Interview mit Dagmar Fehler, NOW-Geschäftsführerin
Seit September 2024 hat die Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW) GmbH mit Dagmar Fehler eine neue Sprecherin der Geschäftsführung. Relativ unvermittelt musste ihr Vorgänger, Kurt-Christoph von Knobelsdorff, seinen Hut nehmen. Bis Sommer 2025 soll die NOW jetzt auch komplett neue Strukturen erhalten. Zwei gute Gründe für HZwei, um mit Dagmar Fehler persönlich zu reden.
HZwei: Sehr geehrte Frau Fehler, von außen betrachtet wirkte es, als wenn Sie recht unverhofft zu Ihrem neuen Posten gekommen sind. Kam diese „Beförderung“ für Sie im vergangenen Herbst überraschend?
Fehler: Das mag von außen so gewirkt haben, ich habe die Herausforderung aber sehr gerne angenommen. Die NOW ist ein einzigartiger Thinktank mit tollen Kolleginnen und Kollegen. Hier sind alle hochmotiviert, dabei zu helfen, den Verkehrssektor insgesamt klimafreundlicher zu machen. Und ich bin es auch.
Wie gestaltete sich denn die Zusammenarbeit mit dem bisherigen Geschäftsführer Kurt-Christoph von Knobelsdorff? Kamen Sie gut mit ihm klar?
Wir haben sehr gut miteinander gearbeitet und auch gemeinsame Erfolge erzielt. Ich schätze sein Engagement für die Sache.
Einige vermuten ja hinter seinem plötzlichen Abgang eine Verbindung zur „Bonhoff-Affäre“, in deren Rahmen ja auch mal der Name von Knobelsdorff gefallen ist. Gibt es da einen Zusammenhang?
Ich wüsste von keinem. Vielmehr ist es so, dass aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgerichts zum Klima-Transformations-Fonds (KTF) vom November 2023 Fördermittel gekürzt wurden, was ganz erhebliche Auswirkungen auf die Aufgaben der NOW GmbH hatte. Da wir als Programmgesellschaft gegründet wurden, mussten organisatorische Anpassungen entwickelt werden. Eine davon war, dass die NOW ihr Profil schärft. Der personelle Wechsel an der Spitze ist ein sichtbares Zeichen dieses Prozesses.
Verstehe, bitte schildern Sie uns doch mal kurz, was Sie bisher bei der NOW gemacht haben.
Ich war Co-Leiterin der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur und habe diese mitaufgebaut. Ich bringe über 20 Jahre Erfahrung in der Geschäftsprozess- und Organisationsentwicklung mit, gepaart mit dem Thema Digitalisierung, Daten und Informationen.
Wir arbeiten in der NOW an vielen Mobilitätsthemen und wir arbeiten sehr gut teamübergreifend zusammen. Darum sind mir auch die Themen Wasserstoff und Brennstoffzelle nicht fremd. Und wenn ich Detailfragen habe, so gibt es viele ausgezeichnete Expertinnen und Experten um mich herum, die mir kritisch und unabhängig weiterhelfen.
Was für einen Bezug haben Sie denn zu den Themen Wasserstoff und Brennstoffzellen?
Wasserstoff und Brennstoffzellen sind für mich ein Baustein, um die Klimaziele im Verkehr, aber auch in anderen Sektoren erreichen zu können. Ohne diesen Baustein wird das nicht funktionieren.
Noch heißt Ihr Arbeitgeber Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie. Ursprünglich war die NOW nur für das Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie zuständig. Über die Jahre kamen viele andere Themenbereiche hinzu: Elektromobilität, Ladeinfrastruktur, Kraftstoffstrategie usw. Wie sehen Sie inzwischen die Gewichtung? Wie viel Anteil hatte zuletzt der H2– und BZ-Sektor?
Die Gewichtung der einzelnen Bereiche hat sich im Laufe der Zeit geändert, weil sie unterschiedlich stark gewachsen sind. Das war abhängig von den gesellschaftlichen und politischen Prioritäten sowie den Zielen beziehungsweise den Möglichkeiten der Bundesregierung. Auch in diesem Zusammenhang spielt das KTF-Urteil 2023 eine Rolle. Der Wasserstoff- und Brennstoffzellensektor bleibt ein zentraler Bestandteil der Arbeit der NOW GmbH, insbesondere im Hinblick auf die Umsetzung der nationalen Wasserstoffstrategie im Verkehr, den Aufbau einer Wasserstoffbetankungsinfrastruktur und die Entwicklung einer starken Zulieferlandschaft in Deutschland.
