Größte H2-Produktion der Schweiz

Größte H2-Produktion der Schweiz

Der Energiekonzern Axpo und das Unternehmen Rhiienergie haben die erste H2-Produktionsanlage für grünen Wasserstoff im Kanton Graubünden im Osten der Schweiz gestartet. Die Anlage mit 2,5 Megawatt Leistung produziert jährlich bis zu 350 Tonnen Wasserstoff und liegt direkt neben dem Wasserkraftwerk Reichenau in Domat/Ems. Nach Angaben von Axpo ist sie die größte Anlage dieser Art in der Schweiz.

Mit dem produzierten Wasserstoff werden jährlich bis zu 1,5 Millionen Liter Diesel eingespart. Der Wasserstoff wird direkt in der Anlage verdichtet. So kann das grüne Gas künftig an Tankstellen und Industriekunden geliefert werden. Die H2-Anlage ist direkt ans Wasserkraftwerk Reichenau angeschlossen, an dem Axpo eine Mehrheitsbeteiligung besitzt. Mit seinem Anschluss an ein Flusswasserkraftwerk ist die Anlage ein Pionierprojekt von Axpo und gleichzeitig die erste Anlage im Kanton Graubünden. Christian Capaul, CEO von Rhiienergie, beschreibt die neue Anlage als Leuchtturmprojekt.

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H2-Bank wählt sieben Projekte aus

H2-Bank wählt sieben Projekte aus

Die EU-Kommission vergibt fast 720 Mio. Euro an sieben Projekte für erneuerbaren Wasserstoff in Europa. Zusammen wollen die involvierten Akteure über einen Zeitraum von zehn Jahren 1,58 Mio. Tonnen erneuerbaren Wasserstoff produzieren und damit mehr als 10 Mio. Tonnen CO2-Emissionen vermeiden. Von den ausgewählten Projekten befinden sich fünf in Spanien und Portugal, zwei weitere in Finnland und Norwegen. Auflage: Sie müssen innerhalb von maximal fünf Jahren nach Unterzeichnung der Finanzhilfevereinbarung mit der Produktion von erneuerbarem Wasserstoff beginnen. Sie erhalten dann bis zu zehn Jahre lang eine feste Prämie. Diese Subvention soll die Preisdifferenz zwischen ihren Produktionskosten und dem Marktpreis für Wasserstoff ausgleichen. Insgesamt gab es 132 Gebote.

Aus Deutschland wurde kein Projekt ausgewählt. Deshalb vergibt die Bundesregierung nun in einem neuen Auktionsverfahren 350 Mio. Euro aus nationalen Fördermitteln für die am höchsten eingestuften Projekte hierzulande, die nicht für eine Förderung auf EU-Ebene infrage kamen, die aber dennoch Förderkriterien erfüllen. Die Auktionen werden durch die Einnahmen aus dem Emissionshandel finanziert. Wopke Hoekstra, EU-Kommissar für Klimaschutz, sieht sie als einen entscheidenden Schritt hin zu einer Erzeugung von erneuerbarem Wasserstoff in Europa. „Ich ermuntere die anderen Mitgliedstaaten, der deutschen Führung zu folgen, um die Erzeugung von erneuerbarem Wasserstoff auf nationaler Ebene über unsere europäische Auktionsplattform zu fördern“, sagte Hoekstra.

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Wasserstoff ist weiblich!

Wasserstoff ist weiblich!

Women in Green Hydrogen feiert Geburtstag

Women in Green Hydrogen wurde im November 2020 von neun Frauen aus dem Wasserstoffsektor gegründet. Mittlerweile ist das Netzwerk auf über 5.000 Mitglieder angewachsen und feiert regelmäßig Erfolge im Bereich Gender Awareness. Für das Jahr 2024 haben sich die Frauen zum Ziel gesetzt, eine eigene Geschäftsstelle aufzubauen.

