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Beitrag von Alexandra Fedorska

10. Juli 2023

Titelbild: Diskussionsrunde zur H2-Drei-Meeres-Initiative, Unterzeichnung der Wasserstoffinitiative der „Drei-Meere-Staaten“

Bildquelle: A. Fedorska

Die Drei-Meeres-Initiative startet durch

Auf der diesjährigen Wasserstoffmesse H2POLAND im polnischen Poznań haben Vertreter der „Drei-Meere-Staaten“ mit einer feierlichen Unterzeichnung eine gemeinsame Wasserstoffinitiative ins Leben gerufen. Zu den Ländern, die sich dieser Initiative angeschlossen haben, gehören die baltischen Länder, Polen, die Ukraine, Ungarn, Tschechien und die Slowakei.

Tomoho Umeda, Gründer der polnischen Unternehmen Hynfra und Hynfra Energy Storage, leitete die Diskussion der Landesvertreter zu der gemeinsamen Initiative. Einleitend bedauerte der Pole mit japanischen Wurzeln, dass bei der rasanten Entwicklung der Wasserstoffindustrie in der Europäischen Union Mittelosteuropa nur selten angehört werde: „Da wird zwar viel mit dem Kopf genickt, aber wenn es ans Eingemachte geht, steht MOE eher abseits der wichtigsten Entwicklungen.“ Die Drei-Meeres-Initiative in Sachen Wasserstoff soll genau das ändern.

Arbeitsteilung

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Polen steht im Mittelpunkt der derzeitigen Entwicklung im Wasserstoffsektor innerhalb der osteuropäischen Region. Das ist nicht nur dadurch bedingt, dass Polen mit knapp 40 Millionen Einwohnern die bei weitem wichtigste Volkswirtschaft Osteuropas ist, sondern durch die vielen unterirdischen Salzkammern auch ein idealer Standort für die Speicherung von Wasserstoff. Ein Umstand, den Umeda in seiner Rede mehrfach betonte.

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Die Staaten, die die Entwicklung der H2-Industrien in dieser Region gemeinsam vorantreiben möchten, verbindet mehr als nur das Schattendasein innerhalb der EU-Familie. Sie eint vor allem, dass sie alle Staaten des ehemaligen Ostblocks sind. Aus dieser verbindenden Vergangenheit heraus ergeben sich Gemeinsamkeiten, die sich insbesondere in der Infrastruktur und in der speziellen Regulierung der Energiewirtschaft zeigen.

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Tomoho Umeda stellte insbesondere die Leitungsinfrastruktur und die Wärmeversorgung Mittelosteuropas heraus. Hier gibt es nicht nur die gemeinsamen Bedingungen, die sich aus einer engmaschigen Fernwärmevernetzung ergeben, sondern auch überregionale Fernverbindungen, die noch aus der gemeinsamen Ostblockzeit stammen. Hinzu kommen neue Leitungen, wie die litauisch-polnische und polnisch-slowakische Gasverbindung, die erst in den letzten Jahren in Betrieb gegangen sind.

Der tschechische Vertreter Vaclav Bystriansky machte in seinem Redebeitrag deutlich, dass diese Leitungen sowie die emissionsfreie Energiegewinnung eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft darstellen. Der Tscheche ist der Meinung, dass das alte Muster von Ost-West-Leitungen überholt ist und durchbrochen werden sollte. In der Zukunft wird es mehr Nord-Süd-Verbindungen geben, davon ist Bystriansky überzeugt.

Das bedeutet für sein Land eine viel engere Zusammenarbeit mit den nördlichen Nachbarn. „Polen hat die Speicherkapazitäten und Tschechien hat die Kernkraftwerke“, fasste Bystriansky die Richtung der zukünftigen Zusammenarbeit zusammen.

Die Slowakei schloss sich den Ausführungen des Tschechen an, ergänzte aber, dass die Länder Mittelosteuropas voneinander sehr viel lernen könnten. Dazu gehöre vor allem auch das Lernen aus den Fehlern der anderen. Ein wichtiger Aspekt, der auch von den anderen Vertretern betont wurde, ist beispielsweise die potentielle Nutzung der Abfallverbrennung für die H2-Produktion. Im osteuropäischen Raum ist die Abfallverbrennung aktuell ein wichtiges Thema. „Man sollte sich nicht allein auf die Erneuerbaren fixieren, sondern das nutzen, was Sinn ergibt und den Bedingungen entspricht“, hieß es von der slowakischen Seite.

