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Beitrag von Sven Jösting

24. Mai 2022

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Ballard Power – 50 % der Börsenbewertung in Cash

Euro

Das Quartalsergebnis von Ballard entsprach nicht so sehr den kurzfristigen Erwartungen von Anlegern und Analysten, wohl aber der Short-Seller. Pro Aktie gab es ein Minus von 0,14 US-$, 21 Mio. Umsatz (+ 19 % gegenüber Vorjahr). Der Auftragsbestand auf Jahresbasis lag bei circa 100 Mio. US-$. Der Umsatz steht „noch“ in keinem Verhältnis zur Börsenbewertung. Was hierbei vergessen wird: Ballard baut seine Marktposition in vielen Märkten (Positionierung) strategisch auf und aus, aber es nimmt logischerweise Zeit in Anspruch.

Prototypen, Kleinserien und Pilotprojekte sind sichtbar und verlaufen sehr gut – voll nach Plan. Daraus entwickeln sich riesige Märkte. Ballard sieht sich selbst technologisch als Frontrunner im positiven Sinne mit einem perfekten USP. Aus bisherigen Kleinaufträgen für zehn Bus-Stack-Module werden Großaufträge über 100 oder gar 1.000 Module mit entsprechender Skalierung und Gewinnmarge – und Ballard kann liefern, was man vom Wettbewerb so noch nicht sagen kann. Das Invest in Produktionskapazitäten ist daher notwendig. Momentan ist allerdings noch Geduld beim Anleger gefordert und auch ein gewisser Optimismus gepaart mit Durchhaltevermögen bei aktuell sehr niedrigen Kursen.

Ballard setzt seine Pläne unaufgeregt um und kann dies mit über 1,1 Mrd. US-$ auf der Bank (mehr als 50 % der Börsenbewertung) aus eigener Kraft locker finanzieren. In einigen Märkten wie bei Bussen geht es nun richtig los. Nach den Bussen folgen Lkw und Heavy-Duty-Fahrzeuge wie Minen-Trucks, Schienenfahrzeuge wie Lokomotiven, Schiffe und neben Backup-Power-Systemen für Rechenzentren vor allem stationäre Brennstoffzellen-Energiesysteme. Ballard ist da überall vorne mit dabei.

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Mit Siemens Mobility ist nach dreieinhalb Jahren gemeinsamer Entwicklung der erste wasserstoffbetriebene Zug Mireo pls H der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Nun folgen Praxistests, bis es in die Großserie geht. Die Bundesbahn plant den Einsatz erst einmal in Bayern. Der Tankvorgang benötigt mit Wasserstoff nicht länger als mit Diesel. Der Wasserstoff wird dezentral regenerativ erzeugt. Die Reichweite dieses Zuges liegt bei 800 km mit einer Stundengeschwindigkeit von 160 km. Ein gigantischer Zukunftsmarkt für Ballard. Siemens hat bereits sieben Züge im Orderbuch. Es werden wohl noch mehrere hundert.

Anglo American, der Rohstoffgigant, hat kürzlich einen 290-Tonnen-Monster-Truck in Betrieb genommen, der mit Wasserstoff betrieben wird – Ballard inside. 3.000 Liter Diesel pro Tag werden nun durch Wasserstoff ersetzt. Perspektivisch sollen 40 dieser Giganten auf Wasserstoff umgerüstet werden. Eine Steilvorlage auch für andere Unternehmen der Branche.

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Mit Partner Linamar hat Ballard auf der Nfz-Fachmesse ACT Expo in Kalifornien ein hydrogen-Class-2-Chassis für ein RAM-2500-Truck-Chassis vorgestellt. Damit wird der Lkw-Markt für die Brennstoffzelle adressiert. Währenddessen meldet Wrightbus in England 1 Mio. gefahrene km mit der Brennstoffzelle von Ballard in Bussen.

DNV hat das erste BZ-System in einem Schiff – Ballard inside – zertifiziert: FCwave. Damit zertifiziert DNV die Sicherheit der BZ-Systeme, Laufzeit, Performance – all das als Grundlage für den Einsatz im großen Maßstab in der Dekarbonisierung der Schifffahrt. FCwave wird auch im Bereich von stationären Energiesystemen immer mehr zum Einsatz kommen. Diesen Markt bewerte ich sogar als einen der größten BZ-Märkte für Ballard over time.

