Die Ertragszahlen für das erste Quartal waren alles andere als überzeugend, fiel der Verlust mit einem Minus von 1,33 US-$ pro Aktie (vor außerordentlichen Kosten/Verlusten) doch wesentlich höher als von den Analysten erwartet aus: ein Minus von 0,81 US-$ pro Aktie (Durchschnittsschätzung).
Verlust: circa 330 Mio. US-$ im ersten Quartal. Der stark gestiegene Umsatz um 69 % (Vergleich zum Vorjahresquartal) auf 2,7 Mrd. US-$ fällt positiv auf. Die Stimmung an der Börse – nach Veröffentlichung weiterhin unverändert positiv – konnte die Aktie auf über 325 US-$ anziehen (ist dies der von mir erwartete Squeeze aufgrund der Eindeckung von Leerverkäufen?) und die Unternehmensbewertung zwischenzeitlich auf über 53 US-$ nach oben katapultieren (höher als der Wert von Ford).
Das Unternehmen hat ja im Vorwege die Absatzzahlen mit über 25.000 Einheiten im ersten Quartal als großen Erfolg verkauft und fühlt sich sicher, das Model 3 planmäßig auf den Markt zu bringen: kleinere Mengen ab Juli dieses Jahres und dann zum Ende des Jahres mit über 5.000 Einheiten in der Woche, die dann in 2018 auf 10.000 Einheiten gesteigert werden. Merkwürdig ist jedoch, dass man sich seitens Tesla die wichtige Testphase (Betatest) sparen will – eine Phase, bei der in der Industrie üblicherweise bei neuen Fahrzeugserien mögliche Probleme erkannt und dann in der Serienproduktion ausgemerzt sein sollen. Ist dies dem Ehrgeiz von Firmenchef und Visionär Elon Musk geschuldet?
Die ersten Model-3-Fahrzeuge sollen von Mitarbeitern getestet werden. Dienen diese dann als Versuchskaninchen? Warum verzichtet man auf den regulären Weg? Um Zeit zu sparen?
Ein Update der Zahlen über die Höhe der Kaufoptionen für das neue Modell zu je 1.000 US-$ gab es leider nicht. Indes gilt es unter Analysten als wahrscheinlich, dass sich viele Käufer in spe über die Option den Staatszuschuss (federal income tax credit) in Höhe von 7.500 US-$ pro Fahrzeug sichern wollen. Was aber ist, wenn die Berechtigungsmarke von 200.000 Einheiten überschritten ist und der Steuerkredit entfällt?
Tesla soll mittlerweile über 8 Mrd. US-$ Schulden aufgehäuft haben, denen liquide Mittel von über 4 Mrd. US-$ gegenüberstehen, aber auch zunehmende Lieferantenkredite in Milliardenhöhe. Damit sind weitere Kapitalmaßnahmen gerade auch angesichts des Launchs vom Model 3 weiter sehr wahrscheinlich.
Goldman Sachs sieht die Aktie perspektivisch bei 190 US-$. Man geht davon aus, dass die Nachfrage für Model X und S tendenziell abnehmen (mehr Wettbewerb) und die Markteinführung des Model 3 nicht geradlinig erfolgen könnte. Und mancher Model-3-Käufer in spe hätte eventuell ein Model S gekauft, sieht aber den Preisunterschied und erwartet womöglich, dass das Model 3 ebenso gut ausgestattet sei, so die Annahme. Musk stellte ergänzend klar, dass dem nicht so sei, um potentielle Model-S-Käufer nicht abzuschrecken.
Zu guter Letzt: Der Analyst Adam Jonas von Morgan Stanley hat am 15. Mai 2017 sein Rating auf neutral abgestuft. Er erwartet nun einen Kapitalverbrauch von 3,1 Mrd. US-$ in 2017 (vorher: 2,3 Mrd. US-$) und Verluste des Unternehmens bis Ende 2019. Letzteres sollte im Zusammenhang mit vielen recht optimistischen Analystenmeinungen gesehen werden, die Tesla bereits für das laufende Jahr einen kleinen Ertrag zutrauen und enorme Gewinnerhöhungen in den kommenden Jahren aufgrund der Model-3-Einführung und der Erfolge bei der Stromspeicherung (Solarcity & Powerpack).
Risikohinweis
Jeder Anleger muss sich immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bei der Anlage in Aktien bewusst sein und auch eine sinnvolle Risikostreuung bedenken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien sind aus dem Bereich der Small- und MidCaps, d. h. es handelt sich nicht um Standardwerte, und ihre Volatilität ist auch wesentlich höher. Es handelt sich bei diesem Bericht nicht um Kaufempfehlungen – ohne Obligo. Alle Angaben beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen, was die Einschätzung angeht, ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, der seinen Fokus auf eine mittel- und langfristige Bewertung und nicht auf einen kurzfristigen Gewinn legt. Der Autor kann im Besitz von einigen der hier vorgestellten Aktien sein.
Autor: Sven Jösting, Bericht verfasst im Mai 2017
Grundsätzlich überflüssig, das nochmals drei Monate später zu veröffentlichen. Hat inzwischen so einen Bart. Damit kann man sich sein Image als Nachrichtendienst ganz schön versauen, weil vom Inhalt her absolut überholt. Bis auf die Zahlen übers Defizit, das Musk inzwischen fleisig aufhäuft. Vielleicht gelingt ihm ja der große Coup? Die Steilvorlagen der sog. Premium-Hersteller mit ihren Skandalen und dem verzögerten Elektroeinstieg, weil auf eine obsolete Technik abonniert, spielen hier auch noch mit rein. Also, nix Genaues weiß man momentan nicht zur Causa Tesla.
Hallo cer,
dieser Beitrag wurde im Mai 2017 geschrieben, steht auch in der letzten Zeile beim Autorennamen.
Ich weiß, das ist nicht mehr super aktuell, wenn der erst jetzt veröffentlicht wird, aber wer es aktueller haben möchte, muss die Print- oder Digital-Ausgabe der Zeitschrift lesen. Hier im Blog werden einige der Texte erst etwas später veröffentlicht.
Gruß, Sven Geitmann
Eine „neutrale“ Quelle, die wichtige Themen ausdrücklich anspricht, aber nicht weiß, was sie nicht weiß? Natürlich gab es ein Update der „Höhe der Kaufoptionen“ für’s Model 3, vor Tagen schon. Und einen Tag nachdem eine Kapitalerhöhung angekündigt wurde, eine solche zu prophezeien, das ist auch ’ne reife Leistung. Der Rest dürfte ebenso ahnungslos zusammengestöpselt sein, ich prüf‘ das jetzt nicht im Einzelnen. Danke für das Gespräch.