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Viking Rally eröffnet HyNor

20. Mai 2009 – Bisher dominierten bei Rallyes stets die leistungsstärksten und schnellsten Autos. Anders war es bei der EVS Viking Rally, die vom 11. bis 13. Mai 2009 erstmals in Norwegen stattfand und gleichzeitig die Eröffnung der norwegischen Wasserstoffautobahn HyNor darstellte.
Die gesamte Rallye führte innerhalb von drei Tagen und sechs Etappen von Oslo an der Küste entlang nach Stavanger. Startpunkt war die neue H2-Tankstelle von StatoilHydro bei ?kern in der norwegischen Hauptstadt. Das feierliche Eröffnungszeremoniell für HyNor absolvierte die norwegische Ministerin für Transport und Kommunikation Liv Signe Navarsete, während Norwegens Kronprinz Haakon Magnus im wasserstoffbetriebenen Ford Focus als erster ins Rennen ging. Gemeinsam mit dem norwegischen Rennfahrer Henning Solberg meisterte er die erste Etappe von Oslo bis Lier, wo Navarsete eine weitere Betankungsstation eröffnete. Damit gibt es nun neben Stavanger und Porsgrunn mittlerweile insgesamt vier Wasserstoffstationen auf dem HyNor. Am Zielort wartete als Höhepunkt die 24. EVS (International Battery, Hybrid and Fuel Cell Electric Vehicle Symposium & Exhibition) auf die Rennfahrer.

Bei der Wettfahrt waren nur Elektroautos zugelassen, genau genommen nur Wasserstoff-, Batterie- und Hybridfahrzeuge. Reine E-Autos konnten bei der Rallye die Kurzstrecke von 641 km wählen. Für die BZ- und Hybrid-Modelle hieß es: ?Take the long way.? Diese mussten 743 km schaffen, dabei Gebirgspässe sowie unbefestigte Wege bewältigen und in den Bereichen Energieverbrauch, Leistung, Wendigkeit und Beschleunigung punkten. Laut Veranstalter ging es durch ?eine malerische Landschaft, die perfekt geeignet ist, die Praktikabilität von Fahrzeugen mit alternativem Antrieb zu testen.?

Mitfahren durften nur Fahrzeuge mit Straßenzulassung. Die meisten der insgesamt 30 Teilnehmer favorisierten den Toyota Prius, wobei jedoch auch Tesla Roadster, Mitsubishi i-MiEV, Protoscar Lampo und Think-Minis am Start waren. Ein wasserstoffbetriebener Mazda RX-8 mit Linkslenkung war ebenfalls zu sehen und wurde medienwirksam vom Kronprinzen betankt. Am schnellsten war erwartungsgemäß ein Tesla Roadster. Gunnar S?m?en Birkenfeldt erreichte das Ziel nach nur 4 Stunden und 6 Minuten. Knapp 100 Minuten später erreichte das schnellste Wasserstofffahrzeug Stavanger: Marlene Engan im Toyota Prius.

Sauberes Bier aus Erdingen

10. Juni 2009 – MTU Onsite Energy hat das vorerst letzte HotModul-Modell des alten runden Bautyps (HM 300) installiert. Der Systemhersteller beendete die Bauarbeiten für die Schmelzkarbonatbrennstoffzelle nach acht Monaten Anfang Juni 2009 in der Privatbrauerei Erdinger Weißbräu. Die Inbetriebnahme erfolgte im Rahmen eines offiziellen Festaktes durch den Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Freiherr Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg.
Begonnen hatte dieses Projekt am 13. August 2007 mit der Einreichung der Antragsunterlagen für den Bau der BZ-Anlage beim Landratsamt Landkreis Erdingen. Jetzt steht das System mit einer elektrischen Nettoleistung von 214 kW und einer thermischen Bruttoleistung von 200 kW zur Verfügung. ?Bei der Reinigung von Produktionsabwasser in der betriebseigenen Vorkläranlage entsteht Biogas, das in der Brennstoffzelle in Strom sowie Wärme umgewandelt wird. Diese Energie wird wiederum für den Produktionsprozess eingesetzt?, erläuterte Peter Liebert, Geschäftsführer Technik bei Erdinger. Die Brauerei reduziert auf diese Weise ihren Ausstoß von Treibhausgasen um rund zehn Prozent pro Hektoliter Bier (jährlich insg. 1.200 t CO2). Zudem arbeitet die Anlage sehr leise und nahezu emissionsfrei, so dass sie bestens für den Einsatz in der von Menschen belebten Produktionsstätte geeignet ist. Die Stick- und Schwefeloxide liegen unter der Nachweisgrenze, so dass am Ende Abluft statt Abgas herauskommt.