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Nachdem wir uns im November 2020 – mitten in der Corona-Pandemie – zum ersten Mal auf Zoom getroffen hatten, um das Netzwerk Women in Green Hydrogen (WiGH) zu gründen, waren wir schnell von dessen Erfolg überrumpelt. In kürzester Zeit bekamen wir zahlreiche Anfragen hinsichtlich möglicher Partnerschaften und Eventkooperationen. Es gab Bedarf und eine große Offenheit dafür, sich mit den Themen Diversität, Inklusion und Geschlechtergerechtigkeit auseinanderzusetzen.

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Die Zielsetzung von WiGH ist es, Frauen, die in der Wasserstoffbranche tätig sind, zu vernetzen und zu empowern. Das Netzwerk bietet Veranstaltungen zur Weiterbildung an – sowohl zur fachlichen als auch zur methodischen –, aber eben auch zum Netzwerken und zum Erfahrungsaustausch. Ein wichtiges Element von WiGH ist die Experten-Datenbank auf der Homepage. Dort sind H2-Expertinnen aus verschiedenen Ländern und Sektoren gelistet. Mittlerweile haben sich mehr als 950 Frauen aus über 70 Ländern registriert. Vor allem unterstützt die Datenbank Veranstalter dabei, geeignete SpeakerInnen zu finden.

WiGH pflegt mittlerweile über 18 feste Partnerschaften, unter anderem mit den World Hydrogen Leaders und der Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung. Unsere Partner verpflichten sich dazu, künftige Veranstaltungen so zu planen, dass auf jedem Podium mindestens 30 Prozent Frauen vertreten sind. Dadurch ermöglichen wir es den Frauen in unserem Netzwerk, eine größere Sichtbarkeit zu erreichen, und natürlich unterstützen wir unsere Partner durch die Vermittlung passender Expertinnen.

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Gemeinsam mit den Partnern organisieren wir auf deren Konferenzen Workshops oder Vernetzungsformate. Im nächsten Jahr werden wir dies für große Konferenzen wie die Reuters Hydrogen Conference (09. bis 10.04.2024 in Amsterdam), den World Hydrogen Congress (01. bis 02.10.2024 in Kopenhagen) und die hy-fcell (08. bis 09.10.2024 in Stuttgart) anbieten. WIGH wird zudem vermehrt in Lateinamerika auftreten, zum Beispiel auf der Conferencia Latinoamericana CEGEN LAC im Februar in Mexico und dem 4th Hydrogen Congress for Latin America and the Caribbean im Juni in Santiago de Chile.

Auch unser Mentorinnen-Programm findet dieses Jahr zum dritten Mal statt – mit einer Rekordzahl von 180 Mentoren und Mentees. Insgesamt haben schon über 350 Frauen aus über 50 Ländern an dem WiGH-Mentorinnen-Programm teilgenommen. Es handelt sich dabei um ein Online-Programm, das Mitte 2021 ins Leben gerufen wurde. Wir möchten dadurch junge Fachleute in der Wasserstoffbranche in der Anfangsphase ihrer Laufbahn unterstützen und fördern. Wasserstoffexpertinnen aus der ganzen Welt helfen dabei, die beruflichen Fähigkeiten und Fertigkeiten der neuen Führungskräfte in diesem Sektor zu verbessern. Physische Treffen bei geeigneten Gelegenheiten werden als wertvolle Ergänzung der Mentor-Mentee-Beziehung betrachtet.

Vereinsgründung als Meilenstein

Im Jahr 2023 konnten wir zwei besondere Highlights feiern: Wir haben unseren ersten regionalen Hub in Lateinamerika gegründet, der aus Verónica Chorkulak (WiGH Argentina), Nicole Gutiérrez (WiGH Colombia), Nuria Hartmann (WiGH Chile) und Maria Miller (WiGH Brazil) besteht. Auch wenn das Netzwerk von Anfang an weltweit agiert, können wir mithilfe von regionalen Hubs stärker auf die spezifischen Aktivitäten vor Ort reagieren. Wir freuen uns darüber, dass wir Frauen, die in ihren Ländern das Thema Wasserstoff und Gender Awareness vorantreiben wollen, ein Dach bieten können.

