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Beitrag von Sven Geitmann

9. Januar 2023

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Der Neso – neuer Brennstoffzellenbus aus Polen

In der Nähe der polnischen Stadt Lublin liegt die Ortschaft Świdnik. Dort im Osten Polens soll eine neue Fabrik für den Bau des Brennstoffzellenbusses Neso errichtet werden. Ab 2024 sollen dort rund 100 Busse jährlich hergestellt werden.

Neso steht für die Abkürzung des polnisches Umweltmottos „Nie Emituję Spalin i Oczyszczam“ (dt.: Ich emittiere keine Abgase und bin sauber). Der Neso ist eines der Kernprojekte von PAK-PCE, einer polnischen Holdinggesellschaft, die sich auf die Entwicklung von Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien und der Produktion sowie der Nutzung von Wasserstoff spezialisiert hat. Wichtigster Investor der PAK-PCE ist der prominente polnische Geschäftsmann Zygmunt Solorz, der mit seinem Energieunternehmen ZE PAK SA zu den fünf führenden polnischen Energieproduzenten zählt.

Das ehemals auf Braunkohleverstromung ausgerichtete Unternehmen vollzog in den letzten Jahren eine umfangreiche Energiewende, die darauf ausgerichtet ist, bis 2030 ganz auf die Kohle zu verzichten. Erneuerbare Energien und Wasserstoff spielen dabei eine zentrale Rolle. Neben Solar- und Windkraftanlage dient bei der ZE PAK SA auch Biomasse als Energiequelle für die Herstellung von Wasserstoff. Das Unternehmen hat bereits 2021 den ersten Elektrolyseur zur Erzeugung von Wasserstoff mit Energie aus der Verbrennung von Biomasse für das Kraftwerk Konin gekauft. Der dort produzierte Wasserstoff soll mithilfe von transportablen H2-Speichern landesweit an die H2-Tankstellen ausgeliefert werden.

Mit dem Projekt Neso greift PAK-PCE den wichtigsten und erfolgreichsten Bushersteller in Polen, die Firma Solaris, direkt an. Solaris hat allein bis Ende Oktober 2022 62 Brennstoffzellenfahrzeugen an Verkehrsbetriebe in Italien, Deutschland, den Niederlanden, Schweden und Polen ausgeliefert. Die technischen Daten des Neso unterscheiden sich kaum von dem Konkurrenzmodel Urbino Hydrogen Busses von Solaris. Beide setzen bei den elektrischen Motoren auf ZF AFE 130. Die Antriebsleistung beträgt ebenfalls 70 kW.

Ähnlich wie Solaris richtet sich PAK-PCE gezielt an städtische Verkehrsbetriebe, die ihren Fuhrpark klimafreundlicher gestalten möchten und bietet ihnen den Stadtbus in einer Länge von 12 Metern an. Allerdings möchte PAK-PCE mit einem weiteren Modell mit einer Fahrzeuglänge von 18 Metern sein Angebot bald erweitern.

Chefdesigner Tomasz Dunia möchte den Neso zudem hinsichtlich der Reichweite weiterentwickeln. Nach den Plänen des Entwicklers werden die H2-Tanks, die auf dem Dach montiert sind, zukünftig mit 700 bar befüllt. Aktuell sind es fünf Flaschen mit einem Druck von 350 bar. Das könnte die Reichweite von 450 auf 700 km steigern, was wiederum bedeutet, dass die Fahrzeuge lediglich alle drei Tage aufgetankt werden müssen. Die Betankung soll dann nach Aussagen von Dunia je nach Umgebungstemperatur innerhalb von 8 und 13 Minuten möglich sein.

„Unser Unternehmen bietet den städtischen Verkehrsbetrieben eine Gesamtlösung: von der Bereitstellung der Fahrzeuge bis zur Wasserversorgung durch die ZE PAK. Wir können mit den Städten auch pro gefahrenen Kilometer abrechnen“, erklärte der technische Direktor Wojciech Kopeć im Gespräch mit den polnischen Medien.

Bis jetzt haben zehn polnische Städte den Betrieb des Neso getestet. Trotz des Tempos, das PAK-PCE beim Neso-Bus vorlegt, kommt das Unternehmen bereits jetzt in den Städten wie Konin und Lublin zu spät, da der Wettbewerber Solaris bei den Testfahrten schneller gewesen ist. PAK-PCE konkurriert jedoch nicht nur mit Solaris, sondern zusätzlich noch mit einem weiteren lokalen Hersteller: Autosan, der unweit von Lublin in Sanok ebenfalls an der Herstellung von Brennstoffzellenbussen arbeitet.

Kategorien: 2023 | Ost-Europa
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