Nur wenige Werte sind auf der Gewinnerseite
Aktienanalyse von Jörg Weber, ECOreporter
Die große Euphorie den Wasserstoff betreffend scheint vorerst vorbei: Für die meisten H2-Aktien geht es seit längerem abwärts. Was paradox erscheint, denn der Klimawandel beschleunigt sich, die Zeit ihn zu bremsen verrinnt. Umso notwendiger wäre eine konsequente Energiewende, und dazu gehört nun einmal die Wasserstoffbranche. Doch derzeit läuft in der Energiepolitik vieles mit angezogener Handbremse, wenn es um erneuerbare Energien geht. Währenddessen sichern die Unternehmen, die ihr Geld mit fossilen Energien verdienen, ihre Pfründe.
Umweltfreundlich hergestellter Wasserstoff hat nach wie vor ein enormes Potenzial, wenn es darum geht, Industrieprozesse klimaneutral zu gestalten. Emissionsarmes Stahlkochen ist damit ebenso möglich wie die Herstellung von Düngemitteln oder die Dekarbonisierung des Verkehrs. Letzteres gilt zwar weniger für Pkw, aber dafür umso mehr für den Bereich Schwerlasttransport, also für Lkw, Züge und Schiffe. Doch überall hakt es. Auch beim Stahlproduzenten Thyssenkrupp, der groß wirbt: „Wir kochen auch nur mit Wasserstoff.“ Derzeit kocht im Ruhrgebiet aber immer weniger Stahl, Thyssenkrupp steht vor einer enormen Kündigungswelle. Das wird auch die Bemühungen um grünen, mithilfe von Wasserstoff hergestellten Stahl abbremsen.
Es bleibt spannend
Die politischen Wasserstoffziele sind – noch – engagiert, die entsprechenden Budgets groß: Die Bundesregierung will mit ihrer Nationalen Wasserstoffstrategie 9 Mrd. Euro investieren, Deutschland soll die weltweite Nummer eins in der Wasserstoffbranche werden. Auch die EU und die USA planen Milliardeninvestitionen in grünen Wasserstoff. Doch ob die Pläne realisiert werden, ist ungewiss, denn Regierungswechsel und Veränderungen in der gesamten politischen Landschaft können zum Umschwenken führen. Donald Trump plant riesige Steuererleichterungen für Unternehmen, in Deutschland wird seit Monaten über den Haushalt diskutiert – beides kann dazu führen, dass Anschubfinanzierungen für grüne Wasserstoffindustrien gekürzt werden.
Die Euphorie in Bezug auf den möglichen Energieträger der Zukunft hat sich in den letzten Jahren stark abgekühlt. Wachstumswerte, zu denen H2-Aktien gehören, haben es in turbulenten Zeiten wie diesen ohnehin schwer, weil sie schwieriger und zu schlechteren Konditionen an Kredite kommen – gerade Profi-Investoren suchen dann oft etablierte und vermeintlich sicherere Werte. Zumal die echte H2-Revolution auf sich warten lässt; die Nachfrage schwach bleibt und die meisten Unternehmen schwankende Zahlen präsentieren. Die Folge: Manche Aktien haben seit der großen Wasserstoffbegeisterung im Jahr 2021 mehr als 90 Prozent ihres Wertes verloren.
Anlegerinnen und Anleger denken oft, sie könnten bei einer Technologie, die so kurz vor dem Durchbruch zu stehen scheint, nur einen Fehler machen: nicht auf den Zug aufzuspringen. In der Vergangenheit hat sich aber häufig gezeigt, dass es gerade bei Zukunftstechnologien auf die Auswahl der richtigen Papiere ankommt. Seriös lässt sich für den Wasserstoffmarkt nicht prognostizieren, welche Unternehmen letztlich zu den Gewinnern zählen werden. Aktien von Unternehmen, die ausschließlich in der Wasserstoffwirtschaft aktiv sind, sind oft eher eine Wette als ein strategisches Investment. Eine Ausnahme in der Branche bilden Firmen, die zwar auch, aber nicht nur auf Wasserstoff setzen. Dafür gibt es etablierte und profitabel arbeitende Beispiele. Zwei davon sind hier als erste vorgestellt: Linde und Air Liquide.
