangenen Monaten und Wochen bereits etliche ehemalige und teils langjährige Geschäftsstellenmitarbeiter*innen den DWV verlassen haben. Laut Capital, die als erstes über diese Personalie berichteten, könnte diese Maßnahme auch eine Konsequenz aus der Bonhoff-Affaire sein, in deren Rahmen im Frühjahr 2024 die Namen von Diwald und Weinmann genannt wurden.

Ein Investmentfonds exklusiv für Wasserstoff

Ein Investmentfonds exklusiv für Wasserstoff

Interview mit Carmen und Gerd Junker, Grünes Geld GmbH

Die derzeitige wirtschaftliche Unsicherheit hinterlässt auch im Wasserstoffsektor ihre Spuren. Der seit langem erhoffte Ramp-up bei der Fertigung von Elektrolyseuren oder Brennstoffzellen-Lkw lässt ebenso auf sich warten wie der Hochlauf der Produktion von grünem Wasserstoff. Entsprechend verhalten ist die Reaktion an den Börsen. Nach der Betrachtung der H2-Wirtschaft durch den Analysten Max Deml in der letzten HZwei-Ausgabe befragen wir heute Carmen und Gerd Junker, Gründer der Grünes Geld GmbH, zu ihrer Sichtweise auf den H2-Markt.

HZwei: Sehr geehrte Frau Junker, Sie betreuen inzwischen seit vier Jahren gemeinsam mit Ihrem Ehemann und Geschäftspartner einen eigenen Wasserstofffonds. Sie sind gelernte Betriebswirtschaftlerin und Wirtschaftspsychologin und haben mit 22 Jahren bereits eine eigene Sparkassen-Filiale geleitet. Wie sind Sie zum Thema Wasserstoff gekommen?

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Carmen Junker: Im Jahr 2001 gründete ich mein unabhängiges Finanzberatungsunternehmen, das ich sechs Jahre später in die Grünes Geld GmbH wandelte. Seit 2007 widmen wir uns gemeinsam mit großer Leidenschaft dem Bereich der ethisch-ökologischen Finanzanlagen, wobei wir uns besonders auf den Cleantech-Sektor spezialisiert haben. Schon früh erkannten wir die zentrale Bedeutung von Wasserstoff als unverzichtbares Element für die Energiespeicherung.

In Gesprächen mit unseren Mandanten wurde immer wieder deutlich, dass eine essenzielle Lösung für die Speicherung erneuerbarer Energien über längere Zeiträume benötigt wird – insbesondere in Zeiten, in denen weder genügend Sonne noch Wind verfügbar sind. Während sich Batterietechnologien kontinuierlich weiterentwickelten, wurde uns spätestens Ende 2018 klar, dass Wasserstoff die einzig tragfähige Lösung für die Industrie und langfristige Energiespeicherung darstellt. Allerdings fehlten am Markt entsprechende Investitionsmöglichkeiten, weshalb wir unsere umfassende Expertise in der Vermögensverwaltung einsetzten, um ein eigenes risikogestreutes und rechtssicheres Anlageprodukt zu entwickeln. Der Weg zur Realisierung war zwar etwas länger als erwartet, doch letztlich konnten wir am 15. Dezember 2020 mit dem GG Wasserstoff den ersten Wasserstoffaktienfonds in Deutschland und Österreich auf den Markt bringen.

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Sehr geehrter Herr Junker, Sie haben als Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen einen technischen Background und verfügen über jahrelange Führungserfahrung in einer mittelständischen Aktiengesellschaft. Was hat Sie dazu bewogen, die thematische Ausrichtung Ihrer 2007 gegründeten Gesellschaft stärker zum Wasserstoff zu verschieben?

