Weichai Power – Vorübergehend schlechte Zahlen

Weichai Power – Vorübergehend schlechte Zahlen

Einen kräftigen Ertragsrückgang sehen wir bei Weichai Power: 2,387 Mrd. RMB (minus 63,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr) bei einem um 35,9 Prozent gefallenen Umsatz von 86,74 Mrd. RMB. Ein Zeichen: Die Tochter Kion (45 % Anteil) sah gar einen Kursrückgang ihrer Aktie an der Börse von über 120 bis auf 20 Euro (jüngst wieder stark zugelegt) aufgrund eines Gewinneinbruchs im Jahresverlauf: 210,6 Mio. Euro nach 691,1 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum für die ersten neun Monate, obwohl der Umsatz in der Berichtsperiode von 8,24 auf 8,4 Mrd. Euro zulegen konnte. Lieferkettenprobleme wie auch Kostenerhöhungen (für Rohstoffe u. a.) gelten als Begründung.

Die Bewertung von Weichai – gerade im Vergleich mit Cummins Engine mit über 30 Mrd. US-$ – ist recht niedrig: Wir sprechen von gerade einmal 10 Mrd. US-$ für den Marktführer bei Dieselmotoren in China. Im dritten Quartal musste er einen Einbruch der Auslieferung von Dieselmotoren auf 136.000 Stück verkraften, was einem Rückgang von 32 Prozent entspricht. Die Aktionäre sehen all dies kritisch, auch wenn dies psychologische Einflüsse sind, unter denen man nicht immer rational bewertet.

Außer Frage steht aber die Tatsache, dass China immer mehr auf Wasserstoff und die Brennstoffzelle setzen wird, und Weichai damit eindeutig zu den Gewinnern zählen wird, da man perfekt – siehe auch Ballard – aufgestellt ist. Für uns ein Schlüsselinvestment im Wasserstoffsektor in China. Die Aktie hat sich in den vergangenen Wochen wieder spürbar nach oben bewegt und sollte in den kommenden Jahren ganz andere, und zwar höhere Kurse erreichen können, wenn die Brennstoffzellenstrategie im Rahmen der staatlichen Vorgaben verstärkt in die Umsetzung geht.

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Risikohinweis

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Jeder Anleger muss sich immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bei der Anlage in Aktien bewusst sein und auch eine sinnvolle Risikostreuung bedenken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien sind aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, d. h., es handelt sich nicht um Standardwerte, und ihre Volatilität ist auch wesentlich höher. Es handelt sich bei diesem Bericht nicht um Kaufempfehlungen – ohne Obligo. Alle Angaben beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen, was die Einschätzung angeht, ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, der seinen Fokus auf eine mittel- und langfristige Bewertung und nicht auf einen kurzfristigen Gewinn legt. Der Autor kann im Besitz der hier vorgestellten Aktien sein.

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Autor: verfasst von Sven Jösting am 16.12.2022

USA: Die Weichen sind gestellt

USA: Die Weichen sind gestellt

Es geht nun los in den USA: Der Inflation Reduction Act mit seinen Fördermilliarden (369 Mrd. US-$), u. a. für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft, sorgt für Aufbruchstimmung. Dies konnte ich live via Videostream beim 2nd Hydrogen Americas Summit miterleben. In Washington haben sich viele Vorstände namhafter Unternehmen in Sachen Wasserstoff positioniert und über ihre Pläne berichtet. Wasserstoff sei immer schon ein Thema gewesen, aber nun sei der Zeitpunkt da, das Farbspektrum über Umwelt- und Klimathemen massiv auszubauen und Wasserstoff als Gamechanger für die Welt anzusehen.

Auch die Energiesicherheit wurde besonders betont. Die kommenden zehn Jahre werden in Sachen Wasserstoff die Welt verändern, wobei die USA planen, vorerst 10 Mio. Tonnen im Jahr zu produzieren. Es ist heute fundamental anders als in den Jahrzehnten zuvor. Der Mix an Maßnahmen für den Hochlauf lässt sich wie folgt auflisten:

–           Incentives (Anreize, Förderbeiträge, Zuschüsse)

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–           Policy Framework (Regulatorik, Standards)

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–           Demand-Conditions (Nachfragesituation, Märkte)

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–           Climate-Influence (Klimafragen)

–           Energy-Security (Energiesicherheit/Lieferfähigkeit)

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–           Inflation Reduction Act als Initialzündung

Es gilt H2-ready zu werden. Dies beinhaltet, bestehende Infrastruktur (u. a. Gaspipelines) auf Wasserstoff umzurüsten. Beim Ammoniak gibt es diese Infrastruktur bereits, so dass grüner Wasserstoff hier einen ersten großen Markt sehen wird, wenn Ammoniak neben der Düngemittelproduktion als Medium für den Transport von Wasserstoff eingesetzt wird.

