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Beitrag von Sven Geitmann

12. Juni 2019

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Am besten mit Wasserstoff

Dr. Bernd Buchholz, Wirtschaftsminister Schleswig-Holstein.
Dr. Bernd Buchholz, Wirtschaftsminister Schleswig-Holstein.

Es ist schon sehr lange her, dass über Monate hinweg so viel Bewegung in der Energiebranche festzustellen und darüber hinaus die Stimmung auch noch so gut war wie jetzt. Egal, wo man hinkommt, es scheint Aufbruchstimmung zu herrschen, ganz anders als in den Zeiten der Tristesse, die wir in der Wasserstoff- und Brennstoffzellenbranche jahrelang durchlebt haben.

Von den verschiedensten Seiten gibt es zurzeit neue Impulse: Zuvor uninteressiert scheinende Personen diskutieren plötzlich über die zukünftige Energieversorgung. Junge Leute beschäftigen sich mit Klima- und Energiefragen. Und selbst in der Politik scheint mittlerweile angekommen zu sein, dass ein „Weiter so“ nicht länger funktioniert, sondern neue, bislang vielleicht noch unbekannte Wege erkundet werden müssen und dann eventuell auch genutzt werden können.

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Für die meiste Furore sorgt momentan sicherlich die Fridays-for-Future-Initiative, unter deren Namen die Jugend weltweit wöchentlich demonstriert, wie interessiert und engagiert sie sein kann. Aber nicht nur Schülerinnen und Schüler zeigen derzeit, was sie von der aktuellen Klima- und Energiepolitik halten. Inzwischen schließen sich neben den Eltern auch zahlreiche Wissenschaftler sowie hochrangige Politiker dem friedlichen Protest an.

Extrem viel Bewegung ist zurzeit insbesondere in den nördlichen Bundesländern zu beobachten (s. HZwei-Heft Jan. 2019). So erklärte erst jüngst Jan Philipp Albrecht, Umweltminister von Schleswig-Holstein: „Es geht um nichts weniger als den Schritt aus dem analogen Kohlezeitalter, hinein ins digitale Zeitalter der erneuerbaren Energien. Ob Windstrom oder Photovoltaik, wir wollen in einer vernetzten Welt unseren Energiehunger zu 100 Prozent aus erneuerbaren Rohstoffen decken.“

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Sein Kollege aus dem Wirtschaftsministerium, Dr. Bernd Buchholz, ergänzte: „Wasserstoff ist der Schlüssel. Wir müssen jetzt schnell einen kraftvollen, großen Schritt in die H2-Wirtschaft machen. Wir brauchen Produktionsstrukturen im industriellen Maßstab, um Skaleneffekte zu realisieren und die Vorreiterrolle bei der H2-Technologie zu behaupten. Die Reallabore der Bundesregierung können dazu einen Beitrag leisten, aber eigentlich ist die Zeit der Demonstrationsprojekte abgelaufen. Es muss jetzt richtig losgehen.“ In Hamburg bildete sich sogar ein norddeutsches Wasserstoffnetzwerk. Der dortige Umweltsenator Jens Kerstan sagte in diesem Zusammenhang: „Wir können die Energiewende entscheidend voranbringen, wenn wir erneuerbaren Strom zukünftig auch im Wärme- und Mobilitätssektor nutzen.“

Alle scheinen momentan dasselbe zu wollen. Selbst Brandenburg ist aufgewacht und veranstaltete eine eigene Wasserstoffkonferenz in Potsdam. Der dortige Minister für Wirtschaft und Energie, Jörg Steinbach, zeigt sich durchaus gewillt, die H2– und PtG-Technik voranzutreiben, auch wenn er sich derzeit noch ein bisschen ziert. So sagte er während der Energiespeicherkonferenz, er wolle sich zunächst noch mit den anderen Bundesländern abstimmen, bevor er allein eine Vorlage in den Bundesrat einbringe. In den ersten Monaten seiner Amtszeit hat ihm wohl noch niemand gesagt, dass in Norddeutschland hier bereits einiges läuft und Brandenburg sich dem nur anzuschließen bräuchte.

Anders als auf Landesebene ist der grundlegende Stimmungswandel in den Bundesparteien allerdings noch nicht angekommen. Eine erste Befragung durch die HZwei-Redaktion nach deren energiepolitischer Schwerpunktsetzung ergab nur wenig Erhellendes. Da sind zwar einige Vorreiter, die vereinzelt mit eigenen Ideen in Erscheinung treten, aber die meisten Parteiprogramme wurden anscheinend noch nicht hinsichtlich einer nachhaltigen Energiepolitik optimiert.

