E-Paketdienst in Berlin

E-Paketdienst in Berlin

Schritt für Schritt werden immer mehr Elektroautos auf die Straße gebracht. So zum Beispiel in der Bundeshauptstadt, wo Ende Januar 2011 insgesamt fünf neue elektrisch betriebene Paketfahrzeuge ihren Betrieb im Kurier-, Express- und Paketdienst aufnahmen. Die Deutschen Post (DHL) greift dabei auf drei mit Natriumchlorid-Nickel-Batterien ausgestattete Fahrzeuge zu, so genannte Daily Electrics. Diese 3,5-Tonner basieren auf dem Daily 35 S von Iveco und verfügen über einen wassergekühlten Drehstrom-Asynchronmotor (Nennleistung: 30 kW). Die Spedition Meyer & Meyer setzt auf zwei 11-Tonner, die von dem niederländischen Fahrzeughersteller AGV umgerüstet wurden.
Die Fahrzeuge gehören zum Projekt E-Stadtlogistik, das Teil der „Modellregion Elektromobilität Berlin/Potsdam“ ist (s. HZwei-Heft Apr. 2010). Mit ihnen soll der Alltagseinsatz im Zustelldienst erprobt werden. Dazu gehören auch die Freigabe des nächtlichen Lieferverkehrs und die Nutzung spezieller Fahrspuren für Elektrofahrzeuge. Peter Ramsauer, Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, überreichte die Förderbescheide über insgesamt 1,3 Mio. Euro an DHL, Spedition Meyer & Meyer sowie die Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung und erklärte, dass damit jetzt sämtliche der rund 200 Einzelprojekte in den acht Modellregionen angelaufen seien. Kaufanreizen erteilte er erneut eine Absage: „Unsere Steuermilliarden investiere ich lieber in den Erhalt der Infrastruktur, denn was nützt mir das beste Elektroauto, wenn es über marode Straßen holpert?“ Dem entgegnete Daimler-Entwicklungsvorstand Thomas Weber laut Nachrichtenagentur dpa-AFX: „Ohne Marktanreizsysteme wird das Ziel, bis 2020 eine Million Autos auf Deutschlands Straßen zu haben, nicht erreichbar sein.“
Ein weiterer Praxistest in Berlin läuft seit Mitte Februar 2011 mit Almuth Hartwig-Tiedt, der Staatssekretärin in der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen. Sie testet für drei Monate die Alltagstauglichkeit eines Stromos als Elektro-Dienstwagen. In einem Blog berichtet die Staatssekretärin in dieser Zeit über ihre Erfahrungen – und einige Probleme innerhalb der ersten Tage (http://blog.emo-berlin.de). Gernot Lobenberg, Leiter der Berliner Agentur für Elektromobilität eMO, erklärte: „Der aktuelle Feldversuch wird uns wichtige Informationen über Praxistauglichkeit von Elektroautos und die entsprechende Infrastruktur in Berlin liefern.“

E-Paketdienst in Berlin

Kritik am lekker-mobil

Am 26. Oktober 2010 soll eine über 600 Kilometer lange Non-Stopp-Fahrt mit einem Elektroauto von München nach Berlin geglückt sein. Bei dem Fahrzeug handelt es sich um einen umgerüsteten Audi A2, der mit Lithium-Metall-Polymer-Akkus (LPM) von der erst 2009 gegründeten DBM Energy versehen worden war.
Laut Meldung des Hauptsponsors lekker Energie, einem regionalen Stromanbieter (ehemals Nuon Deutschland), soll der normal ausgestattete Viersitzer die gesamte Strecke rein elektrisch und mit nur einer Akkuladung – ohne Zwischenladung der Batterien, aber mit einem Zwischenstopp – gefahren sein. Und bei der Ankunft sei der Akku noch zu 18 Prozent gefüllt gewesen. Weiter hieß es, das so genannte lekker Mobil sei mit einer Richtgeschwindigkeit von 130 Stundenkilometern unterwegs gewesen. Journalisten, die in Begleitautos mitfuhren, berichten von einer tatsächlich gefahrenen Durchschnittsgeschwindigkeit von 90 km/h, zum Teil auch deutlich weniger.
Von Seite der Befürworter dieser Technologie wurde die Fahrt als Durchbruch in der Stromspeichertechnik gefeiert. So erklärte Mirko Hannemann, Geschäftsführer der DBM Energy und Fahrer des lekker mobils: „Wir zeigen mit unserer Rekordfahrt, dass die Leistungsfähigkeit unserer Kolibri-Technologie so hoch ist, dass auch lange Strecken mit einem ganz normalen alltagstauglichen Elektrofahrzeug zurückgelegt werden können.“ Dr. Thomas Mecke, Vorsitzender von lekker Energie, ergänzte: „Die Fahrt wird der weltweite Durchbruch in der Elektromobilität sein.“ Auch Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle sowie Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit zeigten sich tief beeindruckt. Von der anderen Seite gab es jedoch unverhohlene Skepsis. Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), gab einen Tag nach dieser Rekordfahrt gegenüber der Berliner Zeitung zu Protokoll: „Das hat uns hier nicht interessiert.“ Thomas Burkhardt, ADAC-Vizepräsident für Technik, kritisierte Ende November 2010: „Bis heute bleibt die Fahrt ein nicht erklärtes Wunder, da nachprüfbare Informationen zur Akkutechnik nicht vorliegen.“ Der zur Beglaubigung der Rekordfahrt bestellte Notar sei nicht vor Ort gewesen, bemängelte der ADAC.
Das Bundeswirtschaftsministerium förderte diesen Versuch mit 275.000 Euro aus dem Konjunkturpaket der Regierung.

E-Paketdienst in Berlin

Who killed the electric car?

Ab sofort ist über den Hydrogeit Verlag die DVD „Who killed the electric car?“ erhältlich. Dieser Film sorgte bei Erscheinen im Jahr 2006 für viel Aufsehen, weil darin deutlich gesagt wird, warum damals die Entwicklung an Elektrofahrzeugen quasi von heut auf morgen wieder eingestellt wurde. Zeitweise erfreuten sich Elektroautos bereits 1996 größter Beliebtheit, so wie beispielsweise bei den Schauspielern Tom Hanks und Mel Gibson, die begeistert den EV1 von General Motors fuhren. Dann kam aber alles anders, als man zunächst dachte und die Protagonisten dieses Dokumentarfilmes sagen unverblühmt, warum das so war.
Der Film ist auch heute noch aktuell, weil er spannende Einblicke in die Machenschaften der Automobilisten gibt. In den USA läuft demnächst ein Nachfolgefilm an „Revenge of the electric car“. Aber bis dieser nach Deutschland kommt, kann „Who killed the electric car“ viele neue Erkenntnisse liefern und etwas die Zeit überbrücken.
www.hydrogeit-verlag.de/dvd-electric-car.htm

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