Linde
Der weltgrößte Industriegasekonzern Linde hat auch 2024 gute Geschäfte gemacht. An der Börse geht es für den internationalen Konzern seit Jahren meist aufwärts. Im dritten Quartal 2024 steigerte Linde seinen Umsatz zum Vorjahr um zwei Prozent auf 8,4 Mrd. US-$. Der Nettogewinn blieb stabil bei knapp 1,6 Mrd. Dollar. Einen höheren Gewinn verhinderten die aktuellen Sparmaßnahmen des Konzerns, die im letzten Quartal zusammen mit anderen Sonderausgaben einmalige Kosten verursachten. „Wie erwartet hat sich die schwache wirtschaftliche Entwicklung im dritten Quartal fortgesetzt, vor allem in den industriellen Endmärkten“, sagte Linde-Chef Sanjiv Lamba. „Derzeit rechnen wir nicht mit einer kurzfristigen Verbesserung des wirtschaftlichen Umfelds. Wir haben jedoch Maßnahmen ergriffen, um den wirtschaftlichen Gegenwind abzumildern.“
Für das Gesamtjahr 2024 hat Linde seine Prognose leicht gesenkt: Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn je Aktie soll jetzt bei 15,40 bis 15,50 US-$ liegen und damit acht bis neun Prozent über dem Vorjahreswert. Die Linde-Aktie kann unverändert als attraktives Investment gelten. Der Konzern verfügt über eine hervorragende Marktposition, ist sehr gut finanziert und erzielt auch in Flautephasen robuste Gewinne. Das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis von 32 für 2024 ist allerdings weiterhin hoch, für 2025 fällt es mit 28 nur unwesentlich moderater aus. Anlegerinnen und Anleger, die aktuell einen Einstieg planen, werden möglicherweise einen langen Atem brauchen. Defensive Investoren sollten für einen Kauf auf Kursrücksetzer warten.
Linde ist eine ECOreporter-Favoriten-Aktie und den eigenen Angaben zufolge der weltweit größte Wasserstoffhersteller. Dieses Segment baut Linde kontinuierlich weiter aus. Der Konzern hat auf mehreren Kontinenten nachhaltige Wasserstoffprojekte initiiert. Anfang 2024 kündigte Linde etwa ein Projekt im niederländischen Eemshaven in Kooperation mit dem norwegischen Erdgaskonzern Equinor an. Die Quartalsdividende wird Linde um neun Prozent auf 1,39 US-$ (1,29 Euro) pro Aktie anheben. Die Ausschüttung steigt damit das 31. Jahr in Folge.
Air Liquide
Der französische Linde-Konkurrent Air Liquide ist ebenfalls an zahlreichen Projekten im Bereich grüner Wasserstoff beteiligt, etwa in seinem Heimatland oder im chinesischen Shanghai. Anfang 2024 kündigte Air Liquide ein Joint Venture mit dem Ölkonzern Total an, das in den nächsten zehn Jahren mehr als 100 Wasserstofftankstellen in Europa errichten soll. Bereits 2024 sollen rund 20 Stationen in Frankreich, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und Deutschland in Betrieb genommen werden.
Der Kurs der Air-Liquide-Aktie hat sich in den letzten fünf Jahren gut entwickelt. Ein Hoch erreichte die Aktie im Mai 2024 mit fast 180 Euro, bis Ende November sank sie auf unter 160 Euro. Das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2024 liegt bei 27. Air Liquide ist robust aufgestellt, ECOreporter schätzt die Nachhaltigkeitsziele von Linde allerdings als ambitionierter ein. Nach einer Bewertung der renommierten und unabhängigen Science Based Targets initiative (SBTi) sind die Nachhaltigkeitsziele sowohl von Linde als auch von Air Liquide mit dem Ziel einer Erderwärmung um maximal 1,5 Grad vereinbar.
