Nachdem bereits tagelang gemutmaßt wurde, dass bei Daimler eine erneute Verzögerung bei der Einführung von Brennstoffzellenautos gibt, ist es seit Montag offiziell: Die Kommerzialisierung von Wasserstofffahrzeugen soll nicht wie ursprünglich angekündigt 2014 erfolgen sondern 2017. Verpackt wurde diese Verschiebung in der Mitteilung, dass die Stuttgarter „eine strategische Kooperation mit Renault-Nissan und Ford“ eingehen, von der „mehr Schub für die Brennstoffzellentechnologie“ erwartet wird. Diese „Allianz zur gemeinsamen Entwicklung eines Brennstoffzellensystems“ soll nach Unternehmensangaben dazu führen, dass „eine beschleunigte Marktverfügbarkeit“ bei gleichzeitiger Senkung der Investitionskosten erreicht wird.
Die eigentliche Meldung, dass die Daimler AG es nicht alleine schafft, bis 2014 oder 2015 BZ-Autos kommerziell verfügbar zu machen, wurde von der Kommunikationsabteilung schön verpackt. Anstatt auf konkrete Verzögerungsgründe einzugehen, sprachen die drei Automobilisten von „großflächiger Markteinführung“, von „weltweit ersten wettbewerbsfähigen Elektrofahrzeugen“, von „einzigartiger Zusammenarbeit“ und einer „hohen Signalwirkung in Richtung Zulieferer, Politik und Industrie und für den weltweiten Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur“. Raj Nair, Vize-Präsident bei Ford, sagte: „Durch diese Zusammenarbeit wird diese Technologie noch schneller auf dem Markt für alle Kunden zu wettbewerbsfähigen Preisen verfügbar sein.“
Gemäß der gemeinsam veröffentlichten Pressemeldung sollen alle drei Autobauer in dieser neuen Allianz gleichberechtigt sein, sowohl hinsichtlich der Investitionen als auch bei der Verwertung. Ihr Ziel ist, zusammen einen BZ-Stack inklusive der benötigten Peripherie zu entwickeln. Basieren wird das BZ-System höchstwahrscheinlich auf der Daimler-Technologie, die ursprünglich vom kanadischen Stack-Hersteller Ballard entwickelt wurde und an der auch bereits Ford durch frühere Kooperationen beteiligt war. Die jeweiligen Arbeiten erfolgen an verschiedenen Standorten auf drei Kontinenten. Teil dieser Arbeit wird unter anderem die Festlegung internationaler Standards sein, nach denen sich dann eventuell auch andere Anbieter, die alleine weniger Einflussmöglichkeiten haben, richten müssen.
„Elektrofahrzeuge mit Brennstoffzelle sind, ergänzend zu heutigen batterie-elektrischen Fahrzeugen, der nächste logische Schritt für unsere Branche in Richtung nachhaltiger Mobilität“, sagte Mitsuhiko Yamashita, Vorstandmitglied von Nissan. Wie die Automobilwoche berichtete haben die Japaner bereits seit Längerem den Bau eines eigenen Kompaktmodells für die Luxusmarke Infiniti mit Daimler vereinbart. Die Orientierung in Richtung größerer Fahrzeugklassen entspricht ganz dem Konzept von Daimler und Renault-Nissan, nach dem Brennstoffzellen eher für größere Pkw-Modelle geeignet sind, der reine Batteriebetrieb demgegenüber mehr auf Kleinwagen abziele.
Daimler-Chef Dieter Zetsche schob den schwarzen Peter für die verspätete Markteinführung wieder mal den fehlenden Tankstellen zu. Gegenüber den Stuttgarter Nachrichten sagte er: „Es genügt nicht, ein funktionsfähiges Fahrzeug zu haben, wenn die Infrastruktur lückenhaft ist.“ Dabei hatte Daimler zuletzt noch selbst hoffnungsfroh die Deadline von 2015 auf 2014 trotz dieser angeblichen Versorgungslücken vorgezogen.
Eine US-amerikanische Studie des Beratungsunternehmens Lux Research stellte passend dazu fest, dass die Investitionskosten für Brennstoffzellen zu hoch seien, so dass diese Technik zunächst vorrangig auf Nischenanwendungen beschränkt bleiben werde. Hyundai meldete demgegenüber Anfang dieses Jahres, dass der serienmäßige Bau seines Brennstoffzellenautos, des ix35 FCEV, noch im Januar 2013 in Angriff genommen wird. Die Koreaner planen, bis 2015 rund 1.000 Modelle zu produzieren.
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