Mit Wasserstoff betriebene Züge sollen zukünftig auf nichtelektrifizierten Strecken als Alternative zu Diesel-Loks zum Einsatz kommen. Auch wenn Triebwagen mit Brennstoffzellen-Batterie-Antrieb derzeit noch bis zu eine Million Euro teurer sind als die heute gängige Dieselvariante, könnten Effizienzvorteile der Brennstoffzelle und geringere Instandhaltungskosten mittelfristig zu Kosteneinsparungen in Höhe von bis zu 25 Prozent führen. Dies ergab eine Wirtschaftlichkeitsanalyse. Die neue Technologie soll zunächst in Niedersachsen und Hessen erprobt werden.
Nachdem Alstom bereits im Jahr 2015 angekündigt hatte, Züge mit Brennstoffzellen erproben zu wollen (s. HZwei-Heft Juli 2015), meldete das französische Unternehmen nun, dass im September dieses Jahres eine entsprechende H2-Lok auf der InnoTrans, der Leitmesse für Verkehrstechnik, vorgestellt wird. Außerdem wurde im Rahmen einer Fachtagung in Niedersachsen bekannt gegeben, dass die erste Teststrecke im Landkreis Stade liegen wird. Die Pilotbahn, die auf dem Modell 54 der Coradia-LINT-Nahverkehrstriebwagenfamilie basiert, könnte dann ab 2018 von Buxtehude über Bremervörde und Bremerhaven nach Cuxhaven fahren. Bei erfolgreichem Verlauf der Tests könnten bis 2021 insgesamt 50 bis 60 Exemplare im Regelbetrieb zum Einsatz kommen.
Dr. Jens Sprotte, Leiter Geschäftsentwicklung bei Alstom, rechnete vor, dass eine derartige Flotte brennstoffzellenbetriebener LINT-54-Züge pro Tag etwa zehn bis zwanzig Tonnen Wasserstoff benötigt, wenn die jeweilige Fahrleistung bei 600 bis 800 km liege. Sprotte hatte im Rahmen des Projekts Bethy (brennstoffzellenbetriebener Hybridtriebzug), das im Nationalen Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie mit 8 Mio. Euro gefördert wurde und bis Sommer 2016 lief, den Nachweis für die Bahntauglichkeit von BZ-Antriebssystemen erbracht.
BMVI-Studie zum BZ-Zugverkehr
In einer weiteren Studie, die das NOW im Namen des BMVI bei der Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Auftrag gegeben hatte, kam passend dazu heraus, dass es keinerlei operative Einschränkungen durch die Wasserstofftechnik gebe. Außerdem komme es zu einer erheblichen Reduzierung von Dieselemissionen. Im Rahmen der Begleitforschung „Auf dem Weg zur Emissionsfreiheit im Zugverkehr“, die von Ende 2015 bis März 2016 durchgeführt worden war, wurde zudem gemeinsam mit Partnern wie der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH und Becker Büttner Held analysiert, wie die Infrastrukturvoraussetzungen für den Einsatz von Brennstoffzellentriebwagen in Deutschland sind.
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H2-Schienenfahrzeuge in Hessen
Ab dem Jahr 2020 möchte die Rhein-Main-Verkehrsverbund GmbH (RMV) bis zu 20 BZ-Regionalzüge im Taunusnetz einsetzen. In Hessen bieten sich für den Testbetrieb vornehmlich Strecken vom deutschen Verkehrsdrehkreuz Frankfurt (Main) Hbf. zu Endhaltestellen im Taunus an. Denn die entsprechenden Linien führen unmittelbar vorbei am Industriepark Höchst, wo große Mengen Wasserstoff in der chemischen Industrie anfallen.
In einer Machbarkeitsstudie, die die HA Hessen Agentur GmbH (Hessen Agentur) in Auftrag gegeben hatte und die Ende 2015 abgeschlossen wurde, kristallisierte sich der Industriepark Griesheim als geeigneter Standort heraus. Die InfraServ GmbH Höchst & Co. KG, die im benachbarten Industriepark Höchst angesiedelt ist und die Studie durchführte, bewertete insbesondere den Anschluss an die 6-bar-H2-Pipeline, an die auch das Wasserstoffzentrum in Höchst angeschlossen ist, als positiv. Von Vorteil seien zudem die günstige geographische Lage zum Liniennetz sowie bereits vorhandene Gleisanlagen und eine Wartungshalle der Bahn im nördlichen Randbereich des Industrieparks.
Laut einer ersten Kostenschätzung wird mit einem Investitionsbedarf im unteren bis mittleren zweistelligen Millionenbereich zur Realisierung einer geeigneten Betankungsinfrastruktur einschließlich der erforderlichen Gleisanlagen gerechnet.
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Und hier ein anderes Hybrid-Konzept eines Wettbewerbers:
https://www.pressetext.com/news/20170126016