Zu Guttenberg erklärte: ?Mit dieser innovativen Brennstoffzelle wird das energiepolitisch Sinnvolle mit dem klimaschutzpolitisch Notwendigen verbunden.? Werner Brombach, Inhaber der Privatbrauerei, ergänzte: ?Als traditionsbewusstes Familienunternehmen haben wir eine Verpflichtung gegenüber nachfolgenden Generationen, was die Umwelt und den Fortbestand der Arbeitsplätze anbelangt.?

OMV-Tankstelle für Stuttgart

25. Juni 2009 – Im Juni 2009 ist am Flughafen Stuttgart eine öffentliche Wasserstofftankstelle in Betrieb gegangen. Der Öl- und Gaskonzern OMV baute in Echterdingen auf dem Flughafengelände gemeinsam mit seinen Projektpartnern, dem Automobilhersteller Daimler sowie dem Gasversorger Linde, die 700-bar-Station für insgesamt 3. Mio. Euro, wovon die Hälfe das Land bezahlte. Eine ähnliche H2-Tankstelle wurde bereits im Rahmen eines zweiten Projekts auf dem Gelände des HyCentA (Hydrogen Center Austria) in Graz, Österreich, realisiert.
Karl Franz, Pressesprecher des baden-württembergischen Umweltministeriums, sieht in der Inbetriebnahme den ?Auftakt für eine Infrastruktur, die wegführt vom Verbrauch fossiler Energieressourcen.? Im Zeitraum von 2003 bis 2004 verfügte Stuttgart schon einmal über eine H2-Betankungsstation, die im Rahmen des CUTE-Projektes für 5,7 Mio. Euro aufgebaut und von der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) an der Röntgenstraße betrieben wurde. Nach dem Projektende wurden die Brennstoffzellenbusse jedoch abgegeben und die Tankstelle geschlossen, da zu der Zeit weder Daimler noch die SSB an einer Weiterführung interessiert waren.

Richtfest für Berliner H2-Tankstelle

14. August 2009 – Eigentlich ist das Richtfest einer Wasserstoffbetankungseinrichtung nicht unbedingt ein Anlass für ministerialen Besuch, aber zu Wahlkampfzeiten greifen Politiker gerne bei zukunftsträchtigen Themen zu, um sich der Zukunft zugewandt präsentieren zu können. So ließ dann der SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier seine Wahlkampf-Sommertour bewusst am Wasserstoff-Kompetenz-Zentrum in Herten starten. Nur kurze Zeit später begab sich der seinerzeitige Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee zum H2-Betankungsgebäude an der Holzmarktstraße in Berlin und zog dort die letzte Schraube des Wasserstofftanks fest.
Der Himmel über Berlin am 12. August 2009 war zunächst grau, aber kaum hatte Minister Tiefensee die Richtfestzeremonie beendet, riss der Himmel kurzzeitig auf, so dass wärmende Sonnenstrahlen auf den nagelneuen Wasserstofftank fielen. Anlass der Feierlichkeiten war das Richtfest für die neue Wasserstofftankstelle in Berlin Mitte. Ab Februar 2010 sollen an dieser zentral gelegenen Betankungsstation des Mineralölkonzerns Total die insgesamt 40 derzeit innerhalb der Clean Energy Partnership (CEP) im Test befindlichen Pkw betankt werden.

