Hzwei Blogbeitrag

Beitrag von Sven Geitmann

4. Mai 2020

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CH2ILE – der heimliche Champion

Minen-Truck, © Anglo American
Minen-Truck, © Anglo American

1883 endete der sogenannte „Salpeterkrieg“ mit dem Sieg Chiles über Peru und Bolivien. Die Regionen Tarapacá und Antofagasta wurden ins chilenische Staatsgebiet eingegliedert. Warum aber hatte man in der trockensten Wüste der Welt Krieg geführt?

Der Grund war Gold, allerdings nicht das klassische Gold, sondern das weiße Gold oder Chilesalpeter. Mit der Unterstützung des Britischen Weltreichs wurde Chile zum weltweit größten Exporteur für Salpeter oder Natriumnitrat, das ein natürliches Düngemittel ist und zudem als Schießpulver nutzbar ist, wenn es mit einem Reduktionsmittel gemischt wird. Chile hielt fast vier Jahrzehnte lang buchstäblich ein Monopol, errichtete neue Unternehmen und Städte und zog Investoren aus der ganzen Welt an.

Und wo Geschäfte sind, ist oft auch ein Deutscher beteiligt. Henry B. Sloman (1848 – 1931) war ein deutscher Geschäftsmann, der nach Chile ausgewandert war, um sein eigenes Salpeterunternehmen in Tocopilla aufzubauen. 1889 kehrte er als wohlhabender Mann nach Hamburg zurück. 1923 galt er als einer der reichsten Bürger Hamburgs. Seinem Erfolg zu Ehren hat Sloman 1924 das „Chilehaus“ in Auftrag gegeben, ein zehnstöckiges Bürogebäude in Hamburg, das heute zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.

Die Salpeterexporte haben die chilenische Wirtschaft auf beispiellose Weise angekurbelt. Doch nichts ist für die Ewigkeit. Ab 1904 gelang es Fritz Haber an der Hochschule Karlsruhe (heute KIT), Ammoniak direkt aus Wasserstoff und Stickstoff herzustellen. Zwischen 1910 und 1913 konnte Carl Bosch von BASF in Ludwigshafen diesen Prozess erweitern und industrialisieren. Ihre Entdeckungen brachten beiden später den Nobelpreis in Chemie ein. Zum ersten Mal in der Geschichte war es seitdem möglich, Stickstoff auf einem stabilen Ammoniakmolekül zu binden. Haber und Bosch konnten so einen günstigeren Ersatz für das chilenische weiße Gold chemisch herstellen.

Im Ersten Weltkrieg 1914 war dieses neue Verfahren für die deutschen Kriegsanstrengungen entscheidend. Das gleiche Britische Weltreich, das Chile im Salpeterkrieg unterstützte, begann, den deutschen Import von Salpeter zu blockieren und damit die deutsche Landwirtschaft und den Schießpulversektor zu gefährden. Für das Deutsche Reich stellte der Mangel an Salpeter eine Krise dar, die gelöst werden musste. Und mit einer Krise kamen Finanzpläne und Innovation. Ein zwischen der deutschen Regierung und der Chemieindustrie geschlossener Vertrag ermöglichte die Errichtung neuer Ammoniak-Produktionsanlagen (Salpeterversprechen). Deutschland und seine Alliierten waren somit in der Lage, Schießpulver und Düngemittel herzustellen, ohne auf Salpeterimporte angewiesen zu sein.

weiterlesen im HZwei April-Heft

Autoren:
Hans-Werner Kulenkampff, Präsident H2 Chile
Dr. Erwin Plett, Vorsitzender der Energiekommission, Chilean Engineering Society; Low Carbon Chile SpA

Kategorien: Allgemein

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