170 US-$ und damit gut 30 US-$ tiefer, als ich erwartet hatte (200 US-$), markieren den tiefsten Kurs der Aktie von Tesla in der jüngeren Vergangenheit, bevor es zu dem starken Rebound auf über 260 US-$ kam – bis die wieder enttäuschenden Zahlen für das zweite Quartal 2019 den Rückwärtsgang im Kurs einleiteten.
Als Grundlage für diese zwischenzeitliche Rallye gelten die steigenden Verkaufszahlen bzw. vor allem die erhöhten Auslieferungen von Model 3 im zweiten Quartal von circa 95.000 Einheiten (Verkaufsrückgänge bei Model S und X, basierend auf einer zunehmenden Zahl von Konkurrenzmodellen). Zudem machen Meldungen die Runde, dass Zulieferer größere Aufträge erhalten hätten, die auf eine höhere Produktion von Model 3 hindeuten.
Die allgemeine Skepsis, ausgedrückt in Analysen namhafter Investmentbanken, überschattet allerdings die Kursentwicklung, denn stark steigendes Wachstum sei so nicht auszumachen, auch wenn das zweite Quartal in dieser Hinsicht sehr gut verlief und Tesla über 6 Mrd. US-$ Umsatz im Quartal einfuhr – allerdings wieder mit einem Verlust, der 408 Mio. US-$ betrug und noch höher ausgefallen wäre, wenn Tesla seine Investitionen nicht massiv zurückgefahren hätte (CAPEX). Ist dies alles wirklich nachhaltig?
Die weitere Kursentwicklung wird jetzt wieder von den Unternehmenszahlen getrieben: Neben dem Verlust von 408 Mio. US-$ bzw. über 2 US-$ pro Aktie nach GAAP – wesentlich mehr als erwartet – konnte der Bargeldbestand nach erfolgter Kapitalerhöhung von brutto 2,7 Mrd. US-$ bei gesunden 5 Mrd. US-$ gehalten werden. Zuletzt kursierten Meldungen, wonach Tesla die Produktionskapazitäten zu erhöhen plant, da die Nachfrage nach Model 3 gut zugelegt habe und man sich auf das neue, vom Modell 3 abgeleitete Model Y (2020) konzentriere. Dazu steht der Rückgang der margenstarken Model S und X im Widerspruch. Ist das also wieder ein Marketing-Trick? Denn parallel hat Tesla im vergangenen Quartal diverse Rabatte eingeführt, die man ja nicht hätte gewähren müssen, wenn der Absatz so gut laufen würde, oder? Die Voraus- bzw. Anzahlungen sind jedoch stark zurückgegangen. Zudem fallen die steuerlichen Anreize in den USA (aber auch in China und anderen Ländern) immer mehr weg, so dass die gewährten Rabatte und Konditionssenkungen bei Leasingfahrzeugen wohl als Ausgleich zu verstehen sind. Dass nun Besitzer von Model S und X wieder kostenfrei Strom tanken können, mag einen Kaufanreiz darstellen, aber Tesla hat damit natürlich auch hier höhere Kosten.
China-Strategie mit Bedingungen
Mit dem Bau der neuen Gigafactory, die ja schon 2019 mit der Produktion von Model 3 beginnen soll, geht es währenddessen zügig voran. Allerdings haben China bzw. Shanghai den Bau der dortigen neuen Gigafactory von Tesla mit diversen Bedingungen verknüpft. So muss Tesla 2 Mrd. US-$ in den kommenden fünf Jahren in die neue Fabrik investieren und ab 2023 jährlich eine Mindeststeuer von 323 Mio. US-$ zahlen. Bei Nichteinhaltung fällt das Grundstück (und die Gigafactory?) zurück an die Stadt Shanghai. Außerdem soll bislang noch keine Produktionsgenehmigung für die E-Autos vorliegen, was aber die Bedingung für die Produktionsaufnahme ist.
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weiterlesen im Heft: s. HZwei Oktober 2019
Risikohinweis
Jeder Anleger muss sich immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bei der Anlage in Aktien bewusst sein und auch eine sinnvolle Risikostreuung bedenken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien sind aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, d. h., es handelt sich nicht um Standardwerte, und ihre Volatilität ist auch wesentlich höher. Es handelt sich bei diesem Bericht nicht um Kaufempfehlungen – ohne Obligo. Alle Angaben beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen, was die Einschätzung angeht, ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, der seinen Fokus auf eine mittel- und langfristige Bewertung und nicht auf einen kurzfristigen Gewinn legt. Der Autor kann im Besitz der hier vorgestellten Aktien sein.
Autor: Sven Jösting, verfasst Mitte August 2019
Tja, Anfang Oktober eine Aktieneinschätzung zu Tesla zu machen, ohne die Q3-Zahlen auch nur abzuwarten – das hat etwas sehr Eigenes. Mittlerweile gibt es zumindest einen neuen Auslieferungsrekord zu vermelden:
https://www.elektroauto-news.net/2019/tesla-auslieferung-97000-model-3-s-x-weltweit-drittes-quartal-2019/
„Tesla liefert 97.000 Model 3, S & X weltweit im dritten Quartal 2019 aus“
Der Hinweis, dass der Neubestelleingang für das Model3 durch Neukunden recht hoch ist, weckt Erwartungen auf das 4. Quartal 2019 und die 2020 beginnende Produktion des ModelY – auch in der neuen GF in China ebenso.
Auch wenn die Bilanz-Zahlen in einer Woche wohl keine Euphorie an der Börse auslösen werden – Tesla verfolgt seinen strategischen Plan.