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Beitrag von Sven Jösting

15. Januar 2021

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Kommt es zu einer Gruppenrotation in der Brennstoffzellen-Branche?

Was haben Plug Power und FuelCell Energy mit Ballard Power, Bloom Energy und Nikola Motors gemeinsam? Was unterscheidet sie und welche Rückschlüsse auf die zukünftige Kursperformance an der Börse lassen sich ziehen?

Plug Power konnte kürzlich Kurse von 70 US-$ erreichen und damit eine Bewertung von über 35 Mrd. US-$, wenn man die Beteiligung in Höhe von 1,5 Mrd. US-$ der SK Group (über 50 Mio. neue Aktien als Gegenwert) einbezieht, wie auch die Optionsrechte (Warrants), die an Amazon und Walmart ausgegeben wurden und weiter ausgegeben werden (Milestone-Vesting = Vergabe nach Auftragseingängen). Über 3 Mrd. US-$ an Liquidität sind auf jeden Fall ein Grund für diese Kursbewertung. Ein kürzlich veröffentlichtes Joint Venture mit Renault hat ebenfalls für Kurssprünge gesorgt, plant Plug doch eine Zusammenarbeit, die sich auf Stacks in Transportern wie auch auf Komponenten der ergänzenden Infrastruktur (H2-Produktion wie auch H2-Tankstellen) bezieht.

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Bei FuelCell Energy kam es zu einem Run bis auf 20 US-$ und einer Bewertung in Höhe von über 6 Mrd. US-$. Nun hat der Fachanalyst von JP Morgan beide Aktien als ausreichend bewertet klassifiziert. Während bei Plug ja materielle Gründe wie auch die oben genannten Entwicklungen den Kurs getrieben haben, gab es im Fall FuelCell Energy keine kursbewegenden Gründe für die Kursexplosion. Am 21. Januar kommen die Zahlen, so dass man da mehr an Informationen erhält.

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Nun zum Vergleich: Plug Power bezieht bislang den flüssigen Wasserstoff von Gaseherstellern, kann diesen nun fortan selbst produzieren (United Hydrogen wurde übernommen) und hat via Übernahme eines Unternehmens das Entree´ in die Elektrolyseurherstellung vollzogen. Ballard Power und Bloom behaupten indes, sie beide hätten führende Elektrolysetechnologie, die sie marktfähig machen wollen. Bloom Energy plant sogar, selbst Wasserstoff (grünen, blauen, gelben) zu produzieren und in wenigen Jahren 750 Mio. US-$ und mehr pro Jahr nur hierbei umzusetzen.

Ballard entwickelt sich zudem immer mehr zum Konkurrenten von Plug, da die Kanadier ja auch Stacks für Gabelstapler bauen. Es liegt nah zu erwarten, dass Gabelstaplerhersteller wie Kion (Nr. 2 in der Welt nach Toyota; Still- und Linde-Gabelstapler zählen dazu; über 45 % hält Weichai, die auch größter Einzelaktionär bei Ballard sind) auf Ballard setzen könnten. Dann aber geht es nicht mehr um den Umbau von Gabelstaplern, sondern eine neue Generation von Gabelstaplern, die bereits von vornherein mit Wasserstoff fahren.

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Ballard kann sich viele Wege vorstellen, deren Elektrolyse-Know-how in den Markt zu bringen: neue Unit (Tochterfirma), JV mit anderen oder Kauf eines Unternehmens. Da liegt es nahe, zu erwarten, dass Ballard ebenfalls in die H2-Produktion einsteigen wird, da damit Geld verdient werden kann, da es sich ja um Consumables handelt. Ballard könnte zudem eine Produktion der Stacks in Europa aufbauen.

Was Renault mit Plug macht, könnte ein anderer, großer europäischer Autokonzern mit Ballard machen oder ein OEM. In case würde Ballard dann sicherlich noch viel höher im Kurs notieren.

Bloom Energy und FuelCell Energy sind vergleichbar: Beide bauen BZ-Kraftwerke. Bloom setzt indes vor allem auf netzunabhängige BZ-Kraftwerke und hat wohl einen Auftragsbestand in Höhe von über 4 Mrd. US-$ (Mix aus Hardware, Software und Serviceverträgen); FuelCell kommt auf circa 1,1 Mrd. Auftragsbestand. Beide werden aber gleichermaßen mit circa 6 Mrd. US-$ bewertet. Und bezogen auf Plug Power arbeitet Bloom Energy schon lange mit SK Group zusammen, und man hat Großes vor in Südkorea. Vielleicht beteiligt sich SK Group ebenfalls an Bloom oder gründet ein Joint Venture für Elektrolyseure?

Nikola Motors hat ein eigenes Geschäftsmodell entwickelt, Lkw mit Brennstoffzelle und Batterie auszustatten. Da geht es um die spezielle Software, das Lkw-Design und den Wasserstoff, den man gleich mit anbieten will und die notwendige Infrastruktur parallel dazu entwickelt. Nichts Anderes ist es, was Plug Power und Renault planen, wobei es erst einmal wohl vor allem um Kleintransporter geht und nicht um Lkw. Bei Nikola Motors ist Iveco bzw. die Mutter CNH der Partner. Nun denke ich aber, dass Lkw mit Brennstoffzellen eher die Zukunft gehört. Bei Kleintransportern kann die Batterie eher von Vorteil sein, wobei es natürlich immer auf den Nutzungseinsatz und die Reichweite geht.

