Lange Zeit war es ruhig um alkalische Brennstoffzellen, doch jetzt wird diese „alte“ Technik von einigen Entwicklern wiederbelebt. GenCell, ein finanzkräftiges Unternehmen aus Israel, hat die AFC-Technologie (alkaline fuel cell) so weit optimiert, dass es ein kommerzielles Produkt für Back-up-Lösungen anbietet. Und auch AFC Energy drängt mit seiner Technologie auf den deutschen Markt: Konkret ist nach der Testanlage in Stade nun eine 1-MW-Anlage im Covestro Industrial Park in Brunsbüttel geplant.
Angefangen hat AFC Energy mit seinem Engagement in Deutschland im April 2013 bei Dow Chemicals in Stade (seit 31.08.2017: DowDuPont™), wo im Rahmen des EU-Förderprojekts Power-Up zwei stationäre KORE-Brennstoffzellensystem mit zusammen 500 kW errichtet wurden (s. Abb. 1). Im Juli 2015 produzierte die erste 240-kW-Anlage erstmals Strom, im Januar 2016, etwas später als geplant, gingen alle drei Einheiten in regulären Betrieb und speisten ins öffentliche Stromnetz der Stadtwerke Stade ein. Die Leistung eines Moduls (von insgesamt 24, beinhaltet jeweils 101 Einzelzellen) lag zunächst bei 7,5 Kilowatt und somit an der unteren Grenze des anvisierten Leistungsbereichs.
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Briten bauen in Brunsbüttel
Als weitere Maßnahme ist geplant, in Brunsbüttel eine 1-MW-Anlage zu errichten, die ihren Wasserstoff aus dem Pipelinesystem des Industrieparkbetreibers Covestro Deutschland AG beziehen soll (s. auch Der Norden wird energieautark). Covestro Deutschland, das bis 2015 unter Bayer MaterialScience firmierte, ist unter anderem im Bereich der Chlor-Alkali-Elektrolyse aktiv. Der dort als Nebenprodukt anfallende Wasserstoff wird über ein eigenes H2-Netzwerk verteilt und soll zukünftig auch eine alkalische Brennstoffzelle versorgen. Laut AFC Energy begannen die Arbeiten an der Elbe im Mai 2017. Das britische Unternehmen erhofft sich von diesem Projekt einen besseren Zugang zum deutschen Markt, weshalb das südlich von London gelegene Unternehmen auch Anfang 2016 die Zusammenarbeit mit dem deutschen Ingenieurbüro plantIng GmbH intensivierte.
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Im April 2017 unterzeichneten die Engländer eine Kooperationsvereinbarung mit De Nora, um gemeinsam mit den Italienern die Kommerzialisierung der AFC-Technologie zu beschleunigen. Zusammen planen die beiden Firmen, bis 2020 in den Multi-MW-Bereich vorzustoßen.
GenCell
Parallel dazu bemüht sich GenCell, das Image der Brennstoffzelle von Grund auf aufzubessern. Dafür veröffentlichte das israelische Unternehmen im Juni 2017 ein White Paper mit dem Titel „The Big Deal About Fuel Cells“, in dem die Funktionsweise von Brennstoffzellen, die Eigenschaften von Wasserstoff sowie die verschiedenen BZ-Typen erläutert werden. Insbesondere wird darin aber auch auf die Vorteile von AFC eingegangen, denn GenCell produziert alkalische Brennstoffzellen für Back-up-Lösungen.
Der BZ-Herstellers aus Petach Tikva wirbt damit, dass stationäre Brennstoffzellen eine effiziente und sichere Notstromversorgung gewährleisten können. Als wesentlichen Vorteil der AFC-Technologie nennt das Unternehmen die platinfreien und somit kostengünstigen Katalysatoren. Hinzu kommt, dass der benötigte Wasserstoff im Gegensatz zu Polymer-Elektrolyt-Membran-Brennstoffzellen (PEM) nicht ultra-rein sein muss. Michael Tausch, der nach Stationen bei H2 PowerTech (ehemals IdaTech) und Hoppecke seit Juni 2017 für GenCell tätig ist, seit 4. September als Director of Sales and Business Development, sagte HZwei, normaler Wasserstoff 3.5 (Reinheit: 99,95 %) reiche aus. Der benötigte Sauerstoff werde der Luft entnommen, wobei das Unternehmen über eine Technologie verfüge, die störende CO2-Bestandteile herausfiltern könne.
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Ein GenCell-G5-Modell ist seit Anfang 2016 bei dem brasilianischen Telekommunikationsanbieter Claro in Betrieb und wird in Rio de Janeiro getestet und validiert. Nach Aussage des Herstellers fielen dafür die gleichen Kosten an wie für eine vollständig installierte ISO14001-fähige Dieselgeneratorlösung. Luis Galindo, Betriebsdirektor von Claro, kommentierte: „Wir haben die GenCell G5 rigoros getestet, um eine Vielzahl von Stromausfällen zu simulieren. Die Ergebnisse waren hervorragend.“ Weiter stellte er fest, dass das Aggregat einen geringeren Platzbedarf als ein Dieselgenerator aufweise und zu 100 Prozent sauber sei – ohne CO2. Weitere Systeme wurden im November 2016 bei Galil Elion Municipality in Israel installiert sowie in einem Umspannwerk in den USA.
Alkalische Brennstoffzellen
Alkalische Brennstoffzellen waren bereits in den 1960er Jahren bei den NASA-Mondflügen mit dabei und wurden auch im europäischen Ariane-Weltraumprogramm eingesetzt, weil sie als vergleichsweise robust galten und sowohl Strom und Wärme als auch Wasser erzeugen.
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