Hzwei Blogbeitrag

Beitrag von Sven Jösting

18. Oktober 2021

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Der Megatrend Wasserstoff hat den Bahnhof verlassen

Man kommt aus dem Staunen nicht heraus, was da derzeit weltweit alles in Sachen Wasserstoff technologisch und projektbezogen auf den Weg gebracht wird: Da plant ein australischer Milliardär, mal eben 1 Mrd. US-$ in ein Green-Hydrogen-Projekt zu investieren. Da verbinden sich Öl- und Gaskonzerne mit Unternehmen aus dem Bereich der Brennstoffzelle für den Einsatz in Nutzfahrzeugen und für den Aufbau einer H2-Infrastruktur. Da verhandeln Pipelineunternehmen mit Erzeugern von grünem Wasserstoff. Länder wie Chile, aber auch vor allem aus dem arabischen Raum (Saudi-Arabien, Katar, Oman, U.A.E.) überbieten sich mit Prognosen, bald schon grünen Wasserstoff in großen Mengen zu Preisen, die man noch vor wenigen Monaten für utopisch hielt, anbieten zu können: 1 US-$ pro kg.

Bei all dieser Euphorie muss auch erwähnt werden, dass noch gut ein, zwei oder mehr Jahre vergehen werden, bis die Anlagen (Elektrolyse) und die Infrastruktur stehen. Aber der Weg ist das Ziel. Und der Leidensdruck der Länder und Verbraucher angesichts stark steigender Energiepreise (von Kohle über Erdgas bis zu Erdöl) findet seinen Gegenpart in preislich immer günstigerem Wasserstoff in stark steigender Menge – und zwar klimaneutral (CO2-frei).

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Da könnte die Elektromobilitätsbranche ins Trudeln geraten, denn der massive Mehrbedarf an Strom für die Fahrzeugindustrie sowie die batterieelektrische Mobilität muss erst einmal dargestellt werden, und dies bei stark steigenden Rohstoffpreisen (Nickel, Kobalt, Lithium & Co.).

An der Börse wird es meines Erachtens nun da weiter gehen, wo es Ende Januar dieses Jahres aufhörte/stand, als der Höhenflug der BZ/H2-Aktien zu Ende ging und wir eine mehrmonatige Abwärtstendenz der Kurse erlebten. Die aktuellen Notierungen der BZ/H2-Aktien haben nun ihren Boden gefunden und es kann eigentlich nur noch aufwärts gehen, wenn auch nicht gradlinig. The trend is your friend (ich liebe Börsenweisheiten).

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Hyzon im Blick der Shortseller

Auch Hyzon Motors hat nun Shortseller auf sich aufmerksam gemacht. Es ging (Details in der nächsten HZwei-Ausgabe) um Aufträge für Lkw, die erst einmal als LoI/MoU benannt wurden und einen chinesischen Kunden in Shanghai betreffen. Immerhin sprechen wir da von 500 Stück. Und in Neuseeland ging es um einen Auftrag, der nicht direkt, sondern durch einen Mittler auf den Weg gebracht wurde. Dazu muss man wissen, dass Shortseller immer etwas finden, womit sie ein Unternehmen unter Druck bringen können und das dann mit Partnern (Anwaltskanzleien) via Sammelklagen begleiten. Ihr Ziel ist ja ein fallender Aktienkurs, um dann daran zu verdienen. Ein Schelm, wer …

Jeder Anleger sollte sich bewusst darüber sein, dass es, wenn er sich einer Klage anschließt, das Unternehmen letztendlich selbst ist, dem Kosten entstehen. Diese Kosten hat dann wiederum indirekt der Aktionär zu tragen. Die Anwälte der Shortseller-Seite verdienen daran, ähnlich wie bei manch fragwürdigem Abmahnverfahren. Kurzum: Hyzon verfügt nach eigener Aussage über einen Bargeldbestand von über 500 Mio. US-$ und bezeichnet die Vorwürfe als unbegründet („baseless“). Für mich gerade jetzt: buy on bad news.