Das Thema müsse gleichzeitig lokal wie auch global gedacht werden, hieß es. Dafür seien Kooperationen zwischen alten Industrien und neuen Playern notwendig, gar eine Voraussetzung und Bedingung für den erfolgreichen Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft. Man müsse indes aber auch die andere Seite berücksichtigen, die auf Konkurrenzneid, Marktverhinderung und Besitzstandswahrung aufbaut, denn nicht jeder Player finde die Entwicklung gut.

Aber auch ein gesunder Wettbewerb ist notwendig. Hier brachten sich Ministeriumsvertreter Kanadas und der USA ein, gemäß deren Aussagen man sich in der Umsetzung einer Wasserstoffstrategie sportlich betrachtet im gesunden Wettbewerb sieht. Es muss Nachfrage für Wasserstoff geschaffen werden. Einer der ersten Märkte wird die Mobilität (hier: Nutzfahrzeuge, Schiffe und Schiene) als „driving force & source“ sein.

Am besten beschreibt es ein Statement von Christian Bruch, dem Vorstandschef von Siemens Energy, bezogen auf den Inflation Reduction Act: „Das wird Investitionen von vielen Firmen in den USA nach sich ziehen. Man kann sich sicher darüber unterhalten, ob Amerika zu viel fördere und einen Subventionswettbewerb befeuere, aber dafür ist der Bedarf an erneuerbaren Energien überall viel zu groß. Was Amerika anders macht als Europa: Die USA sind technologieoffen. Es wird nicht über grünen oder blauen Wasserstoff gesprochen, sondern über Wasserstoff. Die Förderbedingungen sind einfach, jeder kann sie verstehen. Da kommt eine Welle, die die Chance hat, die USA wieder zu industrialisieren.“

Es gibt 18 Sektoren, in denen Wasserstoff benötigt wird. Es wird zuerst mit „early mover markets“ losgehen, wozu der Schwerlastverkehr, „heavy duty trucking“, zählt. Aber auch andere Märkte werden entstehen und wachsen, wie z. B. Kommunikationstower (über 600.000 in Indien, die mit Dieselmotoren betrieben werden, bzw. 10.000 Funkmasten der Polizei in den USA), die perspektivisch via Brennstoffzelle mit Wasserstoff betrieben werden. Bei Gabelstaplern sehen wir bereits, dass immer mehr mit Wasserstoff fahren statt mit Diesel oder Batterie.

Viele Marktteilnehmer sehen auf einmal zur selben Zeit in diesem Markt ihre Zukunft. Dabei fallen Vergleiche mit dem Anfang des Internets, des WWW, welches als disruptives neues System die ganze Welt verändert hat. Ob es sich um Finanziers handelt (Banken, VCs) oder Technologielieferanten, Beratungsunternehmen, Kunden oder Regierungen – sie alle wollen nun rein in das Wasserstoffzeitalter.

Da hört man auch den Vergleich mit den Anfängen der Solarindustrie, wo vor 30 Jahren eine kWh 2,50 $ kostete und heute nur noch 0,025 Cent. Bei Batterien hat es 15 Jahre gebraucht, bis Energiedichte und Preis einen neuen Markt initiiert haben. Das Gleiche wird mit dem grünen Wasserstoff geschehen, für den die Mehrheit der Analysen einen Preis von 1 US-$/kg für das Jahr 2040 prognostiziert und 1 bis 2 US-$ bereits bis zum Jahr 2030 erwartet.

Wasserstoff wird dabei aus vielen Quellen gewonnen, die u. a. auch im Biogas und in der Abfallverwertung liegen. Dabei geht es auch darum, „grid-friendly“ zu sein, d. h., in der bestehenden Infrastruktur transportierbar und einsetzbar zu werden (u. a. Blending in Erdgasnetzen). Der Optimierung aller Komponenten wie auch deren Integration wird eine besondere Bedeutung zukommen.

