Hzwei Blogbeitrag

Beitrag von Sven Geitmann

17. Februar 2014

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Brennstoffzellen-Stapler fürs BMW-i3-Werk in Leipzig

Linde-Stapler-BMW

BZ-Stapler im BMW-i3-Werk in Leipzig

Brennstoffzellenbetriebene Flurförderzeuge können auch in Deutschland eine Option für die Intralogistik sein. Diese Erkenntnis setzt sich derzeit an immer mehr Produktionsstandorten durch. So hat BMW in seinem Leipziger Werk am 3. Dezember 2013 fünf Gabelstapler und vier Routenzugschlepper in Betrieb genommen, die im Rahmen des H2IntraDrive-Projekts unter realen Produktionsbedingungen eingesetzt und bis zur Serienreife weiterentwickelt werden sollen.
Die positiven Erfahrungen aus den USA scheinen sich allmählich herumgesprochen zu haben. Während bisher BZ-Stapler vorrangig in den großen Lagerhallen in Übersee im Logistikbereich Anwendung fanden (s. HZwei-Heft Jul. 2013), häufen sich seit dem letzten Jahr auch an deutschen Logistikstandorten die Erprobungsfälle – wenn auch zunächst in deutlich niedrigerer Stückzahl.
In Sachsen erhielt das Leipziger BMW Werk insgesamt neun Niederflurzeuge von seinem Projektpartner Linde Material Handling. Diese Fahrzeuge wurden mit einem Brennstoffzellen-Hybridantrieb ausgestattet und werden ab sofort in der Karosseriebau-Werkhalle für die Produktion des BMW i3 zur Verfügung stehen. Im Rahmen des vom Bundesverkehrsministerium mit 2,9 Mio. Euro geförderten Projekts sollen sie bis April 2016 zur Teileversorgung eingesetzt werden.
Werkleiter Dr. Milan Nedeljkovic erklärte während der Inbetriebnahme: „Nachhaltigkeit hat bei BMW i oberste Priorität, das gilt für das Produkt genauso wie für die Produktion. Deshalb passen Brennstoffzellen-Fahrzeuge mit grün zertifiziertem Wasserstoff als Energieträger sehr gut zum BMW-Werk Leipzig.“ Theodor Maurer, Vorsitzender der Geschäftsführung von Linde Material Handling, ergänzte: „Es geht darum, herkömmliche Batterien abzulösen.“
Die Partner des H2IntraDrive-Vorhabens erhoffen sich vom Einsatz dieser Technik, dass die Verfügbarkeit der Stapler und Schlepper deutlich zunimmt und die Wartungsarbeiten abnehmen. Während derzeit noch viel Zeit und Arbeit in die Ladung und Überprüfung der Bleisäure-Akkumulatoren investiert wird, dauert die Betankung der Wasserstofftanks lediglich zwei bis drei Minuten. Lange Standzeiten durch täglichen Wartungsbedarf bestehen bei Brennstoffzellen nicht, da keine beweglichen Teile vorhanden sind und auch kein Säuregehalt überprüft werden muss. Diese Vorteile summieren sich insbesondere im Mehrschichtbetrieb, wenn die Fahrzeuge rund um die Uhr unterwegs sind.
Für einen möglichst effizienten Betrieb sind die Hybrid-Flurförderzeuge von Linde Material Handling mit einer Brennstoffzelle sowie einem Lithium-Ionen-Akku ausgestattet. Zur Erhöhung der Kippstabilität wurde zusätzlich zu Bleigewichten ein Gusskörper zur Aufnahme des 350-bar-Druckgasbehälters eingebaut. Darüber hinaus nahmen die Ingenieure etliche Modifikationen am Basisfahrzeug vor. So mussten sie beispielsweise zunächst Kühlrippen in die Türen der Gegengewichtsstapler fräsen, um die erzeugte Wärme abführen zu können, woraufhin die Tür dann aber neu versteift werden musste. Die PEM-Brennstoffzellensysteme kommen von dem US-amerikanischen Joint Venture HyPulsion und sind für den Dauerbetrieb (ca. 17 kW) ausgelegt, während der zusätzlich installierte Akkumulator (2 kWh) zur Abdeckung der Lastspitzen sowie zur Rekuperation dient, wenn das Fahrzeug bremst oder Lasten abgesenkt werden.
Zur Betankung der fünf FC-25-Fuel-Cell-Stapler sowie der vier P30-FC-Schlepper installierte Linde Gas eine Indoor-Befüllanlage, an der CO2-neutraler Wasserstoff mit 200 bar und auch mit 350 bar getankt werden kann. Für die Treibstoffversorgung der Fahrzeuge werden schätzungsweise 15 kg Wasserstoff pro Tag benötigt, so dass wöchentlich ein Gastrailer Nachschub aus dem nahe gelegenen Leuna antransportieren muss. Das Gas wird dann in Druckgas-Flaschenbündeln bei 200 bar gespeichert, bevor es durch ein Rohrleitung im ionischen Verdichter auf 450 bar komprimiert wird.
In den USA setzt BMW bereits etwa 500 BZ-Stapler ein. Dies bestätigte auch Dr. Michael Ströbel, General Manager für die gesamte logistische Planung: „Die US-amerikanischen Kollegen in Spartanburg sind einen Schritt voraus.“ Werkleiter Dr. Milan Nedeljkovic ergänzte: „Wir haben schon Erfahrungen durch den dortigen Standort, das Problem ist aber die Übertragbarkeit auf den europäischen Markt.“ Bevor also auch hier in Deutschland ähnlich viele Exemplare eingesetzt werden können, bedarf es noch erheblicher Anstrengungen. Dazu zählt insbesondere die Überwindung der regulatorischen Hürden. Da die sicherheitstechnischen Anforderungen in Europa höher sind, bedurfte es beispielsweise hier bis zur Inbetriebnahme einer zweijährigen Vorbereitungszeit.
Ströbel betonte dabei, dass dies „kein Showcase“ sei. Er plane vielmehr bei einem positiven Projektverlauf später derartige Logistiklösungen auch an anderen Standorten einzusetzen. Damit es dann aber zügiger geht, soll gemeinsam mit der Technischen Universität München ein Leitfaden zum Einsatz von H2-Flurförderzeugen erarbeitet werden. Prof. Günther vom Lehrstuhl für Fördertechnik, Materialfluss, Logistik kümmert sich darüber hinaus um Zuverlässigkeits- und Nachhaltigkeitsbetrachtungen sowie um das Thema Wirtschaftlichkeit, denn aktuell sind die BZ-Flurförderzeuge noch um einen Faktor von zwei bis drei teurer als rein batteriebetriebene Modelle.

2 Kommentare

  1. Elektro Stapler Liebhaber

    Endlich ist es auch in Deutschland angekommen! Elektrofahrzeuge und auch Elektro Stapler sind einfach sehr ökonomisch und vor allem ökologisch. Es wird zwar noch eine Zeit brauchen, bis sie für mich interessant sind, da ich für mein Unternehmen immer Stapler gebraucht, also Occasion Stapler, kaufe, aber vielleicht gibt es diese Gabelstapler und vielleicht Hubstapler, Seitenstapler oder Deichselstapler zum Stapler mieten.

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