Dennoch gibt es die begründete Hoffnung, dass die bislang vergeblich geforderten Rahmenbedingungen zur Umsetzung der Energiewende nun endlich geschaffen werden könnten: Immerhin hat die sogenannte Kohlekommission den Weg dafür geebnet, dass konkrete Maßnahmen in Angriff genommen und entsprechende Gesetze erlassen werden, um nachhaltige Energiepolitik Realität werden zu lassen. Und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier höchstpersönlich hat öffentlich erklärt: „Das geht am besten mit Wasserstoff.“

Damit ist doch eigentlich alles gesagt, oder?

3 Kommentare

  1. Arno A. Evers

    Danke, Sven.
    In der Energiewirstchaft ist die Schrecksekunde schon verdammt lang.
    Sie kann ohne weiteres mehrere Dekaden dauern.
    Die gleichen von Dir genannten Sprueche habe ich von den gleichen Leuten,
    bzw. deren Vorgaenger im Amt bereits zu oft gehoert.
    Warum bitte sollen wir das jetzt glauben?
    Zumal ALLE an den wirklich richtigen und wirklich wichtigen Loesungen
    sowas von Vorbei-Denken.
    Von deren Handeln mal ganz zu schweigen.
    Schade um die Zeit und schade um die Steuergelder,
    die hier weiterhinn sinnlos verdaddelt werden.
    Der letzte Hype bei Wasserstoff und Brennstoffzellen war uebrigens um das Jahr 2000, der hat sich dann auch wieder abgekuehlt.
    Es bleibt spannend und ich bleibe dran!

    Antworten
  2. Joe Schmidt

    Wasserstoff als Langzeitspeicher – aber gern. Da warte ich immer noch auf praktikable, wirtschaftliche Lösungen.
    Nur das Verzetteln für sinnlose Prestigeprojekte mit „mobilem Wasserstoff“, die sollte man sich (und die dazugehörigen Subventionsmilliarden) besser sparen.
    https://www.golem.de/news/norwegen-keine-brennstoffzellenautos-mehr-nach-tankstellenexplosion-1906-141841.html
    „Wir stoppen den Verkauf, bis wir wissen, was passiert ist, und zwar aus praktischen Gründen, da der Kraftstoff derzeit nicht nachgetankt werden kann“, sagt Espen Olsen von Toyota Norwegen dem Teknisk Ukeblad. Da es derzeit keine Möglichkeit gibt, Brennstoffzellenautos zu betanken, bietet Toyota den norwegischen Fahrern des Mirai für die Zeit ein Ersatzauto an.“
    Nur mal so als Überlegung:
    Wenn eine Ladestation beim E-Auto ausfällt, kann ich immer noch daheim laden und dass wg. eines techn. Defektes ALLE Ladestationen abgeschalten werden ist doch eher unwahrscheinlich.

    Antworten
    • Menio

      Hallo Herr Schmidt,
      Zuerst möchte ich anmerken, dass es bei dieser Tankstelle keine Explosion gab. Dies ist, meines Erachtens, nur die reißerischer Schlagzeile der Autoren. Es gab einen Brand, was jetzt zwar auch nicht toll ist, aber schon wieder als Begründung her genommen wird um das Thema Wasserstoff zur Guillotine zu schleppen.
      Wie man am Wochenende, den 15.6.2019 sieht, kann auch ein ganzer Kontinent, ohne Strom sein und ohne Strom kein E-Auto laden.
      Eine Rechnung zum Thema E-Fahrzeuge laden. Die Zahlen stammen von Herrn Prof. Dr. Harald Lesch:
      1 E-Auto braucht zum Aufladen ca. 350 Kilowatt
      1 Mio. E-Autos brauchen zum zeitgleichen Laden, folglich 350 Gigawatt, die
      a.) im aktuellen Stromnetz bereit gestellt werden müssen. (Vergleiche Funktion einer Sprinkleranlage). Auch wenn im Moment gar kein Auto laden will.
      b.) Die Bereitstellung von 350 GW unterliegt natürlich Verlusten, sodass sogar mehr als 350 GW „produziert“ werden müssen.
      Das, aktuell in Deutschland betriebene, Stromnetz stellt im Durchschnitt 68,5 GW bereit.
      Wir müssten den Wert von 68,5GW verfünffachen um 350 GW bereitstellen zu können.
      Das wird abenteuerlich! Wir schaffen es nicht eine Nord-Süd-Verbindung herzustellen um den Überschuss-Öko-Strom aus dem Norden zu uns Bayern zu transportieren. Das Energienetz zu verfünffachen – sportlich 🙂
      in diesem Sinne,
      Menio

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