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Autor: verfasst von Sven Jösting am 16.12.2022

Direkt an der Grenze zu Deutschland startet das nächste polnische H2-Valley durch

Direkt an der Grenze zu Deutschland startet das nächste polnische H2-Valley durch

Am 28. November 2022 haben verschiedene Akteure ein Memorandum zur Gründung einer polnischen Wasserstoffförderregion unterzeichnet. Dies betrifft das Gebiet Westpommern (Woiwodschaft Pomorze Zachodnie), das im Nordosten direkt an Deutschland angrenzt. Inhaltlicher Schwerpunkt ist die Gewinnung von Wasserstoff mithilfe von Offshore-Windkraft, die entlang der polnischen Ostseeküste in den nächsten Jahren eine Gesamtleistung von 13 GW erreichen soll. Nach Aussage des Regierungsbeauftragten für erneuerbare Energiequellen Ireneusz Zyska spielt hierbei die Industrie und damit die Grupa Azoty mit ihrem Betrieb in Police eine wichtige Rolle.

Das ganz im Nordwesten Polens gelegene Stettin (Szczecin) hat nur selten die volle Aufmerksamkeit polnischer Politik. Das zentral ausgerichtete Nachbarland Deutschlands kennt keine föderalen Strukturen, wie sie in Deutschland üblich sind. Es gibt zwar eine administrative Einteilung in insgesamt 16 Woiwodschaften, diese sind aber keine autonomen Entscheidungsträger, wie die Bundesländer in Deutschland. In der polnischen Wasserstoffpolitik zeichnet sich aber ein interessantes Muster ab, in dem die Woiwodschaften eine nicht unerhebliche Rolle spielen: Es gibt bereits eine Reihe von polnischen Wasserstoffförderregionen, die in Polen mit dem Begriff H2-Valley bezeichnet werden und sich geografisch mit den Woiwodschaften decken. Ergänzend gibt es beispielsweise noch das H2-Valley von Usedom und Wollin, das sich kleinräumig auf die Anforderungen der maritimen Wasserstoffwirtschaft spezialisiert hat.

Ein Beispiel einer Förderregion, das sich mit einer administrativen Verwaltungseinheit deckt, ist die Podkarpacka Dolina Wodorowa im Südosten Polens. Dort liegt der Schwerpunkt auf der Produktion von grünem Wasserstoff. Typischerweise vereinen diese Förderregionen privatwirtschaftliche Unternehmen, Hochschulen und Betriebe mit einem hohen Anteil an staatlicher Beteiligung, die sich zu einem Netzwerk zusammengefunden haben. Die Valleys stehen auch ausländischen Unternehmen offen gegenüber. So hat HZwei erfahren, dass der TÜV-Süd demnächst als Mitglied der oberschlesischen und kleinpolnischen Förderregion aufgenommen werden soll.

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Je nach Woiwodschaft werden hierbei unterschiedliche Entwicklungsschwerpunkte gesetzt. Während sich der Südosten auf den grüßen Wasserstoff konzentriert, versucht die Dolnośląska Dolina Wodorowa in Niederschlesien verstärkt die großen Industrieunternehmen wie z.B. den polnischen Chemieriesen Grupa Azoty in die polnische Wasserstoffwirtschaft einzubinden. Dazu sagte der Vorstandsvorsitzende der Grupa Azoty ZAK Paweł Stańczyk: „Wir bereiten die Einrichtung eines Wasserstoffanalyselabors vor. Wir haben bereits bestimmte Geräte gekauft und Pläne für die Erweiterung eines Teils der Anlage ausgearbeitet. Derzeit gibt es in Polen nicht viele Labors, die alle erforderlichen Parameter von Wasserstoff als Kraftstoff für die Automobilindustrie umfassend analysieren, daher wollen wir diese Nische ausbauen. Ich bin überzeugt, dass unsere bisherigen Erfahrungen im Bereich der Wasserstofftechnologie und unsere Fachkompetenz in der chemischen Analytik einen wertvollen Beitrag zur Schaffung der niederschlesischen H2-Valleys leisten werden.“

