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Beitrag von Sven Jösting

22. März 2022

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Ballard Power – Über den Tellerrand geschaut

Zunächst die Zahlen für das vierte Quartal: Der Umsatz betrug 36,7 Mio. US-$, was einem Plus gegenüber der Vergleichszeit 2020 von 28,3 % entspricht und besser als erwartet war. Auf der anderen Seite fiel das Ergebnis ausgedrückt in Gewinn/Verlust pro Aktie mit einem Minus von 0,15 US-$ auch höher als erwartet aus. Der Gesamtumsatz 2021 betrug 104,5 Mio. US-$ und der Verlust pro Aktie 0,39 US-$ für das Jahr 2021. Wichtiger ist indes der Ausblick. Hier ein paar Takes (Zusammenfassungen) aus der Telefonkonferenz vom 14. März 2022:

Ballard wird nach eigener Aussage in eine völlig neue Phase von exponentiellem langfristigem Wachstum übergehen. Ab 2023 wird mit großer Wahrscheinlichkeit das erste Jahr, in dem die Kanadier die Früchte jahrelanger intensiver Forschung und Entwicklung, der Produktoptimierung, diversen Pilotprojekten und dem Aufbau von Produktionskapazitäten ernten können.

Noch befindet sich das Unternehmen allerdings in einer Übergangsphase, in den diversen Zielmärkten wie bei Bussen, Lkw, Schifffahrt und Schiene an die Skalierung heranzugehen – aus Prototypen und Piloten werden Serien. Man habe mit die besten BZ-Produkte in den oben genannten Märkten (Leistungsfähigkeit, Sicherheit, Qualität u.v.a.) und diese werden für die Großserienproduktion vorbereitet. Interessant: Wurde der Gesamtmarkt der für die Ballard-Produkte in Frage kommenden Branchen auf dem Investor-Day 2020 noch bei einem Wert von 130 Mrd US-$ bis 2030 prognostiziert, so sieht Ballard diese Weltmärkte nun gar bei einem Volumen von insgesamt 250 Mrd US-$ bis zum Jahr 2030, da sich die Rahmenbedingungen für die Brennstoffzelle und den Wasserstoff dramatisch verbessert und vergrößert haben.

Busse, Lkw & Co.

Bei Bussen werden nun Aufträge erwartet, die im Einzelfall mehreren 100 Stück entsprechen können. Man ist da ja verbunden u.a. mit Van Hool, Solaris, Wrightbus in Europa, New Flyer in den USA, Tata in Indien und Global Ventures in Neuseeland. Laut Ballard steht ein Paradigmenwechsel bevor: In der Vergangenheit wurden mehrheitlich batterieelektrische Busse anvisiert – jetzt ist ein Umschwung hin zu wasserstoffbetriebenen auszumachen. Beispiel TC Transit, die erst zu 70 % auf die Batterie setzen wollten und nun diese 70 % dem Wasserstoff zuordnen. Ein großer Transitbusbetreiber in Kalifornien setzt zukünftig gar zu 100 % auf die Brennstoffzelle und den Wasserstoff.

Was auf Busse zutrifft, lässt sich auch auf Lkw (neue Emissionsregeln in vielen Ländern), Schiffe und Schienenfahrzeuge übertragen. Überall dort sei Ballard nach eigener Aussage bestens positioniert und baut nun die Kapazitäten auf, um dem zukünftigen Markt entsprechen zu können. Das dauert aber natürlich seine Zeit (2022ff), weshalb es – so meine Prognose – manche weitere Kooperation in der Produktion geben wird – vergleichbar mit Weichai in China. Waren es 2020 noch 20 strategische Partner und Kunden so sind es heute bereits 30.

