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Beitrag von Sven Jösting

27. Juli 2020

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Tesla – die Skepsis an der Börsenbewertung steigt

Die Zahlen bei Tesla für das zweite Quartal sind seit ein paar Tagen veröffentlicht: Nach GAAP-Rechnungslegung kam ein Gewinn in Höhe von 104 Mio. US-$ bzw. 0,50 US-$ pro Aktie heraus, weitaus mehr, als von Analysten erwartet. Auch der Umsatz von über 6 Mrd. US-$ überraschte positiv. Nur der Gewinn enthält circa 428 Mio. US-$ an außerordentlichen Einnahmen durch so genannte Regulatory Credits (Zero-Emission-Vehicle-Rights). Diese wurden wohl an FiatChrysler verkauft, da der amerikanisch-italienische Autobauer nicht über die notwendige Quote an batteriegetriebenen Fahrzeugen im Portfolio hat und deshalb Strafgebühren aufgrund von Quoten vermeiden wollte. Deswegen kaufte er sich diese einfach (moderner Ablasshandel in Sachen Elektromobilität). Allerdings sind diese Einnahmen damit kein echter operativer Gewinn resultierend aus dem Verkauf von E-Autos, sondern eine Art Glücksfall, für den es den Begriff „Windfall“ gibt. Im ersten Quartal war es ähnlich. Da wurden 352 Mio. US-$ an Regulatory Credits verbucht.

Das Ziel ist auch klar: Tesla möchte, dass die Aktie in den S&P-500-Index aufgenommen wird, und da braucht es mehrerer Quartale mit Gewinnabschluss. Die Index-Aufnahme bedeutet auch, dass dann indexgeleitete Fonds Aktien von Tesla kaufen müssen. Nun sind aber manche Analysten der Meinung, dass die Rechnungslegung Fragezeichen aufweist. Man habe wohl auch zukünftige Umsätze bezogen auf die Software für autonomes Fahren bilanziert, so heißt es. Die Aktie ist nun auch nicht mehr gestiegen, sondern per Freitag auf 1.400 US-$ gefallen. Ein Zeichen der Wende?

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Anstieg bis auf 1.800 US-$

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Der kürzlich erfolgte Kursanstieg bei Tesla auf fast 1.800 US-$ soll auf das Konto einer neuen Form des Schwarm-Investments gehen, welches den Namen Robinhood-Investment trägt. Da verbünden sich – so hört man – fast 500.000 Anleger aller Couleur (Quelle: Seeking Alpha-Bericht) und treiben den Kurs einer Aktie vor sich her. Solch ein Vorgehen kann man auch mit Hochfrequenzhandel im Zusammenhang sehen. Zudem sollen da Momentum-Trader am Ball sein und sich Shortseller eingedeckt haben. Immerhin gelten aktuell nur etwa 14 Mio. Aktien als leer verkauft – es waren mal über 35 Mio.

Heute macht dieser Short-Interest gerade mal circa acht Prozent der Gesamtzahl an Aktien von Tesla aus. In den 14 Mio. leer verkauften Aktien sind aber auch normale Absicherungspositionen großer Fonds enthalten, die sich auf diesem Wege auch absichern können. Ob die Börsenaufsicht SEC hier schon aktiv geworden ist, was die o.g. Investorengruppen und ihre Anlagetechnik betrifft? Immerhin hatte Tesla zwischenzeitlich die Bewertung von gar 300 Mrd. US-$ überschritten. Gesund halte ich das nicht, harmlos formuliert.

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Tesla hat jetzt mit circa 90.650 Einheiten im zweiten Quartal – trotz vorübergehender Werksschließungen (spekuliert wurde auf eine Range von circa 69.000 bis zu 100.000 Einheiten) positiv überrascht. Allerdings wird spekuliert, dass der Absatz auf dem Abverkauf von Lagerbeständen beruht haben könnte und diverse Rabatte mit im Spiel waren.