Gerd Junker: Die Frage nach Speichertechnologien gibt es im Bereich der erneuerbaren Energien ja schon immer, schließlich sind neben den grundlastfähigen Energien Erdwärme, Bioenergie oder Wasserkraft die Windkraft und Photovoltaik intermittierend. Viele Jahre hat sich die Diskussion primär um Batteriespeicher gedreht, ab Ende der 2010er Jahre dann auch immer öfter um Wasserstoff. Die gravimetrische Energiedichte ist ja rund 100-mal höher, und genau das wird bei vielen Anwendungen benötigt. Unsere Mandanten fragten nach Geldanlagen in diesem Bereich, aber es gab praktisch nichts mit vernünftigem Risikokonzept. Da wir schon viele Jahre Erfahrung im Asset Management hatten, war die Auflage des GG Wasserstoff als erster und nach wie vor einziger deutscher Wasserstofffonds eine logische Konsequenz.

Frau Junker, können Sie bitte unserer Leserschaft kurz erklären, was genau Sie machen?

Carmen Junker: Der GG Wasserstoff ist ein voll regulierter Investmentfonds, der Kapital von Anlegern sammelt. Der Fonds (ISIN: A2QDR5) kann problemlos über ein Wertpapierdepot bei Sparkassen, Banken oder Online-Brokern erworben werden. Die Grünes Geld Vermögensmanagement GmbH, die den Fonds mit ihrer Expertise im Wasserstoffsektor berät, unterstützt den offiziellen Fondsmanager Hansainvest bei der Auswahl der 30 bis 40 vielversprechendsten Aktien von Wasserstoffunternehmen weltweit. Für die Sicherheit der Anleger ist entscheidend, dass die erfahrene Kapitalverwaltungsgesellschaft Hansainvest aus Hamburg die professionelle und rechtssichere Verwaltung des Fonds übernimmt. Unsere Aufgabe bei der Grünes Geld Vermögensmanagement GmbH besteht darin, die fundiertesten Investitionsmöglichkeiten entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Wasserstoffs zu identifizieren und zu empfehlen.

Sie kombinieren also die Anteile verschiedener börsennotierter Unternehmen, die im Wasserstoffsektor aktiv sind, zu einem Fonds – dem GG Wasserstoff Fonds. Sie unterscheiden dabei in Pure Player und Blended Player. Bitte erläutern Sie diese Unterscheidung.

Carmen Junker: Pure Player sind Unternehmen, die sich praktisch ausschließlich dem Wasserstoffthema verschrieben haben. Das können Elektrolyseurhersteller oder Brennstoffzellenproduzenten sein oder alles, was man im Umfeld der Nutzung von Wasserstoff oder dessen Derivaten benötigt. Meist sind das eher kleinere, jüngere Unternehmen mit höheren Kursschwankungen und langfristig hohem Wachstumspotenzial. Im Fußball wäre das der Sturm.

Blended Player hingegen beschäftigen sich neben dem Thema Wasserstoff auch mit anderen Geschäftsfeldern. Typisches Beispiel wäre das Unternehmen Linde, das Weltmarktführer beim Industriegas Wasserstoff ist, aber auch viele andere Gase liefert und andere Industrieanlagen baut. Diese Unternehmen sind meist größer und haben einen ruhigeren Kursverlauf, oder, um im Bild des Fußballs zu bleiben, hier handelt es sich um Mittelfeld und Abwehr.

Wie können sich potenzielle Interessenten an Ihrem Fonds beteiligen?

Carmen Junker: Sie können den Fonds GG Wasserstoff ganz einfach über Ihren Berater erwerben, indem Sie ihn darum bitten, den Fonds in Ihr Wertpapierdepot aufzunehmen. Wenn Sie einen Onlinebroker nutzen, können Sie den Fonds dort direkt kaufen, oft zu günstigen Konditionen über Börsen wie Hamburg, Stuttgart, Gettex oder Tradegate. Für unerfahrene Anleger bieten wir auf der Website www.wasserstofffonds.de ausführliche Informationen zum Kaufprozess sowie unsere Kontaktdaten an. Falls Sie noch kein Depot besitzen, kann der Fonds auch über die Grünes Geld GmbH als Vermittler erworben werden. Der Kauf des Fonds ist in der Regel ab einem Betrag von 500 Euro möglich oder über einen monatlichen Sparplan, beispielsweise ab 100 Euro. Ein monatlicher Sparplan nutzt den Cost-Average-Effekt und ermöglicht es, langfristig günstig einzukaufen – daher empfehlen wir diese Option besonders.

