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Beitrag von Sven Geitmann

26. Februar 2014

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Europa: Eldorado für erneuerbare Energien und Energiespeicher

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Interview mit Mark Schiller, Vizepräsident von Proton OnSite (Quelle: Proton OnSite)


In Japan stehen bereits 50.000 Brennstoffzellenheizgeräte, und in Kalifornien fahren schon Wasserstoffautos – und was passiert hier? Entwickelt sich Deutschland zu einem Leitmarkt oder doch eher zu einem „late follower“? Ganz schlecht kann es um die Entwicklung der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik in der Bundesrepublik nicht stehen, denn aus dem Ausland hört man häufig, dass wir von dort aus betrachtet recht weit vorne liegen. Um mehr darüber zu erfahren, sprach HZwei mit Mark Schiller, dem Vizepräsidenten für Geschäftsfeldentwicklung von Proton OnSite, der mit seinem Unternehmen aus Connecticut nahe New York verstärkt nach Europa drängt.
HZwei: Sehr geehrter Herr Schiller, stimmt es, dass Proton OnSite über die Hälfte seines Umsatzes außerhalb der eigenen Landesgrenzen macht?
Schiller: Wir sind sehr stark fokussiert auf den Weltmarkt. Wir machen ungefähr 60 Prozent unserer Geschäfte – sogar etwas mehr – international und wir haben ein großes Augenmerk auf Europa. Wir haben bereits viele Systeme nach Europa verkauft, insbesondere nach Deutschland, Schweiz, Österreich und auch in die ehemaligen Ostblockländer.
HZwei: Wieso schauen Sie derzeit insbesondere nach Europa?
Schiller: Europa ist ein Fokus für uns, weil wir festgestellt haben, dass der europäische Markt für Power-to-Gas und für die Speicherung erneuerbarer Energien sehr schnell wächst, und wir sind überzeugt, dass wir die richtigen Produkte für diese Art Markt haben. Wenn man nur mal schaut, was hier innerhalb der vergangenen zwei Jahre in der Industrie passiert ist, bestätigt sich unser Konzept, weil sich viele Elektrolyseurfirmen jetzt in der gleichen Technologie engagieren, in der Proton OnSite bereits seit Jahren aktiv ist.
HZwei: Haben Sie denn keine Befürchtungen, dass Sie von diesen Firmen überflügelt werden?
Schiller: Die größte Herausforderung für Elektrolyseurhersteller ist, die Produkte so zu konstruieren, dass sie für den Energiespeichermarkt ausreichend groß skaliert werden können. Wir glauben, dass wir hierfür die besten Voraussetzungen haben, weil wir schon an der PEM-Technologie arbeiten, seit wir im Jahr 1996 mit unserer Firma gestartet sind. Demgegenüber müssen andere Firmen, die sich zuvor mit alkalischen Elektrolyseuren beschäftigt haben, hier noch viel lernen, bevor sie halbwegs alles verstehen. Außerdem ist Proton das einzige profitabel wirtschaftende Elektrolyseurunternehmen.
HZwei: Wie sieht denn Ihre mittelfristige Planung aus?
Schiller: Ausschlaggebend für den Energiespeichermarkt ist, wie viel Megawatt an Leistung eine Anlage als Input aufnehmen kann. Alle Elektrolyseurhersteller – inklusive Proton – entwickeln derzeit große Elektrolyseeinheiten. So wird Proton OnSite Ende 2014 einen 2-MW-Elektrolyseur fertig stellen. Was wir außerdem für 2014 anvisieren, ist ein Output von 20 bis 30 MW in verschiedenen Energiespeicherprojekten und die anschließende Verdoppelung beziehungsweise Verdreifachung in den Jahren 2017/2018.
HZwei: Wird es mehr Details darüber auf der Hannover Messe geben, auf der Sie ja auch bereits in der Vergangenheit ausgestellt haben?
Schiller: Ja, wir werden auch wieder in Hannover mit dabei sein und dort gemeinsam mit einem unserer strategischen Partner ausstellen. Die Standfläche werden wir gegenüber 2013 vergrößern. Wir werden darüber hinaus unsere Aktivitäten in Europa in den nächsten Jahren verstärken, auch auf Konferenzen und so weiter. So wollen wir hier auch eine eigene Fertigung aufbauen.
HZwei: Sie rechnen sich also gute Chancen hier auf dem europäischen Markt aus, ja?
Schiller: Wir gehen davon aus, dass unsere Technik die beste Wahl zur Energiespeicherung ist, und wir nehmen eine Führungsposition in der PEM-Technik ein. Ich glaube, der Markt beginnt das zu verstehen. Personen kommen hier zu uns in die USA und schauen sich an, wie wir das machen. Sie realisieren, was wir und wie wir es hier machen. Deswegen suchen wir auch nach Wegen, in Europa zu expandieren – mit dem Vertrieb und auch mit der Fertigung. Sie werden also Proton OnSite in Zukunft immer häufiger auch in Europa sehen.
HZwei: Ist die PEM-Elektrolysetechnik mittlerweile im wirtschaftlichen Bereich angekommen?
Schiller: Wenn wir darüber reden, Wind- oder Solarenergie mit Elektrolyse zu kombinieren, dann wird der Elektrolyseur nicht der teure Teil solch eines Projektes sein. Wenn wir über den Preis pro Kilowatt sprechen, ist Elektrolyse ein sehr kostengünstiger Weg, um Energie zu speichern. Hier gibt es Personen, die davon ausgehen, dass alkalische Elektrolyseure kostengünstiger als PEM-Elektrolyseure sind – das sehe ich aber anders: Ich denke, dass PEM-Systeme bei der Betrachtung der Lebenszykluskosten gewinnen. Bei den Investitionskosten liegen PEM-Elektrolyseure vielleicht gleich auf, aber bei den Wartungskosten über die Lebensdauer eines Systems, da ist ein PEM-System sehr viel besser als ein alkalisches.
Der wesentliche Punkt dabei ist, wie der Wertstrom – der „value stream“ – ist. Da ist gerade eine Diskussion im Gange, auch mit unseren Wettbewerbern, über die richtige Nutzung von Wasserstoff. Es gibt einige Unternehmen, die stark an Power-to-Gas glauben. Da ist sich Proton OnSite noch nicht so sicher, weil dies ein sehr, sehr geringer Wertstrom für Wasserstoff ist. Es gibt sehr viel sinnvollere Wege, als einfach nur den Wasserstoff in eine Pipeline einzuspeisen, beispielsweise die H2-Betankung von Fahrzeugen oder die Beimischung von Wasserstoff in Biogasanlagen, um die Methanerzeugung zu verbessern. Es gibt also noch jede Menge Diskussionsbedarf, was der beste Weg ist. Aber von der Wasserstoffseite her betrachtet, ist Elektrolyse eine sehr, sehr gute Lösung zur Speicherung von erneuerbarer Energie.