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Die polnische Klimaministerin Anna Moskwa, die in Szczecin zugegen war, betonte, dass es in dem Gebiet Westpommern bereits gute Ansätze zur Etablierung einer Wasserstoffwirtschaft gibt und das H2-Valley diese Entwicklungen noch weiter verstärken wird. Trotz guter Bedingungen machte die Ministerin auch darauf aufmerksam, dass Westpommern in einigen Bereichen zusätzlich unterstützt werden müsse. Sie erklärte: „Die Region Westpommern ist eine Region, die für den Erfolg in der Wasserstoffproduktion prädestiniert ist. Der Erfolg des H2-Valleys hängt jedoch auch von der Zusammenarbeit und der Vorbereitung zahlreicher Wasserstoffprojekte ab. Mit Blick auf die energetische Transformation, in der wir uns befinden, sollten wir keine Angst vor technologischen und finanziellen Herausforderungen haben, da es hier oft um wichtige Investitionen in Humanressourcen geht. Dafür ist eine gute Zusammenarbeit mit der Verwaltung, den Universitäten, dem wissenschaftlichen Sektor oder der Industrie erforderlich.“

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Autorin: Aleksandra Fedorska

Direkt an der Grenze zu Deutschland startet das nächste polnische H2-Valley durch

Hydrogen Technology Expo Europe ein voller Erfolg

Die Hansestadt Bremen war im Herbst 2022 der place to be. Solch eine große und lebendige Wasserstoffmesse wie die Hydrogen Technology Expo Europe hat es europaweit bislang noch nicht gegeben. Innerhalb nur eines Jahres konnten die Veranstalter die Ausstellerzahl von 180 auf 350 annähernd verdoppeln. Über 5.000 Besucher erschienen am 19. und 20. Oktober 2022 in den zwei Messehallen – wohlgemerkt fast alles Fachbesucher, die dem Standpersonal zeitweise kaum Atempausen gönnten. Dennoch ist offen, wie es weitergehen wird, denn die räumliche und zeitliche Nähe zur H2Expo in Hamburg lässt eigentlich nur Platz für einen Standort.

Trans-Global Events Ltd. hat einen richtig guten Job gemacht, anders kann man das nicht ausdrücken. Anders als deutsche Landesmessen hat der britische Organisator von Konferenzen und Messen zum passenden Zeitpunkt voll auf Wasserstoff gesetzt und mit einem überzeugenden Konzept, das professionell umgesetzt wurde, viele nationale und internationale Akteure nach Bremen gezogen. Als Teil der HY-5-Initiative, die die fünf norddeutschen Bundesländer vereint, ist die an der Weser gelegene Hansestadt jetzt im Begriff, zu einer wesentlichen Größe in einer zukünftigen Wasserstoffwirtschaft zu werden.

Gegen diese Macht dürfte die H2Expo, die nach bisheriger Planung nächstes Jahr ohne die WindEnergy am 26. und 27. September stattfinden soll, kaum eine Chance haben, sollte die Hydrogen Technology Expo Europe tatsächlich am 27. und 28. September abgehalten werden. Am 11. September soll zudem in Husum die H2.0-Konferenz und vom 13. bis 14. September die f-cell in Stuttgart stattfinden. Ein Zusammenschluss der norddeutschen Veranstaltungen oder eine Terminverschiebung erscheint daher unausweichlich.

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Entsprechenden Respekt zollte Kathryn Boyd nicht nur dem Veranstalter, sondern auch der deutschen Bundesregierung für deren schnellen Wechsel zu erneuerbaren Energien in einer so großen Wirtschaftsnation. Dies lege die Latte extrem hoch für andere, so die stellvertretende Handelsbeauftragte für Europa beim DIT (Department for International Trade).

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Vom mobilen Laderoboter bis zum Akku-Elektrolyseur-Stack

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Auf den fast 15.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche gab es zahlreiche neue Akteure, so wie beispielsweise Devinn. Das tschechische Entwicklungsunternehmen stellte den mobilen Laderoboter H2BOT vor, der mit Wasserstoff betrieben wird und ferngesteuert Elektrofahrzeuge aufladen kann. Der präsentierte Prototyp verfügt über ein Brennstoffzellensystem von Nuvera. Die Ingenieure aus Jablonec nad Nisou sind allerdings offen für weitere Entwicklungspartner und suchen nach Erstkunden, die dabei mithelfen, dass „die Fahrer von Elektroautos nicht mehr zu einer Ladestation fahren, sondern die Ladestation zu ihnen kommt“, so Devinn-Geschäftsführer Luboš Hajský.

