Bislang ist das Energieversorgungssystem in Deutschland und Europa zentralistisch aufgebaut. Große Kraftwerke erzeugen Strom und Wärme, die dann über Strom- oder Fernwärmeleitungen verteilt werden. Mit dem Aufschwung der Solar- und Windenergieerzeugung vor rund zwanzig Jahren verbanden etliche Akteure die Hoffnung auf eine Dezentralisierung, die aber in vielen Belangen enttäuscht wurde. Dezentral angesiedelte Erzeugungssysteme sind zwar mehr geworden, aber einen grundlegenden Wandel hat es noch nicht gegeben.
Der Zubau neuer Wasserstofftankstellen geht immer weiter voran. Und dennoch hat Deutschland immer noch nicht die Marke von 100 H2-Stationen erreicht. Wie kann das sein? Der Grund für diese scheinbare Stagnation ist der Ab- und Umbau einiger alter Standorte. Zahlreiche Tankstellen, die vor etlichen Jahren im Rahmen der ersten Stufe des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie als Demonstrationsanlagen errichtet wurden, sind in die Jahre gekommen, so dass sich ihr Weiterbetrieb mitunter nicht mehr lohnt und sie deswegen zurückgebaut oder – mehr oder weniger aufwändig – modernisiert werden müssen.
Alle schauen momentan auf die Politik. Die Bundesregierung soll es richten – nicht nur die Corona-Krise, sondern auch die Klima- sowie die Energiekrise und auch die Krise der Automobilindustrie. So folgt ein Gipfel auf den anderen. Viel ist dieser Tage von der Kanzlerin, von den MinisterpräsidentInnen und auch von UnternehmensvertreterInnen sowie LobbyistInnen zu hören, vergleichsweise wenig hingegen vom Parlament, wo eigentlich die Politik gemacht wird. Aber welche politischen Themen beziehungsweise Gipfeltreffen sind momentan für die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik auch wirklich relevant?
BZ-Auto fahren ist komfortabel – und immer noch aufregend
Insgesamt 10.000 Exemplare seines Nexo hat Hyundai bislang auf die Straße gebracht. Seit dem Marktstart im März 2018 lieferten die Südkoreaner mehr Brennstoffzellenautos als jeder andere Anbieter aus – allein im Juli 2020 waren es im Heimatmarkt 700, weitere 89 in anderen Ländern. Eines dieser Fahrzeuge durfte die HZwei-Redaktion in diesem Sommer Probe fahren, und so viel kann vorab schon verraten werden: Wäre er nicht so teuer und wäre eine H2-Tankstelle in der Nähe, wäre dieses Auto erste Wahl.
Während der Ausbau der H2-Infrastruktur allmählich voranschreitet, ergeben sich neben technischen und logistischen Herausforderungen auch konzeptionelle Fragen. So wurde während der Hannover Messe über die „Zuständigkeiten“ diskutiert. Wer „organisiert“ in Deutschland die Standortvergabe und auch die Vergabe der Finanzmittel? Und wer ist für welche Stationen zuständig? (mehr …)