Eine Vision von mir bzw. ein Gedankenmodell, was sein könnte bzw. Sinn machen würde (ohne Obligo versteht sich. We all guess):

  1. JV Ballard mit Bosch für Stack-Fabrik in Europa
  2. Ballard und Kion gründen JV für Elektrolyse-Unit (Gabelstapler-Kunden kaufen dann den Wasserstoff direkt) und Stacks für Gabelstapler
  3. Bloom Energy und SK Group gründen JV für Elektrolyse (eigene H2-Produktion)
  4. Siemens Energy oder Bosch beteiligt sich an Bloom Energy für BZ-Kraftwerke
  5. Siemens Energy und Ballard machen JV für Elektrolyse-Stacks (vergl. Ballard und Weichai)
  6. Cummins, Caterpillar u.a. beteiligen sich an Nikola Motors; CNH stockt auf
  7. FiatChrysler baut den Badger für Nikola Motors

Kurzum: Wer sich glücklich schätzen kann, in Plug und FuelCell gutes Geld verdient zu haben oder über sehr hohe Buchgewinne verfügt, könnte sich alternativ vielleicht auch die anderen drei einmal genauer ansehen. Gruppenrotation*?

*: Bei einer Gruppenrotation wechseln Titel oder Unternehmen, die zuvor den anderen hinterhergelaufen sind, an die Spitze – und andersherum.

Risikohinweis

Jeder Anleger muss sich immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bei der Anlage in Aktien bewusst sein und auch eine sinnvolle Risikostreuung bedenken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien sind aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, d. h., es handelt sich nicht um Standardwerte, und ihre Volatilität ist auch wesentlich höher. Es handelt sich bei diesem Bericht nicht um Kaufempfehlungen – ohne Obligo. Alle Angaben beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen, was die Einschätzung angeht, ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, der seinen Fokus auf eine mittel- und langfristige Bewertung und nicht auf einen kurzfristigen Gewinn legt. Der Autor kann im Besitz der hier vorgestellten Aktien sein.

Autor: Sven Jösting, verfasst am 15.01.2021

Kategorien: 2021 | Allgemein

4 Kommentare

  1. _easy

    Powercell Brennstoffzellen sind technologisch den Brennstoffzellen von Ballard und Plug Power überlegen. Es gibt diesbezüglich und auch in wirtschaftlicher Hinsicht keine Veranlassung für Bosch, mit Ballard auf dem Gebiet der Bz zusammenzuarbeiten, da sie ja bereits den S3 Stack von Powercell lizenziert und mit diesen zusammen den Stack mit großen Aufwand zur Serienreife entwickeln und die Massenfertigung in eigenen Werken vorantreiben. Bosch geht davon aus, das der Stack im Jahr 2025 eine überragende Laufleistung von 20.000h bei max. 10% Degradation erreichen, was die Laufleistung der weltweit ebenfalls führenden Stacks von Hyundai sowie von Toyota um das doppelte übertreffen würde.

  2. Sebastian

    Reichlich spekulativ. Warum sollte Ballard mit Bosch zusammenarbeiten? Bosch arbeitet bereits mit powercell zusammen, die hier überhaupt nicht vorkommen.

    • sven jösting

      es handelt sich nur um nordamerikanische BZ/H2-Titel, die verglichen werden und wo es viele Verknüpfungspunkte gibt. Große Unternehmen wie Siemens, Bosch positionieren sich durch JV und Beteiligungen wie auch Lizenzabkommen. Bosch hat sich an powercell beteiligt wie auch an Cerus, wo auch die chinesische Weichai dabei ist, die wiederum ab Ballard beteiligt sind. Linde hat sich an ITM Power beteiligt; Cummings hat Hydrogenics übernommen. ich konzentriere mich auf die Werte/Unternehmen, die ich gut bewerten kann. Letztendlich kann man in vielen investieren, wie auch Nel Asa. Man sollte ich aber konzentrieren, ansonsten ist ein Fonds das bessere Vehicle. Diese Positionierung der Big Player wie Samsung, GE, Siemens, Bosch etc. hat begonnen, und sie alle wollen da vorne dabei sein. Ballard z.B. ist in vielen Bereichen der Stack-Entwicklung ganz weit vorne und Bosch will da als größter KFZ-Zuliederer rein…z.B. für LKW = hier bei Nikola u.a. als Partner. Und es geht um Unternehmensbewertungen, wo alle der Branche stark gestiegen sind, aber einige viel mehr als andere.Bosch ist übrigens auch – da gab es Bericht drüber u.a. FAZ – interessiert, auf netzuanhängige BZ-Kraftwerke zu setzen = da ist wiederum Bloom ganz weit vorne…Sie sehen, es gibt viele Verknüpfungspunkte in diesem grossen Puzzel aber man muss sich konzentrieren auf wenige/einige Titel.

  3. sven jösting

    Ref. Bloom Engery und der Vision: da könnte auch eine GE Interesse haben, sich zu engagieren. Jeff Immelt als ehemaliger GE-Chef ist ja im Vorstand von Bloom und hat in 2020 auf sich aufmerksam gemacht, da er weitere Aktien von Bloom an der Börse erwarb. Alles – in case – reines Gedankenspiel….

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