Lithium-Polymer-Akku von DBM Energy besteht Tests

Mirko Hannemann darf sich rehabilitiert fühlen. Der Geschäftsführer von DBM Energy, der im Oktober 2010 mit seiner Weltrekordfahrt über 600 km für Furore gesorgt hatte (s. HZwei Jan. & Apr. 2011), präsentierte auf der Hannover Messe den Nachbau seines lekker Mobil (Audi A2) auf dem Stand des Bundeswirtschaftsministeriums. In den vorherigen Wochen hatten sowohl die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) als auch die DEKRA die Kolibri-Batterie des Berliner Unternehmens und auch deren Fahrzeug getestet, nachdem unmittelbar nach der Rekordfahrt Kritik an der Informationspolitik von DBM laut geworden war. Als das Demonstrationsfahrzeug kurz vorm Jahresende 2010 bei einem Brand in einer historischen Lagerhalle beschädigt wurde, häuften sich in den Medien die Mutmaßungen über angebliche zwielichtige Machenschaften, die aus heutiger Sicht jedoch nicht bestätigt werden konnten. Insbesondere von Seiten des ADAC hatte es eine überaus skeptische Berichterstattung gegeben. Einige Annahmen eines motorwelt-Redakteurs können aus heutiger Sicht jedoch als Fehleinschätzungen beziehungsweise schlecht recherchierte Ungenauigkeiten eingeordnet werden.
Mitte Januar 2011 übergab DBM einige Lithium-Polymer-Akkus zu Testzwecken an Prof. Dr. Volkmar Schröder, Leiter der Fachgruppe II.1 „Gase, Gasanlagen“ bei der BAM, der diese sogenannten Kolibri-AlphaPolymer-Batterien gemäß dem „UN-Prüfhandbuch zur Beförderung gefährlicher Güter“ mehrere Wochen auf Sicherheit überprüfte. Gemäß einer DBM-Meldung vom 1. April 2011 ergaben diese Untersuchungen, dass die „Kolibri-Technologie die erforderlichen Sicherheitsstandards zu Luft, Land und Wasser erfüllt.“ Weiter heißt es: „Die Zellen der DBM Energy haben alle diese Prüfungen (extreme Klima- und Luftdruckschwankungen, elektrische Kurzschlüsse, Überladung oder Falschpolung sowie starke mechanische Einflüsse wie Schwingungen, Stoß und Aufprall) bestanden.“ Bei den zusätzlich durchgeführten Unterfeuerungsversuchen zeigte sich die Batterie als explosionssicher und nicht brandbeschleunigend, so dass Schröder konstatierte, die Batterie „erfüllt voll die Sicherheitserfordernisse.” In einem Video, das auf der Website des Bundeswirtschaftsministeriums zu finden ist (www.ikt-em.de), können alle Tests sowie deren Ergebnisse eingesehen werden. Prof. Schröder äußert sich darin mit den Worten: „Die bisherigen Prüfungen sind alle positiv verlaufen.“
Zusätzlich wurde Mitte März 2011 eine nachgebaute Version des Rekordautos, das im Vergleich zur damaligen 600-km-Fahrt mit einer kleiner dimensionierten Batterie ausgestattet war, ans DEKRA-Prüfzentrum nach Klettwitz geliefert. Auf dem dortigen Rollenprüfstand bewältigte das 1.340 kg schwere Fahrzeug einen Reichweitentest gemäß Prüfnorm ECE-R 101 2000, einer Regelung zur Messung der elektrischen Reichweite mit Elektroantrieb betriebener Fahrzeuge. Auf Nachfrage der HZwei-Redaktion erklärte die DEKRA, dass „der Test erfolgreich verlaufen ist.“ Die erreichte Fahrstrecke lag mit der 63 kWh fassenden Batterie bei 454,8 Kilometern. Mit einem Energiegehalt des Originalmodells (98,8 kWh) wären rein rechnerisch 714 km realisierbar gewesen. Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums verfügt der umgebaute Audi A2 (Baujahr: 2004) mit 5-Gang-Halbautomatik über eine Leistung von 22 kW und eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h. Die Batterie weist einen Einsatzbereich von -20 bis +60 °C auf, die BAM testete über eine Temperaturspanne von -40 bis +75 °C.
Die in der Batterie eingesetzten Zellen basieren auf einer im Jahr 2005 entwickelte spezielle chemische Zusammensetzung, die über einen äußerst niedrigen Elektrolytanteil verfügt. Die Batterie wird somit zu den Feststoffspeichern gezählt. Hannemann erklärte gegenüber HZwei: „Wir haben Zellen, die laufen seit 2005, das entspricht weit über 5.000 Zyklen, ohne dass sie wesentliche Ermüdungs- oder Alterungserscheinungen aufweisen.“ Außerdem betonte der Jung-Unternehmer, dass das Thema Elektromobilität lediglich einen kleinen Teil der Aktivitäten von DBM ausmache, der Schwerpunkt der Tätigkeiten liege bei Kraftwerksspeichern (Großbatterien zur Stromspeicherung und fürs Lastmanagement).
DBM, das als Kleinunternehmen mit rund einem Dutzend festangestellten Mitarbeitern von dem plötzlichen medialen Interesse geradezu überrollt worden war, befindet sich derzeit in einer Phase der Neuausrichtung. Dafür wurde gerade eine übergeordnete Holding, die Kolibri Power Systems AG, gegründet. Neben der Entwicklungsgesellschaft DBM zählen auch Produktionsunternehmen zur Holding, in denen über 200 Mitarbeiter mit der Zellfertigung beschäftigt sind. Dem DBM-Geschäftsführer Mirko Hannemann steht seit März 2011 Thomas Röser als Chief Operating Officer zur Seite, der sich insbesondere um die Außendarstellung des 2009 gegründeten Unternehmens kümmert.

