Ungefähr auf halber Strecke zwischen Montreal und der Stadt Québec liegt das Städtchen Bécancour am Sankt-Lorenz-Strom mit seinen 13.000 Einwohnern. Im Industriepark, zwischen mittelständischen Chemie- und Raffineriebetrieben, steht der aktuelle Weltrekordhalter der Membranelektrolyse. Mit einer Leistung von 20 MW, gespeist aus reichlich verfügbarer Wasserkraft, versorgt der PEM-Elektrolyseur mit 8,2 t Wasserstoff pro Tag einen Teil der örtlichen Industrie.
Von außen betrachtet hat sich in der Entwicklung zu einer globalen Wasserstoffwirtschaft zuletzt schon viel getan. Über 20 Länder haben zwischen 2017 und heute nationale Wasserstoffstrategien verabschiedet. Große Ankündigungen hat auch die Industrie gemacht; die globale Investitionspipeline schätzt das Hydrogen Council inzwischen auf 500 Milliarden Dollar.
Das Beispiel Bécancour zeigt aber auch: Nur dort, wo Klimaambition, günstigste Strompreise und ganzjährig verfügbare erneuerbare Energien zusammenfallen, entstehen größere Anlagen für grünen Wasserstoff. Nach einigen Jahren richtungsweisender Strategien vonseiten der Politik und großer Ankündigungen vonseiten der Industrie besteht dementsprechend weiterhin eine Lücke zwischen dem, was gewollt ist, und dem, was heute wirtschaftlich machbar ist.
Die Bundesregierung will diese Lücke über das H2Global-Förderprogramm adressieren und zumindest fünf größere, außereuropäische Projekte über zehnjährige Abnahmeverträge fördern. Jeweils 100 MW Elektrolyseleistung sollen so ausgeschrieben werden. Dafür stehen 900 Mio. Euro Fördermittel aus der Nationalen Wasserstoffstrategie bereit.
In der Ausgestaltung des Förderprogramms wurde aus Erfahrungen der Vergangenheit gelernt, denn die Abnahmeförderung sorgt für planbare und garantierte Einnahmen. Anders als bei einer sonst üblichen Kapitalförderung von Einzelprojekten ist die kontinuierliche Abnahme für die vertraglich festgelegten Zeiträume und Mengen garantiert. Aus der Erfahrung von zwei Jahrzehnten EEG-Förderung hat man auch mitgenommen, dass die Mengenentwicklung politisch gesteuert werden kann, die Preisfindung aber auch vom Markt her gedacht werden muss.
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AutorInnen: Kilian Crone & Friederike Altgel – Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena), Berlin
Zitat:
„… denn die Abnahmeförderung sorgt für planbare und garantierte Einnahmen.“
Wir fördern also in Deutschland die Erzeugung sauberen Stromes – haben aber auf absehbare Zeit hier nicht ausreichend davon – daher sind die Preise hoch.
Statt die Erzeugung von EE-Strom auszubauen, fördern wir nun also zusätzlich mit Steuergeld die völlig unwirtschaftliche Produktion von grünem Wasserstoff aus teurem ÖkoStrom in Deutschland – statt diesen direkt CO2-senkend hier vor Ort zu verwenden.
Was der 20MW-Elektrolyseur in Kanada, der wie beschrieben die örtliche Industrie versorgt, mit dem „Aufbau internationaler Wasserstoffmärkte“ und deutschem Steuergeld zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht.