Hzwei Blogbeitrag

Beitrag von Eva Augsten

10. April 2017

Titelbild:

Bildquelle:

Brennstoffzellen – Zurück in die Nische?

AugstenDie Leitmesse der Heizungs- und Sanitärbranche, die ISH in Frankfurt, zeigte vom 14. bis 18. März, was beim Heizen von heute angesagt ist. Die Brennstoffzelle steht dabei nicht gerade im Mittelpunkt. Lediglich einer der großen Heizungsbauer sorgte mit einer Neuigkeit in Sachen Brennstoffzelle für einen Knalleffekt: Vaillant steigt aus (s. Vaillant legt Brennstoffzelle still). Pressesprecher Martin Schellhorn erklärte: „Technologisch läuft es ja gut, aber der Markt entfaltet keine Eigendynamik, Skaleneffekte sind bisher nicht absehbar.“ Vaillant werde aber die laufenden Projekte (z. B. ene.field) abschließen und alle installierten Anlagen weiterbetreuen.
Auch bei den anderen Ausstellern auf der Messe sah es in Sachen Brennstoffzelle nicht gerade nach Aufbruchsstimmung aus. Buderus und Junkers hatten lediglich zu vermelden, dass bisher eine „dreistellige Anzahl“ unter beiden Marken installiert worden ist, so schätzte Pressesprecher Bonkowski.
Mitbewerber Viessmann präsentierte sein Brennstoffzellenheizgerät Vitovalor zusammen mit dem Batteriespeicher Vitocharge. So soll das Heimkraftwerk noch etwas mehr Unabhängigkeit vom Stromnetz bieten. Wer noch eine PV-Anlage dazukauft, kann im Sommer auch dann weiter Strom produzieren, wenn die wärmegeführte Brennstoffzelle angesichts des voll durchgeheizten Tanks in den Urlaubsmodus schaltet.
Etwas anders sah es dagegen bei Elcore aus, die momentan dabei sind, sich breitere Vertriebswege zu schaffen. Dafür sind die Bayern gerade eine Partnerschaft mit dem aus der Solarbranche stammenden Heizungsunternehmen Solvis eingegangen. Die Kombination aus dem Elcore 2400 und dem SolvisMax soll über Solvis vertrieben werden. Dafür sollen einige hundert Installateure zunächst eine eintägige Schulung erhalten. Der Energiemanager SolvisMax ist ein voll integriertes Heizgerät, bestehend aus einem 750-l-Schichtenspeicher, einem Brennwertkessel für die Spitzenlast und einer Steuerung. Weil der Brenner praktisch im Speicher sitzt, geht kein Watt verloren. Das BZ-Gerät von Elcore wird als Zusatzheizung daneben aufgestellt.
Etwa eine Woche vor der ISH gab Elcore zudem bekannt, dass sich der Energiekonzern E.ON als strategischer Investor in das Unternehmen eingekauft hat, und zwar über eine Venture-Capital-Beteiligung mit einem Anteil von weniger als zehn Prozent. Philipp Ulbrich, verantwortlich für Investitionen in Start-ups bei E.ON, erklärte: „Die Brennstoffzelle ist bei Heizungserneuerungen die effizienteste Technologie, um Wärme und Strom zu gewinnen.“ Auch hier zeichnen sich erste Synergien im Vertrieb ab: Wer seine Brennstoffzelle komplett CO2-neutral betreiben möchte, kann Ökoerdgas und auch Ökostrom für die Deckung der erforderlichen Reststrommenge von E.ON beziehen. Das Gas kostet pro Kilowattstunde etwa einen Zehntel Cent mehr als das Standardprodukt, was dann in TÜV-zertifizierte Klimaschutzprojekte fließt. Weitere gemeinsame Vertriebspläne seien zurzeit aber noch spekulativ, sagte Elcore-Geschäftsführer und -Gründer Dr. Manfred Stefener.
Zudem zeigte Elcore eine eigene Kompaktheizzentrale, bei der der Fokus weniger auf der technischen Integration als vielmehr auf der Platzersparnis liegt. Das Gerät mit einem 390-l-Speicher soll in der zweiten Jahreshälfte erhältlich sein. Dass selbst das Kompaktgerät einen im Vergleich zu den meisten anderen BZ-Aggregaten großen Speicher aufweist, liegt daran, dass die Hochtemperatur-PEM-Zelle mit ihren 305 Watt elektrischer Leistung möglichst ohne Modulation durchlaufen soll. Die elektrische Leistung lässt sich dabei quasi komplett in der Grundlast eines Hauses nutzen.
HPS präsentiert Picea
Ein neues, umfassendes Konzept, um ein Haus praktisch komplett über Solarenergie und Wasserstoff mit Strom zu versorgen, kam auf der ISH von HPS Home Power Solutions, einem Ableger des insolvent gewordenen Unternehmens Heliocentris (s. Harsche Kritik an Ayad Abul-Ella von Heliocentris). Picea besteht neben einer Brennstoffzelle aus einem Batteriespeicher, einem Elektrolyseur und einem Wasserstofftank. Die eigentliche Energiequelle ist die Photovoltaikanlage, die allerdings nicht über HPS vertrieben wird. Wird der Solarstrom (10 kW für einen Vier-Personen-Haushalt) nicht sofort genutzt, wird er zunächst in der Batterie gespeichert. Ist diese voll (25 kWh), erzeugt der Elektrolyseur Wasserstoff. Der H2-Behälter außerhalb des Hauses fasst je nach Auslegung 350 bis 1.000 kWh und benötigt dafür eine Stellfläche von vier bis sieben Quadratmetern. (Weitere Details folgen im Juli-Heft 2017.)
Autorin u. Foto: Eva Augsten

1 Kommentar

  1. Arno A. Evers

    DIE Zukunft von Wasserstoff als potenziellen Energieträger
    und Brennstoffzellen als „umweltfreundliche“ Energiewandler,
    so es denn eine geben soll,
    sieht mit Sicherheit anders aus.
    Wie, könnt Ihr auf der Hannover Messe am 24. April um 16:40 erfahren.
    Mehr, auch Eintrittskarten, dazu hier: https://www.aaevers.com/hannover-fair-2017/

Einen Kommentar abschicken

preloader