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Beitrag von Sven Geitmann

2. November 2020

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Sinn und Unsinn von E-Fuels

Ifeu Cover

Welche Rolle können die synthetischen Kraftstoffe, die so genannten E-Fuels oder SynFuels, in Zukunft spielen? Über diese Frage wird aktuell trefflich gestritten, vertreten die verschiedenen Interessengruppen doch gänzlich unterschiedliche Ansichten dazu. Das Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) hat daher im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) eine Studie angefertigt, in der die Gesamt-CO2– und Schadstoffbilanz von synthetischen Power-to-X-Kraftstoffen (PtX) untersucht wurde.

Neben Vertretern des ifeu waren auch Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR) sowie der Joanneum Research Forschungsgesellschaft an der Studie mit dem Titel „Systemvergleich speicherbarer Energieträger aus erneuerbaren Energien“ beteiligt. Die Studienautoren stellen fest, dass viele Herstellungspfade synthetischer Kraftstoffe beim Treibhausgaspotential um 85 bis 90 Prozent niedriger liegen als die ihrer fossilen Referenzstoffe.

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Auch ein rein auf den Heizwert bezogener Vergleich der Produkte ergibt, dass die Erzeugung von Wasserstoff mit den geringsten Umweltwirkungen verbunden ist, gefolgt von synthetischem Erdgas, Fischer-Tropsch-Kraftstoffen und Methanol. Durchschnittlich schneiden bei der Ökobilanz die Pfade mit Biomasse als Rohstoff besser ab als die strombasierten Pfade. Das ifeu kommt daher zu dem Ergebnis, dass E-Fuels zwar dem Klimaschutz dienen können, aber auch die Gefahr besteht, dass Luft, Gewässer und Böden stärker belastet werden.

„E-Fuels sind keine Lösung – nur für eine Übergangsphase.“
Werner Diwald, DWV-Vorsitzender

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„E-Fuels sind eine Möglichkeit für Automobilhersteller, um ihnen etwas mehr Zeit einzuräumen.“
Christoph Bender, Geschäftsführer Mineralölwirtschaftsverband (MWV)

E-Fuels sind künstlich hergestellte flüssige Kraftstoffe, die mithilfe erneuerbarer Energien erzeugt wurden und in herkömmlichen Verbrennungsmotoren eingesetzt werden können. Für die Produktion (Synthese) von E-Fuels wird Kohlenstoff in Form von CO2 benötigt, das bei der späteren Nutzung wieder emittiert wird. Anders als bei fossilen Kraftstoffen wird dieses CO2 nicht zusätzlich in die Umwelt entlassen, sondern nur zeitweise gebunden. E-Fuels wird nachgesagt, dass sie die Nutzungsdauer von Otto- und Dieselaggregaten verlängern, ohne vergleichbare Vorteile zu bieten wie Elektromotoren, die allein mit Ökostrom betrieben werden.

Kategorien: Allgemein

4 Kommentare

  1. Kai Ruhsert

    @Altmann: Interessant, das stützt diese Vorschläge:
    „Synthetische Kraftstoffe können einen ökologisch und ökonomisch sinnvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten: Werden die Kosten der Elektromobilität für die Subventionierung von synthetischen Kraftstoffen aus erneuerbarer Produktion in sonnenreichen Ländern verwendet, lassen sich bis 2030 in Deutschland nahezu 600 Mio. t CO2 einsparen, was einem signifikanten Beitrag zur CO2-Reduktion entspricht. Ab Anfang der dreißiger Jahre könnten synthetische Kraftstoffe Kostenparität erreichen, wodurch sich der gesamte deutsche Verkehrssektor auf synthetische Kraftstoffe umstellen ließe (Einsparungen ca. 180 Mio. t CO2 p. a. inklusive Well-to-Tank Emissionen).“
    https://www.sac-group.eu/mobility-germany/
    PtX und PtG unter Verweis auf die Umwandlungsverluste zu verwerfen halte ich für einen methodischen Fehler. Auf die Kosten kommt es an.

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  2. Ewald Perwög

    Sollen wir einem technologischen Ansatz glauben schenken, der sagt, das wir alles wie bisher machen, nur der Treibstoff hat eine andere Farbe? Das scheint mir eher ein Teil des Problems als ein Teil der Lösung zu sein. Wir haben die Atmosphäre jahrzehntelang als CO2-Müllhalde verwendet. Eine Technologie, die verspricht, was von dem Müll wegzunehmen um denselben Müll (CO2) etwas später wieder dazuzulegen ist keine Lösung! Künstliche CO2-Kreisläufe aufzubauen und als Lösung darzustellen war voriges Jahrtausend vielleicht noch akzeptabel. Jetzt müssen wir die absolute Menge von CO2 in der Atmosphäre verringern, da braucht es echte Kohlenstoff-Senken und keine Anschluss-Geschäftsmodelle für die fossilen Industrien und die Verbrennungsmotorenhersteller. Die Klimakrise ist echt und diese Krise nimmt keine Rücksicht auf die Geschäftsinteressen derer, die an der Atmosphärenverschmutzung über viele Dekanen gut verdient haben. Weiter so mit anderer (Kraftstoff) Farbe war gestern!

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  3. Matthias Altmann

    Nur als ein Beispiel von vielen: Marokko hat eine elektrische Spitzenlast von knapp 3 GW, wärend in Spanien im Jahr 2019 knapp 4 GWp an neuen PV-Anlagen ans Netz gegangen sind. Marokko ist schon sehr engagiert im Bereich erneuerbare Energien, kann aber praktisch nicht viel mehr installieren, da das Netz extrem schwach bzw. dünn ist und man sehr schnell an die Bedarfsgrenze kommt. Für e-fuels könnte man dort also sehr schnell Kapazitäten für den Export aufbauen, ohne die eigene Dekarbonisierung zu gefährden bzw. evtl. sogar zu unterstützen.

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  4. Joe Schmidt

    „E-Fuels sind künstlich hergestellte flüssige Kraftstoffe, die mithilfe erneuerbarer Energien erzeugt wurden …“
    Dumm nur, dass Duetschland seit Jahren und gerade mit der letzten EE-Novelle den Ausbau der Nutzung der EE massiv blockiert und sich Träumereien von EE-Importen (egal ob grünen Wasserstoff oder E-Fuels) hingibt, die es auf absehbare Zeit gar nicht geben kann, da alle Länder dekarbonisieren wollen und ihre EE vordringlich für sich selbst nutzen.
    Also wo bitte soll die EE-Energie für die „-Fuels“ herkommen?!?

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