So ist das, wenn Theorie und Praxis auseinander klaffen: Während VDA-Chef Bernhard Mattes auf der Internationalen Automobil Ausstellung 2019 (IAA) verbal einen Neuanfang ankündigte, standen in den Messehallen ganz real wieder dieselben Spritschleudern wie immer. Die Aufmachung der Stände war unverändert und wie auch schon in den Vorjahren tummelten sich die Besucher ebenso insbesondere um großmotorige Sportwagen. Damit dürfte klar sein: Weder die Automobilunternehmen noch die Verbraucher wollen aktuell wirklich etwas Neues wagen. Das alte zieht noch, wenn auch nicht mehr so gut wie in den goldenen Jahren der Autoindustrie.
Während der Eröffnungszeremonie der diesjährigen IAA, die vom 12. bis zum 22. September in Frankfurt am Main stattfand, redete Mattes viel über Umwelt, CO2 und Verantwortung. Es war der vergebliche Versuch, Deutschlands größte Auto-Show zu retten. Allerdings waren bereits im Vorfeld so viele Abgesänge auf die IAA und den Messestandort Frankfurt angestimmt worden, dass die Worte eher wie ein einsames Rufen im Walde klangen und so gar nicht wie eine mitreißende Aufmunterung, um ein fast schon verlorenes Spiel noch rumzureißen. Obwohl auch der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier in einer fast staatsmännischen Rede sein Bestes gab, um Abwanderungsgerüchten den Wind aus den Segeln zu nehmen, reichte ein kurzer Blick in die Hallen, um einzusehen, dass Grundlegendes geändert werden muss.
Das Bild war wie immer – nur kleiner. Da, wo BMW früher eine ganze Halle allein belegte, passten in diesem Jahr auch noch Opel und Hyundai mit rein. Weltweit wichtige Autobauer wie Toyota, Renault oder Fiat-Chrysler. Mit ihnen fehlten auch 200 andere Aussteller, die 2017 noch da waren (2019: ca. 800 – 2013: ca. 1.100). Da auch die Ausstellungsfläche um gut 15 Prozent geringer als vor zwei Jahren war (2019: 168.000 Quadratmeter), lagen mehrere Hallen komplett brach. Wirklich grundlegendes Neues war nicht zu erkennen, obwohl der VDA großspurig angekündigt hatte, mit einem neuen Konzept die Veranstaltung interessanter machen zu wollen.
Kombination von Auto- und Consumer-Markt
Stattdessen gab Bundeskanzlerin Angela Merkel – ungewollt – in ihrer Begrüßungsrede die Marschrichtung vor. Sie begann ihr Statement mit einem kurzen historischen Rückblick ins Jahr 1987, als die erste IAA in Berlin stattgefunden hat. Mit diesem Verweis auf die Bundeshauptstadt dürfte sie all den Frankfurt-Kritikern aus der Seele gesprochen haben, die die Auto-Show an die Berliner IFA angliedern möchten. Mit diesem Standortwechsel bestünde die Chance, dass die nach eigenen Angaben „weltweit führende Messe für Consumer Electronics und Home Appliances“ ihrem Anspruch tatsächlich gerecht werden könnte. In Zeiten, in denen moderne Autos ohnehin eher als Smartphones auf Rädern angesehen werden, könnte eine Vermischung der Kfz- mit der IT-Branche attraktiv – sowohl für die Aussteller als auch für die Besucher – sein. Bei der CES (Consumer Electronics Show) in Las Vegas hat die Integration der Automobilbranche jedenfalls ganz gut geklappt.
Ein Standortwechsel steht deswegen zur Disposition, weil nach Auskunft der Welt der langjährige Vertrag zwischen der Messe Frankfurt und dem VDA ausläuft. Für 2021 müsste also neu verhandelt werden.