Ein weiteres ungewöhnliches Konzept verfolgt die Firma Battolyser Systems aus den Niederlanden: die Kombination einer Batterie mit einem Elektrolyseur in einer Einheit. 2016 zeigte Prof. Fokko Mulders Forschungsgruppe im Labormaßstab, dass ein Nickel-Eisen-Akkumulator bei Überladung auch Wasserstoff erzeugen kann. Eine Referenzanlage sei bereits bei dem Energieversorger Vattenfall im Einsatz und werde jetzt von RWE, das inzwischen den Betriebsstandort übernommen hat, weiterbetrieben. Derweil sei eine zweite Produktgeneration in Arbeit, so dass für Ende 2024 eine Kommerzialisierung angestrebt werde, hieß es in Bremen.

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Direkt an der Grenze zu Deutschland startet das nächste polnische H2-Valley durch

Könnte Bloom Energy zum Top-Performer der Wasserstoff-Branche werden?

Viele Unternehmen aus dem Wasserstoff- und Brennstoffzellensektor besitzen aufgrund der Prognosen um den Hochlauf dieses Weltmarktes – Goldman Sachs erwartet hier weltweit Jahresumsätze von 1 Billion US-$ in nur wenigen Jahren – ein sehr hohes Wachstumspotential. Einige Unternehmen sind aufgrund ihres Geschäftsmodells und der eigenen Technologien der Konkurrenz einen Schritt voraus und können bereits die Früchte jahrelanger Aufbauarbeit ernten. Ein solches Unternehmen ist die US-amerikanische Bloom Energy.

Bloom sieht sich als Frontrunner beim Bau netzunabhängiger Brennstoffzellenkraftwerke (SOFC), aber auch in der Hochtemperatur-Elektrolyse, die bis zu 40 Prozent effektiver sein soll als die alkalische und PEM-basierte Elektrolyse. Hierbei geht es um den Preis für grünen Wasserstoff wie auch die Effektivität in der Nutzung von Strom in der Elektrolyse. Das Unternehmen setzt aber zudem noch auf neue Märkte wie der Einsatz der Brennstoffzellentechnologien in Schiffen verschiedener Art – vom Kreuzfahrtschiff bis zum Massengutfrachter.

Starke Partner wie die südkoreanische SK-ecoplant/SK Group haben sich beteiligt und bringen gleich Großaufträge mit. Fast 70 Prozent der Aktien befinden sich in der Hand von institutionellen Anlegern wie Vanguard oder BlackRock. Das jährliche Wachstum wird bei über 30 Prozent gesehen. 2022 soll der Umsatz bei über 1,1 Mrd. US-$ liegen. Der Auftragsbestand beträgt bereits über 8 Mrd. US-$. Der Übergang in die Gewinnzone – cash-flow-positiv ist Bloom bereits – wird für die kommenden ein bis zwei Jahre erwartet. Ein paar aktuelle Details über das Unternehmen:

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SK ecoplant stockt Beteiligung auf

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Ein Zeichen, wie gut diese Kooperation mit SK Ecoplant (Bloom hat Auftrag im Wert von 4,5 Mrd. US-$) verläuft, ist die Ankündigung, dass SK ecoplant die zweite noch ausstehende Rate in Höhe von 311 Mio. US-$ (pro Aktie zahlt man 23,11 US-$; Zufluss im ersten Quartal 2023 erwartet) zu begleichen plant und im Gegenwert weitere Aktien von Bloom beziehen will. Die bereits gehaltenen Bloom-Vorzugsaktien „convertible preferred“ werden in normale Stammaktien gewandelt, so dass am Ende dieser Transaktionen SK ecoplant zwischen 8 und 9 Prozent an Bloom halten wird. Solch einen Großaktionär kann man sich nur wünschen, da dieser neben Eigenkapital auch Aufträge mitbringt und weitere Kundenbeziehungen (GDS in China?) möglich macht. Mit über 670 Mio. US-$ in der Bank (nach der jüngsten KE zu US-$ 26/Aktie) und den 311 Mio. US-$ von SK ecoplant ist Bloom gut mit Liquidität versorgt, um das erwartete Wachstum aus eigener Kraft zu stemmen.

