Die Hyundai Motor Group hat den Nachfolger des ix35 Fuel Cell Mitte Januar 2018 einem exklusiven Journalistenkreis in Offenbach vorgestellt. Nach der Weltpremiere während der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas, wo der Konzern das neue Brennstoffzellenmodell am 9. Januar erstmalig präsentierte, war dies der zweite öffentliche Termin und zwar nicht in Detroit oder Tokio, sondern am Main, wo sowohl Hyundai Motor Deutschland als auch Hyundai Motor Europe ihr Headquarter haben. HZwei nahm den Nexo dort genauestens in Augenschein.
Es war eine kleine illustre Runde von Pressevertretern, die den matt-grauen SUV (Sport Utility Vehicle) sieben Wochen vor der eigentlichen Europa-Premiere in Genf vorgestellt bekamen. Erst im März während des internationalen Auto-Salons in der Schweiz wird der neue Wasserstoff-Hyundai erstmals auf einer Automobilmesse der Öffentlichkeit dargeboten. Der südkoreanische Fahrzeugbauer setzt damit ein deutliches Zeichen, dass Deutschland als Zielmarkt für H2-Technologie überaus wichtig ist – nicht nur wegen vergleichsweise vieler Wasserstofftankstellen, sondern auch, weil es „in Deutschland sehr schön vorangeht“, wie es Frank Meijer, Leiter Eco Car und Mobility von Hyundai Motor Europe (s. Abb. 1), formulierte.
Vom fast-follower zum Pionier
In seiner Begrüßungsrede erinnere der Niederländer an das Jahr 2013, als Hyundai als erster Automobilkonzern ein Brennstoffzellenauto auf den Markt brachte. Er sagte: „Bis dahin waren wir fast-follower, aber seitdem sind wir Pioniere.“ Mittlerweile hat Hyundai über 500 BZ-Fahrzeuge in Europa abgesetzt (u. a. 50 bei BeeZero in München, 75 Taxen in Paris) und verfügt damit laut Meijer über einen Marktanteil von rund 80 Prozent. Der derzeit einzige direkte Mitbewerber Toyota gibt an, weltweit mehr als 6.000 Brennstoffzellenfahrzeuge in Betrieb zu haben.
Fünf Jahre nach dem Markteintritt des ix35 Fuel Cell bringen die Asiaten nun ihre zweite Modellgeneration heraus, die allerdings keine simple Weiterentwicklung des Vorgängers, sondern eine komplett neue Eigenentwicklung ist. Während bei der ersten Generation ein BZ-System in ein bereits bestehendes Fahrzeug, einen Tucson, integriert worden war, entwickelten die koreanischen Ingenieure dieses Mal ein eigen designtes Auto um die neue Antriebstechnik herum. Erste Eindrücke davon waren im Frühjahr 2017 mit dem Vorserienmodell Hyundai FE Fuel Cell zunächst in Genf (s. HZwei-Heft April 2017) und dann im August in Seoul gezeigt worden.
Wesentliche Neuerungen sind die drei gleich großen H2-Druckbehälter, die jeweils 52,2 Liter Wasserstoff fassen und die beiden unterschiedlich großen Tanks des Vorgängers ersetzen. Ein Tank liegt im Nexo mitsamt des Hochvoltakkumulators unter der Bodenplatte des Kofferraums, die beiden anderen unter der Rücksitzbank. Diese Lösung bietet die Vorteile, dass der Laderaum mit 461 l größer als zuvor ist und die Behälter günstiger von den koreanischen Zulieferern eingekauft werden können, als wenn Behälter unterschiedlicher Größe verwendet werden.
Der neue BZ-Stack, mittlerweile eine Eigenentwicklung der Südkoreaner, leistet 95 kW. Er wird unterstützt von dem Lithium-Ionen-Akku, der mit seinen 40 kW als Puffer fungiert. Gemeinsam beschleunigen sie mithilfe des Elektromotors (120 kW) den Fünfsitzer auf maximal 179 Kilometer pro Stunde. Auf 100 km/h ist der Wagen innerhalb von 9,5 Sekunden, drei Sekunden schneller als der ix35 Fuel Cell.
Verbrauchswerte nennen die Verantwortlichen allerdings bislang noch nicht („Sicherlich nicht schlechter als beim Vorgänger“, Oliver Gutt, Leiter Produktmanagement), ebenso wenig einen Kaufpreis. Anvisiert wird aber eine Reichweite von rund 800 Kilometern im Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEDC). Dies soll unter anderem durch die um 60 Prozent effizientere Brennstoffzelle realisiert werden. Ab Juli 2018 soll das neue Modell in Korea, ab August (noch vor den USA) in Deutschland erhältlich sein, aber ob der Preis dann niedriger als beim ix35 Fuel Cell (65.000 Euro) liegen wird, war nicht herauszubekommen.
Technisch interessante Gimmicks sind die versenkbaren Türgriffe sowie die automatische Einparkhilfe, die – bei engen Parklücken – auch aktivierbar ist, wenn der Fahrer bereits ausgestiegen ist. Besonderheiten sind beispielsweise die Sprachsteuerung des „intelligenten Cockpits“ sowie Müdigkeitssensoren in den Sitzen.