So wie bisher sollte es jedenfalls nicht länger weitergehen. Alle zwei Jahre hatte Mattes seit 2008 den Start der Elektromobilität verkündet, aber von Mal zu Mal wurde die Enttäuschung größer, weil das Gesamtbild immer das Gleiche blieb: Alternative Antriebe (inkl. E-Autos) stehen seit jeher nur am Rande, weil die Besucher PS sehen wollen. Somit ist es auch zu kurz gesprungen, wenn die Umweltaktivisten, die auch in diesem Jahr wieder ein Stopp von CO2-Schleudern forderten, nur den Automobilbauern den schwarzen Peter zuschieben wollen. Denn jeder Autokäufer, egal ob gewerblich oder privat, hat beim Fahrzeugerwerb mit seiner Modellwahl ebenso einen Anteil am bisherigen Misserfolg alternativer Antriebstechnologien wie die Autoindustrie.
In diesem Jahr hatte der VDA zwar selbst festgestellt, dass „eine klassische Automobilmesse allein nicht mehr den Ansprüchen, die Aussteller, Besucher und Gesellschaft an einen solchen Event stellen, genügt“. Die Schlussfolgerungen daraus blieben jedoch halbherzig. Der Industrieverband lud zwar Nichtregierungsorganisationen sowie andere Kritiker zum Bürgerdialog ein und konnte auch prominente Redner zu innovativen Themen auf seine IAA Conference locken. Dies blieb den Augen der meisten Besucher jedoch verborgen, so dass das öffentliche Bild doch wieder das einer automobilen Leistungsschau war – ohne ernsthafte Anregung, das eigene Mobilitätsverhalten einmal ernsthaft zu überdenken.
Mattes erklärt Rücktritt
Und dann kam die Erklärung von Bernhard Mattes, dass er als VDA-Sprecher zurücktreten wird. Während der Vorstandssitzung des Verbands am offiziellen Eröffnungstag teilte er unter dem Tagesordnungspunkt „Verschiedenes“ – wie das Handelsblatt berichtet – seinen Rückzug mit, so dass jetzt nicht nur die Zukunft der IAA, sondern auch die des VDA offen ist.
Es ist offensichtlich, also sagen wir es explizit: Die #IAA2019 ist ein großer Fehlschlag. Sie ist nur ein trauriger Schatten dessen, was sie sein sollte. Es wird keine #IAA2021 geben. Ende der Geschichte.
Opel-Chef Karl-Thomas Neumann auf Twitter
Ich bin ja nur einmal in meinem Leben auf einer Automobilausstellung gewesen, und zwar Anfang 2018 in Genf. Vermutlich war ich der erste und einzige, der mit einem Wasserstoff Brennstoffzellenfahrzeug (Hyundai ix35 FuelCell) zu so einem Salon gefahren ist. Das hat auch niemanden interessiert.
Zur Ehrenrettung der Automobilhersteller muss ich sagen, dass die dort ihre Elektroautos, zu denen auch die Wasserstoffautos zählen, gezeigt haben. Jedenfalls, was Hyundai betrifft.
Ich weiss nicht, was Sie unter Spritschleudern verstehen? Meine beiden VW Käfer, die ich in den 80er und 90er Jahren fuhr, waren mit 1184 ccm Hubraum und 34 PS noch Sparkäfer, hatten in ihren besten Zeiten aber immer noch einen Verbrauch von 6.97 Liter Benzin auf 100 Kilometer.
Soviel verbraucht heute ein BMW 318, wenn man in die Alpen fährt. Das ist doch ein super Fortschritt. Viel mehr Leistung bei viel weniger Verbrauch. Ich glaube, der Verbrauch lag sogar unter 6 Liter auf 100 km.
Die Kunden sind mit den Autos, die man heute kaufen kann, zufrieden. Nur technisch interessierte Strassenpioniere finden Freude daran, elektrisch zu fahren. Wobei man schon vor über 100 jahren elektrisch fuhr.
Der Motor “Weltwirtschaft“ fährt im wesentlichen mit fossilen Brennstoffen. Die meisten Steuern (nicht nur Mineralölsteuer, auch MWst und andere Verbrauchsteuern, sogar die Lohn- und Einkommensteuer) lassen sich auf Nutzung und Verbrauch der fossilen Brennstoffe zurückführen. Faktisch exisitiert die CO2-Steuer bereits sehr lange.
