Der Aktienkurs von Heliocentris war innerhalb eines Jahres um über 99 % abgerutscht (s. HZwei-Heft Okt. 2016). Im Sommer 2016 hatte aktiencheck.de empfohlen: „Bloß raus aus der Aktie.“ Das Internetportal berief sich auf vorstandswoche.de, dessen Experten „seit dem Börsengang vor dieser Aktie warnen und im Vorfeld vor dieser Kapitalerhöhung [Mai 2015; Red.] erneut vor einem Einstieg gewarnt hatten“.
Mit vehementen Vorwürfen wendet sich Aktiencheck insbesondere an Ayad Abul-Ella: „Der CEO sei bekannt dafür, dass er seit Jahren keine Prognose erfülle.“ Mittlerweile wird auch in der Belegschaft deutliche Kritik an seinen Entscheidungen geäußert. Sein Gehalt soll im Jahr 2015 von 180.000 Euro auf knapp 230.000 Euro angehoben worden sein, ein Plus von fast 30 % gegenüber dem Vorjahr – plus einer Bonuszahlung in Höhe von 100.000 Euro, so heißt es.
Keine Sanierung in Eigenregie
Zunächst hatte das Gericht am 14. Oktober 2016 bestätigt, dass sich die Mannschaft um Firmengründer Dr. Henrik Colell zeitweise in Eigenregie um die Sanierung des Adlershofer Unternehmens kümmern werde. Ziel war die zukunftsfähige Sanierung und nachhaltige Finanzierung des Unternehmens. Zum Sachwalter der Heliocentris Energy Solutions AG sowie der deutschen Tochtergesellschaften Heliocentris Academia GmbH, Heliocentris Industry GmbH und Heliocentris Fuel Cell Solutions GmbH war Joachim Voigt-Salus bestellt worden.
Sechs Wochen später eröffnete dann jedoch das Amtsgericht das offizielle Insolvenzverfahren. Seitens Heliocentris hieß es, der Vorstand habe den Antrag auf Eigenverwaltung zurückgenommen, „um eine schnellstmögliche und reibungslose Umsetzung der unterschiedlichen im Gespräch befindlichen Investorenlösungen zu ermöglichen“. Zu diesem Zeitpunkt war allerdings bereits rund ein Drittel der Belegschaft freigestellt worden.
Auf Nachfrage der HZwei hatte Colell Mitte Oktober erklärt: „Die Home Power Solutions GmbH (HPS) ist nicht betroffen, denn sie ist ja nur eine Beteiligung von Heliocentris und komplett separat finanziert.“ Die ausländischen Tochtergesellschaften hatten ebenfalls keine Insolvenzanträge gestellt.
Verärgerung bei FutureE
Auch wenn der operative Betrieb zunächst weitergeführt und bestehende Kundenaufträge bedient werden, trifft die Insolvenz von Heliocentris die gesamte Branche, da das zuletzt 200 Mitarbeiter beschäftigende Unternehmen, das 1995 als Hersteller von Brennstoffzellen-Unterrichtsmaterialien gegründet worden war, als Pionier der BZ-Community gilt. Im Laufe der Jahre hatten sich die Berliner neben ihrer Academia-Sparte immer mehr auf industrielle Anwendungen, insbesondere auf das Energiemanagement von autarken Versorgungssystemen im Nahen Osten sowie in Asien, konzentriert – mit mäßigem Erfolg, wie sich jetzt zeigt. Gerüchten zufolge soll es zwar einen asiatischen Investor geben haben, der durchaus Interesse an einer Übernahme signalisiert hatte, den aber das Gebaren des CEOs und auch des Insolvenzverwalters abgeschreckt haben soll.
Große Fragezeichen gibt es derzeit nicht nur in Berlin, sondern auch bei den ehemaligen FutureE-Mitarbeitern, deren Unternehmen 2014 von Heliocentris übernommen worden war, die nun aber einer ungewissen Zukunft entgegensehen. Dementsprechend ist aus Wendlingen deutliche Kritik zu hören. „Fehlentscheidungen im Management“ seien der Grund für das derzeitige Dilemma, so heißt es auch hier, sowie der Umstand, dass „Investoren abgewiesen“ worden seien. Nun bestünde die Gefahr, dass Fachkräfte abwandern, wovon letztlich die Konkurrenz profitieren würde. Entsprechend groß ist die Enttäuschung, insbesondere weil Aufträge beispielsweise für die im Rahmen des NIP 2 geplanten BOS-Standorte vorhanden gewesen sein sollen. Es hätten lediglich die Unterschriften gefehlt, so heißt es. Was nun aus diesen Standorten des BOS-Digitalfunknetzes wird, an denen BZ-Netzersatzanlagen installiert werden sollten, ist derzeit unklar.
Verkaufsempfehlung für SFC-Aktie
Auch der SFC Energy AG geht es nicht wirklich gut: Nachdem im HZwei Oktober-Heft schon über den bis dato 80%igen Kursrutsch gegenüber dem Ausgabepreis berichtet worden war, sackte der Preis pro Aktie Ende September 2016 schlagartig um weitere zehn Prozent ab, als das Brunnthaler Unternehmen die Umsatzprognose änderte und mitteilte, ein geplantes Großprojekt im Verteidigungsbereich würde 2016 nicht mehr realisiert. Mitte Oktober konnte SFC dann aber eine Optionsanleihe bei einem privaten Investor aus Singapur platzieren, wodurch sich die angespannte Liquiditätslage zwar verbesserte, die Kaufempfehlung jedoch weiter bei „reduzieren“ blieb. Von den Analysten wurde es dennoch als positiv bewertet, dass der Brennstoffzellenhersteller trotz der schwierigen Lage 2 Mio. Euro auftreiben konnte.
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