In den 1990er-Jahren galt Methanol als erwägenswerter Kraftstoff für Brennstoffzellenfahrzeuge. Zur Jahrtausendwende verschwand diese im Vergleich zur reinen H2-Variante aufwändigere Alternative allerdings fast gänzlich aus dem Fokus. Jetzt aber gibt es wieder Bestrebungen, Methanolbrennstoffzellen zur Marktreife zu bringen. So machte in den vergangenen Wochen Roland Gumpert, der Vater des Audi Quattro, mit seiner „Nathalie“ von sich reden (s. HZwei-Heft Apr. 2019).
Zahlreiche Medien griffen in diesem Frühjahr die Meldungen über die Serientauglichkeit des von ihm entwickelten E-Coupés auf, das – seinen Ausführungen zufolge – sogar bezahlbar sei soll. Anfang 2019 hatte der Ingolstädter Ingenieur den nach seiner Tochter benannten Elektro-Sportwagen u. a. auf dem Genfer Automobilsalon gezeigt. Zunächst hieß es, erste Exemplare würden von seiner Firma Gumpert Aiways Automobile GmbH Ende 2019 ausgeliefert – dann im Sommer 2020; anvisierter Preis: rund 400.000 Euro. Nach bisherigen Recherchen wurden bislang allerdings nur eine Handvoll Exemplare an Kunden übergeben.
Auf seiner Homepage heißt es dennoch: „Get your Nathalie!“ Dort gibt es eine Kaufoption, für deren Wahrnehmung eine Anzahlung von 5.000 Euro entrichtet werden muss – auch Leasing sei möglich, heißt es. Nach werbewirksamen Videobeiträgen Anfang dieses Jahres kam es jetzt jedoch zu Nachfragen und auch zu Kritik. Das Internetportal efahrer.com veröffentliche daraufhin Ende Mai 2021 eine Stellungnahme Gumperts. Darin heißt es: „Die Nathalie haben wir gebaut als ein Leuchtturmprojekt, sie ist ein Marketingtool. Das ist aber so üblich in der Automobilbranche, denn worum es ja geht, ist die Technik dahinter.“
Weniger medienwirksam, aber vielleicht handfester könnten sich die Bemühungen der C&S GmbH gestalten, die mit ihrem CSE Morris ebenfalls auf ein Methanol-Wasser-Gemisch setzt. Der neuartige Buggy des Unternehmens für Sonderfahrzeugbau schafft mit seinem Brennstoffzellen-Range-Extender 800 Kilometer ohne Pause. Bei dem umgerüsteten Fahrzeug handelt es sich um einen elektrifizierten Mini Moke, der gemeinsam mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und dem bayerischen Brennstoffzellenhersteller Siqens entwickelt wurde.
Ausgestattet ist dieser elektrische Geländewagen mit einem kobaltfreien Lithium-Eisenphosphat-Akku (20 kWh für rund 140 km). Um die mögliche Fahrstrecke zu erhöhen, wurde zusätzlich ein Ecoport-800-Modul mitsamt eines 40-l-Tanks eingebaut, womit der Akku wieder aufgeladen werden kann. Somit können die Vorzüge eines flüssigen Kraftstoffs (zügige Betankung, hohe Energiedichte) genutzt werden, während die 800 Watt leistende Brennstoffzelle an Bord dann doch – nach der Reformierung des Methanol-Wasser-Gemisches – reinen Wasserstoff für die Stromerzeugung nutzt.
Volker Harbusch, Geschäftsführer der Siqens GmbH, erklärte: „Die Kombination kleine Batterie und Brennstoffzelle als Range Extender eignet sich vor allem für Nutzfahrzeuge, bei denen eine hohe Reichweite gefordert ist und die Batterie häufig noch Energie für Zusatzaggregate wie z. B. ein Kühlaggregat liefern muss.“
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