Ein zweiter großer Meilenstein war die Gründung von WiGH als Verein im Oktober 2023. Bislang hatte die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit als unsere Andockstelle fungiert und uns, gerade in der Anfangsphase, unterstützt. Da unser Netzwerk kontinuierlich wächst, haben wir uns dazu entschieden, uns auszugründen: Schrittweise planen wir nun den Aufbau einer eigenen Geschäftsstelle, um unseren Impact und unsere Schlagkraft zu erhöhen.

Das Jahr 2024 steht damit für uns im Zeichen des strategischen und strukturellen Wandels. Der Vereinsstatus wird es uns ermöglichen, Fördermittel zu beantragen, Spenden zu verwalten und an Forschungsprojekten teilzunehmen. Er ermöglicht es uns auch, unsere professionelle Arbeitsstruktur zu stärken, Freiwilligen die Kosten zu erstatten, ein Büro zu mieten und Personal einzustellen. Die rechtliche Struktur einer NGO gewährleistet auch die Fortführung des demokratischen Austauschs und der Entscheidungsprozesse innerhalb des Teams. Da das deutsche Recht diese Vorteile und Strukturen zulässt, haben wir beschlossen, das Netzwerk in Deutschland zu registrieren. Unser Ziel ist es nach wie vor, Frauen weltweit zu vernetzen und das Netzwerk in alle Regionen der Welt auszuweiten.

Mit der neuen Struktur hoffen wir auch, unsere Ziele noch besser umzusetzen. Da unsere Arbeit bislang ausschließlich ehrenamtlich organisiert war, fehlte es häufig an Ressourcen, um auf politische Entscheidungsprozesse einzuwirken. Wir sehen es aber als unsere Aufgabe an, neben öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen dafür zu sorgen, dass Gender Equality im Wasserstoffsektor auch in politischen Gremien und Unternehmensvorständen gelebt wird. Zudem möchten wir stärker dazu beitragen, dass die strukturellen Gründe für Gender Inequality angegangen werden: Dazu gehören das Pipeline-Problem – der bereits geringere Anteil weiblicher Personen in MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) –, aber auch der Gender Pay Gap. Die Herausforderungen sind also zahlreich. Umso erfreulicher ist es, dass WiGH diese Aufgaben ab sofort mit größeren Ressourcen angehen wird.

Autorin: Julia Epp, Mitgründerin von Women in Green Hydrogen, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Mechatronischer H2-Druckregler

Mechatronischer H2-Druckregler

Bislang ist das italienische Unternehmen Landi Renzo vornehmlich für seine Umrüstsätze für Gasmotoren bekannt. Jetzt stößt der weltweit mehr als 1.200 Mitarbeiter beschäftigende Automobilzulieferer in den Wasserstoffsektor vor und entwickelt einen fortschrittlichen elektronischen Druckregler für mittelschwere und schwere Nutzfahrzeuge, die mit H2-Verbrennungsmotoren betrieben werden.

Um in Zukunft nicht nur Komponenten für Erdgas, Biomethan oder Flüssiggas anbieten zu können, hat sich das in Cavriago ansässige Unternehmen mit dem deutschen Konzern Bosch zusammengetan. Sein erklärtes Ziel ist, noch 2024 wasserstoffbasierte Kraftstoffsysteme mit mechatronischen Druckreglern der nächsten Generation zu produzieren und zu vermarkten. Auf diese Weise will Landi Renzo einen kohlenstoffneutralen Betrieb von Nutzfahrzeugen möglich machen und so zur zunehmenden Dekarbonisierung des Mobilitäts- und Transportsektors beitragen.

