Seit Jahren gibt es im Wasserstoffsektor eine Diskrepanz zwischen Nordamerika und Europa: Drüben auf der anderen Atlantikseite erfreuen sich brennstoffzellenbetriebene Flurförderzeuge großer Beliebtheit, während ihre Stückzahl hierzulande eher homöopathischen Dosierungen entspricht.
Über die Gründe wurde schon vielfach berichtet (s. HZwei-Hefte Jan. 2018, Jan. 2016, Jul. 2013). Es gibt aber nach wie vor vielversprechende Ansätze und auch positive Erfahrungswerte, die darauf hindeuten, dass zukünftig auch in Europa immer mehr Dieselstapler von elektrischen – zunehmend von brennstoffzellenbetriebenen – ersetzt werden.
Ende 2018 waren weltweit rund 21.000 Flurförderzeuge mit H2-Antrieb in Betrieb – 300 davon in Europa. Allein 70 davon fuhren im BMW-Werk in Leipzig. Die dortigen Indoor-Schlepper werden in der Produktion der i3-Modelle zur Versorgung der Montagebänder eingesetzt und sind Bestandteil der insgesamt 400 Fahrzeuge umfassenden Flotte. Ihre Inbetriebnahme erfolgte im Rahmen des Nachfolgeprojekts zu H2IntraDrive, bei dem im Dezember 2013 zunächst elf Stapler und Schlepper in den Einsatz gegangen waren (s. HZwei-Hefte Jan. 2014 und Jan. 2016).
Bei dem jetzigen bis 2021 laufenden FFZ70-Vorhaben wirken neben BMW auch Linde Material Handling, Günsel Fördertechnik sowie die TU München als Forschungspartner mit. Ihre Motivation ist die Überprüfung der Einsatzbedingungen für einen wirtschaftlichen Betrieb. Während des ersten Versuchszeitraums war ersichtlich geworden, dass die Wirtschaftlichkeit bis dato nicht gewährleistet war, auch weil zu wenige Fahrzeuge eingesetzt wurden. Bei einer größeren Stückzahl sollten sich jedoch sowohl die Investitionskosten als auch die Wartungs-, Betriebs- und Genehmigungskosten reduzieren, so die Erwartung.
Wichtige Elemente dieser zweiten Phase sind die Standardisierung sowie die Etablierung von Plug-&-Play-Lösungen zur Flottenumrüstung und die Validierung der Lebensdauer, aber auch die Ausarbeitung eines Schulungskonzepts zum Betrieb der H2-Technik, berichtete Wolfgang Axthammer, Geschäftsführer der Nationalen Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie. Ziel der NOW ist zudem, einen Industriestandard (H2Ready) zu etablieren, „der auf breiter Basis weiteren Herstellern die Möglichkeit eröffnet, die innovative Technologie in neuen oder umgerüsteten Fahrzeugen in der eigenen Produktion einzusetzen“.
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weiterlesen im HZwei Oktober-Heft
Mal ehrlich:
„… die Überprüfung der Einsatzbedingungen für einen wirtschaftlichen Betrieb. … bis dato nicht gewährleistet war, auch weil zu wenige Fahrzeuge eingesetzt wurden. Bei einer größeren Stückzahl sollten sich jedoch sowohl die Investitionskosten als auch die Wartungs-, Betriebs- und Genehmigungskosten reduzieren, so die Erwartung.“
Auf diese Erwartung würde ich nicht bauen. Denn FCEV sind nun einmal wartungsintensiver als reine E-Gabelstapler, deren schweres Akkupaket i.d.R. als Gegengewicht genutzt wird und daher kein Einsatzproblem darstellt.
Das man die kostenintensive H2-Tankinfrastruktur besser auslasten will, ist verständlich. Aber sollte man deswegen „mit dem Schinken nach der Wurst werfen“?!?
Statt sich auf zukunftsträchtige Gebiete wie den stationären Einsatz (Langzeitspeicherung, stromerzeuguende Heizung) zu fokussieren, hängt man einer vagen Vision nach.
Dass wieder kein Hinweis darauf gegeben wird, wie der notwendige EE-Strom für den grünen Wasserstoff zusätzlich erzeugt wird, zeigt mir die Unvollkommenheit der einzelnen Ansätze.
Ausreichend EE-Strom ist die Voraussetzung für alle H2-Träume …