Die neue Betankungsstation, in die rund 4,1 Mio. Euro investiert werden, entsteht auf dem Gelände einer konventionellen Total-Tankstelle zwischen East Side Gallery (Überbleibsel der Berliner Mauer) und Alexanderplatz. Bisher steht dort nur der acht Meter hohe Tank für 10.000 l flüssigen Wasserstoff sowie das fertig gestellte Grundgerüst für ein Servicegebäude. Bis Anfang 2010 sollen zwei Zapfsäulen installiert werden, die eine Betankung mit gasförmigem Wasserstoff (350 und 700 bar) ermöglichen. Dann wird dies ?eine der modernsten Anlagen der Welt? sein, wie Florian Bahnmüller, Leiter Vertriebsregion Ost von der Linde Group, feststellte.

Eine der wichtigsten Komponenten ist der neuartige Druckelektrolyseur von Hydrogen Technologies, einer Tochterfirma von StatoilHydro. Per Oeyvind Hjerpaasen, Vize-Präsident von StatoilHydro, erläuterte seine Vorzüge: ?Er kann schnell hoch- und runtergefahren werden und eignet sich somit auch für den Einsatz von Windenergie.? Zunächst soll dieser Elektrolyseur, der rund 20 % weniger Energie als seine Vorgängermodelle benötigt, grün zertifizierten Strom verwenden, um vor Ort Wasserstoff zu produzieren.

Erstmalig kommt bei einer deutschen H2-Tankstelle ein Dachs zum Einsatz, der bisher nur aus der fossilen Heizungstechnik bekannt ist. Es handelt sich dabei um ein Blockheizkraftwerk von Senertec, das in Kraft-Wärme-Kopplung aus überschüssigem gasförmigem Wasserstoff sowohl Wärme als auch Strom erzeugen kann und damit autark die Tankstelle versorgen soll.

Bis zum Jahr 2011 sollen im Rahmen der CEP noch weitere Tankstellen sowohl in Hamburg als auch in Berlin aufgebaut werden. Der Mineralölkonzern Shell will eine am Sachsendamm in der Bundeshauptstadt installieren, Vattenfall eine in der HafenCity der Hansestadt (s. S. 8). Total Deutschland plant zudem derzeit den Umzug des Firmenhauptsitzes innerhalb Berlins, der bis 2012 vollzogen werden soll. Bis dahin soll am neuen Standort in der Heidestraße in Berlin Wedding eine weitere H2-Tankstelle entstehen.

Bekenntnis zu Wasserstoff und Brennstoffzelle

12. September 2009 – „Heute ist ein guter Tag.“ Dieser Ausspruch von Daimler-Chef Dieter Zetsche gilt genau genommen für zwei Tage, für den 9. und den 10. September 2009. Zunächst hatten führende Autohersteller am Montag schriftlich eine gemeinsame Absichtserklärung abgegeben, die Entwicklung und Markteinführung von Elektrofahrzeugen mit Brennstoffzellenantrieb voranzutreiben. Gleich am nächsten Tag trafen sich mehrere Energieversorger in Berlins Mitte und erklärten, die dafür benötigte flächendeckende Wasserstoffinfrastruktur bis zum Jahr 2015 aufbauen zu wollen.
Das Interesse war groß und die Resonanz positiv. Zahlreiche Wirtschafts- und Pressevertreter fanden sich am 10. September in Berlins Mitte ein und waren Zeugen, wie Dr. Dieter Zetsche, Vorsitzender des Vorstandes der Daimler AG, als Chauffeur für den ehemaligen Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee fungierte und ihn im nagelneuen B-Klasse F-CELL, der seine offizielle Weltpremiere erst während der IAA 2009 feierte, zur Pressekonferenz fuhr. Dort warteten bereits die Firmenchefs der beteiligten Mineralölwirtschaft (Shell Deutschland Oil, OMV Deutschland, Total Deutschland) sowie der Energie- (EnBW, Vattenfall Europe) und Gasversorger (Linde).