Nikola Motors geht seinen Weg

Nikola hat das Thema Shortseller ja auch im Haus. Aber das Unternehmen geht unaufgeregt seinen Weg. Kürzlich hat man sich mit dem kanadischen Pipeline- und Gaskonzern TC Energy verbunden. Nikola selbst ist am Aufbau einer Produktionskapazität von 8 Tonnen grünen Wasserstoff am Tag dran, aber mittels TC Energy sollen es nun 150 Tonnen pro Tag werden. Zudem kommen weitere Aufträge rein: Kürzlich gab es eine Absichtserklärung (LoI) für 100 BZ-Lkw von PGT Trucking. Im September gab die HPA (Hamburg Port Authority) bekannt, 25 batterieelektrische Lkw kaufen zu wollen, worüber ich mich als Hamburger natürlich besonders freue. Indes können die circa 60 Millionen leer verkauften Aktien mal richtiger Sprengstoff werden, wenn Nikola weitere gute Nachrichten meldet. Für mich sind dies über 30 Prozent der frei handelbaren Aktien, und diese könnten bei steigenden Notierungen schnell zum Bumerang für die Shortseller werden. Es kann sogar eine Kursexplosion geben, die auf einem Short-Squeeze aufbauen könnte. Es gibt bereits solche Hedgefonds, deren Spezialität es ist, Shortseller unter Druck zu bringen, also diese zum Eindecken von leer verkauften Aktien über steigende Aktienkurse zu drängen. So ein Szenario sehe ich hier kommen, zumal Nikola durch eine Finanzierung „equity line of credit“ weitere 600 Mio. US-$ an Eigenkapital nutzen kann. Die dahinter stehenden Finanziers wissen, warum sie Nikola das Kapital zur Umsetzung des Geschäftsplanes zur Verfügung stellen – wollen wir wetten?

Risikohinweis

Jeder Anleger muss sich immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bei der Anlage in Aktien bewusst sein und auch eine sinnvolle Risikostreuung bedenken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien sind aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, d. h., es handelt sich nicht um Standardwerte, und ihre Volatilität ist auch wesentlich höher. Es handelt sich bei diesem Bericht nicht um Kaufempfehlungen – ohne Obligo. Alle Angaben beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen, was die Einschätzung angeht, ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, der seinen Fokus auf eine mittel- und langfristige Bewertung und nicht auf einen kurzfristigen Gewinn legt. Der Autor kann im Besitz der hier vorgestellten Aktien sein.

Autor: Sven Jösting, verfasst am 18.10.2021

Kategorien: 2021 | Allgemein

2 Kommentare

  1. Dieter Hesse

    Grüner H2 aus UAE ist ein Paradox und in Anbetracht der erforderlichen Logistik eine ähnliche, künstliche Abhängigkeit wie von Gas aus RU. Auch wenn das erforderliche Kapital zum Auswechseln von Photovoltaik im 2-Jahres Rhythmus vorhanden ist, der Preis ist nicht das alleinige Argument. Wie die alte Bundesregierung auf den UAE und Afrika H2 Tripp kommt und dies als Lösung vorstellt, bestätigt mich in der Abwahl des „weiter so“. Auch der Irrsinn weitere Off-Shore Windparks würden die komplette Energieversorgung bis 2030 deckeln, wird irren – siehe Fraunhofer Studie. Das Bundesumweltministerium hat bereits vor Jahren eine Studie veröffentlicht, in dem der aktuelle Bestand an Off-Shore Windparks bereits als grenzwertig einzustufen ist. Auch das was man vom Ufer aus nicht sehen kann, hat u.U. Auswirkungen in der Umwelt. Dies gilt auch für die Länder wie NL.

    Als erster Schritt sollte das bestehende Business mit Umweltzertifikaten aufgelöst werden. CO2 Emittenten verdienen hierüber noch signifikant, schuldhaft gravierende Gewinne – und die EU schaut zu.

    Lokal produzieren, Wettbewerbsfähigkeit herstellen und Technologie weltweit als innovatives Land positionieren!

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  2. Joe Schmidt

    Zitat:
    „Da könnte die Elektromobilitätsbranche ins Trudeln geraten, denn der massive Mehrbedarf an Strom für die Fahrzeugindustrie sowie die batterieelektrische Mobilität muss erst einmal dargestellt werden, …“
    Na, und der Mehrbedarf an Strom für die Erzeugung des grünen Wasserstoffes erst!
    Mal ehrlich – wem wollen Sie solche „Informationen“ unterjubeln?

    Zitat:
    „Im September gab die HPA (Hamburg Port Authority) bekannt, 25 batterieelektrische Lkw kaufen zu wollen, …“
    Die Betonung liegt auf „batterieelektrisch“ -nix Wasserstoff bei diesen LKW …

    Ich bin auch gespannt, ob Nikola es schafft, mit den batterielektrischen Aktivitäten sein Überleben und seine Wasserstoffambitionen zu sichern.

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