Kagermann fordert angemessene Förderung

Prof. Dr. Henning Kagermann, der Vorsitzende des Lenkungskreises der Nationalen Plattform Elektromobilität, hat auf der weltweit größten Industriemesse, die vom 4. bis 8. April 2011 in Hannover stattfindet, klare Worte gefunden. Als Schirmherr des Forums MobiliTec sagte er fünf Wochen vorm Abgabetermin seines zweiten Berichts über das Thema Elektromobilität, es gehe „um mehr als nur um Autos.“ Unter anderem geht es für ihn auch ganz aktuell um die Frage der Herkunft des Stroms. Diesbezüglich zeigte er sich überzeugt davon, dass eine Selbstverpflichtung der Industrie, dass Strom aus erneuerbaren Energie verwendet würde, möglich sein sollte.
Kagermann, der gleichzeitig Präsident der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften acatech ist, erklärte hinsichtlich der Zielsetzung zukünftiger Anstrengungen, dass Deutschland „Schaufenster sein wolle“ und dafür 1 Mio. Elektroautos bis zum Jahr 2020 auf die Straße bringen werde. Den Kritikern, die diese Zahl für zu hoch oder zu niedrig hielten, entgegnete er: „Das ist eine richtige Zahl.“ Und er fügte hinzu: „Wir werden sie nicht erreichen, wenn wir keine angemessene Förderung erhalten.“ Während seiner Ansprache wandte er sich mit Sätzen wie diesem mehrfach direkt an die anwesende parlamentarische Staatsekretärin im Bundesumweltministerium, Ursula Heinen-Esser, und betonte: „Wir erhoffen uns eine Beschleunigung der Förderung.“
Fernerhin kündigte er Kagermann an, dass der zweite Bericht mit Empfehlungen für geeignete Rahmenbedingungen zur Einführung der Elektromobilität in Deutschland am 11. Mai 2011 an die Bundesregierung übergeben werde. Dazu sagte er: „Der erste Bericht wird nicht umgestoßen.“ Er betonte vielmehr: „Deutschland wird eine führende Rolle einnehmen, wenn wir uns an diesen Bericht halten.“

preloader