Der starke Kursrückgang der Aktie von Nikola Motors scheint beendet. Wir sehen wieder anziehende Notierungen mit recht hohen Tagesumsätzen von bis zu 30 Mio. Aktien. Es scheint ein neuer Optimismus zu entstehen, da die Planungen des Unternehmens nun auch wirklich umgesetzt werden. Der Bau der Fabrik in Arizona schreitet gut voran und es entsteht eine Produktionsstätte in Ulm. Rückenwind erhält das Unternehmen durch die Pläne des Mitbewerbers Daimler Trucks, 5.000 wasserstoffgetriebene Lkw in den kommenden Jahren auf die Straße zu bringen und den Wasserstoff über den Partner Shell verfügbar zu machen. Da wird das Geschäftsmodell von Nikola in gewisser Weise kopiert, nur dass Nikola selbst in die Produktion von Wasserstoff und die damit verbundenen Umsätze einsteigt, statt dies Dritten zu überlassen.
Das Unternehmen als Start-up begreifen
Ein Start-up hat eine neue Geschäftsidee, besser noch, einen Businessplan und bereits vorzeigbare Technologie. Mancher Risikoinvestor (Venture Capitalist; VC) ist sogar bereit, nur in eine Idee zu investieren. In dem Fall muss der Finanzplan des Geschäftskonzepts als Grundlage dienen, wonach Gelder/Kapital nur entsprechend den Vereinbarungen oder Zielsetzungen (Milestones) fließen. Nichts anderes macht Nikola Motors. Man hat erkannt, dass der erste richtig große Markt für den Einsatz der Brennstoffzelle in Nutzfahrzeugen liegt. Parallel sehen die US-Amerikaner auch die Batterie im Einsatz, je nach Nutzerprofil eines Logistikers. Dafür hat Nikola Software entwickelt und baut mit Partnern (u. a. Bosch, Iveco von der CNH-Gruppe) Prototypen und eine Mengenproduktion auf. Die Börse gab das Kapital, um den Businessplan umzusetzen.
Wer wie ein VC denkt, investiert, wohl wissend, dass der Durchbruch (Aufträge, Produktion, Gewinne) erst später kommt. So werden dieses Jahr wohl 50 bis 100 Nfz auf den Markt kommen, 2022 vielleicht 1.200 bis 1.500, aber 2023 vielleicht dann 10.000 und mehr (ohne Obligo) usw. Parallel baut man ein eigenes Tankstellennetz für Wasserstoff auf, denn ein e-Truck mit Brennstoffzelle wird schwer verkäuflich sein, wenn man keinen Wasserstoff zum guten Kurs mitanbieten kann. Das ist in Kurzform das Geschäftsmodell, und das ist durchaus ähnlich wie das von Tesla vor acht Jahren – nur halt bei Nikola mit Batterie und auf E-Autos bezogen und mit eigener Stromladeinfrastruktur.
Aktuell hat Nikola eine Kooperation mit RIG als Vertriebspartner abgeschlossen. Ein Unternehmen mit 65 Service-Centern an wichtigen Standorten (Interstate-Highways). Zudem hat der Truck-Hersteller Abkommen für regenerativen Strom abgeschlossen, damit beim Wasserstoff Preisparität zum Diesel erzielt werden kann. Parallel gab die Partnerfirma Iveco bekannt, dass die BZ-Lkw aus Ulm auch in Europa vertrieben werden sollen. Der Bau der Fabrik in Coolidge in Arizona läuft derweil planmäßig. Aus circa 530 Mitarbeitern sollen bis Jahresende 1.000 werden.
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Risikohinweis
Jeder Anleger muss sich immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bei der Anlage in Aktien bewusst sein und auch eine sinnvolle Risikostreuung bedenken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien sind aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, d. h., es handelt sich nicht um Standardwerte, und ihre Volatilität ist auch wesentlich höher. Es handelt sich bei diesem Bericht nicht um Kaufempfehlungen – ohne Obligo. Alle Angaben beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen, was die Einschätzung angeht, ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, der seinen Fokus auf eine mittel- und langfristige Bewertung und nicht auf einen kurzfristigen Gewinn legt. Der Autor kann im Besitz der hier vorgestellten Aktien sein.
Autor: Sven Jösting, verfasst am 1.6.2021
Liege ich falsch mit meiner Meinung, dass die ersten Nfz von Nikola rein batterieelektrische LKW sein werden?