China

Wurden bislang drei Regionen für staatliche Förderprogramme für den Einsatz der Brennstoffzelle ausgewählt, so ist diese Zahl nun um vier weitere vergrößert worden. Ballards gemeinsamer Produktionsort mit seinem JV-Partner Weichai wurde einbezogen wie auch Kunden dieses JV in diesen Regionen – wichtige Produzenten von Bussen und Lkw. Das Joint-Venture hat bereits eine Kapazität für Stacks und Bipolarplatten für eine Jahresproduktion für 20.000 Busse aufgebaut. Dies ist die größte Produktionsstätte seiner Art in der ganzen Welt.

Adani in Indien

Mit der indischen Unternehmensgruppe Adani hat Ballard kürzlich eine Absichtserklärung (MoU) unterzeichnet. Immerhin: CEO MacEwen traf direkt bzw. persönlich auf Gautam Adani, den CEO, Großaktionär und Milliardär, der neben seinem Kollegen, dem Milliardär Ambani (Reliance) alleine 70 Mrd. US-$ in den Themenkomplex regenerativer Energien und insbesondere in Wasserstoff über 10 bis 15 Jahre investieren will. Adani ist aktiv auf der Schiene, bei Schiffen und Pipelines, betreibt Flughäfen und unterhält Flotten mit Bussen, Lkw (Transportunternehmen) und ist der weltgrößte Betreiber von Solarparks. Für Ballard der Idealpartner – mit sichtbar kurzen Entscheidungswegen.

Aus dem MoU kann viel werden. Meine Annahme: Produktion von Stacks in JV und eventuell auch Beteiligung an Ballard – ohne Obligo versteht sich. Indien war eigentlich erst gar nicht auf der Agenda von Ballard und könnte sich nun sogar zu einem der wichtigsten Märkte neben Europa, China und den USA entwickeln.

Ballard muss, wird und will massiv investieren, um die Kapazitäten zu entwickeln, die dem Hochlauf der Branche als Grundlage dienen. Mit circa 1,1 Mrd. US-$ auf der Bank kann das Unternehmen dies alles sehr gut aus eigener Kraft stemmen, wobei ein hohes Investment von 40 bis 60 Mio US-$ für 2022 eingeplant ist und die operativen Kosten auf 140 bis 160 Mio. US-$ bedingt durch den Ausbau des Konzerns (neue Testcenter, Personal, Kapazitätsausbau u.v.a.) ansteigen werden. Ich meine, das ist sehr gut angelegtes Geld, welches in das richtige Wachstum des Unternehmens fließt.

Fazit

Ich setze auf außerordentliche Entwicklungen, die man natürlich nicht vorhersehen kann, die aber gut denkbar sind: Großaufträge, JVs, Förderprogramme und eventuelle Beteiligungen (s. Adani). Ballard wird seine Aktionäre meines Erachtens nicht enttäuschen. Man benötigt aber Zeit für die Reife dieses Schlüsselinvestments, das sich an dem weltweiten Hochlauf von Brennstoffzelle und Wasserstoff ausrichtet. Bitte bedenken: Die Aktie notierte vor zwei Jahren noch bei 3 US-$ und konnte im Höchst über 40 US-$ erreichen. Mit aktuell circa 10 US-$ auf einem sehr interessanten Kursniveau für den überdurchschnittlichen mittel- bis langfristigen Kursgewinn. Aber das ist eine, meine persönliche Überzeugung – ohne Obligo. Denn die Börse antizipiert die Zukunft und schaut über den Tellerrand hinweg.

Risikohinweis
Jeder Anleger muss sich immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bei der Anlage in Aktien bewusst sein und auch eine sinnvolle Risikostreuung bedenken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien sind aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, d. h., es handelt sich nicht um Standardwerte, und ihre Volatilität ist auch wesentlich höher. Es handelt sich bei diesem Bericht nicht um Kaufempfehlungen – ohne Obligo. Alle Angaben beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen, was die Einschätzung angeht, ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, der seinen Fokus auf eine mittel- und langfristige Bewertung und nicht auf einen kurzfristigen Gewinn legt. Der Autor kann im Besitz der hier vorgestellten Aktien sein.

Autor: Sven Jösting, verfasst am 17. März 2022

Kategorien: 2022 | Allgemein
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