Hzwei Blogbeitrag

Beitrag von Sven Geitmann

3. Februar 2021

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Bildquelle:

kraftwerk legt Tarnmodus ab

Handladegerät könnte doch noch kommen

Abb. 1: Sascha Kühn mit einer seiner Einzelzellen
Kühn mit Einzelzelle, © kraftwerk

Fast fünf Jahre lang waren Informationen über eZelleron und deren kraftwerk Mangelware. Namensstreitigkeiten und Gerichtsverfahren hatten zu einer langwierigen Hängepartie geführt. Im Oktober 2020 teilte Dr. Sascha Kühn, Geschäftsführer der kraftwerk TUBES GmbH, HZwei nun mit, sein Unternehmen verlasse den selbst auferlegten Tarnmodus („Stealth Mode“), um zu zeigen, was in den letzten Jahren erreicht worden sei.

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Zur Erinnerung: 2000 startete Kühn mit Forschungsarbeiten an kleinen, röhrenförmigen Festoxidbrennstoffzellen (SOFC) aus nanobeschichtetem Metall und gründete 2008 in Dresden die eZelleron GmbH. 2015 hatte das sächsische Unternehmen über die in den USA ansässige eZelleron Inc. eine Crowdfunding-Aktion gestartet und blitzschnell 1,5 Mio. US-$ eingesammelt. Kurz darauf klagte jedoch die Musikband „Kraftwerk“ und wollte wegen angeblicher Markenrechtsverletzung die Namensnutzung von „kraftwerk“ für das Handladegerät vom Landgericht Hamburg unterbinden lassen. Die Klage wurde zwar abgewiesen, aber wenige Monate später meldete die deutsche eZelleron GmbH Insolvenz an, da der nicht unerhebliche Zeitverzug und die damit verbundenen Unsicherheiten infolge der Klage zu Finanzproblemen der Dresdner Gesellschaft geführt hatten (s. HZwei-Hefte Apr. und Jul. 2015).

Die aus der Insolvenzmasse herausgekauften Patente und Marken gingen an die kraftwerk ASSETS Inc. Das gesamte Anlagevermögen, Materialien, Zellen, Konstruktionszeichnungen und Software der ehemaligen eZelleron GmbH liegen inzwischen bei der kraftwerk TUBES GmbH. Beide Gesellschaften sind einhundertprozentige Töchter der kraftwerk Inc., die eine reine Holding ist und 2016 nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens von Kühn und Martin Pentenrieder im Silicon Valley in den USA gegründet wurde (s. HZwei-Heft Juli 2016).

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Die nicht von der Insolvenz betroffene US-amerikanische eZelleron Inc. wird laut Kühn derzeit „von einem asiatischen Marketing-Konsortium übernommen, das das Handladegerät in den nächsten Jahren vermarkten will“. Kühn ist in der kraftwerk Group Geschäftsführer der insgesamt vier Tochtergesellschaften und zudem Aufsichtsratsvorsitzender der Holding. Nach eigener Aussage hatte die kraftwerk Inc., die heute weltweit mehr als 50 Mitarbeiter im Brennstoffzellensegment beschäftigt, 2019 „über 3 Mio. Umsatz und mehr als eine Mio. Gewinn“. Was jedoch mit dem Geld, das von der US-amerikanischen Firma an den deutschen Insolvenzverwalter geflossen ist, passiert ist, ist bislang nicht geklärt.

