Bürger-Votum über den Einsatz von Wasserstoff

Am Vormittag des 16. Mai 2011, zeitgleich zum Auftritt der Nationalen Plattform Elektromobilität im Bundeskanzleramt, haben 16 Bürgerinnen und Bürger in Berlin ein Votum abgegeben, das ihre Haltung zum Thema Wasserstoff widerspiegelt und darüber hinaus Empfehlungen ausspricht, wie mit der Wasserstofftechnik im Rahmen der Energiewende umgegangen werden sollte. Die Teilnehmer der so genannten Bürgerkonferenz überreichten das 22-seitige Gutachten, in dem die Ergebnisse des mehrwöchigen sozialwissenschaftlichen Projektes zusammengefasst sind, im Bundespresseamt an Dirk Inger vom Bundesverkehrsministerium.
Herausgekommen bei dieser so genannten „Methode der partizipativen Technologiefolgenabschätzung“ ist ein Gutachten aus Sicht des informierten Laien. Als Kernaussage wurde festgehalten, dass „Wasserstoff für die Langzeitspeicherung der saisonal produzierten Energieüberschüsse notwendig ist.“ Zudem stellte die Gruppe fest, dass Wasserstoff aus erneuerbaren Energien erzeugt werden müsse, dies sei eine „Grundbedingung für die Einführung des Wasserstoffautos.“ Weitere Grundbedingungen sind, „dass das Wasserstoffauto für die Mehrheit der Bevölkerung bezahlbar sein wird“ und „dem Autofahrer hinsichtlich Haltung, Wartung und Benutzung keine zusätzlichen Kosten erwachsen.“ Darüber hinaus müssten „weitere neue Antriebskonzepte sowie bestehende Antriebe besser genutzt, weiter optimiert und insgesamt eine nachhaltige Produktion von Autos angestrebt werden.“ Zudem „muss eine flächendeckende Tankstelleninfrastruktur neu aufgebaut werden“, wobei geringe Anteile auch direkt ins bereits bestehende Gasnetz eingespeist werden können. Als weitere Möglichkeit wird auch die Methanisierung (Beimengung von CO2 zu H2 zur CH4-Erzeugung) in Erwägung gezogen. „So stünde ein großes Speichervolumen zur Verfügung, aus dem die Energie unterschiedlichen Nutzungen zugeführt werden kann.“
Ganz wesentlich sei außerdem, mehr Akzeptanz zu schaffen, damit „die Technologieeinführung nicht durch eine Ablehnung (wie z.B. durch Verbraucher bei E10) behindert wird.“ Deswegen müsse „die Bevölkerung über Umweltverträglichkeit, Sicherheit, Handhabung und Kosten informiert und für die Veränderung sensibilisiert“ werden. Politik und Medien dürften die Informationsvermittlung „nicht nur der Automobilindustrie und den Energieversorgern überlassen“. Stattdessen müssten „alle Beteiligten in die Entscheidungsprozesse einbezogen“ werden. Konkret heißt es: „Bürger und Verbraucher haben ein Recht auf Information nach dem Prinzip ‚Klarheit und Wahrheit.’“ In Teilen der Bürgergruppe bestand die Befürchtung, dass es (ähnlich wie bei der Energieversorgung) zu einer Aufteilung der Rohstoff- und Absatzmärkte kommen könnte zu Lasten einer freien Preisbildung. Aus diesem Grund wurde gefordert, „den Einfluss vorhandener staatlicher Regulierungsbehörden zu stärken.“
Das abschließende Votum thematisiert allerdings nicht nur Wasserstoff. Es bezieht auch die aktuelle Energiewende sowie künftige Verkehrskonzepte und die Energieversorgung mit ein, da die Bürgerinnen und Bürger die Begrenzung ihrer Arbeit auf das Wasserstoffauto als „zu eng“ empfunden hatten. Die Gruppe hält „eine schnelle Energiewende für unerlässlich“, damit „der CO2-Ausstoß drastisch verringert werden“ kann. Atomenergie wird von der Gruppe nicht als Option gesehen. Sie erwartet stattdessen Effizienzsteigerungen und Einsparungen im Energiesektor. Im Mobilitätssektor sollen neue politische Rahmenbedingungen für mehr Umweltfreundlichkeit und Sozialverträglichkeit sorgen. Darüber hinaus müsste der öffentliche Verkehr gefördert, gleichzeitig aber der Individualverkehr auf dem Land beibehalten und intelligent miteinander vernetzt werden.
Das Prinzip der Bürgerkonferenz orientiert sich an den Konsensus-Konferenzen aus Dänemark. Hierbei werden zufällig ausgewählte Personen eingeladen, sich umfassend mit einer bestimmten Thematik auseinanderzusetzen und sich dazu eine eigene Meinung zu bilden. Diese vom Unabhängigen Institut für Umweltfragen e.V. (UfU) ergebnisoffen organisierte Bürgerkonferenz trug den Titel „Mobil mit Wasserstoff“ und wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und der Nationalen Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW) durchgeführt. Das Ziel war, herauszubekommen, welche Forderungen Bürgerinnen und Bürger an eine sozialverträgliche Realisierung einer Wasserstoffwirtschaft im Mobilitätssektor haben.