In Hongkong arbeiten die Kanadier an einem Venture mit der Templewater Group (gehört Wisdom Motors, dem Betreiber der größten Transitbusflotte in Hongkong mit 1.700 Bussen und 1 Million Passagieren am Tag) für die Produktion von BZ-Bussen – die Stacks kommen aus dem JV von Ballard und Weichai aus China.

Canadian Pacific plant derweil, weitere zwei Lokomotiven mit einer Brennstoffzelle ausrüsten zu lassen – Ballard inside. Dadurch sollen drei verschiedene Lok-Varianten umgerüstet und getestet werden. Aus einem solchen Pilotprojekt können dann Großaufträge werden mit dem Ziel, dass perspektivisch alle Loks mit Wasserstoff statt Diesel fahren. Es bedarf indes der begleitenden H2-Infrastruktur.

Ballard ist in 17 EU-Ländern mit BZ-Projekten befasst und in sechs US-Bundesstaaten aktiv. Ein kürzlich von der US-Regierung benanntes Förderprogramm in Höhe von 1,1 Mrd. US-$ setzt vor allem auf die Brennstoffzelle in Bussen.

Mit der süd-koreanischen Doosan-Fuel Cell arbeitet Ballard nun für den Einsatz ihrer BZ-Stacks in unterschiedlichen Anwendungen zusammen – mit Bussen fängt man an. Da sieht die Doosan-Gruppe die Vorteile der PEM-BZ von Ballard gegenüber der SOFC-BZ, die in anderen Anwendungen zum Einsatz kommt. Umfangreiche Marktanalyse wurde gemacht. Ballard wurde dabei als Partner ausgewählt. Ein Ritterschlag und Beweis für die Qualität, die Ballard liefert.

Mehr Beweis für die Qualität und das Standing von Ballard als führender PEM-BZ-Hersteller braucht es nicht – nun müssen aber Großaufträge her, um die Serienproduktion zu starten, aber das wird kommen und meines Erachtens noch in diesem Kalenderjahr seinen Anfang sehen – in der Umsetzung dann aber erst 2023ff.

Aber klar ist auch, dass es auch negative Auswirkungen im Lieferkettenbereich gibt. Zudem bedarf der Hochlauf noch manch regulatorischer Entschlackung und weiterer Förderprogramme. Aber der Weg ist klar auszumachen, auch wenn der Durchbruch via Inflection-Point noch etwas auf sich warten lässt, was die Märkte angeht, die Ballard adressiert. Dass das alles kommen wird, steht für mich außer Frage, so dass aktuell sehr stark gedrückte Aktienkurse für Neu- wie auch Zukäufe gut geeignet sind, wenn man ein Jahr oder mehr Zeit mitbringt. Nun muss der Kurs erst mal wieder auf 10 US-$ hoch und dann auf 15, 20, 25, 30 innerhalb der kommenden zwei Jahre – meine Erwartung. Es geht hier – gefühlt – nicht um das „ob“, sondern nur um das „wann“.

Risikohinweis
Jeder Anleger muss sich immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bei der Anlage in Aktien bewusst sein und auch eine sinnvolle Risikostreuung bedenken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien sind aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, d. h., es handelt sich nicht um Standardwerte, und ihre Volatilität ist auch wesentlich höher. Es handelt sich bei diesem Bericht nicht um Kaufempfehlungen – ohne Obligo. Alle Angaben beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen, was die Einschätzung angeht, ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, der seinen Fokus auf eine mittel- und langfristige Bewertung und nicht auf einen kurzfristigen Gewinn legt. Der Autor kann im Besitz der hier vorgestellten Aktien sein.

Autor: Sven Jösting, verfasst am 20. Mai 2022

Kategorien: 2022 | Allgemein

1 Kommentar

  1. Joe Schmidt

    Wow, Zitat:
    „Der Wasserstoff wird dezentral regenerativ erzeugt.“
    Leider wird nicht erwähnt, wie teuer dieser Wasserstoff in der Produktion ist.

    Auch bleibt im Beitrag unerwähnt, dass aktuelle Studien selbst bei Zügen (wo die notwendige H2-Tankinfrastruktur optimal planbar ist) die batterielektrische Variante im Kostenvorteil sehen – die Nische für mobile Wasserstoffanwendungen also eher kleiner wird.
    Ob „aktuell sehr stark gedrückte Aktienkurse für Neu- wie auch Zukäufe gut geeignet sind“ muss natürlich jeder selbst bewerten.

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