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Beitrag von Jorgo Chatzimarkakis

24. September 2024

Titelbild: Jorgo Chatzimarkakis

Bildquelle: Hydrogen Europe

Der Green Deal ist sicher

Aber es muss noch an Stellschrauben gedreht werden

In ihrer letzten Legislaturperiode hat sich die EU mit dem Green Deal auf die Netto-Null-Dekarbonisierung bis 2050 verständigt – als erster Kontinent überhaupt. Dies ist ein mutiger und notwendiger Schritt. Dabei spielt Wasserstoff eine bedeutende Rolle. Die neue EU-Kommission darf dieses Momentum nicht verlieren, denn Langsamkeit und Klein-Klein könnten die Ziele des Green Deals gefährden. Um dem entgegenzutreten, hilft ein Blick in die Berichte des Europäischen Rechnungshofes.

„Die EU-Prüfer sehen Klima- und Energieziele gefährdet.“ So titelte der Europäische Rechnungshof im Juni 2023 selbst (s. S. 10). Der Grund: Die bisherigen Klimaschutzmaßnahmen reichten nicht aus. Dennoch schneide die EU im weltweiten Vergleich bei der Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen gut ab. Laut den EU-Prüfern fehlt es für Verbesserungen der Maßnahmen unter anderem an Kapital.

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Sonderbericht soll als Fahrplan dienen
Im Juli 2024 stellte der Europäische Rechnungshof hinsichtlich des Einsatzes von Wasserstoff wieder die Kapitalfrage in den Raum: „Der Aufbau einer EU-Wasserstoffindustrie erfordert massive öffentliche und private Investitionen.“
Überregulierung und Diskriminierung von Wasserstoff gegenüber erneuerbaren Energien sind nur zwei Gründe, warum private Investoren nicht in dem Ausmaß in H2-Projekte investieren, wie sie es eigentlich möchten. Dies wiederum hindert verarbeitende Unternehmen, die Wasserstoff als Ersatz von fossilen Energieträgern sehen, daran, ihre Produktion mithilfe von Wasserstoff zu realisieren. Ein Teufelskreis.

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Um diesen zu durchbrechen, muss die EU-Kommission präzise Marktanreize für die Erzeugung und Nutzung von Wasserstoff etablieren – zum Beispiel in Form von Subventionen, die hochgefahren werden müssen. Denn diese sind für die frühe Einführung neuer Technologien essenziell. Subventionen regen nämlich Innovationen und schließlich private Investitionen an. Sie führen letztlich zu einer wettbewerbsfähigen und nachhaltigen H2-Wirtschaft.

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Das sehen die EU-Prüfer auch so. Deshalb sollte die EU-Kommission die Forderungen und Empfehlungen des Sonderberichts Wasserstoff als Fahrplan für ihre neue Legislaturperiode nutzen. Denn insgesamt loben ebenso die Prüfer den Einsatz von Wasserstoff im Rahmen des Green Deals.

Die Kommission hat also die richtigen Voraussetzungen für die Etablierung eines H2-Marktes geschaffen. Es gilt aber, an den erwähnten Stellschrauben, wie fehlende präzise Marktanreize, zu drehen.

E-Fuel erst einmal in Schiff- und Luftfahrt etablieren
Wird das Verbrenner-Aus doch nicht kommen? Nach der Europawahl werden Stimmen laut, dieses Aus zu kippen. Rückblick: Die letzte EU-Kommission beschloss, dass ab 2035 keine Autos mit Verbrennungsmotor zugelassen werden dürfen. Elektrofahrzeuge sollen also Benziner und Diesel ersetzen. Kritiker des Verbrenner-Aus‘ argumentieren, dass unter anderem ausreichende Ladeinfrastruktur fehle, die Produktion der Akkus in China stattfinde und auch die Ressourcen aus dem Reich der Mitte stammten.

Ebenso sollte erwähnt werden, dass das Geschäft mit den nötigen Rohstoffen ein dreckiges ist und Akkus schwer zu recyceln sind. Im April 2024 äußerte auch der Europäische Rechnungshof Zweifel am Verbrenner-Aus.

Mit der Diskussion um das Aus rücken E-Fuels auf Basis von Wasserstoff in den Fokus. Diese sind für die Schiff- und Luftfahrt essenziell. Wenn sich diese synthetischen Kraftstoffe dort etabliert haben und die Wirtschaftlichkeit gegeben ist, spricht nichts dagegen, dass E-Fuels auch im Individualverkehr zum Einsatz kommen.

Dahingehend kommt Unterstützung vom Verband der Automobilindustrie (VDA). Dieser fordert einen Verkaufsstopp für Benzin und Diesel ab 2045. Als Ersatz für die fossilen Kraftstoffe sollen E-Fuels dienen – neben E-Autos. Der VDA plädiert also für eine Technologieoffenheit.

Auf diese sollte sich auch die EU-Kommission fokussieren. Denn das gemeinsame Ziel ist es, die Gesellschaft und Wirtschaft zu dekarbonisieren. Deshalb sollte keine Ausschließeritis für die eine oder andere Technologie betrieben werden – nicht nur hinsichtlich der Mobilität, sondern auch hinsichtlich aller relevanten Klimaschutzmaßnahmen.

Autor: Jorgo Chatzimarkakis, Hydrogen Europe, Brüssel

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