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Damiano Micelli, Leiter der Technologie-Abteilung, erklärte: „Dieser mechatronische Wasserstoffdruckregler ist ein wichtiger Meilenstein des technologischen Fortschritts, den wir dem sich schnell entwickelnden Mobilitäts- und Transportmarkt anbieten können. […] Dies ist eine hochinnovative Lösung, die in Kürze für mittlere und schwere Anwendungen verfügbar sein wird.“

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Druckregler gelten als das Herzstück von Umrüst-Kits, weil sie teils große Druckunterschiede ausgleichen und gegebenenfalls auch den Aggregatzustand des jeweiligen Kraftstoffs verändern. Laut Landi Renzo reichte bisher „ein einfacher und robuster mechanischer Regler“ aus, um diese Funktion zu erfüllen. Mechatronische Druckregler wie der EM-H sorgen darüber hinaus für eine Steuerung und Kalibrierung des Wasserstoffförderdrucks entsprechend den Anforderungen des Fahrzeugs. In zwei Stufen wird der Eingangsdruck zunächst mechanisch von hoch auf mittel und dann vollelektronisch auf den Zielwert reduziert.

Landi Renzo verfügt über 70 Jahre Erfahrung in der Automobil- bzw. Energiebranche und besitzt unter anderem ein eigenes H2-Exzellenzzentrum in Bologna mit einem gut ausgestatteten, modularen Reinraum der Klasse 8

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Brennstoffzellensysteme sorgen für Netzhärtung

Brennstoffzellensysteme sorgen für Netzhärtung

Interview mit Christian Leu und Benedikt Eska von Axiosus

Ein wichtiger, aber häufig vernachlässigter Anwendungsbereich für H2-Technologie ist die unterbrechungsfreie Stromversorgung. Damit es nicht zu Lichtflackern und erst recht nicht zu Black-outs kommt, sind sogenannte USV-Systeme unabdingbar. Im besten Fall, wenn das Netz stabil ist, kommen sie zwar nie zum Einsatz, dennoch ist ihre Anwesenheit von zentraler Bedeutung. HZwei sprach darüber mit Benedikt Eska und Christian Leu, den Geschäftsführern der Axiosus Energy GmbH, zudem ging es um das Unternehmen selbst sowie die Technologie-Plattform Clean Power Net (CPN).

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Abb.: Christian Leu

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 HZwei: Fangen wir mal mit Ihrer BZ- und Wasserstoff-Vita an. Sie sind ja beide schon sehr lange im H2-Geschäft. Seit wann und wo bzw. als was?

Leu: Alles fing an mit meinem Einstieg als Entwicklungsingenieur für Brennstoffzellentechnik beim Berliner Start-up Heliocentris im Jahr 1998. Zuletzt war ich dort verantwortlich für die Produktlinie Stationäre-Brennstoffzellen-Stromversorgungen und dabei auch involviert in die ersten kommerziellen Roll-outs für BZ-Netzersatzanlagen beim BOS-Digitalfunk in Deutschland.

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Eska: Meine erste ernsthafte Berührung mit dem Thema Brennstoffzelle war bereits vor über 25 Jahren. 2001 bin ich dann bei Proton Motor eingestiegen und war 2006 einer der Verantwortlichen für den Börsengang in London. 2009 gründete ich mein Beratungsunternehmen mit Fokus auf Brennstoffzelle und Wasserstoff.

Herr Leu, nach dieser langen Zeit bei Heliocentris waren Sie zunächst allein in Berlin aktiv. Warum dann der Zusammenschluss mit Herrn Eska?

Leu: Nach der Insolvenz der Heliocentris übernahm ich 2017 beim Ingenieur-Dienstleister ITK Engineering, einem Unternehmen der Bosch-Gruppe, eine Stelle für den Aufbau von Kompetenz und Geschäft im Bereich der Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologie. Im Laufe der Zeit entstand bei mir der Wunsch, nicht nur Entwickler zu unterstützen, sondern vor allem Anwendern zu helfen, fertige Entwicklungen nachhaltig erfolgreich in den kommerziellen Einsatz zu bringen. Da das mit dem Geschäftsmodell der ITK nicht gut vereinbar war, suchte ich nach Möglichkeiten für ein eigenes Business. In Benedikt fand ich den idealen Partner – gleichgesinnt und in den Erfahrungen und Stärken komplementär.