Herr Junker, Ihr Fonds hat seit 2021 eine Performance von -48 Prozent. Können Sie erläutern, wie diese Entwicklung zustande gekommen ist?

Gerd Junker: Wer die Kolumne zu den Wasserstoffaktien im HZwei-Magazin verfolgt, hat ja gesehen, dass die Wasserstoffaktien genau im Jahr 2021 ihren Höhepunkt erreichten – aus heutiger Sicht eine absolute Übertreibung. In den kleinen Sektor der Wasserstoffaktien ist damals unglaublich viel Geld geflossen, was zu übertriebenen Kursen führte. Seitdem sind die Pure Player meist um 90 bis 95 Prozent gefallen, so dass zwar erhebliche Kursrückgänge auftraten, das Sicherheitskonzept mit den Blended Playern jedoch gut funktioniert hat.

Gründe für die niedrigeren Kurse sind neben der erheblichen Übertreibung im Jahre 2021 auch der wesentlich verzögerte Hochlauf der Wasserstoffindustrie, der jetzt erst so langsam in die Gänge kommt – unter anderem, weil staatliche Förderzusagen wie IPCEI ja erst mit drei Jahren Verzögerung dieses Jahr gekommen sind oder der amerikanische IRA wohl erst nach den Wahlen konkret ausformuliert wird. Wir schließen uns dem Chef des größten deutschen Pure Players, ThyssenKrupp Nucera, an, der betont, dass der Wasserstoffhochlauf verzögert ist, aber weiterhin genauso erwartet wird wie geplant.

Der dritte große Hemmschuh waren die in nie dagewesener Schnelligkeit gestiegenen Zinsen um das Jahr 2022. Hohe Zinsen machen kapitalintensive Investitionen, wie sie beim Aufbau der Wasserstoffindustrie notwendig sind, einfach sehr teuer. Aber im Sommer hat die Europäische Zentralbank bereits einmal die Zinsen gesenkt, dem werden sicherlich noch weitere Zinsschritte folgen.

Wie haben Sie die vergangenen Jahre wahrgenommen, in denen ja immer wieder vom baldigen Markteintritt der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik gesprochen wurde, der dann aber ausblieb?

Gerd Junker: Das eine sind die Zukunftsvisionen und die guten Aussichten – auch die großen Versprechungen der Politik. Für uns als Fondsmanager sind allerdings die regelmäßig berichteten Geschäftszahlen die wichtigere, weil verlässlichere Quelle. Das ist die ungeschönte Wahrheit. Hier hätten wir ein schnelleres und regelmäßigeres Ansteigen erwartet, aktuell wachsen besonders die Pure Player zu langsam. Im Fonds sind wir deshalb bei den Blended Playern übergewichtet.

In einem Ihrer letzten Webinare sprachen Sie über SAF, also Sustainable Aviation Fuels, sogenanntes grünes Kerosin. Wie schnell sehen Sie die Entwicklung in diesem Segment?

Gerd Junker: Lassen Sie mich hier beispielhaft die H2Global-Auktion im Juli für nachhaltiges Kerosin aufführen. Hier scheiterte leider die Auktion, während die Ausschreibung für grünes Ammoniak ja sehr erfolgreich war. Zwar wurde ein ähnlich großes Volumen ausgeschrieben, doch es gab überhaupt keine Bieter. Geld oder Wille waren an der Stelle nicht das Problem. Dass keine Gebote eingingen, lag an dem strengen Regulierungskorsett, das die Europäische Union vorgibt. Die Bürokratie und das Mikromanagement sind der größte Hemmschuh für den Ausbau der Wasserstoffwirtschaft und der SAF. Leider sehen wir in der Europäischen Union auch keine wirkliche Beschleunigung und setzen für dieses Segment eher auf Investitionen in anderen Wirtschaftsräumen.

Seit Januar 2024 hat der Fonds 15 Prozent verloren, allein 5 Prozent im August. Was war jetzt im August der Auslöser für diese Verluste?

