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Beitrag von Sven Geitmann

15. Juli 2024

Titelbild: Benjamin Low

Bildquelle: STEP

Mehr Nachhaltigkeit im Messebetrieb

Interview mit Benjamin Low, STEP-Gründer

Messen sind ein kurzlebiges Geschäft: viel Aufwand für wenige Stunden, viel Energie, um für eine kurze Zeit zu glänzen, viel Material, das danach entsorgt wird. Insbesondere wenn es dort um nachhaltige Themen, um erneuerbare Energien und Wasserstoff geht, wirkt es häufig inkonsequent, so viele Ressourcen zu verbrauchen, obwohl es doch eigentlich um Ressourcenschonung gehen soll. Um diesen Widerspruch zu thematisieren und – wenn möglich – Abhilfe zu schaffen, hat Benjamin Low Sustainable Trade Events Partnership (STEP) gegründet.

HZwei: Herr Low, Sie haben jahrelange Erfahrung im Messebetrieb, wissen also genau, wie material- und energieintensiv solche Ausstellungen sind. Was war für Sie der Grund, quasi die „Fronten zu wechseln“?

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Low: (lacht) Die Fronten gewechselt habe ich noch nicht, aber genau weil ich die Herausforderungen hier kenne und nach wie vor in der Messebranche aktiv bin, hatte ich das Gefühl, ich könnte etwas Positives bewirken. Alle Industrien haben die Herausforderung vor sich, sich auf den Weg zur „Klimaneutralität“ zu machen, und der Weg ist noch lang. Ich bin der Überzeugung, dass man, wenn man Teil einer Branche ist, viel effektiver etwas bewirken kann, weil man die Herausforderungen nicht von außen betrachtet, und ganz anders mit den Leuten reden kann.

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HZwei: Kann man also eher sagen, dass Sie die Messebranche transformieren wollen?

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Low: Die Messebranche ist eine riesige Industrie mit vielen Stakeholdern. Von daher scheue ich mich ein bisschen zu sagen, dass wir die komplette Branche transformieren können, aber wir wollen auf jeden Fall Aufmerksamkeit auf das Thema lenken sowie Abhilfe schaffen. Für die erste Zeit haben wir die Energiemessen in Deutschland und Europa ins Visier genommen, da wir hier sehr gute Kontakte haben und Vertrauen genießen, aber natürlich auch, da das Thema Nachhaltigkeit als Messethema hier eine immer wichtige Rolle spielt. Es ist von daher nur konsequent und authentisch, dass die Messen dies beim Messebetrieb und -bau widerspiegeln.

HZwei: Worum geht es genau – in wenigen Worten?

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Low: STEP wurde von mir zusammen mit dem weltweit etablierten Marktforschungs- und Zertifizierungsinstitut EUPD Research ins Leben gerufen, um eine gemeinsame Plattform für Messeveranstalter, Aussteller, Verbände und Medien zu schaffen, die sich aktiv für klimaneutrale und abfallfreie Messen und Kongresse einsetzen möchten. Wir sagen, dass STEP das Dach für die drei Säulen unserer Arbeit ist: die Messeveranstalter, Aussteller und Dienstleister. Das Fundament der drei STEP-Säulen ist dann die Zertifizierung und Auszeichnung. Hier werden mit den beteiligten Stakeholder-Gruppen Evaluationsstandards entwickelt, welche die Basis bilden, um die Leuchttürme der nachhaltigen Messebranche zu zertifizieren und auszuzeichnen.

HZwei: Aber wie wird denn daraus ein Geschäftsmodell?

Low: Geschäft stand und steht nicht im Vordergrund, aber wir müssen uns auf jeden Fall refinanzieren, da es sonst keinen Sinn ergibt, so viel Zeit und Energie in das Projekt reinzustecken. Deswegen bieten wir für Aussteller und Messeveranstalter Mitgliedschaften und Beratungen an und in Ergänzung Zertifizierungen für nachhaltige Vorreiter und Dienstleistungen. Hier ist die über 20-jährige Erfahrung der EUPD Research extrem wertvoll.

HZwei: In München auf der „The smarter E“ sammeln Sie derzeit erste Erfahrungen. Wie läuft es an?

Low: Ganz interessant – wir lernen sehr viel! Wir haben zum ersten Mal den Sustainable Exhibitor Award ausgerufen, und es ist spannend zu sehen, wo die Unternehmen bzw. Aussteller stehen. Alle The-smarter-E-Aussteller können an unserer „Sustainable Exhibitor Quick-Check“-Befragung teilnehmen. Nach Erreichung des Mindest-Scores müssen noch Belegdokumente eingereicht werden, um den Prozess abzuschließen. Erfolgreichen Bewerbern werden dann auf der The smarter E die Siegel als „Sustainable Exhibitor“ überreicht. Hier unterscheiden wir noch mal zwischen Silber- und Goldstandard.

HZwei: Was steht als Nächstes an?

Low: Wir sind im Gespräch mit ein paar sehr namhaften Veranstaltern und Messemarken und würden sehr gerne unsere Beratungs- sowie Awards-Leistungen auf anderen Messen und Messeplätzen fortsetzen. Wir sehen die Awards als eine gute Gelegenheit, um auf das Thema aufmerksam zu machen, da man in dem Prozess bereits einen Überblick darüber bekommt, wo man steht und was noch zu tun ist. Bisher haben wir noch keine Wasserstoffmesse im Programm, hoffen aber, das in nächster Zeit ändern zu können.

Interviewer: Sven Geitmann

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