Der Este Sven Parkel ging darauf ein, dass die Mittelosteuropäer nur gemeinsam eine bessere Position in den EU-Gremien erarbeiten könnten. Sie müssten gemeinsam für ihre Sache in Brüssel eintreten, sonst würden sie von den starken EU-Ländern wie Deutschland und Frankreich nicht gehört. Ferner regte Parkel an, die regulatorischen Aspekte der Wasserstoffwirtschaft in der Region geeint an die Verwaltungs- und Behördenebenen zu adressieren.

Ukraine hat das größte H2-Potential

István Lepsényi von der Hungarian Hydrogen Technology Association, der direkt neben dem ukrainischen Vertreter Oleksandr Riepkin Platz genommen hatte, beeindruckte das Publikum in Poznań mit einem besonderen politischen Statement. Entgegen der prorussischen Haltung des ungarischen Premiers Viktor Orbán äußerte Lepsényi seine persönlichen Gefühle im Zusammenhang mit dem Freiheitskampf der Ukraine gegen den russischen Aggressor. Er hoffe auf einen baldigen Sieg der Ukraine und das Ende eines grauenvollen Krieges, den die Russen gegen die Ukraine führten.

Die Ukraine und die Potenziale, die dieses Land hinsichtlich Wasserstoffs hat, bildeten den thematischen Höhepunkt der Diskussionsrunde, die der Unterzeichnung der gemeinsamen H2-Initiative vorausging. Oleksandr Riepkin dankte zuallererst Polen, das die Ukraine vor dem sicheren Tod von Millionen Menschen bewahrt habe, indem es seine Herzen, Häuser und alles, was es habe, für die vor den Vergewaltigungen und Morden der Russen flüchtenden Ukrainer geöffnet habe. Das Publikum antwortete mit nicht enden wollendem Applaus und Solidaritätsrufen. Er kündigte auch an, eine Wasserstoffpartnerschaft seines Landes mit Polen einzugehen. „Polen und die Ukraine können als Schwestern und Brüder alles schaffen und es mit jedem aufnehmen”, so der Ukrainer.

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Nachdem Riepkin die Möglichkeiten der Ukraine in Hinblick auf die emissionsfreie Stromproduktion erörtert hatte, kam er auf die bestehende Zusammenarbeit mit Polen in Energiefragen zu sprechen. Inzwischen steht die Stromverbindung zwischen den Ländern wieder, die zukünftig weiter ausgebaut und für die Wasserstoffherstellung genutzt werden könnte. Der Ukrainer schlug vor, dass sich die MOE-Staaten auf einzelne Bereiche spezialisieren und dadurch eine Arbeitsteilung erreichen, die wichtig für die Wettbewerbsfähigkeit der H2-Wirtschaft sein werde.

„Mittelosteuropa sollte auch aus dem Schatten Westeuropas treten und selbst Elektrolyseanlagen herstellen, die die Wasserstoffproduktion ermöglichen. Eine Dominanz der westeuropäischen Technologie soll vermieden werden“, hieß es in Poznań. „Unsere Technologie ist so gut wie die deutsche – nur günstiger“, ergänzte der Tscheche Bystriansky.

Riepkin richtete anschließend den Blick auf die Probleme, die die Wasserstoffherstellung in MOE mit sich bringen könnte. So gebe es inzwischen wasserarme Regionen, wo sich mit der Landwirtschaft Konflikte um das Wasser und um die Flächen für die erneuerbaren Energien ergeben könnten. Die Herstellung des Wasserstoffs mithilfe von Atomstrom könne eine Alternative sein, wie bereits aus Tschechien und der Slowakei zu hören war.

Die H2-Drei-Meeres-Initiative zeigte sich bereit für eine Öffnung in Richtung Skandinavien. Eine solche bietet sich besonders in Hinblick auf Estland und Finnland an. Beide Länder haben ihre Gasleitungssysteme miteinander verbunden, was entsprechende Perspektiven für die Wasserstoffnetze schafft. Man zeigte sich zudem zuversichtlich, dass in absehbarer Zeit die beiden restlichen Drei-Meeres-Staaten Rumänien und Bulgarien ebenfalls zur H2-Initiative hinzustoßen werden.

Autorin: Aleksandra Fedorska

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