Herr Eska, nach dieser jahrelangen Selbständigkeit – was hat Sie dazu bewogen, ein eigenes Unternehmen mit Herrn Leu zu gründen?

Eska: Es gab im meinem Beratungsunternehmen immer mehr Anfragen, ob ich nicht auch bei der Umsetzung unterstützen kann. Aus diesem Grund war ich schon länger am Überlegen, die Rechtsform zu ändern und meine Tätigkeit auf eine breitere Basis zu stellen. Dann kam etwas der Zufall hinzu, dass ich im richtigen Moment mit Christian telefoniert habe. Nachdem wir schon bei anderen Gelegenheiten zusammengearbeitet hatten, haben wir uns intensiv ausgetauscht und die gemeinsame Basis gesehen. Zugegebenermaßen hätten wir vor Corona und der Lernkurve mit Online-Meetings in der Form wahrscheinlich vor ein paar Jahren nicht gemeinsam gegründet.

Seit wann genau arbeiten Sie jetzt zusammen?

Eska: Gegründet haben wir gemeinsam 2022, aber tatsächlich kennen wir uns schon aus dem VDMA-Arbeitskreis Brennstoffzelle beziehungsweise – für die Kenner – aus dem Vorläufer, dem AK Berta. Das müsste so 2003 oder 2004 gewesen sein.

Bevor wir jetzt zu Ihren Dienstleistungen kommen: Wofür steht Axiosus?

Leu: Die Frage bekommen wir natürlich öfters. Axiosus ist ein Kunstwort und hat unsere Tätigkeit bereits im Namen. Axiosus ist zusammengesetzt aus dem griechischen „axiópistos“ für zuverlässig und dem englischen „sustainability“ für Nachhaltigkeit. Axiosus Energy steht folglich für zuverlässige, nachhaltige Energieversorgungslösungen.

Verstehe. Was genau bieten Sie denn an?

Eska: Wir sehen uns stark an der Schnittstelle zwischen den Systemanbietern und den Anwendern. Die Anbieter wollen sich auf ihre Standardprodukte fokussieren und die Anwender suchen nach einer für sie optimalen Lösung. Wir bringen beide Seiten zusammen. Das startet bei der technischen Konzeption, der Standortplanung bis hin zur Umsetzung vor Ort mit den unterschiedlichen Gewerken. Dafür setzen wir auf unsere Partner, zum Beispiel aus der Elektro- und Tiefbaubranche. Aus Sicht des Anwenders können wir bei geeigneten Projekten auch als Generalunternehmer auftreten. Dabei sind wir herstellerneutral und technologieoffen unterwegs.

Zusammengefasst sind es zwei Säulen: Beratung und Projektentwicklung. Unsere Hardware-Projekte sind derzeit hauptsächlich im Bereich Notstromversorgung für die kritische Infrastruktur. In der Beratung sind wir auch im Bereich der Elektrolyse, Wasserstoffversorgung und strategisch-technologischen Unternehmensentwicklung unterwegs.

Können Sie uns mal bitte einen Einblick geben, wie groß dafür der Markt ist – allein hier in Deutschland?

Leu: Ohne Berücksichtigung weiterer Anwendungen aus anderen Bereichen der kritischen Infrastruktur sind im BOS-Funknetz allein 3.800 Basisstationen im Betrieb, mit Leistungsanforderungen von weniger als 5 kW. Wir gehen in dem Leistungsbereich eher von mehr als 10.000 Anwendungen mit Hochverfügbarkeitsanforderungen aus.

Sie kümmern sich ja beispielsweise um den BOS-Digitalfunk in Brandenburg. Können Sie kurz mal anhand dieses Projekts erläutern, was Sie da machen?