Da erscheint es verständlich, dass sich die NOW neu strukturiert und vielleicht auch umbenennt – auch wenn das viele Akteure der H2– und BZ-Community ungerne eingestehen. Geben Sie uns doch bitte mal einen Einblick, auf was wir uns gefasst machen dürfen.
Wir bleiben weiterhin eine zentrale Anlaufstelle auf Bundesebene für den Klimaschutz in der Mobilität. Die politische Priorität liegt zukünftig jedoch stärker auf batterieelektrischer Mobilität und vor allem auf dem Ausbau der Ladeinfrastruktur. Unser Gesellschafter wünscht sich dennoch, dass wir weitere Technologien für Klimaschutz im Verkehr bei allen Verkehrsträgern in ihrer Entwicklung begleiten. Wir verstehen uns als Dienstleister der Bundesregierung und wollen diese bestmöglich in ihren mobilitätsorientierten Vorhaben unterstützen. Dies wollen wir digital und datengetrieben machen, um noch verlässlichere Entscheidungsgrundlagen zur Verfügung zu stellen. Wir werden weiterhin mit unserer Expertise zur Verfügung stehen und unterstützen.
Heißt das, dass die Bedeutung von Wasserstoff und Brennstoffzellen heruntergeschraubt wird?
Ich stelle die Technologien nicht gegeneinander. Es wird nicht ohne Wasserstoff und erneuerbare Kraftstoffe gehen.
Was bedeutet das konkret? Seit Monaten verstärkt sich der Eindruck, dass Elektromobilität und Ladeinfrastruktur auch finanziell immer stärker gefördert werden, Wasserstoffmobilität hingegen kaum bis gar keine Unterstützung mehr bekommt.
Auch bei der Elektromobilität und sämtlichen anderen Bereichen, die für den Verkehr relevant sind, gab es schmerzhafte Kürzungen. Das betrifft keinesfalls allein die Wasserstoffmobilität.
Der derzeit noch im Amt befindliche Bundesverkehrsminister Volker Wissing machte ja keinen Hehl daraus, dass er Wasserstoff lediglich als Hilfsmittel für E-Fuels ansieht, ansonsten davon aber nicht viel hält. Was erhoffen Sie sich von einem neuen Verkehrsminister, egal welcher Partei dieser dann angehört?
Die Einschätzung, dass Bundesminister Wissing von Wasserstoff nichts hält, teile ich nicht. Im Rahmen der Technologieoffenheit hat die Industrie für sich technologische Prioritäten gesetzt. Basis dafür sind die Produktionspläne für Pkw und Lkw, die uns dank der Cleanroom-Gespräche bekannt sind. Die kommende Leitung des Bundesverkehrsministeriums muss dafür den notwendigen Hochlauf der Infrastrukturen sicherstellen und auch den Fahrzeughochlauf im Blick haben. Heißt: an die erfolgreichen Vorarbeiten des BMDV anknüpfen und die Beschleunigung fortsetzen.
In welcher Art sollte denn Ihrer Meinung nach die NOW umstrukturiert werden? Bis zum Sommer 2025 sollte sie ja – so die ursprüngliche Planung – einen neuen Namen sowie ein neues Konzept bekommen. Halten Sie an diesem Zeitplan trotz der vorgezogenen Bundestagswahl fest?
Wir halten daran fest – auch weil wir unseren Kolleginnen und Kollegen sowie all unseren Stakeholdern Sicherheit und Verlässlichkeit schuldig sind.
Werden Sie dann noch weiter dabei bleiben oder besetzen Sie den Posten jetzt nur kommissarisch? Wie man hört, soll es eine Ausschreibung geben. Werden Sie sich dann dafür auch bewerben?
Ich arbeite sehr gerne für die NOW. Die Sache erfordert, dass auch schwierige Entscheidungen getroffen werden müssen, aber ich kann diese mit dem Leitungsteam und unserem Betriebsrat gemeinsam gestalten. Das möchte ich sehr gerne weiter so machen.
Was ist denn Ihre Hoffnung, bis wann es mehr Klarheit geben könnte, wie es mit der ehemaligen NOW weitergeht?
Warum denn ehemaligen? Wir sind bis Ende 2026 mit allen Themenfeldern weiterbauftragt. Der Gesellschafter möchte uns einen neuen Namen geben, der der Gleichwertigkeit der Technologien stärker Rechnung trägt. Eine Entscheidung dazu erwarten wir in den nächsten Monaten.
HZwei: Herzlichen Dank für Ihre Zeit.
Interviewer: Sven Geitmann
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