Hzwei Blogbeitrag

Beitrag von Sven Geitmann

13. August 2014

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Die Bedeutung von Energiespeichern wächst

GP-Joule-Lageplan

Biogasanlage (hi. li.) mit einer Elektroyseanlage (re.), H2-Speicher (hi. re.) plus BHKW (vorne)
(Quelle: GP Joule)


Die GP Joule GmbH engagierte sich mit ihrem „Stromlückenfüller“ in letzter Zeit deutlich stärker als noch im vergangenen Jahr beim Thema Energiespeicherung. Die H-Tec Systems GmbH, das Lübecker Tochterunternehmen von GP Joule, ist zwar schon seit 1997 fast durchgängig (außer 2001) auf diesem Themengebiet vertreten. Der Mutterkonzern, der Kraftwerksprojektierer aus Reußenköge, konzentrierte sich hingegen bislang eher auf sein Solar- und Biogasanlagengeschäft. In diesem Jahr präsentieren sich Mutter- und Tochterfirma jedoch verstärkt gemeinsam in neuem Design und werben offensiv für ihr Energiespeicherkonzept: den Stromlückenfüller.
Während der Hannover Messe war Ove Petersen, Gründer und Geschäftsführer von GP Joule, gleich zu Beginn auf der von Tobias Renz veranstalteten Pressekonferenz eingeladen und präsentierte dort seine Idee der Energiespeicherung per Power-to-Gas-to-Power. Dieses von GP Joule als Stromlückenfüller titulierte Konzept basiert darauf, dass mit Hilfe überschüssiger erneuerbarer Energie Wasserstoff erzeugt wird, der zwischengespeichert und später bei Bedarf zusammen mit dem Gas aus Biogasanlagen in einem Blockheizkraftwerk (BHKW) verbrannt wird, und der so erzeugte Strom ins öffentliche Netz eingespeist wird.
Der Diplom-Agraringenieur erklärte, dass die Wasserstofferzeugung per Elektrolyse für weitere Vorhaben seines Unternehmens im Bereich der Projektentwicklung eine zentrale Rolle spiele und sagte: „Wir sehen in der Speicherung von Strom in Wasserstoff die größte Chance, damit wir weiter größere Mengen an Strom aus erneuerbaren Energien produzieren können und um langfristig erneuerbare Energien nicht nur für den Strom-, sondern auch für den Mobilitäts- und Wärmesektor nutzbar zu machen.“ Aus diesem Grund stiegen Ove Petersen und Heiner Gärtner, die sich beide seit dem Studium in Weihenstephan kennen, als Mehrheitseigentümer bei dem 30-köpfigen hanseatischen Elektrolyseurentwickler H-Tec ein, auf den sie vor drei Jahren aufmerksam geworden waren. Über dessen Technologie sagte Petersen: „Wir sehen die höchsten Kosteneinsparpotentiale bei PEM-Elektrolyseuren.“
Ebenso wie der Schleswig-Holsteiner Petersen sieht auch Gärtner ein enormes Potential in der PEM-Elektrolyse, da gemäß ihren Ausführungen die aktive Fläche eines Elektrolyseur-Stacks der Megawatt-Klasse kaum größer ist als eine DIN-A4-Seite. Um die entsprechende Leistung mit diesen vergleichsweise kleinen Zellen zu erzielen, werden mehrere Dutzend Zellen – aktuell bis zu 144 Stück – hintereinandergeschaltet. „Der Zellenbau ist wie bei der Photovoltaik“, berichtet der aus Buttenwiesen in Bayern stammende Gärtner. Die Produktion lässt sich einfach automatisieren und die Systeme lassen sich aufgrund des modularen Aufbaus leicht skalieren. Weiter erläuterte Petersen: „Wir wollen das im ersten Schritt ohne Methanisierung schaffen, um das System einfach zu halten.“
Ein Demonstrationsmodell für ein Kombikraftwerk, das nach dem Prinzip Power-to-Gas-to-Power funktioniert und zur Erprobung des Gesamtsystems mit einer Nennleistung von insgesamt 200 kW gedacht ist, befindet sich derzeit in der Realisierungsphase und soll Ende 2014 in Probebetrieb gehen. Momentan werden im Rahmen eines vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) geförderten Vorhabens zwölf EL-30-Module, die zusammen 40 m3 Wasserstoff pro Stunde bei 30 bar erzeugen können, von H-Tec am Unternehmensstandort Reußenköge in Nordfriesland in unmittelbarer Nähe der bereits bestehenden Biogasanlage installiert. Jan Momsen vom Projektpartner North-Tec berichtete dazu: „Wir fertigen in unserer Werkstatt einen Container, der zum einen sechs Schränke mit je zwei Elektrolysemodulen sowie der zugehörigen Peripherie beinhaltet. Zum anderen beherbergt er eine Schaltzentrale.“ Das Elektrolysesystem soll einen Gesamtwirkungsgrad von 95 Prozent erbringen.
„2015 soll dann mit der Megawattelektrolyse begonnen werden“, erklärte Petersen. Geplant ist, bis 2017 im Rahmen der Förderinitiative Energiespeicher einen 1,1-MW-Stack auf Basis des EL-30 zu erproben. Das BMU stellt dafür Forschungsgelder in Höhe von bis zu 2,1 Mio. Euro zur Verfügung.
Bis dahin sind Ove Petersen und Heiner Gärtner, die GP Joule gemeinsam 2009 gründeten und seitdem führen, noch stark an der politischen Front eingebunden. So plädierte Petersen während der Pressekonferenz für die Besteuerung von Kohlendioxid, damit zukünftig CO2-reicher Strom teurer wird. Er forderte „von der Politik ein Einlenken – gerne auch einen Alleingang in Europa“. Sein Kollege Gärtner engagiert sich währenddessen als Gründungs- und Vorstandsmitglied beim Bundesverband Energiespeicher (BVES) und versucht auf diesem Weg, das Thema Energiespeicherung ins Blickfeld der Politiker zu rücken. In einem Interview während der Hannover Messe erklärte er gegenüber HZwei: „Die Speicherbedeutung ist gewachsen. Power-to-Gas macht immer mehr Sinn.“
Zunehmende Probleme bereitet ihnen beiden jedoch, dass ihrer Meinung nach „klare Gesetzesvorgaben seitens der Politik fehlen“. Was sie deswegen fordern, sind „keine Subventionen, sondern feste, gesetzliche Rahmenbedingungen“, die die Vergütung des von derartigen Anlagen eingespeisten Stroms regeln, die eine Doppelbesteuerung unterbinden und die die Höhe der Systemdienstleistungsboni festlegen: „Wir wollen keinen Profit schlagen. Wir suchen eine stabile wirtschaftliche Lösung für die Energiespeicherung von morgen – im Sinne der gesamten Gesellschaft.“

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