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Beitrag von Webmaster-Hzwei-2022

14. Juli 2023

Titelbild: PCK Raffinerie in Schwedt

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15 Milliarden Euro für die Uckermark

PCK und Enertrag starten HyPE+-Projekt

Es gibt erste konkrete Pläne für die Zukunft der PCK in Schwedt. Am 8. Mai 2023 haben Enertrag und die PCK Raffinerie GmbH eine Machbarkeitsstudie vorgestellt, die eine Vorstellung davon erlaubt, was an dem ostdeutschen Raffineriestandort bis 2045 passieren soll. Demnach könnte dort eine umfangreiche Wasserstoffinfrastruktur aufgebaut werden, was Investitionen in Höhe von 15 Mrd. Euro nach sich ziehen würde.

Sowohl die Geschäftsführer beider Unternehmen als auch der brandenburgische Wirtschaftsminister Prof. Jörg Steinbach waren extra in die Retortenstadt, die rein optisch immer noch stark an sozialistische Zeiten erinnert, gekommen. Gemeinsam stellten sie ihr HyPE+ genanntes Projekt vor, das zum Ziel hat, den Standort parallel zum weiterlaufenden Öl- und Gasbetrieb fit für die Zukunft zu machen. Dafür hatte sich zuvor ein 15-köpfiges Projektteam acht Monate intensiv mit sechs verschiedenen Arbeitspaketen auseinandergesetzt.

PCK-Vorstandsvorsitzender Ralf Schairer erläuterte, wie „Wertschöpfung regional geschaffen“ werden könne. Demnach soll die Raffinerie Schwedt später mal Wasserstoff per Pipeline aus der Region beziehen. Zudem soll aber auch vor Ort Wasserstoff in nennenswerter Größenordnung selbst produziert und vertrieben beziehungsweise in synthetische Kraftstoffe oder hochwertige chemische Produkte weiterverarbeitet werden. Perspektivisch könnten bis Ende 2027 mehr als 30.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr hergestellt werden.

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„Wir sehen hier ein Zentrum für eine grüne Transformation.“

Dr. Gunar Hering, Enertrag-Vorstandsvorsitzender

Dafür sind zunächst 32 MW Elektrolyseleistung von Siemens Energy eingeplant (s. HZwei-Heft Apr. 2023), die bis 2027 auf 300 bis 400 MW erweitert werden sollen. Bis 2030 könnte die H2-Produktionsmenge dann bis auf 160.000 t pro Jahr anwachsen, was circa 20 Prozent (ca. 1 GW) der in der nationalen Wasserstoffstrategie vorgesehenen Elektrolyseleistung entspräche. Auf diese Weise könnten jährlich 2 Mio. t Flugkraftstoff, Methanol und High-Value-Chemicals, 1 Mio. t Biokraftstoffe sowie grüne Wärme für die Stadt Schwedt bereitgestellt werden. Das Investitionsvolumen dafür könnte sich in der Region auf rund 15 Mrd. Euro belaufen.

Ein Knackpunkt sei allerdings, so Schairer, dass sich voraussichtlich die Gesamtmenge der umgesetzten flüssigen Kraftstoffe von 11 Mio. t auf 3 Mio. t pro Jahr reduzieren werde. Dies habe ihn zunächst sehr nachdenklich gestimmt. Er erläuterte jedoch: „Von den 11 Mio. t erfolgen nur 20 Prozent der Wertschöpfung in Schwedt. Bei den 3 Mio. t findet hier 100 Prozent der Wertschöpfung statt. Die Euros bleiben also in der Region.“

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An die rund 1.200 PCK-Mitarbeitenden gerichtet sagte Ralf Schairer beruhigend: „Wir werden noch viele Jahre Rohöl verarbeiten. Wir reden über eine Umstellung über zwei Dekaden.“

PCK-Geschäftsführer Harry Gnorski ergänzte: „Wir sind regional der größte Produzent von Wasserstoff, noch ist der allerdings grau.“ Damit dieser grün werde, hoffe er auf die Ansiedlung von Industrieunternehmen in der Region. Wie groß das Wachstumspotential im Nordosten der Bundesrepublik ist, verdeutlicht die Entwicklung von Enertrag, das derzeit 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, bis 2028 aber schon mit 2.000 rechnet. Dementsprechend stellte der per Video zugeschaltete parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Michael Kellner fest: „PCK und Enertrag sind die beiden wichtigsten Unternehmen in der Uckermark.“

Weniger Wasser vonnöten

Hinsichtlich des Wasserbedarfs in der Region erklärte Projektkoordinator Dr. Tobias Bischof-Niemz auf HZwei-Nachfrage: „Dieser wird sich deutlich reduzieren.“ Bislang verfüge die PCK über Wasserrechte für 20 Mio. t jährlich. Pro Gigawatt installierter Elektrolyseleistung würden etwa 1 Mio. t Wasser jährlich benötigt. Würden perspektivisch 5 GW in der Region installiert, läge der Wasserbedarf mit 5 Mio. t bei einem Viertel des bisherigen Bedarfs.

ECK statt PCK

Im Anschluss an die gemeinsame Pressekonferenz diskutierten die Herrschaften mit der Bürgermeisterin von Schwedt Annekathrin Hoppe sowie den Bürgerinnen und Bürgern über die Machbarkeitsstudie im Rahmen des Formats „Zukunft jetzt!“. Steinbach rief dort mit einem Augenzwinkern dazu auf, eine Kampagne zur Umbenennung der PCK in ECK zu starten, um damit zu symbolisieren, dass es in Schwedt nicht länger vorrangig um Petrochemie gehe, sondern dort ein Erneuerbare-Energien-Chemie-Kraftstoff-Verbund aufgebaut wird, wo e-Fuels und e-Chemikalien produziert würden.

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