Carmen Junker: Jetzt, zum Zeitpunkt dieses Interviews, ist der August erst zur Hälfte vorbei, die Augustperformance steht also noch nicht fest. Aber der starke Rücksetzer im August hat nur wenig mit den Wasserstoffwerten zu tun, sondern mit den allgemeinen Börsenturbulenzen, die durch die Auflösung des Carry-Trades mit in Japan günstig geliehenem Geld, das dann im starken Dollarraum in Aktien investiert wurde, zu tun. In solchen Situationen fallen alle Aktien, die kleineren wie im Wasserstoffbereich besonders stark. Die Jahresperformance bisher ist in den weiter oben genannten Gründen zu suchen. Wenn die Zinsen weiter fallen und die Wasserstoffprojekte endlich umgesetzt werden, sollte das recht schnell zu steigenden Kursen führen.

Was hören Sie aktuell aus der Wirtschaft? Überwiegt derzeit immer noch eine gewisse Verunsicherung und Investitionshemmung, oder gibt es bereits eine Entspannung?

Gerd Junker: Die Investitionshemmung ist bestimmt vorhanden, aber die Stimmung ist entspannter, als man denken könnte. Vor kurzem haben wir auf dem Wasserstoff-Gipfel des Handelsblatts einen Manager gehört, der sagt: Bei größeren Industrieprojekten hat man eine typische Umsetzungszeit von fünf bis zehn Jahren und meist irgendwelche Verzögerungen. Das ist bei Wasserstoffprojekten nicht anders. Wir kommen einfach in der Realität an.

Sie schreiben auf Ihrer Homepage, die historische Performance lasse „keine Rückschlüsse auf die zukünftige Performance“ zu. Welche Entwicklung erwarten Sie für die nächsten Monate?

Carmen Junker: Für die nächsten Monate kann man an der Börse kaum eine seriöse Auskunft geben. Ganz langfristig bringen Aktienmärkte weltweit zwischen sechs und neun Prozent Rendite. Sollte die Aufholjagd der Wasserstoffaktien beginnen, kann man mit dieser Rendite plus noch mal ein bisschen was obendraufrechnen.

Bitte picken Sie mal drei Aktien heraus, die Sie derzeit als besonders interessant erachten.

Gerd Junker: Mit „derzeit als besonders interessant“ meinen wir Unternehmen, denen wir über die nächsten Jahre gute Aussichten attestieren – möglicherweise entwickeln sich deren Aktien dann auch positiv. Aber das soll absolut keine Anlageempfehlung sein. Jeder, der an der Börse ist, muss sich selbst ein Bild machen.

Bei den Pure Playern wäre eine SFC Energy aus Brunnthal bei München interessant. Die bieten Stromversorgungslösungen auf Basis von Brennstoffzellen an. Dort wurde im Jahre 2022 bereits die Gewinnzone erreicht, das Management ist erfahren und vertrauenswürdig und die Bewertung ist aktuell relativ niedrig.

Die englische Ceres Power entwickelt Solid-Oxid-Brennstoffzellen und Elektrolyselösungen, die sie über Lizenzmodelle an große Player in aller Welt vergibt. Ohne eigene Produktion kann man das Modell schneller skalieren. Nach vielen Jahren des Geschäftsaufbaus werden jetzt auch die Geschäftszahlen besser, die Bewertung an den Börsen ist ohnehin attraktiv.

Bei den Blended Playern gefällt uns eine Gaztransport & Technigaz SA aus Frankreich gut. Deren Abteilung Elogen baut PEM-Elektrolyseure. Diese könnten in fertigen Containern geliefert werden, die dann einfach an jeden Ort der Welt gebracht und betrieben werden können. Gaztransport & Technigaz SA entwickelt darüber hinaus Lösungen für den Wasserstofftransport auf Schiffen. Die Geschäftszahlen sind exzellent und die Bewertung an den Börsen aus unserer Sicht günstig.

Letzte Frage: Was unterscheidet Ihren Fonds von anderen Finanzprodukten und Indizes?