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Inflation Reduction Act ist Treibstoff für erhöhtes Wachstum

Der Inflation Reduction Act mit den vielen Förderprogrammen wird sich für Bloom in vielerlei Hinsicht positiv auswirken – von steuerlichen Anreizen bei den Produktionsanlagen bis hin zu Zuschüssen für die Wasserstoffproduktion (bis zu 3 US-$ pro kg H2).

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Der Vorstandschef und Gründer K. R. Sridar hat kürzlich bei der Pressekonferenz über die Zahlen des dritten Quartals 2022 einen großen Optimismus für das Unternehmen verbreitet: Die Produktionskapazitäten für die Brennstoffzellenstacks liegen bei 600 MW, für Elektrolysestacks bei 1,3 GW im Jahr. Diese Mengen sollen im Jahr 2023 gar verdoppelt werden. Möglich macht dies die neue Fabrik in Fremont, CA, die ihre Produktion im dritten Quartal aufgenommen hat. Da können mehrere unterschiedliche Stacks gleichermaßen produziert werden und das voll automatisiert.

Schifffahrt

Mit MSC ist Bloom ja bereits konkret wegen Kreuzfahrtschiffen im Geschäft. Die SOFC-Brennstoffzellensystemen gelten dafür als Alleskönner, da sie LNG genauso als Antriebsenergie eines Schiffes nutzbar machen wie auch grünes Ammoniak, grünes Methanol, Wasserstoff u.a. Das macht das Bloom-System so interessant für viele Reedereien. Dies ist unseres Erachtens auch ein großer nicht zu unterschätzender Wettbewerbsvorteil. Mit Samsung Heavy arbeitet Bloom ebenfalls an Prototypen für Frachter. Ein gigantischer Markt entsteht, da Schiffe dekarbonisiert werden müssen und es strenge Vorgaben gibt.

Das vierte Quartal könnte noch viel besser werden

Der Umsatzsprung um 41 Prozent gegenüber der Vorjahreszahl auf 292 Mio. US-$ kann sich sehen lassen, war aber erwartet worden (70 Prozent im zweiten Halbjahr). Nun kommt hinzu, wonach man 40 Prozent des Jahresumsatzes im laufenden vierten Quartal sieht. Das sind nach unserer Rechnung dann 400 Mio. US-$-plus. Wow! Es sollen nun Minimum 1,1 Mrd. US-$ Umsatz im Gesamtjahr 2022 werden – alles in Linie der Erwartungen – und eher noch ein bisschen mehr.

Urteil: Mit dieser Guidance kann man die Aktie eigentlich nur zukaufen. Vielleicht wird Bloom Energy einmal mehr Wert haben als Wettbewerber wie Plug Power, was bei einem Kurs von 50 US-$ in der Aktien von Bloom (Mein Kursziel 2023/4) der Fall wäre. Ein spannendes Jahr 2023 steht vor der Tür und das laufende vierte Quartal dient als Steilvorlage. Die Zahlen kommen in der ersten Woche im Februar 2023.

Risikohinweis
Jeder Anleger muss sich immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bei der Anlage in Aktien bewusst sein und auch eine sinnvolle Risikostreuung bedenken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien sind aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, d. h., es handelt sich nicht um Standardwerte, und ihre Volatilität ist auch wesentlich höher. Es handelt sich bei diesem Bericht nicht um Kaufempfehlungen – ohne Obligo. Alle Angaben beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen, was die Einschätzung angeht, ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, der seinen Fokus auf eine mittel- und langfristige Bewertung und nicht auf einen kurzfristigen Gewinn legt. Der Autor kann im Besitz der hier vorgestellten Aktien sein.

Autor: Sven Jösting, verfasst am 29. November 2022

Direkt an der Grenze zu Deutschland startet das nächste polnische H2-Valley durch

„Werden den Wasserstoff liefern, den Europa braucht“

Die Grundidee ist schon alt: Solarenergie aus der Sahara wird nach Europa exportiert, um die dortigen Energieprobleme zu lösen. Ist dies aber tatsächlich ein gangbarer Weg? Ökologisch betrachtet könnte dieses Projekt sinnvoll sein, weil dadurch fossile Energieressourcen geschont werden, aber ist es auch moralisch vertretbar, oder wäre dies eine neue Art des Kolonialismus? Und wie viel Arbeit und Geld müssten investiert werden und wie hoch sind die Transportverluste?

