Während die großen deutschen Automobilbauer weder bei den rein batteriebetriebenen noch bei den brennstoffzellenbetriebenen Fahrzeugen so recht vorankommen, lohnt sich mal ein Blick zu den Kleinunternehmen, denn die treiben teils mit sehr viel mehr Elan die Technologieentwicklung voran. So gibt es einen Zusammenschluss einer französischen und einer deutschen Firma, die gemeinsam ein reines Batterieauto mit einem Brennstoffzellen-Range-Extender ausgestattet haben, um auf diese Weise das Reichweitenproblem zu lösen. Im Herbst 2014 stellten sie ihr erstes Fahrzeug vor, und mittlerweile arbeiten sie zudem an einer reinen Brennstoffzellenlösung für Nutzfahrzeuge.
In Frankreich treibt Renault die Elektrifizierung des Transportsektors emsig weiter voran: Weltweit verkaufte die Renault-Nissan-Allianz bis Ende 2014 über 200.000 Elektroautos. Ihr Marktanteil an Zero-Emission-Vehicles liegt bei 58 Prozent. Diese Rahmenbedingungen dürften wesentlich dazu beigetragen haben, dass sich das französische Unternehmen Symbio FCell Sàrl bei der Auswahl eines für Umrüstarbeiten geeigneten Fahrzeugmodells für den Renault Kangoo Maxi Z.E. entschied.
In die Langversion dieses Lieferfahrzeugs, das serienmäßig mit einem 44-kW-Elektromotor ausgestattet ist und gemäß Werksangaben rein batteriebetrieben eine Reichweite von maximal 160 Kilometern erzielt, integrierten die Franzosen ein Brennstoffzellensystem als Range-Extender. Mit Hilfe eines 350-bar-Wasserstoffdruckbehälters (Volumen: 74 l, H2-Menge: 1,8 kg) erhöht sich dadurch die realisierbare Fahrstrecke auf rund 300 km. Der Range-Extender ALP10 liefert 5 kW und springt an, sobald der Ladestatus des Fahrzeugakkus unter ein bestimmtes Level sinkt, und lädt diesen wieder auf.
Unter dem Namen HYKangoo wird dieses zweisitzige Brennstoffzellen-Batterie-Hybrid-Fahrzeug nunmehr seit 2014 von Symbio FCell in Serie gefertigt. Dabei werden allerdings kaum grundlegende Veränderungen am Fahrzeug selbst vorgenommen. Es werden lediglich einige Zusatzkomponenten, die in einem für 7.000 Betriebsstunden ausgelegten H2-Kit zusammengefasst sind, eingebaut. Die konzeptionelle Auslegung dieses Kits erfolgte in enger Zusammenarbeit mit Renault Tech.
In Frankreich lagen Anfang dieses Jahres über 200 Bestellungen vor (z. B. von der französischen Post, von Logistikdienstleistern wie DHL & DPD und Stadtwerken). Die ersten fünf Exemplare gingen im Januar 2015 an den Generalrat von La Manche in der West-Normandie, einem der ersten Departements mit einer Wasserstofftankstelle. 35 weitere Fahrzeuge sollen folgen. Zudem sollen welche ab März 2015 bei DHL Express in Lyon für 18 Monate getestet werden. Parallel zur Produktion dieses Pkws bauen die Franzosen derzeit ihr Angebotsspektrum insbesondere für Nutzfahrzeuge (Lastwagen und auch Baufahrzeuge) weiter aus.
Fabio Ferrari, Geschäftsführer von Symbio FCell, erklärte: „Der ‚Range-Extender’ verbessert beides – die Reichweite und die Verfügbarkeit von Elektrofahrzeugen bei kommerziellen Anwendern, während das Investment in Batterieladeinfrastruktur für große Flotten reduziert wird.“ Im November 2014 hatte Symbio FCell die Technologie während der Michelin Challenge Bibendum in Chengdu, China, vorgestellt. Dies passte insofern, als Michelin seit Mai 2014 als Investor involviert ist und maßgeblich an der Entwicklung mitgewirkt hat, ebenso wie das französische Forschungszentrum CEA und der deutsche Anbieter von Polymermembranen Solvicore.
Den Vertrieb in Deutschland und Österreich übernimmt die Anleg GmbH – Advanced Technology, die seit Februar 2015 ihren Hauptsitz in Wesel hat. Hier arbeitet neben Willfried Müller, früherer Leiter der Brennstoffzellenabteilung bei der Masterflex AG, seit Mai 2014 auch Jan Andreas, der zuvor jahrelang bei der GHR Hochdruck Reduziertechnik GmbH tätig war. Dort wirkte er maßgeblich an der Entwicklung mobiler H2-Betankungseinrichtungen mit. Inzwischen ist Andreas neben Martin Brüggemann Geschäftsführer bei Anleg.
Im September 2014 veranstaltete das nordrhein-westfälische Unternehmen einen Tag der offenen Tür im Industriepark Wolfgang und bot Probefahrten an. Dort hieß es, „der HYKangoo hat eine europäische Straßenzulassung und kann bei jeder Renault-Werkstatt gewartet werden“.
Gegenüber HZwei erklärte Jan Andreas: „Die H2-Kits werden in einer Michelin-Fabrik zusammengebaut und entsprechen allen Automobilstandards inklusive Komponentenverfolgung usw.“ Weiter berichtete er, dass derzeit die ersten 49 Autos produziert werden und fügte hinzu, dass sich auch eine Version mit 700-bar-Technologie in Planung befindet. Zudem sagte Andreas: „Unser Produktionsplan für dieses Jahr sieht 300 H2-Kits und Autos vor, einige Tausend in 2016. Unsere Kapazität liegt bei über 800 Autos. Es ist besser vorauszuschauen, als in Panikmodus zu verfallen.“
Der Kaufpreis für den Renault Kangoo Maxi Z.E. liegt bei 23.000 Euro (ohne Batterie). Das H2-Range-Extender-Kit kostet 36.000 Euro. Während in Frankreich 50 % der Anschaffungskosten subventioniert werden, ist eine Förderung in Deutschland nicht möglich.
Na endlich mal ein funktionierendes BZ-Auto. Nicht wie bei Daimler, wo man uns seit Jahren H2 Autos verspricht, sie aber nie produziert. Und die Ankündigungen von Herrn Zetsche geben uns wenige Hoffnungen für die Zukunft.
Es ist immerhin besser für die europäischen Industrie, bei den französischen Nachbarn zu kaufen, statt aus Korea und Japan zu importieren, zumal die BZ von Symbio scheinbar teilweise mit deutschen Komponenten hergestellt wird.
Hallo, ich hätte gerne die voraussichtlichen Fahr-Kosten pro 100 km erfahren. Dazu müsste man jedoch auch wissen, bei welchem Kilometer-Stand der Traktions-Akku zu welchen Kosten erneuert werden muss.
Über entsprechende Info-Ergänzung würde sich freuen: Carl-D.A. Lewerenz