Drinnen begrüßte Dr. Klaus Bonhoff, Vorsitzender der Geschäftsführung der NOW GmbH, alle Anwesenden und sagte: ?Heute ist ein wichtiger Tag für die Gestaltung einer nachhaltigen Mobilität?, wobei er ausdrücklich den Unternehmen Daimler und Linde dankte, die vor einigen Monaten die Initiative ergriffen hatten, um sowohl Automobilisten als auch Versorger mit ins Boot zu holen. Aus Sicht aller Beteiligten können die großen bevorstehenden Aufgaben nur gemeinsam gemeistert werden, so dass sich Zetsche als Automobilist im Kreise der Energieversorger in einer Art Moderatorenrolle für diese Initiative einsetzte.

Der Bundesverkehrsminister sprach vor diesem Hintergrund von einem ?historischen Tag? und einer ?Zeitenwende im Verkehrsbereich?. Angesichts des Memorandum of Unterstandings (MoU), das an diesem Tag unterzeichnet wurde, erklärte er: ?Dies ist nur ein kleines Papier, aber es ist ein großer Schritt, den wir mit der Unterzeichnung dieses Papiers gehen.? Tiefensee zeigte sich hoch erfreut darüber, dass Deutschland im Wasserstoff- und Brennstoffzellensektor den Takt angibt, und sagte: ?Wir ernten heute bereits die Früchte von dem 2006 aufgelegten Nationalen Innovationsprogramm (NIP).? Er stellte weiterhin fest: ?Wir können auf Wasserstoff als Energiespeicher nicht verzichten.? Dem stimmte auch Dr. Wolfgang Reitzle, Vorstandsvorsitzender der Linde AG, zu, indem er sagte: ?Wir haben einen Vorsprung, den sollten wir nicht verspielen.?

Beim Thema Elektromobilität waren sich alle Anwesenden einig, dass dieser Sektor sowohl die Batterie- als auch die Brennstoffzellentechnologie beinhaltet. Hans-Peter Villis, Vorsitzender des Vorstands der EnBW AG betonte, dass sein Unternehmen beide Bereiche fördern werde, und konstatierte: ?Es geht letztlich nur um eine Frage: ?Wie lassen sich Mobilität und Nachhaltigkeit miteinander vereinbaren??? Auch Dr. Peter Blauwhoff, Geschäftsführer der Shell Deutschland Oil GmbH, stellte fest, dass es zukünftig keine allein glücklich machende Antriebsart mehr geben werde, und sagte: ?Wir werden eine erhebliche Diversifizierung der Kraftstoffe erleben.?

Die unterzeichnete Absichtserklärung mit dem Projekttitel H2-Mobility beinhaltet den Aufbau eines engmaschigen Wasserstofftankstellennetzes bis zum Jahr 2015 und umfasst zwei Phasen: Zunächst geht es bis Ende 2011 um die Weiterentwicklung und Bewertung der Technik, wozu auch die Installation von zehn bis 25 zusätzlichen H2-Stationen zählt, die aus Mitteln des Konjunkturpakets II der Bundesregierung sowie weiterer Landesprogramme gefördert wird. Anschließend soll ? im Fall einer positiven Konzeptentwicklung ? von den Ballungszentren ausgehend der Infrastrukturausbau erfolgen. Deutschland soll hierbei die Rolle einer Keimzelle zukommen, von der aus das Netzwerk europaweit ausgebreitet wird.

Angesprochen auf die damit verbundenen Kosten rechnete Linde-Chef Reitzle vor, dass jede H2-Tankstelle über 1 Mio. Euro kostet. Michel Mallet, Geschäftsführer der Total Deutschland GmbH, ergänzte: ?Etwa 750.000 Euro fallen allein für einen 700-bar-Kompressor an.? Reitzle rechnete weiter, der an den Stationen derzeit erhältliche Wasserstoff koste acht Euro pro Kilogramm, womit ein F-CELL-Fahrzeug rund 100 Kilometer zurücklegen könne. Dies ist vergleichbar mit konventionellen Autos, wobei beim Wasserstoff durchaus noch Einsparpotential vorhanden sei.