MeRegioMobil untersucht vehicle-to-grid-Konzept

MeRegioMobil untersucht vehicle-to-grid-Konzept

Die Batterien von Autos sollen zukünftig als mobile Stromspeicher genutzt werden, um überschüssige Wind- und Solarenergie aus dem Stromnetz aufzunehmen und bei Bedarf wieder ins Netz zurückzuspeisen. Um die Forschungsarbeiten in diesem Bereich im Rahmen des Nationalen Entwicklungsplans Elektromobilität voranzutreiben, wurden 2009 Projektvorschläge innerhalb eines Wettbewerbs gesammelt, aus dem das Firmenkonsortium MeRegioMobil als Sieger hervorging. Vor einem Jahr, im September 2009, startete das für zwei Jahre laufende Forschungsprojekt.
Das Ziel von MeRegioMobil ist, in einem Firmenkonsortium sowohl eine öffentliche Infrastruktur für Elektrofahrzeuge als auch ein dazu passendes, intelligentes Lademanagement zu entwickeln. Dafür wurde zunächst ein Forschungslabor aufgebaut, das den Prototypen eines smart homes (Fertighaus mit 60 m2) mit Energieerzeuger, Verbraucher und Energiespeicher darstellt. Darüber hinaus ist eine Ladestation installiert, um Elektrofahrzeuge als Stromspeicher und -verbraucher in die intelligente Steuerung des Haushaltes aufnehmen zu können. Nach der Laborphase soll in einem großräumig angelegten Feldtest im Raum Karlsruhe, Stuttgart, Kehl untersucht werden, wie die Akkumulatoren von Autos zur Zwischenspeicherung von Strom aus erneuerbaren Energien genutzt werden können.
Bei diesem so genannten vehicle-to-grid-Konzept gibt es derzeit noch viele offene Fragen, wie die Anbindung von E-Autos an Smart-Homes und damit ans Smart-Grid realisiert werden kann. Deswegen suchen die Projektpartner gemeinsam nach Lösungsansätzen, wie beispielsweise „interoperables Abrechnen“ ermöglicht werden kann. Dabei geht es um ein anwenderfreundliches Verfahren, mit dem die Stromkunden der Stadtwerke Karlsruhe im Umland, wo mehrheitlich EnBW als Energieversorger vertreten ist, fahren und laden können. Das Gleiche gilt auch für EnBW-Kunden, die ihr Auto an Ladesäulen der Stadtwerke ankoppeln. Allen soll ermöglicht werden, die Bezahlung am Monatsende bequem per Stromrechnung vornehmen zu können (Roaming-Prinzip).
Es geht hierbei allerdings nicht nur um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit auf regionaler Ebene über Stadtgrenzen hinweg, sondern auch auf nationaler Ebene über Ländergrenzen hinweg. So wird ausdrücklich ein intensiver Informationsaustausch mit Frankreich angestrebt. Ein entsprechendes Demonstrationsprojekt, das als Keimzelle für einen deutsch-französischen Flottentest entlang des Rheins dienen soll, wurde Ende September 2010 gestartet. Das damit einhergehende politische Zeichen ist eindeutig: Elektromobilität kennt keine Grenzen.
An dem zunächst für Deutschland geplanten Feldtest beteiligen sich Opel mit drei und Daimler mit rund 40 E-Autos (voraussichtlich Smart-Modelle). Der Roll-out der Fahrzeuge wie auch die Installation etlicher Ladesäulen sollen bis Dezember 2010 erfolgen. Projektleiter Lars Walch vom Fachbereich Forschung und Innovation der EnBW Energie Baden-Württemberg AG erklärte gegenüber der HZwei-Redaktion: „Die Elektrotechnik der Ladesäulen ist simpel, trotzdem sind sie heute noch sehr teuer, weil es keine geeigneten Werkzeuge für die Massenfertigung gibt.“
Walch sagte weiter: „Die meisten Ladevorgänge werden zu Hause oder beim Arbeitgeber erfolgen.“ Deswegen sollen als Testfahrer vorrangig Hausbesitzer mit eigener Photovoltaikanlage auf dem Dach oder Mikro-Kraft-Wärme-Kopplungsanlage im Keller ausgewählt werden, damit der Strom aus diesen Systemen zur Batterieaufladung der Elektroautos beitragen kann. Dieser Spaß, einer der ersten E-Fahrer in Baden-Württemberg zu sein, kostet allerdings eine Kleinigkeit: Daimler verleast seine Fahrzeuge (smart fortwo electric drive) für 700 Euro im Monat über insgesamt vier Jahre. Dafür liegen die Energiekosten je nach Fahrweise mit 2 bis 4,50 Euro auf 100 Kilometern für Strom unterhalb der Dieselalternative.
MeRegioMobil wird im Forschungsprogramm IKT für Elektromobilität vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) im Rahmen des Konjunkturpakets II gefördert. Projektträger ist das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrtfoschung (DLR). Projektpartner sind Bosch für den Bau der Ladestationen, SAP für die Software-Lösung sowie das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) und die Stadtwerke Karlsruhe.
MeRegio
MeRegioMobil knüpft an das Forschungsprojekt MeRegio (Minimum Emission Region) an, das im Oktober 2008 startete und noch bis 2012 läuft. Bei MeRegio sollen dezentrale Energieerzeuger sowie Energiespeicher und Verbraucher über moderne Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) optimal verknüpft werden, um die CO2-Emissionen zu reduzieren und die Energieeffizienz zu steigern. Es geht dabei um ein „intelligentes Stromnetz“, bei dem eine Steckdose erkennt, wann der Strom besonders günstig ist, und dann die Waschmaschine anschaltet. Der Focus liegt bei diesem Vorhaben auf stationären Anwendungen. MeRegioMobil betrachtet demgegenüber speziell den Fahrzeugsektor und versucht mit Hilfe moderner IT-Technologien Elektromobilität in intelligente Energie- und Verkehrsnetze zu integrieren. Beide Vorhaben werden von EnBW als Konsortialführer geleitet.

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