Eska: In Brandenburg sind wir im Unterauftrag des Brennstoffzellenherstellers Advent Technologies aus Dänemark tätig. Wir koordinieren alle notwendigen Planungen und Errichtungsarbeiten für Notstromsysteme. Zusätzlich sind wir der erste Ansprechpartner für den Betreiber bei technischen Fragen. In der nächsten Phase werden wir uns zudem um die Wartungs- und Servicearbeiten kümmern.

Es gibt da dieses tolle Wort „Netzhärtung“. Was bedeutet das?

Leu: Ziel der Netzhärtung ist es, das gesamte BOS-Funknetz für 72 Stunden abzusichern. Hierzu werden die vorhandenen Batterie-USV-Anlagen meist um stationäre Netzersatzanlagen ergänzt. Viele Bundesländer setzen dabei auf Brennstoffzellenlösungen.

Axiosus war 2022 auf einem CPN-Workshop, ist aber laut Website kein Partner von Clean Power Net (CPN). In den vergangenen Jahren war es sehr ruhig um diesen Firmenzusammenschluss. Das war mal eins der Leuchtturmvorhaben der Nationalen Organisation für Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologie (NOW). Passiert dort noch etwas?

Eska: Wir sehen CPN als wertvollen Zusammenschluss aus Herstellern und Zulieferern. Nachdem wir selbst nicht Mitglied sind, können wir zu den aktuellen CPN-Aktivitäten nichts sagen. Bei dem Workshop 2022 durften wir als Gäste über die Betriebserfahrungen aus Brandenburg berichten.

Was ist Ihr neustes Vorhaben?

Leu: Bei unserem neuesten Projekt helfen wir aktuell einem Konzern bei der Auslegung und Beschaffung von Wasserstoffspeichern mit zugehörigem Logistikkonzept. Daneben sind wir weiterhin mit dem Aufbau des Unternehmens beschäftigt. Zuerst müssen wir dieses Jahr weiter Personal an den Start bringen, um der Nachfrage gerecht zu werden. Wenn sich alle Anfragen materialisieren, werden wir zu größeren Leistungen bei den Stromversorgungen und weiteren Aufträgen als Generalunternehmer kommen.

Letzte Frage: Sind Sie eigentlich auch international aktiv?

Eska: Auch wenn wir noch nicht lange unter Axiosus Energy agieren, haben wir bereits Kunden aus EU- und Nicht-EU-Ländern. Unsere Zusammenarbeit mit der dänischen Advent Technologies A/S haben wir ja bereits erwähnt.

Herzlichen Dank für die Beantwortung der Fragen.

Interviewer: Sven Geitmann

Wasserstoff für die Zeit nach der Kohle

Wasserstoff für die Zeit nach der Kohle

Elektrolysestrom soll in Ungarn auch aus Atomkraft kommen

Bereits im Mai 2021 hat Ungarn seine nationale Wasserstoffstrategie veröffentlicht. Sie soll dem Land eine Chance für die Zeit nach der Kohle eröffnen. Während der laufenden Dekade soll zuerst grauer Wasserstoff in der Industrie verwendet werden. Erst Schritt für Schritt soll er durch Wasserstoff aus Elektrolyse ersetzt werden. Solarer Wasserstoff soll auf einstigen Tagebauflächen erzeugt werden – die erste Anlage ist in Betrieb.

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Abb. 2: Der Elektrolyseur im Energiepark Bükkábrány produziert nicht nur solaren Wasserstoff,
sondern dient auch der Forschung,
Foto: Bükkábrány Energiapark

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Das Ministerium für Innovation und Technologie, das für die Wasserstoffstrategie Ungarns verantwortlich ist, verwendet in seinem Strategiepapier durchgehend die Begriffe „kohlenstofffreier Wasserstoff“ und „kohlenstoffarmer Wasserstoff“. Der Terminus „grüner Wasserstoff“ fehlt hingegen, da in Ungarn das Kernkraftwerk Paks eine wichtige Rolle bei der Wasserstoffherstellung spielen soll. Ungarn betont wie kein anderes Land offen seinen Willen, die Kernkraft in den Mittelpunkt seiner Wasserstoffenergie zu stellen.