3 Kommentare

  1. Langer

    Ich frage mich, welchen Strom man in den 70gern in Form von Wasserstoff hätte speichern wollen?
    Auch ein Anteil von 25% erneuerbarer Energien am Strommix heute macht das nicht erforderlich, aber wer weiß was in Zukunft noch kommen mag… Und Wasserstoff in in ein Produkt zu wandeln, dass dann mit dem Erdgaspreis konkurrieren muss, ist für mich kein Business-Case, noch nicht.

  2. Achim Behrenwaldt

    Das Interview macht deutlich, dass wir von PtG als Stromspeicher noch meilenweit entfernt sind, denn das ist nicht nur eine Frage der Kosten (wer bezahlt das zusätzlich zum Strompreis), sondern auch der Kapazität ! Was sind da schon 30 MW, wenn es darum geht, den überschüssigen Strom eines Offshore-Windparks in H2 umzuwandlen, um ihn in einer unterirdischen Kaverne bunkern zu können ? Ob sich der Wasserstoff an Tankstellen oder an die Industrie verkaufen lässt, ist eine Frage des Preises ! Mit Ökostrom wird das sicherlich nicht möglich sein, denn der ist schon ohne Umwandlung zu teuer ! Vielleicht werden wir das mal mit Hochtemperaturreaktoren schaffen, die Wasser ohne den Einsatz von Strom und Biomasse direkt (chemisch) in Wasserstoff und Sauerstoff spalten.

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