Nur eine sehr massive staatliche Intervention ermöglicht, diese Weltwirtschaft von fossilen Brennstoffen zu entkoppeln und sie mit erneuerbaren Energien anzutreiben. Dazu gehört auch die Umerziehung, pardon, “Bildung und Information“ der Bevölkerung. Berechtigt ist die Frage, ob die Bevölkerung das will.
Was das Autofahren betrifft: es gibt Menschen, die verbinden Autofahren mit Freiheit. Manche wollen den Tiger im Tank. Der Motor muss ordentlich röhren. Maskulinität und Chauvinismus sind oft Bestandteile der Fahrkultur. Zum Autoverkauf gehört das richtige Design und der richtige Appeal, incl. Sex-Appeal. Bis vor wenigen Jahren noch manifestierte sich das klar auf den Automobilsalons.
Für die meisten Menschen ist das Auto das Nutzfahrzeug, mit dem man zur Arbeit fährt, mit dem man einkaufen fährt, mit dem man die Kinder zur Schule bringt. Für viele ist der Diesel der perfekte Wagen. Dass das Prinzip der Verbrennungsmotoren im Vergleich mit elektrochemischen Antrieben veraltet und archaisch ist, ist den meisten Menschen nicht bewusst.
Und auch der Batteriestrom und der Wasserstoff sind keine kostenlose Treibstoffe. Mehrere hundert Kilogramm Batteriemasse im Auto mitschleppen, um ein paar hundert Kilometer weit zu kommen, ist das nicht Schwachsinn? Wasserstoff an der Tankstelle auf minus 40 Grad runterzukühlen, um ihn minutenschnell in den Tank des Brennstoffzellenautos pumpen zu können – kostet das nicht extra Energie?
Diesen unsinnigen Aufwand muss man erst in Relation setzen zu dem Aufwand, der nätig ist, um an Benzin zu kommen. Niemand, der in Europa ein Eigenheim besitzt, hat eine Ölquelle im Garten, aus der er sein Benzin beziehen könnte. Bestenfalls kann er ein Solardach aufstellen, mit dem sich aufwendig Wasserstoff produzieren liesse.
Wir machen uns lächerlich, wenn wir die These aufstellen, mit der Energie aus 100 Quadratmeter Solardach kann man am Tag 100 Kilometer weit fahren, u.U. sogar mit einem Brennstoffzellenauto. Aber es wird als selbstverständlich hingenommen, dass wir uns mit manchen Erdöl exportierenden Ländern, mit denen wir nur wenige Werte gemein haben, gutstellen müssen, um deren Öl zu einem guten Preis zu bekommen und dieses per Schiff entlang an Kriegsgebieten zu uns zu bringen. Und zur Not nimmt man sich das Öl mit Gewalt.
Wir können es drehen und wenden, wie wir wollen. Die Automobiltechnologie wie viele andere Technologien ist an die Energiefrage geknüpft. Es ist gut, sich diese grundsätzliche Frage freitags einmal zu stellen, aber egal, wie die Antwort ausfällt, nimmt sie uns nicht die Arbeit an den anderen Tagen und Freitagen ab, die nötig ist, um unsere Zivilisation aufrecht zu erhalten. Wer die Zivilisation ablehnt, der soll sich warm anziehen und die blutige Jagd mit Pfeil und Bogen lernen.
Wem die Förderung und Verbrennung von Kohle ein zu grosser Eingriff in die Natur darstellt, wem die Erdölwirtschaft ein zu schmutziges Geschäft mit Politik und Rüstungsindustrie ist, die Atomkraft zu riskant ist, der soll erklären, warum Eingriffe in die Natur durch Wasserkraft, Staudämme und Flussregulierung, die Rodung von Gelände für Windparks und Solaranlagen besser verträglich mit Mensch, Natur und Umwelt sind.
Alles nur blabla….eine wirklich gewollte „Wende“ sieht anders aus. Es wird nur über Umweltschutz gelabert und es wird nichts ernsthaftes angegangen Wenn unser Leben auf dem Spiel steht dann muss per Staatsreson etwas getan werden Da die Lobby aber im Bundestag sitzt wird nichts geschehen.