Auf Nachfrage von HZwei erklärte Kühn: „Mit dem Crowdfunding hatte die eZelleron GmbH nie etwas zu tun. Das wurde damals komplett von der eZelleron Inc. in USA durchgeführt. Die eZelleron GmbH ist vorrangig an der Klage der Band Kraftwerk gescheitert. Dadurch sind alle Investoren vor Angst abgesprungen. Keiner wusste, ob daraus Millionen-Zahlungen folgen würden.“ Zudem merkte er an, dass Crowdfunding nicht etwa Schulden seien, sondern „Spendengelder zur Unterstützung“. Wie zur Versöhnung fügte er hinzu, er hoffe, dass die eZelleron bald liefern werde, auch wenn sie juristisch dazu nicht verpflichtet sei. Kühn hatte bereits 2018 mitgeteilt, er konzentriere sich fortan ganz auf die Weiterentwicklung der Einzelzellen, der tubes, damit diese als reines Zulieferprodukt von potentiellen Partnern eingebaut werden könnten. Die dafür von Kühn gegründete kraftwerk TUBES GmbH sei jetzt ein Lizenzpartner, erklärte dieser (s. HZwei-Heft Jan. 2019). Ansonsten hätten die US-Amerikaner mit dem Dresdener Unternehmen nichts zu tun. „Wir sind nur Zulieferer“, so Kühn, der auch CEO der kraftwerk Inc. ist.

… Lesen Sie mehr in der Januar-Ausgabe der HZwei

Kategorien: 2021 | Allgemein

8 Kommentare

  1. Klaus Bruns

    Ich denke der Fall war ein einziger Betrug und jeder der das näher betrachtet und verfolgt hat, weiß das auch.
    Mich wunderten immer all die positiven Kommentare auf der Kickstarter Plattform zu dem Fall wo sehr viele Nutzer noch
    ihr Verständnis für die Firma aussprachen dabei war längst klar was läuft.
    Es hieß immer Kickstarter/Crowdfunding ist ja kein Amazon usw. und die Auslieferung brauche Zeit, was man noch verstehen könnte.
    Aber die Kommunikation und all die Lügen und falschen Versprechungen waren doch offensichtlich.
    Und dann hieß es ja immer dafür ist die eZelleron inc. in USA Schuld, wir als dt. eZelleron haben damit nichts zu tun usw.
    Oder die Band Kraftwerk und der Namensstreit sei es gewesen.
    Naja, nun sind bald 10 Jahre um und nicht ein Hosentaschenkraftwerk von eZelleron ist da und der letzte sollte verstanden haben was da lief/läuft.

    Und nun distanziert sich mittlerweile auch VW von der Partnerschaft und wenn man sich das in der Zeitung so durchliest
    hat der Inhaber Hr. Kühn wohl mehr als einen Gerichtsstreit anhängig. Da kann man nur hoffen das nicht noch mehr auf die Maschen reinfallen.

    https://www.businessinsider.de/wirtschaft/gemeinsame-patente-mit-volkswagen-staatsanwalt-ermittelt-gegen-deutschen-energie-unternehmer-weil-er-einen-wohnsitz-in-den-usa-erfunden-haben-soll-um-sich-privat-zu-entschulden/

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  2. OJ Bender

    Jeder Investor, der die Geschichte nicht rechercherit, ist ein Idiot.

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  3. Jim Beam

    Ach lustig, eben hatte ich einen Anfall von „was wurde eigentlich aus…“ und habe diesen doch vergleichswesie aktuellen Text gefunden. Geändert hat sich ja nichts, man liest „Die nicht von der Insolvenz betroffene US-amerikanische eZelleron Inc. […] “ und einen Absatz weiter dann „Mit dem Crowdfunding hatte die eZelleron GmbH nie etwas zu tun. Das wurde damals komplett von der eZelleron Inc. in USA durchgeführt. […]“ Ja was ist denn dann mit der Kohle passiert? In den 4 Unternehmen und der Holding irgendwo verloren gegangen? Bei so einem Startup-typischen komplexen Konstrukt und 50 Mitarbeitern kann das schonmal passieren. Schade um die schöne Idee.