Seitens der Fahrzeughersteller hieß es, aktuelle Demonstrationsprojekte hätten die technische Machbarkeit der Herstellung, der Lagerung, des Transports und des Betriebs zur Nutzung von Wasserstoff als Energieträger unter Beweis gestellt. Die beteiligten Automobilfirmen Daimler, Ford, GM/Opel, Honda, Hyundai, Kia, Nissan, Renault und Toyota erklärten, dass sie eine nennenswerte Zahl von Brennstoffzellenfahrzeugen ab 2015 auf dem Markt anbieten werden. Mit der Nennung einer konkreten Zahl taten sie sich jedoch nach wie vor schwer. Dazu hieß es in einer Daimler-Meldung wörtlich: ?Die Schätzungen gehen ab dann über den Lebenszyklus verteilt weltweit von einigen hunderttausend Stück aus.? Auf Nachfrage der HZwei-Redaktion konkretisierte Zetsche diese Aussage in dem Sinne, dass 100.000 Fahrzeuge nicht pro Jahr produziert würden, sondern über die gesamte Laufzeit des jeweiligen Modells, die rund sechs Jahre betragen kann. Er erklärte weiterhin: ?Wir gehen in unserem Haus für 2015 von einer fünfstelligen Jahresproduktion als Rechengrundlage aus.?

Alle reden über Elektrofahrzeuge

1. Oktober 2009 – Der aktuelle Hype rund ums Thema Elektromobilität hat dazu geführt, dass derzeit Hinz und Kunz über Elektrofahrzeuge reden. Die Medien sind voll mit Meldungen über Batterietechnik, Hybridfahrzeuge und Stromtankstellen. Aber was ist tatsächlich dran an diesem „Elektro-Boom“? Sind batteriebetriebene Autos wirklich schon so weit entwickelt, dass wir bereits morgen sauber und leise durch die Städte gleiten werden? Oder platzt hier bald die nächste Spekulationsblase? Die HZwei, die als Zeitschrift für Wasserstoff und Brennstoffzellen natürlich auch von dieser Entwicklung betroffen ist, nimmt sich jetzt dieses Themas an und wird zukünftig in einer eigenen Rubrik ausführlich über Elektromobilität berichten.
Der derzeitige Elektromobilitäts-Boom basiert vorrangig auf hoch gesteckten Erwartungen einzelner Interessengruppen, die merklich von einer verstärkten Elektrifizierung des Transportsektors profitieren würden. So kursieren beispielsweise seit Juni 2009 die Ergebnisse einer Analyse in den Medien, die einen gewaltigen Ansturm auf die Elektromobilitätsbranche erwarten lässt. In dieser Studie von Thomas Bauer (?Future Mobility: Die Revolution in der Automobilbranche steht bevor?) ist die Rede von einer ?regelrechten Revolution in der Automobilbranche?. Bauer beruft sich in seiner Betrachtung auf eine renommierte Adresse, indem er schreibt: ?Ab dem Jahr 2015 soll es einer Studie der Fachhochschule Gelsenkirchen zufolge überwiegend nur noch Elektroautos oder Hybridfahrzeuge geben.? Weiter heißt es: ?Der Autosektor und die ihm angeschlossenen Zulieferer, insbesondere aus der Elektronikbranche, sowie Teilbereiche des Energie- und Rohstoffsektors werden überproportional vom Trend zum Elektroauto profitieren.?

Herausgeber dieser Studie ist die Münchner Absolut Asset Managers AG, die nicht einmal zwei Wochen nach dem Erscheinungstermin einen neuen Fonds auflegte: den Absolut Future Mobility Fund, bei dem potentielle Sparer Geld anlegen können, um dadurch am potentiellen Wachstum der E-Mobilitätsbranche teilhaben zu können. Fakt ist jedoch, dass zunächst einmal die Fonds-Manager profitieren würden.