Zusätzlich zum Hochvolt-Akku wurde zudem getrennt davon eine 12-V-Batterie eingebaut. Ein Grund dafür sei gewesen, so berichtet Gutt, dass beim ix35 Fuel Cell mitunter Startprobleme aufgrund entladener Akkus aufgetreten seien. Wenn jetzt aber einmal die Heckklappe offengelassen werden sollte, so dass die Innenraumbeleuchtung die Stromspeicher leer saugt, bleiben bei dieser Konstruktion stets ausreichende Stromreserven, um innerhalb von fünf Sekunden die Brennstoffzelle starten zu können, damit diese Strom generieren kann.
Nexo
Der Name rührt von der dänischen Ostseeinsel Bornholm her, die durch vorbildliche ökologische Projekte bekannt geworden ist (das grüne Energielabor des Königreichs), und bezeichnet dort den zweitgrößten Ort Nexø. Außerdem hört sich der Name „schön futuristisch“ an, so ein Firmensprecher.
Bekenntnis zum Wasserstoff
Zunächst ist allerdings geplant, dass vorerst nur vergleichsweise wenige Exemplare in den Verkauf gehen werden, weil die Nachfrage derzeit noch nicht so hoch sei, erklärte Frank Meijer. Die Produktionskapazität sei allerdings ausreichend, sicherte er zu, da die Fertigung in den normalen Produktionsprozess integriert und nicht mehr – wie beim Vorgänger – separat ablaufen würde.
Ein wichtiger Absatzmarkt sei auch Norwegen, hieß es von einem Firmensprecher, und zwar wegen der günstigen dortigen Förderbedingungen. Dänemark habe sich demgegenüber aufgrund geänderter Rahmenbedingungen aus dem Fokus heraus manövriert.
Mit dem Nexo belegt Hyundai wie wichtig diese Antriebstechnologie für den asiatischen Konzern, zu dem auch Kia und Genesis gehörten, ist („Das ist für uns ein Leuchtturmprojekt.“ Unternehmenssprecher Bernhard Voß). Über deren Planungen wollten sich die Verantwortlichen allerdings nur insofern äußern, dass sie anmerkten, die Ergebnisse aus der Konzernforschung würden allen Schwesterunternehmen zugänglich gemacht. Ähnlich wie verschiedene Mitbewerber engagiert sich aber auch Hyundai nach wie vor bei batteriebetriebener Elektrofahrzeugen und geht auch davon aus, dass in diesem Bereich in den kommenden Jahren bedeutend höhere Absatzzahlen zu erwarten sind als bei Brennstoffzellenautos.
Trotzdem will sich insbesondere Hyundai Motor Deutschland verstärkt dafür einsetzen, das Image von Wasserstoff und auch die Rahmenbedingungen für Wind-Wasserstoff weiter zu verbessern, da beispielsweise noch zu viel Irrglaube über Wasserstoff existiere. Zudem wolle man entsprechend vorbereitet sein, falls die Rohölpreise wieder weiter steigen sollten. Gleichzeitig behalten die Firmenstrategen auch den Sektor der leichten Nutzfahrzeuge (Light Commercial Vehicle, LCV) sowie der Lastkraftwagen im Auge. „Wir fahren mehrgleisig“, erklärte Hyundai-Pressesprecher Voß.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters beabsichtigt der Konzern nach Regierungsangaben insgesamt 17,6 Mrd. Euro in neue Technologien zu investieren. Innerhalb von fünf Jahren soll damit die Weiterentwicklung sowohl von Wasserstoff- und Batterieautos als auch von selbstfahrenden Fahrzeugen und künstlicher Intelligenz finanziert werden. Rund 45.000 neue Mitarbeiter sollen dafür eingestellt werden.
Nexo ab sofort zum Preis von 57.983 Euro netto / 69.000 Euro brutto bestellbar.
Am 27. März 2018 hat der Vertrieb des Nexo in Korea begonnen.
Während der Vorbestellungsfrist zwischen dem 19. und 26. März 2018 wurden insgesamt 1.061 Fahrzeuge bestellt. Preis: 52.500 Euro
Neue Erfahrungen mit dem FCEV in Tschechien im Böhmerwald:
https://www.energytours.eu/fcev-winter-test-boehmerwald-bohemian-forest-hydrochan/
Das dürfte tatsächlich genau dieses Fahrzeug gewesen sein, richtig.
Mal sehen, wie viele es noch werden …
Könnte es sein, dass ich diesen neuen Hyundai gesehen habe, als ich am 22. Januar an der Air Liquide H2 Tankstelle in Düsseldorf getankt habe?
Unterhielt mich mit dem Fahrer, sein Wagen hatte ein OF-Kennzeichen, wo das Headquarter von Hyundai ist. Er lieferte den Wagen an Presseleute zum Testen.
Sein Hyundai hatte eine hellgraue Farbe und sah nicht genau so aus wie mein Hyundai ix35 Fuel Cell.
Erstaunlich, wie die BZ-Autowelt wächst. Neulich in Rhoon/Rotterdam stand ich sogar in einer Schlange an der H2-Tankstelle von air Liquide.