Bloom Energy – Trotz Risiken interessant
Die Aktie des US-Konzerns Bloom Energy schoss von Oktober bis Ende November 2024 von unter 10 auf über 26 Euro hoch. Der Grund: Das Unternehmen konnte sich den bislang weltweit größten Auftrag für Festoxid-Brennstoffzellen sichern. Der Energieversorger American Electric Power (AEP) hat bis zu 1 Gigawatt (GW) an Brennstoffzellen bestellt. Sie sollen Rechenzentren für künstliche Intelligenz (KI) mit Strom versorgen. Im ersten Schritt umfasst die Vereinbarung laut Bloom Energy eine Bestellung von 100 Megawatt (MW), weitere Lieferungen sind ab 2025 geplant. Die Brennstoffzellen sollen direkt an den Standorten der Kunden installiert werden und Strom mit um ein Drittel geringeren CO2-Emissionen im Vergleich zur aktuellen Versorgung liefern.
Die Festoxid-Brennstoffzellen von Bloom Energy können laut dem Unternehmen zu 100 Prozent mit Wasserstoff oder einem beliebigen Gemisch aus Wasserstoff und Erdgas betrieben werden. Zu Kraftwerken zusammengeschaltet könne die Technologie ganze Gebäudekomplexe mit Strom versorgen. Festoxid-Brennstoffzellen sind also nicht zwingend eine saubere Lösung – das sind sie erst, wenn sie mit grünem Wasserstoff betankt werden. Bloom Energy selbst betont, dass die Klimabilanz schon beim Betrieb mit Erdgas deutlich besser sei als bei herkömmlichen fossilen Kraftwerken.
Analysten reagierten begeistert auf die Neuigkeit. Experten der US-Investmentbank Piper Sandler bezeichneten das Geschäft als „bahnbrechend“ für Bloom Energy. Der Auftrag könnte für den Konzern einen Umsatz von bis zu 3 Mrd. US-$ generieren und ihm gleichzeitig die Türen für weitere Kooperationen mit anderen Energieversorgern öffnen. Vor allem aber beweise der Auftrag, dass Bloom Energy tatsächlich fähig sei, mit seiner Technologie große Rechenzentren zu versorgen.
Bloom Energy ist im H2-Sektor eines der interessanteren Unternehmen. Während Firmen wie Ballard Power, Plug Power oder Nel ihre vollmundigen Versprechen bislang nicht halten können, immer größere Verluste einfahren und bei Großaufträgen oft außen vor bleiben, wächst Bloom und kommt offenbar auch für große Projekte infrage. In diesem Jahr will der Konzern operativ schwarze Zahlen schreiben. 2025 soll erstmals ein Nettogewinn erzielt werden.
Vorsichtige Anlegerinnen und Anleger sollten jedoch abwarten, wie sich die weitere Geschäftsentwicklung bei Bloom gestaltet und ob tatsächlich in absehbarer Zeit schwarze Zahlen erreicht werden. Der Kursanstieg von Bloom Energy dürfte auch damit zusammenhängen, dass der Auftrag das Thema künstliche Intelligenz berührt.
Bloom Energy baut seit 2022 auch Wasserstoffgeneratoren (Elektrolyseure). Der Konzern machte 2022 erstmals einen Umsatz von mehr als 1 Mrd. US-$, 2023 waren es 1,3 Mrd. Dollar. Im Geschäftsjahr 2024 könnte Bloom erstmals die Gewinnzone erreichen.
Enapter – Riskant
Schlechter sieht es für das Hamburger Wasserstoffunternehmen Enapter aus: Es erwartet für 2024 weniger Umsatz als zunächst erhofft. Wesentliche Einnahmen sollen sich ins nächste Jahr verschieben. Allerdings gibt sich Enapter bei den mittelfristigen Aussichten optimistisch. Enapter ist klein: Für das laufende Geschäftsjahr dürfte der Umsatz bei 22 bis 24 Mio. Euro liegen. Zuvor hatte das Unternehmen mit 34 Mio. Euro gerechnet. Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) prognostiziert das Management unverändert ein Minus von 7 bis 8 Mio. Euro. Der Prognose liegt laut Enapter ein Auftragsbestand von derzeit rund 50 Mio. Euro zugrunde. Aufgrund von Verzögerungen in der Produktion von 1-MW-Elektrolyseuren sowie Verschiebungen von Kundenprojekten erwartet Enapter, dass „wesentliche Teile der Umsätze“ erst 2025 realisiert werden.