Bereits im Jahr 1982 spielte der Visionär Ludwig Bölkow mit diesem Gedanken, der dann später von der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH aufgegriffen und um Wasserstoff erweitert wurde. Der Club of Rome übernahm die Idee, und nach der Jahrtausendwende führte das DLR Studien zu diesem Thema durch, auf denen dann später die Gründung von Desertec basierte.

Zunächst wurde die Desertec-Foundation formiert. Unabhängig davon gründete sich am 16. Juli 2009 eine Desertec-Initiative, ein Industriekonsortium aus vorrangig deutschen Firmen. Deren Versuch, im Rahmen von Desertec 1.0 solarthermische Kraftwerke in Nordafrika aufzubauen und Solarenergie per Hochleistungsstromnetz nach Europa zu transportieren, scheiterte jedoch, weil die afrikanischen Länder viel zu wenig involviert wurden.

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Desertec 2.0 nahm dann die lokalen Märkte stärker in den Fokus, während das heutige Bündnis von Desertec 3.0 in den MENA-Wüsten nun Wasserstoff für die lokale Bevölkerung sowie für die globalen Märkte vorsieht.

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Die Meinungen dazu gehen auseinander: Jorgo Chatzimarkakis forderte vor Jahren dezidiert Wasserstoffleitungen, die das Gas aus Afrika nach Mitteleuropa transportieren, und erklärte: „Wir werden ein Importland von erneuerbaren Energien, aber ein Exportland von Elektrolyseuren sein.“ Demgegenüber sagte Carsten Körnig, erneuerbare Energien in großer Menge zu importieren werde nicht möglich sein, weil auch andere europäischen Länder Bedarfe anmelden würden. Deswegen, so der BSW-Solar-Vorsitzende, solle verstärkt auf inländische Ökostromerzeugung gesetzt werden.

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Um etwas mehr über den aktuellen Stand dieses Vorhabens zu erfahren, befragte HZwei Cornelius Matthes, den CEO von Dii Desert Energy.

In den gelben Ländern gibt es schon Projekte, in den grauen nicht. Gelber Wasserstoff wird via Thermolyse aus Müll gewonnen. Das ist speziell für Ägypten (aber auch Oman) relevant.

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HZwei: Herr Matthes, Sie sagen in Vorträgen und Veröffentlichungen, dass die Unternehmen aus dem Desertec-Umfeld noch in diesem Jahrzehnt die Wasserstoffmengen liefern können, die Europa benötigt. Das klingt sportlich. Was ist die Grundlage für Ihre Zuversichtlichkeit?

Matthes: Wir kennen die Ankündigungen und Pläne unserer Partner. Dazu gehören Projekte wie Neom Green Hydrogen, das alleine 650 Tonnen Wasserstoff täglich produzieren soll, aber auch weitere Projekte von ACWA Power, Masdar, DEME, Linde oder EDF. Das sind große Unternehmen, deren Trackrecords zeigen, dass sie solche Projekte stemmen können. Rechnet man die Projekte zusammen, die bereits zwischen Ankündigung und der Umsetzungsplanung sind, kommt man auf mehr als die 10 Millionen Tonnen pro Jahr, die Europa bis 2030 importieren möchte. Mit dem Hydrogen Accelerator im Rahmen des REPowerEU-Plans sind die Produktions- und Importziele für Europa ungefähr vervierfacht worden. Das heißt, aus der 2×40-GW-Initiative, die wir Frans Timmermans im April 2020 gemeinsam mit unserem Partner Hydrogen Europe vorstellten, ist eine 2×160-GW-Initiative geworden. Die MENA-Region wird also bis Ende des Jahrzehnts den Wasserstoff liefern können, den Europa braucht.

Die Produktionskapazitäten sind das eine. Damit der grüne Wasserstoff eine Alternative zum fossilen Wasserstoff oder zu anderen Energieträgern wird, muss er aber auch bezahlbar sein.

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