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  4. Tante Ju

    Es ist schon ausfschlussreich, wie hasserfüllt hier und anderswo über Sascha Kühn und seine Geschäftsidee hergezogen wird. Jeder weiß ja, dass die völlig abstruse Klage der Musiker real war, und auch, dass die Insolvenz eine direkte Folge ebenjener zurecht abgewiesenen Klage war. Was will man ihm also vorwerfen? Dass er sein Patent gerettet hat? Es wäre ja zu schön gewesen, wenn man da auch noch dran gekommen wäre.
    Für mich steht zweifelsfrei fest, dass hier ein potentieller Konkurrent auf allerhässlichstem Niveau ausgebremst werden sollte. Schande über die, die dahinterstecken, und über alle, die sich dafür benutzen ließen!
    Und ja, ich warte auch sehnsüchtig auf den Verkaufsstart. Hoffentlich liefern die Asiaten eine anständige Qualität.

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  5. Torben Harms

    Herr Kühn ist ein B*******. Offenbar ist das ergaunerte Geld aber jetzt alle und man muss nochmal neue Lügen streuen um neue Opfer zu blenden.

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  6. Martin Beh

    Ach was,
    Der Sascha Kühn verbreitet immer noch die Legende von „Zudem merkte er an, dass Crowdfunding nicht etwa Schulden seien, sondern „Spendengelder zur Unterstützung“.“ – das verbreitet er seit Jahren, stimmt nur so leider nicht. Ein Blick in die Kickstarter Nutzungsbedingungen – Abschnitt 4 – hilft.
    Ich zitiere:
    „Wenn ein Projekt erfolgreich finanziert wird, muss der Projektgründer das Projekt vollständig durchführen und jede versprochene Belohnung aushändigen. Sobald der Projektgründer dies getan hat, ist seine Pflicht gegenüber seinen Unterstützern erfüllt.“

    „Der Projektgründer trägt die alleinige Verantwortung für die bei seinem Projekt gemachten Versprechungen. Falls er die Bestimmungen dieser Vereinbarung nicht einhält, können seine Unterstützer gegebenenfalls rechtliche Schritte einleiten.“
    Der einzige Grund, warum diese fischige, glitschige oder wie sagt man dazu? Person davongekommen ist mit dieser Weltsicht, immer neuen Versprechungen und immer neuen Ausreden ist der, dass sich wegen 100 investierten Dollars keiner die Mühe macht, eine Klage anzustrengen.
    Ich hoffe wirklich, dass er diesmal liefert und seine Schuld erfüllt.

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  7. Joe Schmidt

    „Was jedoch mit dem Geld, das von der US-amerikanischen Firma an den deutschen Insolvenzverwalter geflossen ist, passiert ist, ist bislang nicht geklärt.“
    Mir ist vor allem unklar, warum es mehrere Firmen mit ähnlichen Namen unter einer Holding braucht, um „50 Mitarbeiter weltweit“ zu beschäftigen – ohne dass es bisher ein real kaufbares Produkt gibt.
    Hr. Kühn als „CEO der kraftwerk Inc.“ in den USA gründet in Deutschland auch die „kraftwerk TUBES GmbH“ – und zahlt für Lizensen aus Amerika – aber die Firmen haben natürlich rechtlich nichts miteinander zu tun. Aber Gehalt erhält zumindest Hr. Kühn von beiden Firmen?
    Wenn ich so einen Artikel unter der Zeile „Handladegerät könnte doch noch kommen“ lese, wird mir Angst und Bange um die breite Einführung von Wasserstoff.
    Wer bitte glaubt denn 2021 noch, es gäbe Bedarf für ein Handladegerät (!!!) mit Mini-Festoxidbrennstoffzellen (SOFC) ?!?
    Powerbänke und Powerpacks mit Lixx-Akkus bis in den kWh-Bereich sind mittlerweile online real für wenig Geld kaufbar! Für die Mini-Festoxidbrennstoffzellen (falls sie außerhalb des Labors existieren /funktionieren) braucht es dringend sinnvolle Anwendungen. Die Welt hat sich in den letzten 5 Jahren weitergedreht …

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    • Joe Cocker

      Absolut richtig, so ein Unternehmenskonstrukt dient von vorn bis hinten nur irgendwelchen unseriösen Machenschaften. Umsätze mit ihrem realen Produkt sind bisher wohl ziemlich genau bei 0€.

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