Die Halle in Saerbeck steht, wurde aber von Enapter nie bezogen (Foto von Nov. 2022), Quelle: Enapter
Enapter hat 2024 seine Strategie geändert. Ursprünglich wollte das Unternehmen eine Massenfertigung im nordrhein-westfälischen Saerbeck bei Münster aufbauen. Die Pläne für das Forschungs- und Produktionszentrum Enapter Campus wurden Anfang Juni 2024 aber aufgegeben. Der Konzern konzentriert sich künftig auf die Herstellung sogenannter Stacks, der Herzstücke eines Elektrolyseurs. Die vollständigen Elektrolyseure mit dem Markennamen Enapter werden nun im Rahmen eines Gemeinschaftsunternehmens von der Firma Wolong in China gebaut.
Außerdem will Enapter seine Stacks auch anderen Kunden anbieten. Ende Oktober 2024 erhielt das Unternehmen einen ersten Auftrag des niederländischen Energiekonzerns Adsensys, der Elektrolyseure mit Enapter-Technologie bauen will. Adsensys erwirbt auch eine Software-Lizenz von Enapter. Man sei „sehr zuversichtlich, dass in 2025 weitere Core-Partnerschaften abgeschlossen und umfangreiche Großaufträge in Asien, Europa und den USA realisiert werden können“, so Enapter-Chef Dr. Jürgen Laakmann, der Nachfolger von Firmengründer Sebastian-Justus Schmidt.
Die Aussichten der Enapter-Aktie sind kaum einzuschätzen. Die Aktie war immer schon eine Wette – nach Einschätzung von ECOreporter ist sie aber nach der Absage des Campus deutlich unattraktiver geworden. Enapter gibt zu, dass es derzeit nicht genug Nachfrage gibt, um eine Massenfertigung für seine Elektrolyseure aufzubauen. Zudem steckt das Unternehmen weiterhin tief in den roten Zahlen. Daher ist hier zunächst von einem Einstieg abzuraten.
SFC Energy – Klein und recht solide
Der Brennstoffzellenhersteller SFC Energy aus Brunnthal bei München hat in den ersten drei Quartalen 2024 Umsatz und Margen steigern können. Das Unternehmen sieht sich strategisch sehr gut aufgestellt und hebt seine Ergebnisprognose leicht an. SFC Energy erzielte von Januar bis September einen Umsatz von 105 Mio. Euro, im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von rund 20 Prozent. Dabei profitierte das Unternehmen nach eigenen Angaben besonders von der starken Nachfrage nach Brennstoffzellen für industrielle Anwendungen und einem deutlichen Ausbau des Projektgeschäfts.
Am stärksten legten die Geschäfte in Asien zu, wo der Umsatz um knapp 70 Prozent wuchs. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) kletterte im Jahresvergleich um 60 Prozent auf 7,2 Mio. Euro. Der Nettogewinn legte in den ersten drei Quartalen um fast 35 Prozent auf 8,7 Mio. Euro zu. Im dritten Quartal sank der Gewinn allerdings um 27 Prozent auf 2,3 Mio. Euro.
SFC Energy hat seine bislang größte Fabrik in Rumänien eröffnet sowie Geschäfte von Ballard Power erworben und damit entscheidende Weichen für weiteres Wachstum gestellt.
Dennoch: Die schlechte Ergebnisentwicklung im dritten Quartal stimmt bedenklich. Aber immerhin, SFC Energy hat mit seiner Technologie erfolgreich eine Nische besetzt. Die Brennstoffzellen werden vor allem zur stationären Stromversorgung genutzt – entweder wenn kein Zugang zum Stromnetz besteht oder als Ersatz für Diesel-Notstromaggregate. SFC gelingt damit, wovon etliche andere Wasserstoffunternehmen weit entfernt sind: Das Unternehmen erzielt Gewinne.
Das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis der SFC-Energy-Aktie ist mit 27 für 2024 weiterhin hoch, 2025 könnte es dank der Aussicht auf weiter steigende Gewinne bei moderaten 18 liegen. Und das wäre dann für eine Wachstumsbranche schon ein erstaunlich seriös-niedriger Wert. Trotz der geschäftlichen Erfolge hat allerdings auch die SFC-Energy-Aktie in den letzten drei Jahren unter der Korrektur am Wasserstoffmarkt gelitten, der Kurs schwankt seit 2021 stark. Die Aktie ist nur für Anlegerinnen und Anleger mit erhöhtem Risikobewusstsein eine Option. Für defensive Investoren eignet sie sich nicht.