Ähnlich wie die Initiatoren dieses Elektromobilitäts-Fonds wären auch die Stromanbieter Nutznießer einer zunehmenden Elektrifizierung der Transportbranche. Der Energieversorger RWE lancierte unlängst Zahlen, nach denen im Jahr 2020 rund 2,5 Mio. E-Autos auf Deutschlands Straßen rollen sollen. Die seinerzeitige Regierung ging demgegenüber von rund 1 Mio. Elektrofahrzeugen aus. Der Essener Stromkonzern startete zudem im Juli 2009 in Berlin eine Roadshow, um das Thema zu promoten. Mit einem neuen Energiekonzept in der Tasche machte sich RWE im Rahmen einer Werbetour auf den Weg, in insgesamt sieben deutschen Städten ihren Informationsstand, eine so genannte ?Tankstelle der Zukunft?, aufzubauen, um über ihre Ideen zu informieren. Das RWE-Team machte Station in Essen/Dortmund, Düsseldorf, Hamburg, auf der IAA in Frankfurt am Main sowie auf der eCarTec in München und Ende Oktober in Mainz, wo überall auch Stromladestationen installiert wurden beziehungsweise werden. In Berlin stehen mittlerweile 56 RWE-Stationen, in Essen elf. ?Wesentliches Ziel unserer Roadshow ist es, die Menschen umfassend über Elektromobilität zu informieren und hoffentlich auch zu begeistern. Wir wollen zeigen: Elektromobilität ist nicht nur umweltschonend, sondern macht auch Spaß?, sagte Carolin Reichert, die frisch gebackene Geschäftsbereichsleiterin der neuen Elektromobilitätsabteilung bei RWE.

Auch der Stromversorger Vattenfall Europe zeigt sich in letzter Zeit sehr aktiv in diesem Bereich und baut derzeit 50 öffentlich zugängliche Ladestationen für die 50 elektrisch betriebenen Mini-Cooper, die von Berlinerinnen und Berlinern erprobt werden. Dr. Oliver Weinmann, Projektleiter MINI E von Vattenfall, sagte: ?Wir freuen uns, dass wir mit dem Aufbau der Ladeinfrastruktur die Zukunftsfähigkeit der Elektromobilität entscheidend voranbringen.?

Neben diesen vorrangig von wirtschaftlichen Interessen getriebenen Maßnahmen zur Ankurbelung der Elektromobilität hat es in den vergangenen Monaten auch einen Politikwechsel gegeben. Lange Zeit zeigte sich die Bundesregierung bei diesem Thema sehr zurückhaltend, aber spätestens seit der Nationalen Strategiekonferenz Elektromobilität im November 2008 (s. HZwei Jan. 2009) werden auch von politischer Seite verstärkt konkrete Schritte in eine neue Mobilitätsepoche unternommen. Bei der Verabschiedung des Nationalen Entwicklungsplans Elektromobilität am 19. August 2009 (s. S. 10) hatte die Bundesregierung zunächst sogar in Aussicht gestellt, die ersten kommerziell erhältlichen 100.000 Elektrofahrzeuge mit jeweils 5.000 Euro fördern zu wollen, aber die konkrete Umsetzung der Förderung wurde dann doch der neuen Regierung überlassen. Stattdessen konzentrieren sich aktuelle Maßnahmen auf die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten.

Werner Korn vom Bundesvorstand des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) kritisierte die große Euphorie: ?Elektromobilität steht derzeit bei Politikern und Unternehmen hoch im Kurs. Doch selbst positive Schätzungen gehen von ein bis zwei Millionen Fahrzeugen im Jahr 2020 aus. Das sind nicht einmal fünf Prozent des Bestandes. Der Rest – fast 50 Millionen PKW – wird weiter mit Benzin oder Diesel unterwegs sein. Das zeigt, dass zur Lösung der akuten Probleme von Klimawandel und Ressourcenschwund Elektroautos in absehbarer Zeit keinen entscheidenden Beitrag leisten können.? Demgegenüber warnte der ehemalige Bundesaußenminister Joschka Fischer im Gespräch mit ZEIT-Herausgeber Josef Joffe, die deutschen Unternehmen dürften auf dem Weltmarkt nicht den Anschluss verlieren. Die deutsche Automobilbranche sei nicht gut beraten gewesen, ?den Fuß auf der Bremse zu haben.?

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