Hzwei Blogbeitrag

Beitrag von Sven Geitmann

8. Oktober 2014

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Linde startet Serienproduktion von H2-Tankstellen

Linde-Wien

Dr. Wolfgang Büchele (Mitte) eröffnete den neuen Produktionsstandort. (Foto: Wolfgang Voglhuber – VOGUS)


Passend zur Ankündigung von Toyota, in diesem Herbst die Produktion für sein Brennstoffzellenfahrzeug FCV starten zu wollen, hat in diesem Sommer The Linde Group einen entscheidenden Schritt getan, um rechtzeitig eine angemessene Wasserstoffinfrastruktur zur Verfügung stellen zu können: Am 14. Juli 2014 eröffnete der Gasespezialist in Wien im Beisein der österreichischen Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie, Doris Bures, eine Fertigungsanlage für den Bau von H2-Tankstellen.
In seiner Begrüßungsrede sagte Aldo Belloni, Mitglied des Vorstands der Linde AG: „Eine ausreichende Verbreitung von Wasserstofftankstellen ist eine Grundvoraussetzung für den Markterfolg von Brennstoffzellenfahrzeugen.“ Weiter erklärte er, der Aufbau einer Kleinserienfertigung sei hierfür ein entscheidender Schritt (s. auch Interview mit Aldo Belloni im Okt.-Heft der HZwei, S. 24).
Andreas Opfermann, Head of Clean Energy and Innovation Management bei Linde, erklärte anlässlich der Eröffnung: „Das Unternehmen hat vor rund 25 Jahren das Potenzial von Wasserstoff als umweltfreundlicher Kraftstoff erkannt und sich der Weiterentwicklung der entsprechenden Technologien gewidmet.“ Besondere Bedeutung maß er dabei den Verdichtertechnologien zu. Nach Aussage von Opfermann hat insbesondere der ionische Kompressor, der im Anwendungstechnischen Zentrum in Wien entwickelt und konstruiert wurde, den Betankungsprozess mit Wasserstoff wesentlich verbessert.
Aufbauend auf dieser Technologie hat Linde die Fertigungsanlagen in Wien in den vergangenen Monaten und Jahren erneuert und für die Herstellung von Kleinserien erweitert. Im Mittelpunkt steht dabei der ionische Kompressor vom Typ IC 90. Als wesentlicher Vorteil dieser Verdichtertechnologie gilt, dass sie eine zügige Betankung innerhalb von drei Minuten ermöglicht. Dies gestattet die Betankung von bis zu sechs Fahrzeugen pro Stunde. Darüber hinaus gelten ionische Verdichter als sehr viel platzsparender im Vergleich zu konventionellen Kolbenverdichtern und auch als effizienter.
Anders als herkömmliche Kompressoren arbeiten ionische Verdichter mit einer speziellen Flüssigkeit – einem flüssigen Salz. Dieses Salz besitzt die besondere Eigenschaft, sich nicht mit gasförmigem Wasserstoff zu vermischen. Somit kann es das Gas hydraulisch auf Drücke von bis zu 1.000 bar zusammendrücken, ohne dass ein mechanisches Element (z. B. ein Kolben) benötigt wird. Da die Flüssigkeit zudem den Zylinderinnerraum spaltlos abdichtet, treten keinerlei Leckageverluste oder Abdichtungsprobleme auf. Hinzu kommt, dass jeglicher mechanische Verschleiß entfällt, so dass das Aggregat geräuschärmer läuft als mechanische Kompressoren.
Die gesamte benötigte Technik wird in Wien in gängige 14-Fuß-Container montiert, wodurch sie einfach zu transportieren ist und in bereits existierende Tanktechnik integriert werden kann. Sie kann zudem per Ferndiagnose überwacht werden.
Ausgelegt ist die österreichische Fertigungsstätte für den Bau von zunächst 50 Tankstellen pro Jahr. Mit der Produktion wurde bereits begonnen, da ein erster Auftrag über insgesamt 28 Wasserstofftankstellen mit ionischen Verdichtern schon vorliegt: Der japanische Technologiekonzern Iwatani Corp. gab anlässlich der Eröffnungsfeier bekannt, diese auf der Pazifikinsel installieren zu wollen. Die erste Anlage wurde gleich am 18. Juli in der Nähe von Osaka eröffnet. Hierbei handelte es sich um die erste öffentliche kommerzielle H2-Tankstelle in Japan. Akiji Makino, Vorstandsvorsitzender der Iwatani Corp., erklärte: „Iwatani möchte mithilfe der fortschrittlichen Linde-Verdichtertechnologie zur Entwicklung einer wasserstoffbasierten Energieinfrastruktur beitragen.“
Das bayerische Gaseunternehmen erhofft sich durch die Serienfertigung, die Kosten für den Bau von H2-Tankstellen fortan reduzieren zu können. Mussten bis vor wenigen Jahren noch mindestens 1,5 Mio. Euro investiert werden, sind zukünftig nur noch rund 1 Mio. Euro erforderlich.
Die österreichische Bundesverkehrsministerin Doris Bures sagte in Wien: „Die Produktionseröffnung ist für mich in mehrfacher Hinsicht besonders bemerkenswert: Nicht nur, weil diese Kleinserienproduktion die weltweit erste ihrer Art und damit einzigartig ist. Wir sehen hier ein Musterbeispiel, wie Forschung und technologische Entwicklung direkt in die Produktion und die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen münden.“

2 Kommentare

  1. Rudolf Widhalm

    Autofahren ohne Abgase, ohne CO2, ohne Feinstaubbelastung, und sonstigen schädlichen Stoffen. Endlich erwacht man, und fängt an, gegen die Öllobby neue Maßstäbe zu setzen. In der Hoffnung, dass hiermit die Wende gelingt.
    Noch dazu ein paar Arbeitsplätze, welche im High Tech Bereich liegen… und weltweit positives Aufsehen erregen – Herzlichen Glückwunsch

  2. Hans Sandlass

    Gratulation! Endlich der richtige Schritt in die richtige Richtung.
    Bleibt zu hoffen, dass die deutschen Automobilisten nun mit dazu beitragen werden, das Henne-Ei-Problem zu lösen. Ich freue mich auf die direkte Koppelmöglichkeit dieser Containeranlage mit Windenenergie- und Photovoltaikanlagen.

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