In der Kleinstadt Paks, gut 100 Kilometer südlich von Budapest an der Westseite der Donau gelegen, sind aktuell vier Kernreaktoren aktiv, die zusammen auf eine Leistung von 2 GW kommen. Aktuell werden an diesem Standort von dem russischen Unternehmen Rosatom zwei weitere Reaktoren gebaut. Es wird mit der Fertigstellung im Jahr 2032 gerechnet. Ihre Leistung soll 2,4 GW betragen. Das ungarische Ministerium für Innovation und Technologie sieht vor, dass die Kernkraftwerke in Paks große Mengen an kohlenstofffreiem und günstigem Strom für den Aufbau der Wasserstoffwertschöpfungskette bereitstellen.

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Rund um Paks hat sich auch die Ammoniak- und Raffinerieindustrie angesiedelt. Das spricht dafür, dass in einer Wasserstoffwirtschaft Synergien zwischen den Sektoren Strom und Mobilität entstehen könnten. Eisen- und Stahlwerke gibt es in Dunaújváros am östlichen Donauufer, außerdem Zementwerke in der Region Transdanubien westlich der Donau. Hier könnte die Dekarbonisierung ebenfalls mit der Einführung der Wasserstoffwirtschaft erfolgen.

Nordwesten: Wasserstoff statt Kohle

Ein anderer regionaler Schwerpunkt für die Wasserstoffwirtschaft soll der Nordwesten des Landes werden. Dort soll die Dekarbonisierung des alten Kohlekraftwerks Mátra im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Die Bergwerke und das Braunkohlekraftwerk werden bis 2025 in Betrieb bleiben, danach sollen nur diejenigen Unternehmen ihre Tätigkeit fortsetzen, die im Maschinenbau, im Tiefbau und in der Biomasseproduktion tätig sind.

Der Wasserstoff soll einen fairen Übergang des Kraftwerks Mátra in eine emissionsfreie Zukunft gewährleisten. Die sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen durch den Ausstieg aus der Kohleverbrennung, die sich auf das Leben Tausender Menschen auswirken werden, sollen möglichst verantwortungsvoll und schonend ablaufen.

Anders als in Transdanubien weisen die ersten Pilotprojekte darauf hin, dass grüner Wasserstoff, der mit Solarstrom hergestellt wird, hier gute Chancen hat. Photovoltaikanlagen finden auf den ehemaligen Tagebauflächen ihre neuen Standorte.

Zu solchen Pilotprojekten gehört zum Beispiel der Energiepark Bükkábrány. Das Projekt wird von der Universität Szeged begleitet und teilweise aus EU-Innovationsmitteln finanziert. Bereits seit 2019 wird in Bükkábrány Solarstrom im Megawatt-Maßstab produziert. Bis Ende 2023 (Stand nach Redaktionsschluss) sollen die ersten 100 MW Photovoltaik-Leistung komplett sein. Weitere 40 MW sind für 2024 bis 2025 vorgesehen. Ein Elektrolyseur mit einer Leistung von 1 MW erzeugt dort hochreinen Wasserstoff.

Obwohl das Projekt als erste Elektrolyseanlage im kommerziellen Maßstab gilt, betont der Betreiber auf der Webseite den Pilotcharakter des Projektes: Der Elektrolyseur soll die Produktionsspitzen der benachbarten 22-MW-Solaranlage nutzen, die sich auf einem einstigen Braunkohletagebau befindet. Die Universität Szeged habe hierfür die Steuerungstechnik entwickelt und Interesse bekundet, einen Teil des grünen Wasserstoffs aus Bükkábrány abzunehmen.

Nationale Wasserstoffstrategie für Ungarn (auf Englisch):

https://cdn.kormany.hu/uploads/document/a/a2/a2b/a2b2b7ed5179b17694659b8f050ba9648e75a0bf.pdf

Autorin: Aleksandra Fedorska

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