Wissenswertes zum Thema Wasserstoff und Brennstoffzellen

1 Einleitung: Rettet Wasserstoff das Klima?
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Teil 2.3.2 | Die Endlichkeit fossiler Brennstoffe

In den Wirtschaftswunderjahren der Nachkriegszeit schien ein permanentes Wirtschaftswachstum fast eine Art Naturgesetz zu sein. Doch Anfang der 1970er kamen die ersten Schocks: 1972 veröffentlichte der Club of Rome seinen Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ und wies mahnend auf die Endlichkeit der fossilen Reserven hin. In den Jahren 1973 und 1979 schnellte der Ölpreis nach oben und machte allen klar: Fossile Brennstoffe sind begrenzt und machen Volkswirtschaften abhängig von den Ländern, die im Besitz dieser Ressourcen sind.

Damals, in den 1970er Jahren, erlebten die erneuerbaren Energien ihren ersten Aufschwung. Viele Sonnenkollektoren entstanden im Eigenbau. In den 1980ern entstand das erste große Windenergieprojekt „Growian“ in Deutschland. In den späten 1990ern und frühen 2000ern schien sich das Szenario vom stetig steigenden Preis für fossile Energien zu bestätigen, was als Treiber für die Erforschung und Nutzung alternativer Energien wirkte.

Der Begriff „Peak Oil“ stand hoch im Kurs: Viele Rechenmodelle zeigten auf, wann die aktuellen Ölfelder ihr Fördermaximum (Peak) erreichen würden, und bilanzierten die neu entdeckten Vorkommen, die im Vergleich zu den bisherigen immer kleiner erschienen.

2004 korrigierte der Ölkonzern Shell die Größenangabe seiner Reserven um rund 30 Prozent nach unten. Im Jahr 2007 wies die Energy Watch Group darauf hin, dass der sogenannte Mid Depletion Point (Punkt des größten Ölfördervolumens) im Jahr 2006 überschritten worden sei. Das Magazin „Brennstoffspiegel“ der deutschen Mineralölwirtschaft schrieb 2007, dass die Mitglieder der OPEC „auf Teufel komm raus schwindeln“, wenn sie nach ihren Ölreserven gefragt würden. Sie gäben diese zu hoch an. [Ottlik, 2007] Der Grund: Je höher die Reserven eines Landes, desto höher ist die Exportmenge, die ihm die Organisation der erdölexportierenden Länder (OPEC) zubilligt.

Die Internationale Energieagentur (IEA) änderte ihren Kurs mit dem World Energy Outlook 2008 und räumte ein: „Ohne umfassende Investitionen in neue Fördervorhaben könnte es schon bald zu bedenklichen Engpässen kommen.“ Angesichts der drohenden Verknappung der Ölressourcen und des gleichzeitig steigenden Bedarfs schien ein nicht endendes Steigen der Preise unausweichlich. Da konnte auch der jähe Ölpreissturz, bedingt durch die Wirtschaftskrise 2008, diese Entwicklung kaum nachhaltig dämpfen.

Dann kam es doch noch anders: In den 2010er Jahren sanken die Preise für fossile Primärenergieträger wieder. Mit Fracking wurden vor allem in den USA zusätzliche Gasressourcen erschlossen. Als 2020 noch die Corona-Pandemie hinzukam, gab es teilweise sogar negative Ölpreise. Öltanker blieben auf See, weil die Lager gefüllt waren und niemand ihre „wertlose“ Fracht annehmen wollte.

Neben dem Beobachten von Angebot und Nachfrage hat sich mittlerweile noch eine andere Betrachtungsweise für fossile Rohstoffe etabliert, vorgelegt im Jahr 2015 von den Wissenschaftlern Christophe McGlade und Paul Ekins vom University College London. Sie hatten sich den Bericht des Weltklimarates vorgenommen, der besagt, dass die Menschheit bis 2050 noch allerhöchstens 870 bis 1.240 Gigatonnen CO2 ausstoßen dürfe, um zumindest eine Chance zu haben, das in Paris vereinbarte Maximum von zwei Grad Erderwärmung bis 2100 einzuhalten. Für die Rohstoffe bedeutet das: 30 Prozent der Ölreserven, 50 Prozent der Gasreserven und sogar 80 Prozent aller Kohlereserven müssen dort bleiben, wo sie sind – im Boden. Damit ist der Klimaschutz der bei weitem stärkste Treiber für die Energiewende geworden. Eine weitere Diskussion darum, wie viele fossile Ressourcen man noch erschließen könnte, ist damit im Grunde hinfällig.

Diese Betrachtung machte auch die Begriffe der „Carbon Bubble“ (Kohlenstoffblase) und des „Divestment“ bekannt. Wenn die Rohstoffe nicht genutzt werden dürfen, verlieren sowohl sie selbst als auch die entsprechenden Unternehmen an Wert – sie sind quasi eine Investitionsblase, ähnlich wie im Zuge der Bankenkrise die überbewerteten Immobilien. Eine Reihe von öffentlichen und privaten Investoren, darunter große Versicherungsgesellschaften und Pensionsfonds, hat seither ihr Geld aus der fossilen Rohstoffwirtschaft abgezogen.

Trotzdem wird der Markt allein nicht dafür sorgen können, die Verbrennung fossiler Rohstoffe so unattraktiv zu machen, dass die Klimaziele erreicht werden können. Eine weltweite CO2-Abgabe ist daher unumgänglich. Die EU hat mit dem EHS (Emissionshandelssystem, engl. ETS: Emissions Trading System) einen Anfang gemacht. Dies zeigt langsam Wirkung. Zu hoffen ist, dass die Wirkung mit weiter steigendem CO2-Preis signifikant zunimmt.

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