Die Credit Suisse hat indes ihr Kursziel von 700 auf 1.400 US-$ angehoben. Die aktuelle Bewertung würde – so der Analyst – einem Absatz von 2,2 Mio. Fahrzeugen im Jahr 2025 entsprechen und einem Kurs-/Gewinnverhältnis (KGV/PE) von 30. Könnten wasserstoffbetriebene Fahrzeuge 2025 günstiger sein als rein batteriegetriebene? Gibt es 2025 eventuell genug Wasserstofftankstellen? Und was ist mit dem Wettbewerb in den Märkten, in denen Tesla aktiv ist?

Ein deutsches Gericht hat Tesla kürzlich untersagt, den Begriff Autopilot einzusetzen, da es fälschlicherweise das Gefühl vermittelt, dass das Fahrzeug von allein fährt.

Ich sehe die niedrige Short-Interest-Zahl gar als Grundlage einer neuer Short-Welle, denn der aktuelle Aktienkurs lädt dazu geradezu ein. Und die Robinhood-Aktivisten könnten auch den Kurs drücken, wenn sie alle wie eine Herde ihre Gewinne mitnehmen wollen. Die Spekulation auf die Aufnahme im S&P-500-Index ist auch da und wird im Fall der Umsetzung neue Milliarden an US-$ zum Kauf von Tesla-Aktien auf den Weg bringen.

Risikohinweis

Jeder Anleger muss sich immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bei der Anlage in Aktien bewusst sein und auch eine sinnvolle Risikostreuung bedenken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien sind aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, d. h., es handelt sich nicht um Standardwerte, und ihre Volatilität ist auch wesentlich höher. Es handelt sich bei diesem Bericht nicht um Kaufempfehlungen – ohne Obligo. Alle Angaben beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen, was die Einschätzung angeht, ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, der seinen Fokus auf eine mittel- und langfristige Bewertung und nicht auf einen kurzfristigen Gewinn legt. Der Autor kann im Besitz der hier vorgestellten Aktien sein.

Verfasst von Autor Sven Jösting am 27. Juli 2020

3 Kommentare

  1. Joe Schmidt

    @Dirk Bethge:
    Es gibt keinen Autobauer weltweit, der FCEV-PKW für den Massenmarkt plant oder gar tatsächlich herstellt. Selbst Vorreiter Toyota plant nur „bis zu“ 30.000 Einheiten jährlich von seinem neuen Mirai II, dessen Vorstellung /Einführung eigentlich vor der Sommerolympiade angekündigt war.
    Aber Fakten scheinen Sie nicht sonderlich zu interessieren. Müssen sie auch nicht, wenn der Glaube nur stark genug ist.
    Dass E.M. mit Tesla keinen Wohltätigkeitsverein aufbaut, sollte ebenso klar sein wie die Tatsache, dass er derzeit einen riskanten Kurs fährt, um zum Einen die Aufnahme in den S&P-500-Index zu erreichen, als auch für sich zusätzliche Aktienoptionen auf Tesla (an Stelle eines Gehaltes) einlösen zu können.
    Egal wie es mit Tesla weiter läuft: Wasserstoff in PKW hat keinerlei Zukunft auf dem Massenmarkt und selbst bei LKW sind für FCEV im kostensensitiven Logistiksegment starke Zweifel angebracht. Das sind die Fakten …

  2. Dirk Bethge

    Ich kann mir gut vorstellen, das TESLA schon längst die Pläne in der Schublade hat wenn es dann soweit ist, ruck zuck die Autos auf H2 umzustellen…..
    Und nicht nur TESLA…..die Anderen auch…..
    Ein Schelm wer dabei schlechts denkt….

  3. Dirk Bethge

    TESLA wird behandelt wie einst der Tanz ums goldene Kalb. Das Ding war gründlich in die Hose gegangen.
    Musk lacht und macht dann was anderes. Er hat dann ja genug „Dumme“ gefunden wie die Dieselkäufer von VW.

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