Carmen Junker: Zunächst ist hervorzuheben, dass der GG Wasserstoff der einzige deutsche Investmentfonds ist, der sich exklusiv auf das Segment Wasserstoff konzentriert. Im Vergleich dazu sind andere Anlageformen, wie beispielsweise Zertifikate, für viele Anleger aufgrund des Kontrahentenrisikos weniger geeignet. Passive Produkte stellen in einem dynamischen Wachstumssektor, in dem die Finanzmärkte noch ineffizient bepreisen, ebenfalls keine optimale Lösung dar. Unsere besondere Stärke liegt in der einzigartigen Kombination unseres Fondsmanagements: Auf der einen Seite eine erfahrene Bankerin und Börsenexpertin, auf der anderen Seite ein Ingenieur. Diese Expertise ist für einen Technikfonds von unschätzbarem Wert.

Interviewer: Sven Geitmann

Kernnetz ohne Anbindung West-Berlins

Kernnetz ohne Anbindung West-Berlins

Die Fernleitungsnetzbetreiber haben am 22. Juli 2024 einen Antragsentwurf zum Aufbau des anvisierten H2-Kernnetzes bei der BNetzA eingereicht. Mit einer geplanten Gesamtlänge von 9.666 km wird es zum überwiegenden Teil aus umgestellten Erdgasleitungen (ca. 60 Prozent) bestehen. Die Doing-hydrogen-Trasse, die im Entwurf vom November 2023 noch als Neubauleitung vorgesehen war und das ehemalige West-Berlin anbinden sollte, fehlt jedoch. Insbesondere in der Hauptstadtregion wurde diese Änderung kritisiert.

Die Industrie- und Handelskammern des Landes Brandenburg teilten dazu in einer Stellungnahme im August 2024 mit, dass die „geplante zügige Umstellung der von Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) kommenden OPAL-Leitung auf Wasserstoff ausdrücklich begrüßt“ wird. Die Streichung des Leitungsabschnitts von Glasewitz (MV) nach Ketzin (Brandenburg) wurde jedoch beanstandet und eine unbedingt erforderliche Überarbeitung des Kernnetz-Antrags angemahnt.

Als wesentliche Gründe für eine Berücksichtigung nannte die IHK unter anderem die „Gefährdung sämtlicher Projektentwicklungstätigkeiten im Bereich Wasserstoff in den Regionen Nord- und Westbrandenburg“, wozu beispielsweise auch eine geplante 130-MW-Elektrolyseanlage am Standort Falkenhagen (Prignitz) zählt. Zudem befänden sich in der betroffenen Region bereits zahlreiche Erneuerbare-Energien-Anlagen, die aufgrund bestehender Netzengpässe regelmäßig abgeregelt werden müssten. Eine Nutzbarmachung des abgeregelten erneuerbaren Stroms mittels Wasserstoffherstellung sei deshalb absolut unabdingbar, um Redispatchkosten zu minimieren.

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Die zweiwöchige Konsultationsfrist ist am 6. August 2024 abgelaufen, so dass spätestens zwei Monate nach Einreichung der Antragsunterlagen die Genehmigung des endgültigen Kernnetzes seitens der BNetzA erfolgen wird. Erste Leitungen sollen bereits im kommenden Jahr auf Wasserstoff umgestellt werden.

H2-Verpuffung in Leuna

H2-Verpuffung in Leuna

Im Chemiepark Leuna hat es am 26. August 2024 einen Unfall in Verbindung mit Wasserstoff gegeben. Bei einer Verpuffungsreaktion war es auf dem Gelände des Gaseherstellers Linde am Morgen zu einem lauten Knall mit anschließendem Feuer gekommen.

Nach Angaben eines Pressesprechers habe es zuvor einen Gasaustritt aus einem Lkw-Auflieger gegeben. Die Verantwortlichen könnten allerdings nicht sagen, wie es zu der Entzündung der Gaswolke gekommen sei. Verletzte gab es keine.

Wie auf Pressebildern zu sehen war, gab es schwarze Rauchwolken, da die Reifen des Lkw-Aufliegers sowie eines benachbarten Anhängers in Brand geraten waren. Das Feuer war am Mittag unter Kontrolle.

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