In der neuen Zentrale des internationalen Anbieters von Elektrolysetechnologie Thyssenkrupp Nucera in Dortmund entstehen 560 neue Arbeitsplätze, Quelle: Thyssenkrupp Nucera
Thyssenkrupp Nucera im Sinkflug
Der Dortmunder Wasserstoffkonzern Thyssenkrupp Nucera ist im Vergleich zu SFC Energy ein Riese: Allein im dritten Quartal seines Geschäftsjahres 2023/2024 (April bis Juni) hat er über eine Viertelmilliarde Euro Umsatz erzielt – mehr als erwartet. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) sank im Vergleich zum Vorjahr hingegen von 7 auf nur noch 1 Mio. Euro. Insgesamt dürfte der Jahresumsatz bei 800 bis 900 Mio. Euro liegen. Davon sollen 500 bis 550 Mio. Euro mit der alkalischen Wasserelektrolyse (AWE) erwirtschaftet werden. Das EBIT wird laut Konzern voraussichtlich „im negativen mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich“ liegen.
Das Unternehmen leidet unter Verzögerungen neuer Projekte auf Kundenseite. Seit ihrem Börsenstart im Juli 2023 hat die Aktie deutlich an Wert verloren, der Kursverlauf zeigt im Schnitt kräftig nach unten. Nucera bleibt daher ein hochriskantes Investment. Nachhaltigen Anlegerinnen und Anlegern kann außerdem die Beteiligung des Konzerns am NEOM-Projekt in Saudi-Arabien Bauchschmerzen bereiten. Hierbei handelt es sich um eine futuristische Stadt, die in der Wüste im Nordwesten Saudi-Arabiens entsteht und international oft in der Kritik steht.
Fazit
H2-Aktien bleiben spekulative Investments. Verlässliche Einstiegschancen bieten vor allem die Gasekonzerne Linde und Air Liquide, deren Geschäft nicht von Wasserstoff abhängig ist. Bei den spekulativen Werten kommen Bloom Energy und SFC Energy geschäftlich deutlich voran – SFC schreibt bereits schwarze Zahlen, Bloom Energy könnte dies im aktuellen Geschäftsjahr schaffen. Die Risiken bleiben hier trotzdem hoch.
Die Aktien von Thyssenkrupp Nucera und Enapter sollte man im Auge behalten. Aktuell allerdings sind diese Papiere noch eher Wetten als Investments. Ehemalige Branchenlieblinge wie Plug Power, Ballard Power oder Nel haben die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen können, deutliche Kurseinbrüche waren die Folge. Hier scheint auch eine Wette aktuell wenig attraktiv.
Selbst sehr risikobereite Anlegerinnen und Anleger sollten, wenn sie eine Wette auf Wasserstoff eingehen wollen, eher einen Wasserstoff-Fonds oder -ETF ins Auge fassen, um ihr Investment zumindest etwas zu streuen. Und für alle H2-Werte außer Linde und Air Liquide gilt: Setzen Sie im H2-Markt grundsätzlich nur Geld ein, auf das Sie vollständig verzichten können. Unerwartetes kann jederzeit kommen – und Verluste muss man verkraften können, wenn man hier investiert.
Autor dieses Beitrags ist Jörg Weber, Gründer und Chefredakteur von ECOreporter.de. Die Internet-Publikation berichtet seit 25 Jahren ausschließlich über nachhaltige Geldanlagen. ECOreporter finanziert sich durch Abonnements der Lesenden und ist daher unabhängig von Werbeeinnahmen u. Ä. ECOreporter testet nachhaltige Fonds, ETFs, Banken, Anleihen, Genussrechte und anderes und analysiert nachhaltige Aktien. Konkrete Ratschläge und Warnungen zeigen den Lesenden, wo sie ihr Geld sinnvoll investieren können.
Jeder Anleger sollte sich bei der Investition in Aktien immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bewusst sein und auch an eine sinnvolle Risikostreuung denken. Diese Analyse stellt keine Kaufempfehlung dar.
Autor: Jörg Weber, ECOreporter